"Man kann Hass nicht wegblockieren"
Was wir nicht kommen sahenDer Roman "Was wir nicht kommen sahen" von Katharina Seck hatte mich aufgrund des Themas sehr stark angesprochen. Ein (leider) sehr aktuelles und wichtiges Thema, mit dem man sich unbedingt befassen sollte, ...
Der Roman "Was wir nicht kommen sahen" von Katharina Seck hatte mich aufgrund des Themas sehr stark angesprochen. Ein (leider) sehr aktuelles und wichtiges Thema, mit dem man sich unbedingt befassen sollte, besonders wenn man Kinder hat, aber auch grundsätzlich als Teil dieser Gesellschaft.
Leider hat mir das Buch dann aber nicht ganz so gut gefallen, wie ich gehofft hatte.
Die unterschiedlichen Erzählstränge und Perspektiven sind eigentlich keine schlechte Idee, aber die Umsetzung hat mir nicht gefallen. Ich bin den Personen leider nicht wirklich nahe gekommen (in Ansätzen vielleicht Ibrar, alle anderen blieben mir zu abstrakt und fern).
Es gibt Bücher, die behandeln wichtige Themen, so ist das auch hier. Wobei es für meinen Geschmack schon wieder zu viele heftige Themen (Selbstmordgedanken, Suizid, Mobbing (online und offline), Doxxing, Stalking, sexualisierte Belästigung, Bodyshaming, Catfishing, Misogynie, Beleidigung, Bedrohung, Alkohol-/Drogenmissbrauch, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, etc.) waren, die hier in ein EINZIGES Buch gepackt wurden. Das ist überfrachtet und meiner Meinung nach zuviel des Guten. Manchmal wäre weniger eben doch mehr.
Und es gibt Bücher, die behandeln wichtige Themen UND berühren einem dabei auch wirklich, gehen einem nahe, die Personen wachsen einem ans Herz und man lebt noch lange in diesen Bücher weiter. - Das war hier leider NICHT der Fall für mich.
Dennoch, wie gesagt ein sehr wichtiges Thema mit dem man sich unbedingt befassen sollte.
„Aber heimlich verlangte es uns danach. Auch sie. Auch Ada. Sie sehnte sich danach, als wäre es ein Grundbedürfnis, das man nicht abstreifen konnte. Nach mehr Bestätigung. Mehr Likes. Mehr Klicks. Mehr Follower. Wie Junkies, nur, dass diese Droge nicht verpönt war, nicht verächtlich gemacht wurde, dass man sich nicht schämen musste, oder bloß heimlich. Wie bei Alkohol, nur schadete der dem Körper. Den Schaden konnte man sehen. Den anderen nicht. Was Social Media der Seele antat, war unsichtbar.
Alle Menschen wollten gesehen werden, wollten ihre verkümmerten Herzen mit einer glatten Glasu aus anonymer Anerkennung umhüllen und damit eigentlich einen anderen Schmerz aushöhlen. Wollten ihre Gesichter mit einem Filter weichzeichnen, der Kanten und Pickel verschwinden ließ. Ein virtuelles Abziehbild ihrer selbst, der harte Kontrast zu dem Spiegelbild, der ihren Kummer nicht mit einem Fingerwischen wegbügeln konnte. Wollten anderen zeigen, was sie konnten, worin sie gut waren, dass sie mehr hatten.“
"So funktionierte die Verbreitung gefährlicher Inhalte auf Social Media: Man organisierte und verknüpfte sich, und dann schlug man gemeinsam zu. Sie beherrschten das Game - rechte Parteien, Querdenker, russische Trollprofile im Cyberwar. Sie alle beherrschren es. Und alle wussten davon, sogar die Leute in der Politik und in den Behörden und in den Medien, aber niemand unternahm etwas dagegen. Niemand zeigte dieser dunklen Seite des Netzes Grenzen auf."