Profilbild von walli007

walli007

Lesejury Star
offline

walli007 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit walli007 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.12.2016

Der Club

Wer Furcht sät
0

Detective Max Wolfe muss immer wieder mit ansehen und miterleben wie die Opfer von Verbrechen zu kurz kommen. Die Verbrecher scheinen der gerechten Strafe zu entgehen. Doch die Taten des sogenannten Clubs ...

Detective Max Wolfe muss immer wieder mit ansehen und miterleben wie die Opfer von Verbrechen zu kurz kommen. Die Verbrecher scheinen der gerechten Strafe zu entgehen. Doch die Taten des sogenannten Clubs der Henker übersteigen jegliche Vorstellungskraft. Da haben Unbekannte es sich zur Aufgabe gemacht, die vermeintlich zu leicht davon gekommenen zu richten. Das Team um Max Wolfe beginnt mit den Ermittlungen. Zunächst allerdings sind kaum Spuren zu finden. Einzig die abgelegten Leichen bieten einen Ermittlungsansatz. Warum wurden gerade sie ausgewählt? Doch auch eines Gedanken kann sich Max nur schwer erwehren, was wäre, wenn er selbst betroffen wäre, wenn in seinem persönlichen Umfeld ein Verbrechen verübt würde, dessen Sühne unwahrscheinlich wäre.

Wie schon in seinen beiden vorherigen Fällen begeistert Tony Parsons mit seinem sympathischen Ermittler Max Wolfe, allein erziehender Vater, alleinstehender Ex-Ehemann, hartnäckiger Mordermittler. Gleich zu Beginn liest er seinen ältesten Freund, den er schon seit Jahren nicht gesehen hat, von der Straße auf und erlaubt diesem vorübergehend bei ihm zu wohnen. Und auch seiner Chefin steht er zur Seite als ein tragisches Ereignis sie aus der Bahn wirft. Und auch dieser Fall von Selbstjustiz hat es in sich. Natürlich vertritt Wolfe die Auffassung, dass die Polizei nach den Mitgliedern dieses unheimlichen Clubs suchen muss, um sie ihrer Strafe zuzuführen. Dennoch kann er sich des Gedankens nicht erwehren, dass das Rechtssystem manchmal als ein wenig zahnloser Tiger erscheint.

Gebannt erlebt man einen neuen Aspekt der Londoner Vergangenheit, der alten Hinrichtungsstätten, der vergangenen Gebäude, der gewesenen Rechtspraktiken. Ein spannender Einblick in die Geschichte der Verbrechensbekämpfung, bei der auch der obligatorische Besuch im Crime-Museum nicht fehlen darf. Die Entwicklung des Falles nimmt einem manchmal fast den Atem. Gleichzeitig freut man sich, Max Tochter Scout aufwachsen zu sehen, die nach den Sommerferien nicht mehr die Kleinste ist. Fein ausgewogen ist die Balance zwischen einem mitreißenden Fall und dem Zusammenleben Wolfes mit seiner sympathischen kleinen Familie. Auch die zurückhaltenden Versuche, den Wunsch nach einer neuen Partnerin zu erlauben geben diesem Krimi eine weitere Facette. In dem Moment, in dem die Ermittlungen für Detective Wolfe eine ganz persönliche Note bekommen, klebt man wirklich wie gebannt an den Seiten und spürt sein Herz entsetzt klopfen.

Mit Detective Max Wolfe hat der Autor eine Figur geschaffen, mit der man noch etliche weitere Fälle erleben möchte.

4,5 Sterne

Veröffentlicht am 30.12.2024

Das Puppenhaus

Die Magie der kleinen Dinge
0

In Amsterdam heiratet der Kaufmann Johannes Brandt die junge Petronella. Die frischgebackenen Eheleute kennen sich kaum. Die Zweckehe ist eher eine Chance für Nella in die Stadt zu kommen. Dennoch ist ...

