Profilbild von Ritja

Ritja

Lesejury Star
offline

Ritja ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Ritja über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2018

Tolles Hörbuch

84, Charing Cross Road
0

Bei der großen Inhaltsangabe fasse ich mich mit meiner Meinung eher kurz. Ich hatte das Hörbuch second hand erworben, weil es mal wieder um Bücher ging und ich muss (für mich) sagen, es hat sich gelohnt.

Das ...

Bei der großen Inhaltsangabe fasse ich mich mit meiner Meinung eher kurz. Ich hatte das Hörbuch second hand erworben, weil es mal wieder um Bücher ging und ich muss (für mich) sagen, es hat sich gelohnt.

Das Hörbuch war einfach nur schön und herzlich und unterhaltsam. Ich konnte mich sehr gut in die Zeit zurückversetzen und auch die Aufgeregtheit und die Vorfreude von Helene Hanff nachvollziehen. Das Fiebern nach dem nächsten Buch und das bange Hoffen, dass es ihr Lieblingsbuchhändler Frank Doel organisieren kann. Man muss sich immer wieder beim Zuhören vor Augen halten, dass in dieser Zeit (1949-1969) noch kein Internet, kein Onlinebuchhandel, keine Email gab, um schnell an das gewünschte Buch zu kommen. Es wurden Briefe mit den Wünschen geschrieben und und teilweise mit dem Geld verschickt und dann Wochen gewartet, um es später wie eine Trophäe in der Hand zu halten.

Man spürte richtig die Freude über das erworbene Buch. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit tut so eine Geschichte fast schon gut. Mich hat Helene Hanff mit ihrer Geschichte, ihrem Briefwechsel und der immer größer werdenden Freundschaft gut unterhalten und (man mag es kaum glauben) auch etwas entschleunigt.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Wundervolles Buch

Ein großer Garten
0

Dieses wundervolle Buch habe ich zum ersten Mal auf der Buchmesse in Leipzig gesehen und es hatte mich direkt angesprochen. Es hat ein ungewöhnliches und nicht ganz so handliches Format, aber dies sollte ...

Dieses wundervolle Buch habe ich zum ersten Mal auf der Buchmesse in Leipzig gesehen und es hatte mich direkt angesprochen. Es hat ein ungewöhnliches und nicht ganz so handliches Format, aber dies sollte nicht abschrecken.

Die Illustrationen, die in diesem Buch sind, sind einfach nur schön, spannend und interessant. Wer die Wimmelbücher für Kinder kennt und mag, wird hier als Erwachsener seine Freude haben. Ich denke für ganze kleine Kinder ist es eher nicht so gut geeignet, aber für Kinder, die den Garten schon etwas kennen und für Erwachsene ist das Buch interessant.

Wie der Titel es schon sagt, dreht es sich hier um den Garten. Jeder Monat wird einzeln betrachtet. Man sollte zuerst auf der linken Seite den Text lesen und sich dann auf die tolle Illustration stürzen. Es gibt so viel auf einer einzelnen Seite zu entdecken, dass man nicht merkt, wie die Zeit vergeht.

Für mich das perfekte Buch zum Abschalten und Herunterkommen. Das Gehirn hat keine Zeit noch an die Arbeit oder den Haushalt zu denken, denn man muss das Mäuschen oder die Katze auf dem Bild suchen und entdeckt dabei viele andere kleine liebevoll gezeichnete Szenen, Figuren und Pflanzen.

Ich nehme mir das Buch gern immer wieder zur Hand und entdecke dabei stets etwas Neues. Eine Figur, die man bis dahin übersehen hat, eine Pflanze oder ein Tier, die sich erst nach dem zweiten oder dritten Mal zeigen.

Mich hat dieses Buch mit seinen Illustrationen, den vielen Farben, Formen und kleinen verschiedenen Szenen einfangen.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Hörvergnügen

Wenn’s weiter nichts ist
0

Kate Reddy war mir von Beginn an sympathisch. Sie steht im Leben, sie hat einen fantastischen ironischen Humor und sie ist so realistisch, dass man mit Freude ihr zuhört.

Zugegeben, ich musste mir anfangs ...

Kate Reddy war mir von Beginn an sympathisch. Sie steht im Leben, sie hat einen fantastischen ironischen Humor und sie ist so realistisch, dass man mit Freude ihr zuhört.

Zugegeben, ich musste mir anfangs die Carrie aus Sex and the city aus dem Kopf klopfen, aber danach war es einfach nur ein rundum gutes Hörbuch. Und es hatte nichts mit dieser Serie und schon gar nichts mit der Carrie gemein - außer eben dieser Stimme, denn Irina von Bentheim hat auch Sarah Jessica Parker synchronisiert.

Kate Reddy hat zwei pubertierende Kinder, einen gesundheitsfanatischen und sportabhängigen Mann, eine Mutter, die sie immer wieder an den Rand treibt und Schwiegereltern, die langsam alt werden und eine verpasste Karriere.
Sie ist fast 50 und sieht sich vor dem Problem zu alt zu sein. Zu alt für scheinbar alles. Doch sie sieht es nicht ein und sie kämpft mit allen Mitteln und sie ist schonungslos ehrlich.

Ja, sie ist in den Wechseljahren mit all ihren Nebenwirkungen. Ist sie deshalb nicht mehr begehrenswert? Ja, sie wird 50, aber ist sie deshalb langsamer im Kopf als jüngere Menschen? Was ist mit ihrer bisherigen beruflichen Erfahrung? Was ist mit ihrer Lebenserfahrung? Zählen diese im Arbeitskarussell nichts mehr? In der Finanzbranche werden die Krallen ausgefahren und die alten Kollegen auf das Abstellgleis geschoben. Sie muss kämpfen, um wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen und greift dafür durchaus in die Trickkiste.

Während sie kämpft, nimmt sich ihr Mann zurück und geht den Weg der Achtsamkeit und möchte noch einmal neu durchstarten. Nun könnte man meinen er steckt in einer Lebenskrise, aber nicht doch, er sieht es anders (natürlich). Dafür wird das Geld knapp, die Sorgen größer und dann passiert es. Ein Mann taucht auf und wirbelt das Leben der Kate Reddy noch mehr durcheinander.

Ich habe mit ihr gelacht, den Kopf geschüttelt und fassungslos geschaut und bei jeder Niederlage wollte man ihr den Arm umlegen und ihr Mut zu sprechen. Doch sie schafft es und bis dahin zeigt sie die ganz alltäglichen Dinge, den normalen Familienwahnsinn und den Zynismus der Gesellschaft gegenüber dem Älterwerden.

Veröffentlicht am 22.09.2021

Großes Hörkino

Todesschmerz
0

Arrrggghhhh....was für ein Ende. Nein, das halte ich nicht aus. Immer, wenn man denkt, jetzt weiß man, wie es ausgeht oder weitergehen wird, schlägt Andreas Gruber noch mal einen Haken. Fantastisch. Ich ...

Arrrggghhhh....was für ein Ende. Nein, das halte ich nicht aus. Immer, wenn man denkt, jetzt weiß man, wie es ausgeht oder weitergehen wird, schlägt Andreas Gruber noch mal einen Haken. Fantastisch. Ich feiere auch Achim Buch für seine fantastische Art das Hörbuch zu lesen.

Ich bin ein Fan dieser Hörbuch-Reihe, ein großer Fan von dem Sprecher Achim Buch und ein ganz großer Fan von Maarten S. Sneijder. Der alte, knurrige und zynische Profiler zeigt aber diesmal seine andere Seite. Eine Seite, die man in den fünf Fällen zuvor gelegentlich erahnen konnte, die aber nie wirklich so richtig sichtbar wurde. Diesmal lässt er es zu und man wird dann doch überrascht.

Der Fall ist speziell und auch ordentlich blutig. Sehr verzwickt und trotzdem konnte ich kleine Teile vorausahnen. Das große Finale hat mich überrascht, aber es passte gut. Das Tempo war ordentlich und es gab einiges, was man sich merken musste, um die Zusammenhänge verstehen zu können. Es machte Spaß der Truppe nach Norwegen zu folgen. Die Rückreise war jedoch weniger erfreulich. Dazwischen gab es jede Menge Action, Verunsicherung, Zweifel und Wut. Manches fand ich etwas überzogen und sehr amerikanisch, aber Maarten S. Schneider und seinem Team verzeiht man es, da sie auch im sechsten Teil wieder alles geben, Hand in Hand arbeiten und für Überraschungen sorgen.

Ich bin gespannt, ob und wie und wann es weitergeht.

PS: Diese Serie sollte man sich tatsächlich in der richtigen Reihenfolge anhören, da man sonst die Zwischentöne nicht so gut nachvollziehen kann und somit diese besondere Beziehung der Charaktere untereinander nur schwer verstehen wird.

Veröffentlicht am 30.12.2024

Wenn der Kapitalismus ins Dorf einzieht

Die Käserei in der Vehfreude
0

"Die Käserei in der Vehfreude" wurde 1850 von Jeremias Gotthelf geschrieben. Jeremias Gotthelf war ein schweizerischer Schriftsteller und Pfarrer, der erst mit 40 Jahren angefangen hatte, Romane zu schreiben.

Die ...

"Die Käserei in der Vehfreude" wurde 1850 von Jeremias Gotthelf geschrieben. Jeremias Gotthelf war ein schweizerischer Schriftsteller und Pfarrer, der erst mit 40 Jahren angefangen hatte, Romane zu schreiben.

Die Käserei von Vehfreude befindet sich im Emmental. Fast jedes Dorf in der näheren Umgebung hatte bereits eine Käserei nur in Vehfreude gab es noch keine. Um das Dorf voranzubringen, entschieden sich die Dorfbewohner gegen ein neues Schulhaus und für eine Käserei. Doch diese Käserei sorgte für Unruhe, Streit und Diskussionen, aber auch für vollere Kassen und die Gier nach mehr. Doch die Gier bekam weder dem Menschen noch dem Tier oder der Natur. Es wurde betrogen und gelogen bis der Betrug aufgedeckt wurde. Nur langsam kamen die Bauern wieder zu sich und orientieren sich neu.

Es durfte natürlich eine Liebesgeschichte nicht fehlen. Sie verlief jedoch ganz anders als in der heutigen Zeit. Es wurde die halbe Familie mit eingebunden, viele schüchterne Gespräche geführt und viele Missverständnisse beiseite geräumt. Neben der Liebe spielte in der damaligen Zeit auch der Status eine große Rolle.

Bereits 1850 schrieb Jeremias Gotthelf über die Umwelt und Natur und wie sie unter der Viehwirtschaft leidet. Zu viele Tiere, die hier noch auf den Hängen grasen duften, und zu wenige Weideflächen, die unter der Trockenheit litten. Die Probleme ausreichend Futter zu beschaffen, damit die Milchproduktion gesteigert werden kann, denn mehr Milch bedeutete auch mehr Käse und mehr Wohlstand.

Der Berner Dialekt wird in den Dialogen beibehalten, so dass man immer wieder über Wörter stolpert, die man nicht kennt. Der Verlag hat jedoch ein gutes Glossar mit den wichtigsten Wörtern zusammengestellt. Ebenso findet sich am Ende des Buches eine Übersicht über die Bernischen Maße und Gewichte. Sehr hilfreich, denn wer zahlt heute noch mit Batzen?

Es ist eine gute und interessante Geschichte, die jedoch vom Lesenden etwas mehr Geduld abverlangt.