Profilbild von Hyperventilea

Hyperventilea

Lesejury Star
offline

Hyperventilea ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Hyperventilea über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2024

Spannende, geheime Orte der Welt ansprechend und interessant für Kinder präsentiert

Die geheimsten Orte der Welt
0

Die Welt hat viele mysteriöse, magische, sagenumwobene, aufregende, faszinierende und gefährliche Orte zu bieten. Neunzehn davon werden in „Die geheimsten Orte der Welt“ vorgestellt. Da geht es z.B. um ...

Die Welt hat viele mysteriöse, magische, sagenumwobene, aufregende, faszinierende und gefährliche Orte zu bieten. Neunzehn davon werden in „Die geheimsten Orte der Welt“ vorgestellt. Da geht es z.B. um den entlegensten Ort der Welt, die Bouvetinsel, das Flugzeug des Präsidenten, die Air Force One, das Schlafzimmer der Queen oder das verschollene Bernsteinzimmer.

Jedem einzeln Ort sind zwei Doppelseiten gewidmet. Auf der ersten Doppelseite ist jeweils der Ort recht groß mit seinen Besonderheiten als Bild dargestellt, zudem ist dabei immer ein Mädchen auf bzw. mit einem fliegenden Teppich zu sehen. In einem kurzen, im Bild integrierten Text wird zusammengefasst, was den Ort ausmacht. Die Bilder sind detailliert und dezent farbenfroh gezeichnet, sehen lebendig, aber gleichzeitig auch „gemäldeartig“ und „künstlerisch“ aus.
Auch die folgenden Doppelseiten sind illustriert. Hier finden sich einzelne Motive, die zum vorgestellten Ort gehören. Es werden in kurzen Texten verschiedene Aspekte des Ortes näher erläutert. Die Texte sind durchgehend recht knapp gehalten und klar und für Kinder gut verständlich formuliert. Das Bilderbuch wirkt recht hochwertig, ist etwas größer als DIN A 4. Es richtet sich an Kinder ab acht Jahren.

Die Welt ist geheimnisvoller, als Du denkst. Das beweist dieses Buch sehr eindrücklich und anschaulich. Einige der hier präsentierten Orte kannte ich auch nicht und fand es sehr interessant, sie und ihre Besonderheiten kennenzulernen. Und auch über bereits bekannte Orte gab es einiges Neues zu erfahren. Dass beispielsweise der Buckingham Palace über 775 Zimmern hat, davon unter anderem 78 Bäder, hat mich sehr beeindruckt und ist für mich kaum vorstellbar.
Von gruselig, verlassen, hochgefährlich, düster, legendär, prunkvoll bis gänzlich unbekannt ist hier einiges an ungewöhnlichen Orten aufgelistet. Insgesamt eine wirklich gelungene Auswahl an spektakulären Plätzen.
Das Buch gibt nur einen kurzen, recht überschaubaren Einblick in die einzelnen Themen. So werden Kinder von der Informationsmenge nicht überfordert und können anderweitig weiter recherchieren, wenn sie mehr wissen möchten. Die Illustrationen geben die Atmosphäre der Orte treffend wieder und regen die Phantasie der jungen Leser an. Welche weiteren Orte kann man wohl sonst noch entdecken? Vielleicht gibt es ja sogar in der näheren Umgebung solche Plätze?
Die Gestaltung des Buchs finde ich ansprechend, lediglich das Mädchen, das mit dem fliegenden Teppich alle Orte besucht, wirkt auf mich etwas starr und maskenhaft. Unterm Strich ein unterhaltsames, phantasievoll gestaltetes Kindersachbuch, das spannendes, faszinierendes Wissen vermittelt und neugierig macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.12.2024

Drei unterschiedliche Schwestern in politisch bewegten Zeiten - interessante Geschichtslektion

Die Mitford Schwestern
0

„Warum verstehen die anderen nicht, dass die Welt am Abgrund steht, dass eine Umkehr nötig ist, dass die Gesellschaft, wie sie sie kennen, stark dezimiert wird, wenn diese Verwandlung stattfindet? Unity ...

