„Möchtest du mich in meinen Träumen besuchen?“
(Mercy zu Nemesis in Grace)
Worum geht’s?
Die Traumstudentin Nemesis von Winther versucht verzweifelt das Leben ihres einstigen Rivalen Mercury „Mercy“ Sterling zu retten. Denn Mercy hat eine tragische Entscheidung getroffen, die ihre aufflammende Liebe unter den Trümmern ihrer Träume begrub und ihn in den Schlund seines Unterbewusstseins verdammte. In den düsteren Hallen der Academy of Dream Analysis im hohen Norden Finnlands muss Nemesis an die Grenzen ihrer Fähigkeiten gehen, um für Mercy zu kämpfen. Doch auch ihre wahren Feinde schlafen nicht, und die Wahrheit über den Tod von Nemesis' Bruder öffnet die Tore zu ihren schlimmsten Albträumen …
Grace ist Band 2 der Academy of Dream Analysis-Dilogie. Vorkenntnisse sind zwingend erforderlich.
Inhaltliche Hinweise
Das Buch wird durch Mercy und Nemesis in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet expliziten Content. Es können beängstigende Situationen enthalten sein.
Meine Meinung
Nach einem wirklich interessanten Auftakt mit Vengeance habe ich mich monatelang auf die Fortsetzung gefreut. Als ich Grace endlich in den Händen hielt, begann für mich allerdings eine dreimonatige Lesezeit mit vielen Höhen und Tiefen.
Bereits Band 1 empfand ich als recht komplex und dies geht auch in Band 2 so weiter. Die Traumwelten, das Reisen durch die verschiedenen Ebenen, Begrifflichkeiten wie Treppe zum Bewusstsein – hier gibt es alles. Zu Beginn des Buches befindet sich Mercy in seinem eigenen Unterbewusstsein und wacht nicht wieder auf, während er gleichzeitig Höllenqualen zu fühlen scheint. Nemesis und der Rest ihrer Freunde begibt sich auf eine gefährliche Bewusstseinsreise, um Mercy zurückzuholen – doch hier warten Erkenntnisse, dies vielleicht enttäuschen und verwundern. Die komplette erste Hälfte des Buches ist Mercys Zustand und Nemesis‘ Rettungsversuchen gewidmet. Es gab Szenen, die sehr gruselig wirkten und wahnsinnig viele Fragezeichen aufwarfen, aber gleichzeitig hatte ich lange das Gefühl, nicht vorwärtszukommen. Denn ehrlich gesagt ist der komplette Part mit Mercys Rückkehr nicht wirklich förderlich für die Haupthandlung, die Liebesgeschichte wird hierdurch erst recht nicht gefördert (auch wenn‘s von Nemesis toll ist, dass sie ihre große Liebe retten will) und ich bekam auch zunehmend das Gefühl, dass an der Academy jeder macht, was er will.
Erst in der Mitte des Buches kamen langsam Spannungsmomente dazu, es passiert einiges und die Geschichte wechselt von Mercys Rettung auf die Frage, wer der Sandmann ist. Diese Thematik wurde in Band 1 bereits angeschnitten und hat eigentlich mit Mercy dann gar nicht mehr so viel zu tun, umso mehr aber mit Nemesis und ihre Familiengeschichte. Hier hat mich die Geschichte dann wieder gepackt und ich habe – nachdem mich die erste Hälfte wirklich kleckerweise mit 20-30 Seiten pro Session nur abholen konnte – alles in fast einem Rutsch weggelesen. Ich wollte wissen, was da los ist, ich wollte verstehen. Der Autorin ist es gut gelungen, eine gewisse Grundspannung und ein Ratespiel aufzubauen. Wieder fragt man sich, wem man vertrauen kann, aber an das große Spannungsgefühl von Band 1 kam es irgendwie nicht heran für mich. Ich hatte recht früh ein Gefühl, was sich später auch bestätigt hat. Die Umstände wurden gut erklärt und sind im Großen und Ganzen greifbar erklärt, aber gleichzeitig empfand ich den kompletten Auflösungsteil als sehr schnell, gehetzt und ein paar lose Fäden blieben für mich (zumindest gefühlt) zurück. Ich hätte mich rückblickend gewünscht, dass der Part um Mercys Rettung etwas kürzer ausgefallen wäre und dafür mehr Zeit und Raum für die Enthüllungen um den Sandmann und die Erklärungen der Vergangenheit da gewesen wäre. Auch die Rolle von der Direktorin hätte ich gern mehr beleuchtet gehabt. Ich gehe zwar mit einem zufriedenen Gefühl aus dem Buch, aber so wirklich vom Hocker gerissen hat es mich am Ende dann nicht, was ich sehr schade finde, da Band 1 wirklich toll war.
Was mir in diesem Buch wirklich gefehlt hat – und das, nachdem ich in Band 1 schon fand, dass die Liebesgeschichte sehr oberflächlich und wenig greifbar ist –, ist der Romance-Teil. Ich hatte in meiner Rezension zu Band 1 bereits gesagt, dass beide irgendwie eine Art Fatemates sind und wenig Energie in die Beziehungsentwicklung gesteckt wurde. Das ist hier in Band 2 fast schon schlimmer, denn Mercy trifft Entscheidungen, die nicht zu seiner potenziellen Liebe für Nemesis passen. Generell hat die Lovestory sehr wenig Raum. Wer also hier große Liebe erwartet, könnte enttäuscht werden.
Mein Fazit
Grace ist eine solide Fortsetzung, von der ich mir mehr erhofft habe. Die erste Hälfte war zäh und die zweite Hälfte dafür etwas zu schnell. Die Idee um den Sandmann ist interessant, aber für mich bleiben ein paar Fragezeichen zurück. Die Lovestory kommt leider viel zu kurz.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]