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Veröffentlicht am 02.01.2025

Allein

Die Tochter des Roten Hauses
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Nachdem sich Annes Mann zu Tode gesoffen hat und der Mönch Laurin aus dem Kloster Laach vertrieben worden ist, ziehen die beiden durch das Eifelland. Wir schreiben das Jahr 1803, die Franzosen belagern ...

Nachdem sich Annes Mann zu Tode gesoffen hat und der Mönch Laurin aus dem Kloster Laach vertrieben worden ist, ziehen die beiden durch das Eifelland. Wir schreiben das Jahr 1803, die Franzosen belagern das linke Rheinufer, wir begegnen dem berüchtigten Johannes Bückler, alias Schinderhannes, der begabten Schriftstellerin Sophie von La Roche, Großmutter von Clemens von Brentano und weiteren historisch verbürgten Personen, während wir Anne begleiten auf ihrem steinigen Weg, den sie häufig allein bewältigen muss.

Eingebettet in einen so einfachen wie raffinierten Rahmen erfahren wir als Leser die aufreibende Geschichte einer mittlerweile gut vierzigjährigen Frau, die sich in einer rauen, von Männern dominierten Welt durchsetzen muss. Als ihr Begleiter, der Mönch, ermordet wird, sinnt sie auf Rache, aber kann sie dies mit ihrem Innersten vereinbaren?

In drei große Abschnitte gegliedert, stellt Natalie Hallward Annes Geschichte dar und beleuchtet treffend und bestens recherchiert die gesellschaftspolitische Lage in der Hocheifel. Ohne je dozierend daherzukommen, fließt viel Zeitgeschichtliches ins Geschehen mit ein und ermöglicht Einblicke ins Leben des beginnenden 19. Jahrhunderts. Anfangs hätte ich mir eine straffere Handlung gewünscht, die Ereignisse werden erst im Laufe der Zeit spannender und aufwühlender. Andererseits überzeugen gerade die Ruhe und Detailgenauigkeit im Schreibstil, sodass die Jahre mit Anne überaus authentisch und glaubwürdig erscheinen. Die zarte Liebesromanze am Rande passt gut dazu, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, im Gegenteil, streicht sie Annes Dilemma noch deutlicher hervor.

Ein Roman, welcher durch gezielte Recherche punktet und ohne gefühlsduseliges Beiwerk die Realität beim Namen nennt. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.01.2025

Marienkapelle

Stumme Knochen
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Unter dem Fundament einer kleinen Marienkapelle in Kanadas Bergen werden menschliche Überreste gefunden. Handelt es sich bei dem Skelett um Annalise Jansen, die vor mehr als fünfzig Jahren spurlos verschwunden ...

Unter dem Fundament einer kleinen Marienkapelle in Kanadas Bergen werden menschliche Überreste gefunden. Handelt es sich bei dem Skelett um Annalise Jansen, die vor mehr als fünfzig Jahren spurlos verschwunden ist? Und was sagen die Mitglieder aus ihrer ehemaligen Clique zu dem Fund? Spannende Fragen, allerlei Theorien – welche Geschichte erzählen die verbliebenen Knochen? Detective Jane Munro und Anthropologin Ella Quinn ermitteln.

Loreth Anne White erzählt diesen Thriller aus unterschiedlichen Blickwinkeln, lässt Ermittler und Angehörige zu Wort kommen und gibt auch dem Freundeskreis aus den 1960er-Jahren eine Stimme. Die Atmosphäre in den Bergen und am dunklen See ist gekonnt eingefangen, um eine düstere Stimmung zu schaffen und die Verdachtsmomente auf unterschiedlichste Personen zu lenken, plausible Motive gibt es ebenfalls. Das Erzähltempo ist hoch, die Handlung abwechslungsreich und fesselnd. Dazwischen spielt auch Janes persönliches Trauma eine Rolle, der Lebensgefährte von Detective Muro gilt nämlich seit etlichen Monaten als vermisst. Langsam wird aufgedröselt, was am Tag von Annalises Verschwinden passiert ist, ungeahnte Wendungen steigern die Spannung und führen zu einer anderen – logischen – Auflösung als erwartet.

Ein Thriller ohne rohe, blutige Gewalt, der aber dennoch – besonders am Ende – unter die Haut geht und für beste Lesestunden sorgt. Empfehlung!

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Veröffentlicht am 31.12.2024

Blitzlichter

Zu Früh
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Heike und Frank, ein junges Paar, eine Schwangerschaft, Woche 29+2, Komplikationen – acht bange Wochen in der Intensivstation.

Prägnant und pointiert, stets seine Gedanken auf den Punkt gebracht, so schildert ...

Heike und Frank, ein junges Paar, eine Schwangerschaft, Woche 29+2, Komplikationen – acht bange Wochen in der Intensivstation.