„Warum verstehen die anderen nicht, dass die Welt am Abgrund steht, dass eine Umkehr nötig ist, dass die Gesellschaft, wie sie sie kennen, stark dezimiert wird, wenn diese Verwandlung stattfindet? Unity ist fest entschlossen, mittendrin dabei zu sein bei dieser Transformation, sie voranzutreiben, statt sich von ihr treiben zu lassen.“

Die einflussreichen Mitford-Schwestern genießen im England der Dreißigerjahre viel Bewunderung und spielen in der Gesellschaft eine wichtige Rolle. Als Diana Mitford ihren Ehemann für eine skandalträchtige Beziehung mit dem Faschisten Oswald Mosley verlässt, erregt das Aufsehen und stellt ihre Familie vor vollendete Tatsachen. Und es kommt noch dicker: Dianas jüngere Schwester verschreibt sich ebenfalls mit Haut und Haar dem Faschismus. Sie reist nach Deutschland und macht dort Hitlers Bekanntschaft, den sie sehr bewundert. Dianas und Unitys Schwester die Schriftstellerin Nancy, macht sich große Sorgen um ihre Schwestern. Die Deutschlandbesuche wecken ihr Misstrauen. Nancy stellt Nachforschungen an und muss feststellen, dass ihre schlimmsten Befürchtungen begründet sind. Wie soll sie darauf reagieren?

Die Geschichte wird aus der Perspektive der drei Mitford -Schwestern Nancy, Diana und Unity im Präsens geschildert. Nancys Textabschnitte werden in der ersten Person in der Ich-Form erzählt, Dianas und Unitys hingegen in der dritten Person. Der Roman liest sich gut verständlich und abwechslungsreich.

Während Diana durch ihre besondere Attraktivität und Schönheit hervorsticht, beeindruckt Schriftstellerin Nancy durch ihre scharfsinnigen Texte. Ihre jüngere Schwester Unity ist sehr leidenschaftlich. Sie ist mit Haut und Haar der Ideologie des Faschismus verfallen, sieht in diesem den einzig wahren Weg. Zwar lernt man die Sichtweisen der Schwestern beim Lesen kennen, einige ihrer Beweggründe bleiben aber auch unverständlich und vage. Richtig emotional nah kommt man den Figuren im Laufe der Handlung nicht.

Das spektakuläre Leben der extravaganten, schillernden und unbequemen Mitford-Schwestern bietet zweifelsohne sehr viel spannenden Stoff. Autorin Marie Benedict hat daraus einen interessanten Roman entwickelt. Ich persönlich kannte die Schwestern vorher nicht, finde aber, dass ihre Geschichte es absolut wert ist, erzählt zu werden. Den Roman habe ich daher gerne gelesen, hätte mir aber an manchen Stellen noch eine etwas tiefgründigere, emotionalere Darstellung gewünscht. Manche Hintergründe werden nur unklar geschildert. So wird meiner Meinung nach letztlich nicht ganz deutlich, was für Unity und Diana die sehr verstörende Faszination des Faschismus wirklich ausmacht. Auch irritierte mich die ziemlich unreflektierte Haltung der Eltern, die doch sehr naiv und hölzern wirken. Dennoch eine lesenswerte, unterhaltsame Geschichtslektion mit reizvollen Hauptfiguren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.11.2024

Drei Freunde in bewegten Zeiten - kurzweilige, interessante Geschichtslektion in Romanform

Herrliche Zeiten - Die Himmelsstürmer
0

„Ist es nicht wunderbar“, fragte sie stattdessen, „wenn die Menschen, statt sich gegenseitig nach dem Leben zu trachten, zu einem solchen Völkerfest zusammenkommen? Um all der Wunderwerke zu feiern, die ...

„Ist es nicht wunderbar“, fragte sie stattdessen, „wenn die Menschen, statt sich gegenseitig nach dem Leben zu trachten, zu einem solchen Völkerfest zusammenkommen? Um all der Wunderwerke zu feiern, die der Fortschritt hervorgebracht hat? Ich glaube, wir wissen gar nicht, in was für herrlichen Zeiten wir leben.“

1871 treffen in einem Karlsbader Hotel die britische Unternehmertochter Vicky Paxton, der deutsche Ingenieur Paul Biermann und der französische Koch Auguste Escoffier aufeinander.
Allen dreien stehen aufregende, herausfordernde Zeiten bevor. Sie ahnen dabei noch nicht, dass ihre Schicksale auf eine besondere Weise für immer miteinander verbunden sein werden.