In Amsterdam heiratet der Kaufmann Johannes Brandt die junge Petronella. Die frischgebackenen Eheleute kennen sich kaum. Die Zweckehe ist eher eine Chance für Nella in die Stadt zu kommen. Dennoch ist Nella etwas enttäuscht. Außer einem Puppenhaus, dass Johannes ihr zur Hochzeit schenkt, bekommt sie von ihrer neuen Familie nicht viel. Johannes’ Schwester behandelt sie eher abweisend. Freunde hat sie nicht, da sie ja fremd in Amsterdam ist. Dann werden Gegenstände für das Puppenhaus geliefert, die eine eigenartige Ausstrahlung haben. Nella möchte den Handwerker kennenlernen und sie möchte wissen, wer die Miniaturen bestellt hat, die so lebensecht wirken.

Im 17. Jahrhundert ist es für Frauen nicht so einfach ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Die alleinstehende und trotzdem anerkannte Maren Brandt scheint da eine Ausnahmeerscheinung zu sein. Nella, die um einiges jünger ist als ihr Mann, hat da weniger gute Aussichten. Und auch ihre Ehe läuft nicht so, wie sie nach den Erzählungen ihrer Mutter erwartet hat. Nun, wenigstens bekommt sie die Miniaturen und sie beginnt, das Puppenhaus einzurichten mit den unheimlich genauen Nachbildungen der Gegenstände in ihrem Stadthaus. Langsam werden Nella die Miniaturen etwas unheimlich, machen sie gleichzeitig aber auch neugierig. Nella will mehr über den Handwerkskünstler erfahren.

Ein historischer Roman mit phantastischen Einsprengseln. Der Ansatz ist sehr interessant. Wie Nella will man mehr über den Hersteller der Miniaturen wissen. Gleichzeitig rätselt man, wieso Johannes diese Zweckehe eingegangen ist. Letzteres ahnt man jedoch bald. Dennoch fesselt die Geschichte, weil man den Zusammenhang erkennen möchte zwischen den Miniaturen, den Ereignissen, dem Handwerker und Nella. Auch die Geheimnisse in der Familie Brandt wollen entschlüsselt werden. Leider lässt einen die Autorin da teilweise etwas im Stich. Einige Wendungen hätte man sich anders gewünscht. Was allerdings sehr gut dargestellt wird, ist die in der Zeit untergeordnete Stellung der Frau in der damaligen Zeit und Nellas aus der Not geborenen Versuche, sich dagegen zu stellen. Ein durchaus lesenswerter Roman in dem eine tolle Idee die Handlung bestimmt. Das Hörbuch wird sehr gut vorgetragen von Jana Marie Backhaus Tors.

Veröffentlicht am 25.12.2024

Das Forum

The Atlas Paradox
0

Das zweite Jahr in der Alexandrinischen Gesellschaft beginnt für die sechs Magier, nein, fünf, denn Libby Rhodes ist nicht wieder aufgetaucht. Vielleicht musste gerade deshalb niemand sterben bis jetzt. ...

Das zweite Jahr in der Alexandrinischen Gesellschaft beginnt für die sechs Magier, nein, fünf, denn Libby Rhodes ist nicht wieder aufgetaucht. Vielleicht musste gerade deshalb niemand sterben bis jetzt. Gespannt warten sie auf den Initiationsritus, nur um dann etwas enttäuscht zu sein. Sollte sie das weiterführen? Zumindest müssen sie ein Forschungsthema auswählen. Doch die Forschungen oder auch nur das Finden eines Themas gestalten sich schwieriger als gedacht. Und was ist mit der Suche nach Libby? Auch die schreitet nicht richtig voran. Die verbliebenen Fünf haben eher den Eindruck, als ob die ganze Situation sie auseinander treibt anstatt sie kooperieren zu lassen.

In diesem zweiten Band der Trilogie um die Alexandrinische Gesellschaft gehen die Studien mehr schlecht als recht voran. Das Ziel ist allerdings nicht bekannt. Allerdings scheint es ein Ziel zu geben. Wobei die Mitglieder des Forums wohl so eine Art Gegenpol zu der Gesellschaft bilden. Sie wollen das Wissen der Gesellschaft an die Öffentlichkeit bringen, zumindest geben sie das vor. Hinzu kommt noch das Rätsel um die verschwundene Libby Rhodes. Besteht überhaupt eine Chance sie zu finden? Immerhin schafft Nicos Freund Gideon, eine vage Spur von Libby zu finden. Jedoch verrät sie nicht sobald, wo sie sich aufhält.

Und wieder hat die Bibliothek einem die Entscheidung abgenommen, in dem einem der zweite Band gerade vor Weihnachten und damit in der Urlaubszeit entgegen lachte. Ein wenig verwirrend geht die Geschichte der sechs Magier weiter. Zwar gibt es ein paar Andeutungen über das übergeordnete Ziel, doch so vage, dass man irgendwie nicht weiterkommt. Zumindest aber die Suche nach Libby, die so eigentlich garnicht stattfindet, ist spannend und überraschend. Allerdings wäre zu wünschen gewesen, dass das Ganze weniger mystisch oder magisch, sondern mehr kriminalistisch angegangen worden wäre. So geht etwas an Spannung verloren, weil man ein wenig die Gradlinigkeit und Klarheit vermisst. Dennoch möchte man das letzte Rätsel gelöst wissen und wird sich sogleich an die Lektüre des dritten Bandes machen, der freundlicherweise von der Bibliothek zu entleihen war. Überhaupt kommt einem der Gedanke, es könnte vielleicht besser sein, bei einer Trilogie das Erscheinen aller Bände abzuwarten, um sie dann am Stück zu lesen. Dann hat man die Vorgängerbände besser im Gedächtnis.

Veröffentlicht am 20.12.2024

Edgeworth

Ein Haus und seine Hüter
0

Im Jahr 1885 bestimmt der Hausherr Duncan wie die Familie Weihnachten zu verbringen hat. Seine Frau Ellen und seine Kinder werden rumkommandiert. Andere Menschen vor den Kopf zu stoßen fällt Duncan leicht ...

Im Jahr 1885 bestimmt der Hausherr Duncan wie die Familie Weihnachten zu verbringen hat. Seine Frau Ellen und seine Kinder werden rumkommandiert. Andere Menschen vor den Kopf zu stoßen fällt Duncan leicht und er merkt noch nicht mal etwas davon. Als seine Frau Ellen erkrankt und nur wenig später stirbt, ist Duncan zunächst wie der reuige Sünder. Doch nur wenig später bringt er eine neue Frau heim, ohne auch nur die geringste Rücksicht auch seine Kinder zu nehmen, die kaum jünger sind als ihre neue Stiefmutter. Die Neue versucht sich mit allen Familienmitgliedern gut zu stellen. Und die Höflichkeit gebietet, so zu tun als ob.

Im viktorianischen England tickten die Uhren noch anders. Der Herr hatte im Haus das Sagen und egal wie verletzend er auftrat, recht hatte er trotzdem. Ob seine Frau so darunter litt, dass sie es nicht mal wagte, von ihrer angegriffenen Gesundheit zu berichten. Hätte sie noch länger leben können, wenn sie früher in Behandlung gewesen wäre? Wahrscheinlich ist das etwas, das die Kinder sich fragen. Oder der wegen des nicht vorhandenen Stammhalters designierte Erbe, der einfach abserviert wird als die um Freundlichkeit bemühte junge Frau einen echten Erben zur Welt bringt.

Bei diesem Hörbuch bringt der Vortragende Sebastian Walch mit den stimmlichen Nuancen, die er anwendet, den aus heutiger Sicht niedrigen Charakter Duncans, seine Blasiertheit, seine Bornierheit ausgesprochen gut zur Geltung. Mit dieser viktorianischen Zeit möchte man nicht tauschen. Das Getuschel im Dorf, die falschen Schmeicheleien. Meist wird im Roman geredet, was dem Hörbuch und seinem einfühlsamen Sprecher natürlich sehr entgegenkommt. Bereits im Jahr 1935 ist dieser Roman erstmals erschienen. Und doch empfindet man die Lektüre nicht als altertümlich oder altmodisch. Schon manche Geschichten von Goethe könnten durchaus als aktuell angesehen werden und so ist es auch hier. Die Erzählung über die Familienbande zwischen den Edgeworths und über die Beziehungen zu ihren Verwandten und Nachbarn könnte auch in der Gegenwart angesiedelt sein. Gewisse Charakterstudien scheinen zeitlos zu sein. Die Menschen werden halt nicht besser.

Die Farben des Covers sind sehr schön gestaltet. Wie in eine Kristallkugel scheint man ins Leben der Edgeworths zu blicken.

Veröffentlicht am 10.12.2024

Das Ultimatum

Ohne Wenn und Aber
0

Kati Blum ist nicht in einer guten Phase. Vor einigen Monaten ist ihr Mann plötzlich verstorben. Darüber ist sie noch nicht hinweg. Sie ist erstmal in der ehelichen Wohnung geblieben, obwohl sie ihre Schwiegermutter ...

Kati Blum ist nicht in einer guten Phase. Vor einigen Monaten ist ihr Mann plötzlich verstorben. Darüber ist sie noch nicht hinweg. Sie ist erstmal in der ehelichen Wohnung geblieben, obwohl sie ihre Schwiegermutter Anke ertragen muss. Ihre Freundin Nina ist eine große Unterstützung. Als die alljährliche Weihnachtsfeier auf dem Anwesen ihrer Schwiegereltern stattfindet, verschwindet der Butler Richard und seltsame Gestalten wollen etwas von Kati zurückhaben, von dem sie nicht mal weiß, dass sie es hat. Der Sache muss Kati auf den Grund gehen, die Typen bedrohen sie schließlich. Und so macht sie sich auf den Weg nach Bad Bentheim.

Mit diesem Band beginnt die Reihe um Kati Blum und ihre Nachforschungen. Eigentlich arbeitet sie als Journalistin bei einer Bayreuther Lokalzeitung. Doch ihre Schwiegermutter ist manchmal etwas fordernd und so hilft sie eben auf der Weihnachtsveranstaltung aus. Ihr erstes Weihnachten ohne ihren Mann hätte sie sich etwas anders vorgestellt. Richtig überrascht und auch erschrocken ist sie, als sie von zwei Gestalten bedroht wird. Sie soll irgendwas herausrücken. Eigentlich kann nur ihr Mann damit zu tun gehabt haben, aber den kann sie ja nicht mehr fragen. Eine vage Spur führt nach Bad Bentheim und zu einem seltsamen Anhalter.

Dieser Cozy-Crime Roman stellt Kati Blum vor. Die junge Frau ist manchmal etwas impulsiv und ihr Mund funktioniert anders als ihre Gedanken. Trotz der durchaus bedrohlichen Lage versucht sie selbst herauszufinden, was ihr Mann verschwiegen hat. Die eigentlich ernste Lage führt manchmal zu lustigen oder auch kuriosen Situationen. Besonders als der Anhalter ins Spiel kommt, der etwas in Kati anspricht, was sie verschüttet glaubte. Manchmal erscheint sie ein wenig konfus oder naiv und begibt sich gedankenlos in Gefahr. Gewitzt ist sie allerdings schon. Und so weiß man nicht recht wie man sie einschätzen soll. Zum Ende hin geschieht alles etwas schnell und einige Hintergründe werden nicht geklärt. Dennoch wirken Kati und ihre Mitstreiter im Großen und Ganzen sympathisch. Dieser erste Band hat vielleicht noch nicht das ganze Potential ausgeschöpft, der Ansatz wirkt aber durchaus vielversprechend.