Leider wurde ich nicht überzeugt
Die blaue StundeMit "Die blaue Stunde" versucht sich Paula Hawkins nach "Girl on the Train" erneut an einen Psycho-Thriller, der vielversprechend klingt, jedoch mit einigen Schwachstellen den Gesamteindruck trübt.
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Mit "Die blaue Stunde" versucht sich Paula Hawkins nach "Girl on the Train" erneut an einen Psycho-Thriller, der vielversprechend klingt, jedoch mit einigen Schwachstellen den Gesamteindruck trübt.
Die Handlung, die sich um einen mysteriösen Erbschaftsstreit und einen gefundenen menschlichen Knochen in einem Kunstwerk dreht, klingt zunächst spannend und originell. Hawkins kombiniert gekonnt verschiedene Erzählformate wie Tagebucheinträge, Briefe und Zeitungsartikel, um die Geschichte vielschichtig zu gestalten.
Die Atmosphäre ist einer der stärksten Aspekte des Romans. Die einsame Insel Eris wird mit so viel Detailreichtum beschrieben, dass man die Kargheit und die latent bedrohliche Stimmung förmlich spürt. Hawkins zeigt ihre Fähigkeit, Umgebungen und emotionale Spannungen meisterhaft zu verweben.
Die Charaktere sind meiner Meinung nach das größte Manko der Geschichte. Der einzige Charakter der in der Geschichte punkten konnte ist die verstorbene Künstlerin Vanessa Chapman, die durch ihre Tagebucheinträge an Tiefe und Authentizität gewonnen hat. Alle anderen Protagonisten wirkten sehr fad, sodass ich keine emotionale Bindung aufbauen konnte.
Das Ende ist teils vorhersehbar, überrascht aber durch die Dimension seiner Auflösung. Es wirkt jedoch etwas überladen, als habe Hawkins zu viele Themen und Wendungen in den letzten Kapiteln unterbringen wollen. Die Balance zwischen Überraschungseffekt und Glaubwürdigkeit ist hier nicht immer gewahrt.
Insgesamt ist "Die blaue Stunde" ein solider Thriller mit bemerkenswerten Momenten, der jedoch hinter den Erwartungen zurückbleibt, die "Girl on the Train" gesetzt hat.