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Veröffentlicht am 06.03.2023

Sehr berührend

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Obwohl ich das Buch schon im März gelesen habe, komme ich erst jetzt dazu, die Rezension zu schreiben. Einerseits war in letzter Zeit einfach viel los, andererseits fiel es mir unglaublich schwer, die ...

Obwohl ich das Buch schon im März gelesen habe, komme ich erst jetzt dazu, die Rezension zu schreiben. Einerseits war in letzter Zeit einfach viel los, andererseits fiel es mir unglaublich schwer, die richtigen Worte für dieses besondere Buch zu finden. Nachdem der Hype im amerikanischen Raum so groß war, war „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ ein must read – das ich um Urlaub verschlungen haben.

Hauptfigur des Romans und namensgebender Charakter ist die 79-jährige Evelyn Hugo. Die ehemalige Filmlegende möchte ihre Memoiren veröffentlichen, um ihre Fans an ihrer Lebensgeschichte teilhaben zu lassen. Bei den Verhandlungen mit dem Verlag, äußert sie einen außergewöhnlichen Wunsch: Sie möchte, dass Monique das Interview mit ihr durchführt. Deren Chefin ist davon gar nicht begeistert, denn schließlich gibt es bessere für diesen Anlass. Aber Evelyn beharrt auf ihrem Willen und stellt dies zur Bedingung. Monique selbst kann gar nicht glauben, warum gerade ihr diese Ehre zu teil wird. Doch Evelyn weiß genau was sie tut und so beginnt sie, die Geschichte ihres Lebens zu erzählen. Nach und nach nimmt diese Erzählung immer mehr Einfluss auf Moniques eigenes Leben, besonders als Evelyn zum Ende ihrer Ausführungen kommt.

Zu Beginn des Buches lernen wir Monique und ihr Arbeitsumfeld in der Redaktion kennen. Der Einstieg war recht seicht und doch interessant. Schnell wird klar, wie die Uhren in dieser Welt ticken – und wir erleben Moniques Verwunderung, als sie von Evelyns Wunsch erfährt. Für mich war spannend, warum Evelyn sich ausgerechnet für Monique entschieden hat und auf dieser Forderung beharrte. Die Erzählung erfolgt jeweils aus der Ich-Perspektive der beiden Frauen, sodass ich mich gut in sie hineinversetzen konnte. Schnell zeigen sich die jeweiligen Eigenarten und markante Charakterzüge. Beide waren für mich auf ihre Weise liebenswert und sehr authentisch – ich hatte richtige Bilder im Kopf, so als würde ich sie im Film vor mir sehen. Das Buch ist in sieben Abschnitte unterteilt – ein Abschnitt je Ehemann. Diese klare Strukturierung und der flüssige Schreibstil waren toll zu lesen. Trotz der dargestellten Zeitspanne von 60 Jahren blieb die Handlung somit nicht oberflächlich, wurde aber auch nicht langatmig.

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Für einen Roman kam sehr schnell eine ziemliche Spannung auf. Evelyn genießt ein hohes Ansehen für ihr Lebenswerk und hat in den letzten Jahrzehnten keinerlei Interviews gegeben – das war ein besonderer Ausgangspunkt. In Kontrast dazu die stinknormale Monique mit ihren ganz alltäglichen Problemen. So unterschiedlich wie die beiden sind, so gut wurde ich unterhalten. Die Geschichte um Evelyns Leben steht deutlich im Fokus – trotzdem wird am Ende klar, warum gerade Monique das Interview führen sollte. Beide waren mir am Ende sehr ans Herz gewachsen und ich habe erst dann realisiert, wie sehr ich mich in Evelyns Lebensgeschichte verloren habe, während ich Stunde für Stunde weiter las. Wie der Titel vermuten lässt, stehen besonders Evelyns sieben Ehen zur Debatte, ebenso wie die Frage nach der wahren Liebe. Hier konnte ich beim Lesen immer und immer wieder von ihren Weisheiten und Erfahrungen profitieren und habe mir einige schöne Aussagen markiert. Man merkt schnell, dass Evelyn es im Leben nicht leicht hatte und sich immer durchkämpfen musste – gerade das macht es so einfach, sie zu mögen.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für diesen aufwühlenden, berührenden Roman – ein klares Lesehighlight für mich!

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Veröffentlicht am 14.10.2022

Ein wahnsinnig guter Auftakt

Die Duftakademie (1). Die Entdeckung der Talente
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Fantasy und Abenteuerromane sind eigentlich nicht mein Genre, aber bei besonders vielversprechenden Büchern mache ich gerne eine Ausnahme. Zum Beispiel eben bei dem ersten Teil der neuen Duftakademie-Reihe ...

Fantasy und Abenteuerromane sind eigentlich nicht mein Genre, aber bei besonders vielversprechenden Büchern mache ich gerne eine Ausnahme. Zum Beispiel eben bei dem ersten Teil der neuen Duftakademie-Reihe von Anna Ruhe. Bei dem ersten Blick aufs Buch dachte ich erst, es ist ein neuer Teil der Duftapotheke – aber tatsächlich beginnt eine neue Reihe. Es handelt sich aber um einen „Ableger“ der Duftapotheke, was bedeutet, dass manches übernommen wurde. Trotzdem ist die neue Reihe alleinstehend lesbar.

Wie der Titel vermuten lässt, stehen magische Düfte wieder im Zentrum der Handlung – das Setting ist die namensgebende Duftakademie. Der Hauptcharakter ist die dreizehnjährige Ella. Gleich zu Beginn des Buches erfahren wir, dass sie seit Jahren darauf hofft, ein Teil der neu gegründeten Akademie werden zu können, um ganz zu den Sentifleurs zu gehören. Ihre Mutter hat zuerst Bedenken, stimmt dem „Schulbesuch“ ihrer Tochter aber schließlich zu. So beginnt Ellas Abenteuer im ersten Schuljahr, bei dem wir sie begleiten. Im Unterricht kann sie nun ihre Erfahrungen mit den magischen Düften vertiefen. Obwohl sie zu den Erfahreneren gehört, wird sie immer wieder von Zweifeln geplagt und ist unsicher. Vieles läuft nicht, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ihre Fähigkeiten werden anders eingestuft als gedacht, sie fühlt sich manchmal ziemlich alleingelassen und ist überwältigt von all ihren Erlebnissen.

Ab der ersten Seite wird das Setting unglaublich detailliert und anschaulich beschrieben. Die schwarz-weißen Abbildungen unterstützen das außerdem. So konnte ich mir die Welt der Sentifleur und die Akademie sehr gut vorstellen und mich ganz auf die Handlung einlassen. Auch zu Ella habe ich schnell Zugang gefunden, obwohl es sich um ein Jugendbuch handelt. Ihre Ängste und Unsicherheiten in der neuen Situation wurden sehr authentisch dargestellt. Anna Ruhe hat ganz reale Gefühle und Themen eingebracht, was mir sehr gut gefallen hat. Ich denke, für junge Leser ist das ein toller Weg, um sich mit eigenen Gefühlen besser auseinandersetzen zu können. Wenn selbst Ella zweifelt und unsicher ist, dürfen wir Leser das auch. Hat mir sehr gut gefallen.

Ella meistert die Herausforderungen an der Akademie gut und findet Anschluss. In Ben und Polly hat sie zuverlässige Freunde gefunden, die ihr wirklich gut tun. Anders sieht es mit Raphael aus, den sie bereits seit Jahren kennt. Gerade Raphaels komisches Verhalten hat bei mir viele Fragen aufgeworfen und somit viel Spannung erzeugt. Ich konnte es kaum erwarten, das Rätsel um ihn gemeinsam mit Ella, Ben und Polly zu lösen. Das Ende hat mich dann regelrecht sprachlos gemacht und die Frage aufgeworfen, warum ich nicht selbst auf manches gekommen bin. Genau so soll ein Buch für mich enden!

Anna Ruhes Schreibstil ist durchgehend angenehm und flüssig zu lesen – meiner Meinung nach für Jugendliche ebenso wie für Erwachsene. Die Welt ist absolut spannend konstruiert und total anschaulich beschrieben – ich fühlte mich richtig abgeholt und in eine andere Welt versetzt. Die Bilder untermauern das Geschehen gut und runden die Handlung ab. Stellenweise ging es für mich etwas zu langsam voran, aber Langeweile ist nicht entstanden, weil mich das Setting und die Charaktere so gut unterhalten haben.

Mich hat der erste Teil der Duftakademie also vollkommen überzeugt. Ich wurde sehr gut unterhalten und habe es genossen, Ella auf ihrem Abenteuer zu begleiten und in eine ganz andere Welt abzutauchen. Von mir gibt es also eine klare Leseempfehlung – Band 2 steht auch schon auf meiner Merkliste.

– Meine Bewertung: 4,5 von 5 Sternen –

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Veröffentlicht am 05.10.2022

Tolle Sommerlektüre

Kein Sommer ohne dich
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Mit „Kein Sommer ohne dich“ erscheint am 01.07.2022 die deutsche Übersetzung von Emily Henrys Bestseller „People we meet on vacation“. Ich habe das Buch schon vor einiger Zeit in der US-Version gelesen, ...

Mit „Kein Sommer ohne dich“ erscheint am 01.07.2022 die deutsche Übersetzung von Emily Henrys Bestseller „People we meet on vacation“. Ich habe das Buch schon vor einiger Zeit in der US-Version gelesen, weil mich der Hype auf Instagram angesteckt hat und ich nicht auf die deutsche Übersetzung warten wollte. Ich habe das Buch nun also nochmal gelesen, weil ich gespannt auf die Übersetzung war und erneut Lust auf die Geschichte hatte.

Das deutsche Cover zeigt zwei Menschen am Strand, der Mann liest, während die Frau wohl ein Nickerchen macht. Beide wirken absolut entspannt. Ihre Bilder erscheinen in einer Sonnenbrille, die am Strand liegt – im Hintergrund sind das Meer, Palmen und der blaue Himmel zu erkennen. Die Covergestaltung gefällt mir sehr gut, weil sie auf den ersten Blick Urlaubsstimmung verströmt und toll zur Handlung und dem Setting passt. Nur die Sonnenbrille habe ich erst bei sehr genauer Betrachtung erkannt. Vorher fragte ich mich, wie bzw. in welcher Art von Stühlen die beiden liegen und warum sie so winzig sind. Das Cover unterscheidet sich farblich sehr von der US-Version (siehe unten), greift aber das gleiche Motiv auf. Ich finde beide Varianten sehr gelungen – im Regal sind sie echte Hingucker.

Im Prolog ( vor fünf Sommern) lernen wir Poppy kennen, die offensichtlich gerade im Urlaub ist und darüber sinniert, dass man im Urlaub ein ganz anderer Mensch sein kann, als zu Hause. Schließlich trifft sie auf einen Mann, der zuerst ein Fremder zu sein scheint. Doch nach einem kurzen Spaß wird klar, dass Alex und Poppy beste Freunde sind.

Im Laufe der weiteren Kapitel erfahren wir, das Poppy und Alex sich aus dem Studium kennen. Sie waren sich erstmal nicht sympathisch und hatten keinen Kontakt, bis sie eine Fahrgemeinschaft bildeten. Bei diesem Zusammentreffen lernten sie sich besser kennen, und legten die gegenseitigen Vorbehalte ab. Schließlich entwickelt sich zwischen ihnen eine Freundschaft, die immer mehr an Tiefe und Stabilität gewinnt. Über die Jahre hinweg verreisen die beiden jährlich gemeinsam in den Sommerurlaub. Doch ihre Urlaube verlaufen nicht immer harmonisch – je mehr Zeit vergeht, desto mehr scheint etwas zwischen den beiden zu stehen, was ihre Freundschaft belastet. Vor zwei Jahren kam es schließlich zu einem Bruch, sodass die Freundschaft beendet ist. Bis Poppy sich bei Alex meldet und die beiden beschließen, einen letzten gemeinsamen Urlaub zu verbringen.

Die Kapitel sind mit Überschriften versehen, die darauf verweisen, in welchem Sommer wir uns befinden. So lässt sich die Handlung einfach in den zeitlichen Kontext einordnen – bei mir kam keine Verwirrung auf, ganz im Gegenteil. Die Zeitsprünge waren für mich ein gelungenes Mittel, um Rückblicke einzubauen, durch die die Beziehung zwischen Poppy und Alex für uns verständlich wird. So bekommen wir auch von Alex ein authentisches, mehrdimensionales Bild, obwohl die Geschichte aus Poppys Sicht erzählt wird. Emily Henrys Schreibstil ist humorvoll und leichtgängig, trotzdem gibt es immer wieder emotionale, ernste Gedankengänge und Anmerkungen. Dadurch ist die Geschichte nicht „nur“ eine lockere, leichte Sommerlektüre, sondern wirklich ergreifend, berührend und tiefgründig. Beide Protagonisten bekommen genug Platz in der Handlung, um authentisch zu sein. Poppy und Alex waren mir von Anfang an sympathisch und das neckische Geplapper war immer wieder ein Highlight. Die Dialoge sind oft von Sticheleien und Flirts geprägt, die für mich sehr unterhaltsam waren und für einige Lacher gesorgt haben. Trotzdem kommt es immer wieder zu Missverständnissen, die teils dadurch verursacht werden, dass beide sich nicht trauen, offen über ihre Empfindungen zu sprechen. Diese Darstellung wirkt für mich authentisch und ich konnte mich sehr gut hineinversetzen, da die Situationen so aus dem echten Leben gegriffen sind. Ich habe bei Liebesromanen oft das Gefühl, dass Charaktere unreif sind, sich durch albernes Hin- und Her- selbst im Weg stehen oder die Situation unnötig verkompliziert wird. Hier war das ganz anders, nichts wirkte aufgesetzt oder konstruiert. Ich habe sehr mit Poppy und Alex gefiebert, bei all den verpassten Gelegenheiten – in der Hoffnung, dass sie noch den richtigen Weg finden.

„Kein Sommer ohne dich“ war für mich also auch in der deutschen Übersetzung nochmal ein richtiger Lesegenuss. Von Anfang bis Ende verströmt das Buch ein absolutes Beachfeeling, das einfach nur Lust auf Urlaub macht. In der US-Version haben mir einige Stellen besser gefallen, die deutsche Übersetzung wirkte dagegen manchmal etwas holperig und weniger flüssig – das brachte der deutschen Übersetzung einen halben Stern Abzug. Wer keinen Vergleich hat, wird das aber kaum merken. Insgesamt ist Emily Henry hier ein absolutes Highlight gelungen, das ich sehr gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 05.10.2022

Sehr solide

1979 - Jägerin und Gejagte
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Als ich letztens in der Bücherei war, hörte ich ein Gespräch, in dem die Mitarbeiterin von Val McDermids Krimis schwärmte. Dabei erwähnte sie, dass gerade der erste Teil einer neuen Reihe erschienen ist. ...

Als ich letztens in der Bücherei war, hörte ich ein Gespräch, in dem die Mitarbeiterin von Val McDermids Krimis schwärmte. Dabei erwähnte sie, dass gerade der erste Teil einer neuen Reihe erschienen ist. Da blieb mir natürlich nichts anderes übrig, als zu schauen, welches Buch sie meint. Meine Recherche ergab das Buch „1979 – Jägerin und Gejagte“ – der Klappentext klang unglaublich spannend, da hatte die Dame nicht zu viel versprochen. Mir wurde das Buch netterweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Wie der Titel vermuten lässt, spielt die Handlung im Jahr 1979. In Schottland wütet ein kalter Winter. Unsere Hauptfigur, die Journalistin Allie Burns, steckt in ihrer Karriere als Journalistin fest. Weil sie eine Frau ist, traut man ihr hauptsächlich „Frauenthemen“ zu, wie Klatsch und Tratsch. Doch Allie sieht ihre Chance zum beruflichen Aufstieg, als es immer mehr besorgniserregende Meldungen zu verfassen gibt. Bald schreibt sie über Todesfälle, Streiks und das raue Wetter – Themen, die die Bevölkerung in Angst versetzen. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Danny gelingt es Allie, die aktuelle Lage zu ihrem beruflichen Vorteil zu nutzen. Sie ist fest entschlossen, den Geschichten auf den Grund zu gehen und Hintergründe zu recherchieren, um ihren Kollegen zu zeigen, was sie kann. Bald kommt es zu einem schrecklichen Ereignis, das ihre Pläne zu zerstören droht, doch Allie beißt sich weiter fest und nutzt ihre Ermittlungen, um Gerechtigkeit zu schaffen.

Journalisten- bzw. Detektivkrimis sind nicht mein übliches Genre, aber um es direkt zu sagen: Ich bin froh, dass ich auf die Empfehlung gehört habe. Schon allein das Setting im Jahr 1979 hat mir unglaublich gut gefallen. Ich habe die Zeit selbst nicht miterlebt, finde es aber immer wieder spannend, wie das Arbeitsleben damals war. Allie Burns Arbeitsleben veranschaulicht die damaligen Rollenbilder und hat mir immer wieder bewusst gemacht, wie gut ich es dagegen habe.

Der Kriminalfall stand bei mir erstmal nicht im Vordergrund und als ich die Thematik erkannte, war ich abgeschreckt. Entgegen meiner Befürchtung war der Fall aber toll ausgestaltet und keineswegs langweilig oder ausufernd. Die Recherchen bringen immer wieder neue Erkenntnisse zu Tage, es kommt aber auch immer wieder zu unerwarteten Wendungen – dadurch war das Lesen konstant spannend. In Verbindung mit dem Setting im schottischen Winter war das für mich eine fesselnde Lektüre. Nebenbei wurden zahlreiche politische Themen aufgegriffen, die mich nicht weniger interessiert haben (z.B. Homosexualität, Sexismus, Rollenverteilungen). Dadurch entstand für mich ein rundes Bild von der damaligen Zeit und Allies Umfeld.

Den Schreibstil würde ich als anschaulich beschreiben, ohne dass es zu viele Ausschweife gibt. Die Autorin kommt schnell zur Sache und hält sich nicht an Nebensächlichkeiten auf, trotzdem bekommen alle Aspekte ausreichend Platz in der Geschichte. Für mich war das sehr angenehm und ich kam zügig voran, ohne etwas auszulassen. „1979 – Jägerin und Gejagte“ ist somit ein wahrer Glücksgriff, den ich gerne weiterempfehle. Der zweite Teil „1989“ erscheint im Juli 2023 und ich freue mich jetzt schon darauf.

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Veröffentlicht am 28.12.2024

Solider Reihenauftakt

Kohle, Stahl und Mord: Das 13. Opfer
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34 Jahre nach dem unfassbaren Grubenunglück in der Essener Zeche werden die sterblichen Überreste der zwölf vermissten Kumpel endlich gefunden. Doch die Ermittlungen von Hauptkommissarin Elin Akay nehmen ...

34 Jahre nach dem unfassbaren Grubenunglück in der Essener Zeche werden die sterblichen Überreste der zwölf vermissten Kumpel endlich gefunden. Doch die Ermittlungen von Hauptkommissarin Elin Akay nehmen eine schockierende Wendung: Ein 13. Toter, mit einer tödlichen Kugel im Schädel, rückt den Fund in ein noch traurigeres Licht.

An Elin Akays Seite steht ihre Freundin Jana Fäller, eine forensische Psychiaterin mit ganz besonderen Verbindungen zur Bergmannswelt. Janas Vater war selbst Bergmann und überlebte das Unglück damals knapp. Durch ihre tiefe Verbundenheit genießt sie das Vertrauen der sonst so abgeschotteten Kumpel und ihrer Familien.

Jana, deren Figur mit ihrer Expertise und persönlichen Geschichte so glaubwürdig gezeichnet ist, wird in diesem Auftaktband zur neuen Reihe zum Herzstück der Ermittlungen. Elin Akay bleibt für meinen Geschmack daneben etwas zurück.

Der Autor Martin Conrath entführt uns mit seinem bildhaften Schreibstil in die düstere Welt des Bergbaus. Die harte Arbeit unter Tage, der Zusammenhalt der Kumpel – all das wird so lebendig und authentisch beschrieben, dass man förmlich die Kohle unter den Nägeln spürt. Ich konnte mir nach und nach ein gutes Bild der Sohle 6 machen und fand die anschaulichen Beschreibungen sehr gelungen – gerade dieses außergewöhnliche Setting macht das Buch zu etwas ganz Besonderem.

Die wechselnden Perspektiven und Rückblenden in den Herbst 1988, als sich das Unglück ereignete, geben dem Roman Tiefe und Spannung. Wir lernen die Bergleute mit all ihren Facetten kennen, ihre Hoffnungen, Ängste und komplexen Beziehungen. Auch die Nebenfiguren, wie der selbstverliebte Lokalpolitiker und der übereifrige Staatsanwalt, tragen zur lebendigen Atmosphäre bei. Für mich waren die Rückblicke in den Bergbaualltag oft noch etwas spannender als die Gegenwart. Der Aufbau und die Wechsel haben mir aber gut gefallen und die Handlung sehr unterhaltsam und gut lesbar gemacht.

Conrath legt geschickt falsche Fährten, so dass die Auflösung mich völlig überrascht hat. Ich habe das Ende so absolut nicht kommen sehen, trotzdem war es aus meiner Sicht glaubhaft und befriedigend.

Für mich war das Buch insgesamt ein gut gelungener Auftakt einer neuen Reihe, der Krimi-Fans begeistern wird. Die Mischung aus packender Ermittlungsarbeit, authentischen Charakteren und einem fesselnden historischen Hintergrund macht diesen Roman zu einem Leseerlebnis der besonderen Art.

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