Abwechselnd wird aus der Perspektive der Hauptfiguren in der dritten Person Vergangenheit erzählt. Auch der Schauplatz ändert sich regelmäßig. Die Kapitel sind recht kurz gehalten, sie enden oft mit einem kleinen Cliffhanger. Der Schreibstil ist klar, schnörkellos und gut verständlich.

Alle drei Protagonisten haben große Träume und Visionen. Victoria, Vicky stammt aus einer einflussreichen Familie. Ihr Großvater entwarf und plante einst für die Weltausstellung in London den berühmten Kristallpalast. Nun hat ihre Familie das nächste monumentale Projekt im Blick: eine Tunnelverbindung Englands mit dem Festland. Vicky träumt von Freiheit, sie möchte das Leben in vollen Zügen genießen, auskosten und spüren, ihm einen Sinn geben.
Auch Paul Biermann hofft als Ingenieur, ambitionierte Projekte verwirklichen zu können und arbeitet später am Bau der Berliner Prachtstraße Kurfürstendamm mit.
Für den französische Koch Auguste ist Kochen Kunst. Er verfolgt das ehrgeizige Ziel, als Koch Berühmtheit zu erlangen.
Drei sehr interessante Hauptfiguren werden - wie für den Autor typisch- eher nüchtern und wenig emotional dargestellt. Anhand ihrer persönlichen Schicksale wird Geschichte erzählt.

Ob sich Vicky, Paul und Auguste ihre Träume erfüllen können? Peter Prange schreibt von bewegten Zeiten und bewegten Leben. Vermeintliche langweilige, historische Ereignisse bekommen durch das Buch eine besondere Bedeutung, ein persönliches Gesicht. Sie werden lebendig, weil sie die Romanfiguren direkt beeinflussen. Durch die unterschiedlichen Nationalitäten und gesellschaftlichen Situationen der Figuren nimmt man beim Lesen verschiedene Perspektiven ein, bekommt einen ganzheitlichen Blick auf historische Entwicklungen. Es wird anschaulich und eindrücklich gezeigt, dass verschiedene Ereignisse ganz unterschiedlich wahrgenommen werden, auf unterschiedliche Menschen ganz unterschiedliche Auswirkungen haben. „Herrliche Zeiten- Die Himmelsstürmer“ nimmt immer wieder Bezug auf Peter Pranges früheren Roman „Miss Emily Paxton“, der von Vickys Familie, hauptsächlich ihrer Mutter erzählt.
Für mich ist Himmelsstürmer eine lebendige, sehr unterhaltsame, mitreißende Geschichtslektion. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.11.2024

Komisch und märchenhaft zugleich - eine Wohlfühlgeschichte in besonderem Umfeld

Pi mal Daumen
0

Er, ein sechzehnjähriges, adliges, hochtalentiertes Wunderkind mit nerdigen Sheldon-Cooper- Zügen. Sie, eine 52-jährige Mutter und Großmutter, die ihre große Familie managen muss, drei Jobs hat und es ...

Er, ein sechzehnjähriges, adliges, hochtalentiertes Wunderkind mit nerdigen Sheldon-Cooper- Zügen. Sie, eine 52-jährige Mutter und Großmutter, die ihre große Familie managen muss, drei Jobs hat und es trotzdem einfach versuchen will. Beide studieren Mathematik und lernen sich in einer Vorlesung kennen. Obwohl sie auf den ersten Blick so gar nichts gemein haben und in völlig unterschiedlichen Dimensionen unterwegs sind, werden sie zu Lernpartnern. Und schließlich zu noch viel mehr….

Alina Bronsky schreibt klar, flüssig und lebendig mit viel Humor. Immer wieder beweist sie dabei einen besonderen Sinn für Situationskomik.

Die Geschichte besticht durch die Unterschiedlichkeit ihrer Figuren. Moni ist laut, spontan, warmherzig, fällt auf, nimmt das Leben, wie es kommt und bringt Farbe in den Hörsaal.
Sie ist im Gegensatz zu Oscar sehr lebenstüchtig. Dass sie Mathematik studiert, hat einen besonderen Grund….
Für den hochbegabten, aber völlig weltfremden Oscar muss alles ganz genau nach seinen Vorstellungen ablaufen. Er reagiert alles andere als flexibel. Schön zu lesen, wie sich die beiden ziemlich überzeichneten, extremen Charaktere gegenseitig bereichern und unterstützen.

