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Veröffentlicht am 02.02.2024

Mittelalter meets KI

Die Burg
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Der Millionär Nevio hat die alte Burg Greiffenau in einen Escape Room umgebaut, der mittels KI gesteuert wird. Die Spieler können das Setting und die Herausforderungen selbst bestimmen und definieren, ...

Der Millionär Nevio hat die alte Burg Greiffenau in einen Escape Room umgebaut, der mittels KI gesteuert wird. Die Spieler können das Setting und die Herausforderungen selbst bestimmen und definieren, aus welcher Welt oder Geschichte sie entkommen wollen und wie schwer die einzelnen Rätsel sein sollen. Zur Generalprobe vor der Eröffnung seiner Erlebniswelt hat Nevio fünf Spielerinnen und Spieler eingeladen, die das Abenteuer testen sollen, ihm Feedback geben und für seinen Escape Room in den Sozialen Netzwerken Werbung machen sollen. Schnell ist aber klar, dass der Test nicht so reibungslos abläuft wie geplant und die Spieler sehen sich plötzlich realen Gefahren ausgesetzt.

Die Aufmachung des Buches ist äußerst gelungen. Ich finde das Layout des Covers sehr passend und mir gefällt besonders der Lageplan auf der Innenseite des Buchdeckels. Hier sind die Anordnung der Keller und der Aufbau der Burg zu sehen. So etwas hilft mir immer sehr, mich noch besser räumlich zurechtzufinden und so der Handlung zu folgen.

Ursula Poznanski ist eine Meisterin ihre Handwerks. Sie versteht es, Spannung aufzubauen und ihre LeserInnen zu fesseln. Ihr Schreibstil ist routiniert und flüssig. Ich hätte mir jedoch etwas rundere und ausgearbeitete Charaktere gewünscht und etwas weniger Mittelalter-Klischee, dafür mehr kreative Interpretation des mittelalterlichen Settings. Aber vermutlich ist dies genau realistisch für eine aus dem Ruder gelaufene künstliche Intelligenz!? Zudem hat die zweite Hälfte des Buches leider einige Längen.
Doch das ist alles Jammern auf hohem Niveau, denn ich hatte trotzdem sehr viel Spaß beim Lesen und kann den Thriller guten Gewissens empfehlen.

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Veröffentlicht am 22.09.2024

Spannendes Abenteuer, aber weniger Sams-Chaos und keine Wunschpunkte

Das Sams 12. Das Mini-Sams ist weg
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Das Kinderbuch „Das Sams. Das Mini-Sams ist weg“ (Oetinger-Verlag, September 2024) ist bereits der 12. Band aus dem Sams-Universum. Dieses Mal steht aber nicht das bekannte Taschenbier-Sams im Mittelpunkt, ...

Das Kinderbuch „Das Sams. Das Mini-Sams ist weg“ (Oetinger-Verlag, September 2024) ist bereits der 12. Band aus dem Sams-Universum. Dieses Mal steht aber nicht das bekannte Taschenbier-Sams im Mittelpunkt, obwohl es natürlich auch vorkommt, sondern der Mini-Sams.
In der Sams-Welt gibt es eine hohe Mauer, über die keiner klettern kann und so weiß kein Sams, was auf der anderen Seite ist. Doch an einer Stelle gibt es einen sehr schmalen Spalt, durch den sich nur das Mini-Sams zwängen kann. Neugierig schlüpft es hindurch und verschwindet auf der anderen Seite. So beginnt das Abenteuer des Mini-Sams. Aber natürlich dürfen in der Geschichte alte Bekannte, wie Herr Taschenbier und sein Sams im Taucheranzug, Frau Rotkohl und Herr Mon nicht fehlen. Auch der Drache Ralfer, den der Mon sich mal gewünscht hat, kommt wieder zu Besuch und hat Ratissimo aus China als Gefährten an seiner Seite.
Der neueste Sams-Band ist äußerst kreativ und spannend geschrieben. Der Lesespaß ist groß, und selbst Leser, die die ersten elf Bände nicht kennen, finden durch das einführende Vorwort problemlos in die Geschichte. Hier erfährt man alles, was man wissen muss, um der Geschichte zu folgen.
Mir hat die Sams-Welt gut gefallen und auch der Blick auf die andere Seite der Mauer war sehr spannend. Ich finde großartig, dass Paul Maar gesellschaftskritische Aspekte in kindgerechte Form packt. Als Kind hat mir an den Sams-Büchern aber immer besonders gefallen, dass das Sams die Menschenwelt und insbesondere den Alltag von Herrn Taschenbier gehörig auf den Kopf gestellt hat. Auch die Idee, sich mit Hilfe der Wunschpunkte alles wünschen zu können, war für mich immer fantastisch und hat die Bücher so einmalig gemacht. Diese Aspekte haben mir hier ein wenig gefehlt. Zudem erscheint mir die Geschichte insgesamt viel kürzer als frühere Bücher.
Die Illustrationen stammen, ebenso wie der Text, von Paul Maar. Völlig zu Recht wurde Paul Maar immer wieder mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und erhielt unter anderem den Deutschen Jugendliteraturpreis für sein Gesamtwerk, den Deutsch Buchpreis und in diesem Jahr den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg. Mir gefällt sehr, dass man auf den ersten Blick erkennt, dass es sich um ein Sams-Buch handelt, denn Paul Maar ist dem ursprünglichen und einmaligen Layout treu geblieben.

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Veröffentlicht am 11.06.2024

Die Vergangenheit reicht bis in die Gegenwart

Wenn sie lügt
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Der Thriller „Wenn sie Lügt“ von Linus Geschke ist am 31. Mai 2024 im Piper Verlag erschienen und hat 416 Seiten.
Nach beinahe 20 Jahren kehrt Goran in das abgelegene Dorf Waldesroda zurück, in dem er ...

Der Thriller „Wenn sie Lügt“ von Linus Geschke ist am 31. Mai 2024 im Piper Verlag erschienen und hat 416 Seiten.
Nach beinahe 20 Jahren kehrt Goran in das abgelegene Dorf Waldesroda zurück, in dem er aufgewachsen ist. Als Jugendliche waren Goran und seine Freunde eine eingeschworene Clique, wobei Goran und Norah beste Freunde waren. Die Freundschaft der beiden wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt, als sich Norah in den vier Jahre älteren David verliebte und eine Beziehung mit ihm einging. Diese Beziehung hielt jedoch nicht lange, und kurz nach der Trennung ermordete David ein junges Paar. Bei seiner Flucht kam er ums Leben. Norah wurde im Dorf nur noch die „Freundin des Killers“ genannt. Die Clique zerstreute sich in alle Richtungen und auch Norah verließ damals das Dorf. Erst vor wenigen Jahren kehrte sie zurück.
Nun, 20 Jahre später, erhält Norah anonyme Briefe, die zunehmend bedrohlicher werden und den Eindruck erwecken, als wären sie von David verfasst. Goran und Norah sind gezwungen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, die sie beide längst hinter sich glaubten.
Das Layout des Buches hat mir sehr gut gefallen. Das Cover, das einen dunklen Wald zeigt, durch den Lichtstrahlen hindurchscheinen, passt hervorragend zur Geschichte und bezieht sich auf den Tatort. Die blaue Farbe des Covers setzt sich im Buchschnitt fort, was einen stimmigen Gesamteindruck vermittelt. Zudem möchte ich die Haptik des Buches hervorheben: Das dicke Papier hinterlässt einen wertigen Eindruck und erleichtert das Umblättern.
„Wenn sie Lügt“ ist ein sehr solider Thriller mit einem flüssigen und spannenden Schreibstil. Obwohl ich recht früh erahnen konnte, in welche Richtung sich der Plot entwickelt, bot das Buch dennoch kurzweilige und spannende Unterhaltung. Über kleinere Ungenauigkeiten im Plot kann ich gut hinwegsehen, da sie den Lesespaß nicht wesentlich beeinträchtigten. Insgesamt hatte ich großen Spaß beim Lesen.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Virale Heldin und die Schattenseite des Ruhms

The April Story – Ein wirklich erstaunliches Ding
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„The April Story. Ein wirklich erstaunliches Ding“ von Hank Green, erschienen bei dtv, lässt mich ein wenig ratlos und unschlüssig zurück. Während mir der Schreibstil von Hank Green sehr gefällt und ich ...

„The April Story. Ein wirklich erstaunliches Ding“ von Hank Green, erschienen bei dtv, lässt mich ein wenig ratlos und unschlüssig zurück. Während mir der Schreibstil von Hank Green sehr gefällt und ich den Plot für äußerst einzigartig und zeitgemäß halte, finden sich durchaus Längen im Roman, und das Ende lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück.
Der Plot:
April May, eine junge Produktdesignerin, stolpert eines Nachts auf dem Heimweg in der 23rd Street in New York über eine seltsame Skulptur, „ein über drei Meter großer Transformer in Samurai-Rüstung“, der mitten auf dem Bürgersteig steht. Ohne zu ahnen wie dies ihr Leben verändern würde, dreht sie mit ihrem ehemaligen Kommilitonen Andy Skampt ein Video und laden es auf Youtube hoch. Sprichwörtlich über Nacht geht das Video viral, April avanciert zum Star und wird zum Dauergast in Talkshows, denn die Roboter-Skulptur ist nicht nur in New York wie aus dem Nichts aufgetaucht, sondern in insgesamt 64 Großstädten weltweit. Schnell steht die These im Raum, dass es sich bei den Carls (wie die Skulpturen genannt werden) um Außerirdische oder eine Botschaft von Außerirdischen handeln könnte. April muss sich mit den Folgen ihrer plötzlichen Berühmtheit befassen, die nicht nur positiv sind. Sie muss sich mit Verschwörungstheoretikern und Hatern, Isolation und der Sucht nach Likes und Clicks auseinandersetzen.
Das Layout:
Ich empfinde die Gestaltung des Covers als absolut passend: eine junge Frau, die sich das Display eines Smartphones vor das Gesicht hält vor der erleuchteten Kulisse des nächtlichen New York. Im Fließtext sind einzelne Passagen, die beispielsweise Posts in Social Media oder Emails widergeben, von normalen Text visuell abgehoben. Auch das finde ich überaus passend.
Der Stil:
Hank Green hat einen sehr flüssigen, unkonventionell doch spannenden Schreibstil. Die Worte, die er den handelnden Personen in den Mund legt, sind modern, jung und passen sehr gut auf unseren Zeitgeist. Hank Green versteht es Spannungsbögen zu spannen und dabei dennoch äußerst kreativ und skurril zu bleiben und das ganze mit einer Prise Humor zu versehen.
Meine Einschätzung:
Was mich gleichsam faszinierte und störte, war die Entwicklung, die April May im Verlauf der Geschichte durchlaufen hat. War sie zunächst eine junge Frau, die durchaus als typisch für ihre Generation zu bezeichnen ist, so wird sie immer oberflächlicher und sehr auf ihre Außenwirkung bedacht. Dies wirft die Frage auf, ob man so, wenn man über Nacht unfassbar berühmt wird. Das Buch kann auf der einen Seite alles, was ein gute Roman für mich können soll: Ich kann ihn nicht mehr aus der Hand legen. Ich werde emotional involviert und denk darüber nach, wenn ich nicht darin lese. Auf der anderen Seite gab es auch immer wieder Längen und es fiel mir schwer April May zu greifen. Alles in allem empfehle ich das Buch zu lesen, denn „The April Story“ ist ein einzigartiges Leseerlebnis für jeden, der nach einer originellen und zeitgemäßen Geschichte sucht.
Meine Bewertung: 4/5 Sternen

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Veröffentlicht am 28.12.2024

Don’t judge a book by its cover

Mordscoach
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Lilli Pabst ist das Pseudonym einer Berliner Psychologin. Unter diesem Namen hat sie ihren ersten Kriminalroman „Mordscoach“ im November 2024 bei Ullstein veröffentlicht. Das Cover erinnerte mich sofort ...

Lilli Pabst ist das Pseudonym einer Berliner Psychologin. Unter diesem Namen hat sie ihren ersten Kriminalroman „Mordscoach“ im November 2024 bei Ullstein veröffentlicht. Das Cover erinnerte mich sofort an die „Achtsam Morden“-Reihe von Karsten Dusse, was meine Erwartungen an den Inhalt in eine andere Richtung lenkte. Wieder einmal wurde mir klar, dass man ein Buch nicht nach seinem Cover bewerten sollte.

Zum Inhalt: Eines Tages sitzt der Psychologin Sophie Stach in ihrer Praxis eine neue Patientin gegenüber. Das Erstgespräch verläuft zunächst unspektakulär, doch beim Verabschieden enthüllt die Frau, dass sie die Geliebte von Sophies Mann ist. Halb im Affekt, halb durch einen Unfall, tötet Sophie die junge Frau und lässt die Leiche verschwinden.

Sophie vertuscht ihre Tat und übernimmt keine Verantwortung dafür. Stattdessen schildert sie ihre Eifersucht und die Umstände, die zu ihrer Handlung führten. Im Verlauf des Buches wurde mir die Protagonistin jedoch immer unsympathischer. Zwar erklärt sie ihre Taten aus psychologischer Sicht – was zu ihrer beruflichen Rolle passt – doch auch das Wissen über die psychologischen Hintergründe lässt die Tat nicht ungeschehen.

Das plötzliche Ende des Romans, das ohne wirkliche Auflösung auskommt, gefällt mir nicht. Es wirkt, als würde hier bereits ein zweiter Teil vorbereitet werden, was ich als unbefriedigend empfinde.

Wegen der Covergestaltung habe ich das Buch gedanklich immer wieder mit den Kriminalromanen von Karsten Dusse verglichen. Leider hält „Mordscoach“ diesem Vergleich nicht stand.

Der Schreibstil von Lilli Pabst ist flüssig und angenehm zu lesen. Dennoch gibt es Schwächen im Lektorat: Gelegentlich wurden die Namen der handelnden Personen vertauscht oder – wie im Klappentext – komplett verändert, was den Lesefluss stört.

Fazit: „Mordscoach“ hat interessante Ansätze, bleibt jedoch hinter den Erwartungen zurück. Wer ein Buch à la „Achtsam Morden“ erwartet, könnte enttäuscht sein. Der Kriminalroman biete zwar Unterhaltung, leidet aber unter unsympathischen Figuren und einem unbefriedigenden Ende. Daher 3,5 Sterne.

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