Prägnant und pointiert, stets seine Gedanken auf den Punkt gebracht, so schildert Frank Schäfer die Momente, welche er hier - einem Tagebuch gleich - festhält. Anfangs geht es zeitmäßig im Zickzack hin und her zwischen einzelnen Episoden und Bildern. Dann verbringt die junge Familie viel Zeit in der Frühchenabteilung und schwankt zwischen gedankenlosen Sätzen wie „ab Woche 30 bringen wir sie alle durch“ und hoffnungsvollem Aufatmen, wenn das 1500 Gramm leichte Menschlein eine Stunde außerhalb des Inkubators durchhält. Sehr persönlich, sehr nahegehend, sehr gefühlvoll. Frank Schäfer lenkt Blitzlichter auf eine extrem emotionale Zeit des (seines?) Lebens und nimmt den Leser mit auf eine abenteuerliche Reise mit einem Frühchen.

Ein ausdrucksstarker Roman mit überaus vertraulichen Einblicken in ganz persönliche Daseinsmomente. Uneingeschränkte Leseempfehlung!


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Veröffentlicht am 22.12.2024

Himmelfahrtskommando

Kohle, Stahl und Mord: Das 13. Opfer
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In einer Essener Bergbauzeche werden zwölf Skelette gefunden, welche mit einem Unglück 34 Jahre zuvor in Zusammenhang stehen. Aber halt, da ist ja noch ein dreizehnter Schädel - mit einem Einschussloch ...

In einer Essener Bergbauzeche werden zwölf Skelette gefunden, welche mit einem Unglück 34 Jahre zuvor in Zusammenhang stehen. Aber halt, da ist ja noch ein dreizehnter Schädel - mit einem Einschussloch an der Stirn. Ein Unfall auf Sohle sieben und ein Mord? Kommissarin Elin Akay und forensische Psychiaterin Jana Fäller stehen vor einem komplexen Fall und vor scheinbar kaum überwindbaren Hürden.

Martin Conrath erschafft in diesem Kriminalroman eine perfekte Atmosphäre aus der Welt des Bergbaus und bringt mit Elin und Jana zwei sympathische und überaus tatkräftige Frauen ins Spiel der Ermittlungen. Interessante Details zu Kohle und Stahl und einem Berg, der stets das sprichwörtliche letzte Wort hat, fließen gekonnt in die gut durchdachte Handlung mit ein, abwechselnde Schauplätze und Rückblenden in die Vergangenheit sorgen für Kurzweil und Neugierde auf das Voranschreiten der Polizeiarbeit. Neben den sorgfältig gezeichneten Charakteren und einer Kulisse mit etlichen weiteren realistischen Themen (Leben einer Bergarbeiterfamilie, Finanzbetrug, politische Intrigen) trägt auch Conraths lebendiger Schreibstil dazu bei, dass der Leser vom Sog der Geschichte gefangen genommen wird und gefesselt dranbleibt bis zum logisch aufgeklärten Ende.

Das dreizehnte Opfer ist der Beginn der Serie „Kohle, Stahl und Mord“, welche noch viel Spannung, gepaart mit guter Unterhaltung verspricht. Ich jedenfalls hatte großen Spaß beim Lesen und empfehle dieses Buch daher sehr gern weiter.

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Veröffentlicht am 14.12.2024

Weihnachtsbraut

Kiss the Right Bride
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June hat mit drei Freundinnen eine Hochzeitsagentur gegründet und arbeitet gerade an dem sehr heiklen Auftrag der Ms. Balliagie, Tochter des künftigen Bürgermeisters. Diese wünscht nur die exquisitesten ...

June hat mit drei Freundinnen eine Hochzeitsagentur gegründet und arbeitet gerade an dem sehr heiklen Auftrag der Ms. Balliagie, Tochter des künftigen Bürgermeisters. Diese wünscht nur die exquisitesten Arrangements, June tüftelt an einer kreativen, köstlichen und winterglitzernden Torte für das Brautpaar, das genau am 24. Dezember vor den Altar treten möchte. Als sie, mit ihrer Probetorte unterwegs, angerempelt wird, blickt sie nicht nur auf den traurigen Rest der süßen Pracht am Boden, sondern auch in wunderschöne bernsteinfarbene Augen. Die kennt sie doch? Warum ist Ryder wieder in Manhattan?

Spritzig und voller Elan präsentiert sich diese Liebensgeschichte im Winter, der die Kälte und der Schnee aber nichts anhaben können, ganz im Gegenteil, funkeln die Eiskristalle und spiegeln das unschuldige Weiß der Braut schön wider. Durch einige eingestreute Rückblenden erfahren wir als Leser, warum June enttäuscht ist von Ryder und warum sie dennoch Sehnsucht verspürt nach diesem attraktiven Mann, umgekehrt sieht es nicht viel anders aus. Aber für Ryders Zukunft sind schon die Weichen gestellt und das Spiel um Missgeschicke und Missverständnisse nimmt seinen Lauf.

Mit wunderbaren winterlichen Szenen fesselt Hartig die Leser an ihre Zeilen, schildert erfrischende Episoden und heiße Momente. Ihr Schreibstil fließt angenehm dahin und lädt dazu ein, sich von der Geschichte ganz einnehmen zu lassen.

Ein wunderbarer Roman für die Vorweihnachtszeit, der kurzweilig ins winterliche Manhattan entführt und glitzernde und glühende Lesestunden garantiert. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!


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