Alina Bronsky erzählt herrlich unterhaltsam und glasklar. Dabei gelingt es ihr, viele Details und hintergründige Schwingungen glaubhaft und präzise abzubilden. Wie der Unialltag geschildert wird, wirkt auf mich beispielsweise sehr authentisch und hat mich an meine eigene Studienzeit erinnert. Zum Lachen haben mich einige der sehr anschaulich beschriebenen, skurrilen Situationen gebracht. Ganz bewusst werden in der Geschichte natürlich so manche Klischees verarbeitet. Was sich auf der zwischenmenschlichen Ebene zwischen den Hauptfiguren abspielt, hat etwas Märchenhaftes. Der warmherzige, liebenswerte Roman ist für mich ein kleines Seelentröster-Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.09.2024

Zwei Frauen zur Stunde Null - packender historischer (Liebes)-Roman zum Mitfiebern

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
0

Nach dem Krieg wird der Kurort Bad Oyenhausen zum Hauptquartier der britischen Besatzungsarmee. Anne, deren Familie ein Hotel gehörte, das jetzt vom Militär besetzt ist, verliert fast ihren gesamten Besitz. ...

Nach dem Krieg wird der Kurort Bad Oyenhausen zum Hauptquartier der britischen Besatzungsarmee. Anne, deren Familie ein Hotel gehörte, das jetzt vom Militär besetzt ist, verliert fast ihren gesamten Besitz. Sie lebt mit ihrer Familie nun in einer Barracke außerhalb der Sperrzone. Doch die junge Frau will die Hoffnung nicht aufgeben und träumt davon, eines Tages das Hotel zurückzubekommen. Weil sie sich schwer mit ihrer persönlichen Situation und den allgemeinen, kaum erträglichen Zuständen abfinden kann, gerät sie immer wieder mit dem britischen Colonel Michael Hunter aneinander. Doch ist der wirklich so hart und unnachgiebig, wie Anne glaubt? Annes ehemalige Freundin Rosalie hingegen arrangiert sich mit ihrer Situation und fasst den Plan, beim britischen Militär einen Ehemann zu finden. Wird sich ihr Wunsch erfüllen?


Theresia Graw erzählt abwechselnd aus Annes und Rosalies Perspektive in der dritten Person. Es wird anfangs geschildert, was die beiden unabhängig voneinander erleben. Später werden ihre Geschichten zusammengeführt. Der Schreibstil liest sich angenehm unkompliziert und erleichtert das Hineinfinden in die Handlung.


Anne steht nach dem Krieg mit nichts da, ihr bisheriges Leben als Hotelierstochter ist vorbei, jeden Tag muss sie nun ums Überleben kämpfen. Das fällt ihr natürlich schwer, zumal sie jetzt erst erfährt, welche grausamen Verbrechen das Naziregime zu verantworten hat. Es dauert etwas, bis sie in der Realität ankommt. Mit ihrer Freundin Rosalie hat sich Anne entzweit, seit sie diese als Mitarbeiterin im Hotel entlassen musste. Rosalie stammt aus ärmlichen, einfachen Verhältnissen, für sie ist der Absturz nach dem Kriegsende nicht ganz so groß. Sie kostet es weniger Mühe, sich anzupassen. Dass Anne und Rosalie so unterschiedlich sind und individuell auf die neuen Umstände reagieren, wird nachvollziehbar und realistisch beschrieben. Die britischen Besatzer und Rosalies Freund Helmut, bei dem diese wohnt, gestalten die Personenkonstellation zusätzlich interessant und spannend.


Sehr eindrücklich schildert die Autorin, was die Stunde Null für Deutsche wie Rosalie und Anne wirklich bedeutete. Dabei geht es weniger um konkrete Entscheidungen und Entwicklungen, sondern um die allgemeine gesellschaftliche Situation und Stimmung. Auch das ambivalente und komplizierte Verhältnis zu den britischen Besatzern stellt Theresia Graw anschaulich und nachvollziehbar dar. Der Roman gibt einem Kapitel der Nachkriegsgeschichte ein persönliches Gesicht, lässt seine Leser an zwei individuellen Schicksalen teilhaben. Ich habe „Don’t Kiss Tommy“ sehr gerne gelesen, habe mit den beiden Protagonistinnen gefiebert und gefühlt.
Ein leichter, unterhaltsamer, packend geschriebener Schmöker für alle, die gerne Liebesromane lesen und sich für deutsche Geschichte interessieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere