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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 27.06.2024
  • ISBN: 9783492059336
Lionel Shriver

Lass uns doch noch etwas bleiben

Roman | »Das schroff-zarte Porträt einer anhaltenden Liebe.« Washington Post
Bettina Abarbanell (Übersetzer), Nikolaus Hansen (Übersetzer)

Von der Anomalie namens Leben

Bei einem verhängnisvollen Sherry beschließen Cyril und Kay Wilkinson, mit achtzig Jahren aus dem Leben zu scheiden. Krankheit, Siechtum und Leid: Die beiden wissen, danach geht es bergab.

Dem Paar bleiben noch dreißig Jahre, die sie in vollen Zügen genießen wollen. Doch was, wenn einer der Ehepartner den letzten Akt nicht über sich bringt? Wenn sie die neue Freiheit des Alters so sehr schätzen, dass ihr Plan aus dem Blick gerät? Oder sich der Tod schließlich überwinden lässt?

Scharfsinnig, überbordend und zugleich tief berührend erzählt Lionel Shriver vom Altern, von fast ewig währender Liebe, dem Hadern mit der Sterblichkeit und den unzähligen Möglichkeiten, mit denen uns das Leben am Ende doch wieder überrascht. Denn so rasch der Pakt der Wilkinsons auch besiegelt ist: Er gerät mehr als ein Mal ins Wanken.

»Ein beißend komisches Gedankenexperiment.«  The Times

»Shrivers Romane sind wundervoll … Witzig, klug und ganz anders als alles, was Sie sonst jemals lesen werden.« Financial Times

»Ein Lesegenuss … Herrlich erfindungsreich und immer wieder urkomisch.« The Seattle Times

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Lilli33 in einem Regal.
  • Lilli33 hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2024

Moderner Horror

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„Should we stay or should we go“, so lautet der etwas „richtigere“ OT des neuen Romans von Lionel Shriver. Kay und Cyril Wilkinson, das englische Ehepaar hier, sie sind die Hauptpersonen. Deren Geschichte ...

„Should we stay or should we go“, so lautet der etwas „richtigere“ OT des neuen Romans von Lionel Shriver. Kay und Cyril Wilkinson, das englische Ehepaar hier, sie sind die Hauptpersonen. Deren Geschichte und deren Entscheidung in diversen Varianten erzählt wird. Wie könnte ein Leben aussehen, wenn man dieses getan und jenes gelassen hätte?

Ich sah mal einen Film, der hieß: „Smoking or no smoking?“, wo die Dauer einer gerauchten Zigarette die jeweiligen Veränderungen beeinflusst hat. Paul Austers „4321“ erzählt auch ein Leben in vier Varianten.

Zuallererst wird vom 14-jährigen Verfall von Kays Vater berichtet: Demenz in den schlimmstmöglichen Vorstellungen. Ich habe mehrere demente Menschen kennengelernt und viel hängt von der körperlichen Verfassung ab. Es hört sich makaber an, aber je besser die körperliche Verfassung des Kranken ist, desto schlimmer wird die Pflege für die Angehörigen. Denn bei jemandem, der sich heftig wehrt oder dauernd weglaufen will und dies noch kann, da schafft es ein Mensch allein oft nicht, die Aufgabe zu bewältigen. Und wenn dies vierzehn Jahre lang praktiziert werden muss, da wird alles „überschrieben“, was den Kranken jemals ausgemacht hat. Und das wollen Kay und Cyril weder sich noch ihren drei Kindern zumuten.

Also beschließen sie, sich an ihrem 80sten, bzw. 81sten umzubringen. Cyril als Arzt, der er ist oder war, kann leicht tödliche Dosen für beide besorgen. Ich kenne ein betagtes Ehepaar, das auch so entsprechend vorgesorgt hat. Der Mann ist über neunzig und auch dement, aber sehr freundlich und leicht lenkbar. Und nicht hoch aggressiv wie Kays Vater. Denn ins Heim wollen sie nicht, genau so wenig wie unsere Protagonisten.

„Sie verfallen wie alle anderen und verbringen ihr jammervolles Lebensende wie alle anderen: entweder mit einer Bulgarin im Gästezimmer, die sie verabscheut und ihnen heimlich ihren Whisky klaut, oder in einer zynischen Anstalt, die Zeit und Geld spart, indem sie ihnen jeden Mittag altbackenes Brot mit Streichwurst auftischt.“ (S. 25)

Was droht im Heim? In den Kapiteln: „Spaß mit Dr. Mimi“ und „Mehr Spaß mit Dr. Mimi“ erfahren wir, was da kommt. Oder kommen könnte. Es soll möglicherweise Satire sein, aber in meiner Vorstellung könnte das bitterernst sein. Schlimmstmögliche Unterbringung und schlimmstmögliche Behandlung der „Gäste“. Je preiswerter, desto übler. Ich kenne eine Krankenschwester, die erzählte, dass es in einem Heim in Berlin durchaus üblich sei, die Bewohner nachts um Drei zu wecken und zu duschen. Der heilende Schlaf wird dann jedes Mal unterbrochen. Schon früher musste ich das Buch: „Abgezockt und totgepflegt“ abbrechen, weil ich es nicht ertragen konnte. Hier habe ich durchgehalten, weil Shrivers Humor das möglich macht.

Auch die englischen Behörden bekommen in einer der dystopischen Varianten ihr Fett weg: „Die Aufklärungsquote der britischen Polizei bei Diebstahl, Betrug und Überfällen ging gegen null, und einige Dienststellen hatten seit Monaten keinen einzigen Einbrecher gefasst. Sie schikanierten ältere Steuerzahler, weil verängstigte, fügsame, gesetzestreue Menschen leichte Beute waren.“ (S. 167)

Die drei Kinder des Paars: Simon, Hayley & Roy lernen wir kennen, teils von ihren schlimmstmöglichen Seiten. „Was auch immer Leute besonders nachdrücklich behaupten, nicht zu tun, ist ein zuverlässiger Indikator für das, was sie tun.“ (S. 188) Wie: „Wir sind alle aus Sorge hier, und wir wollen für euch nur das Beste. Es ist nicht so, dass wir hier über euch zu Gericht sitzen.“ ebd.

Auch die Migration, die in England wohl inzwischen jedes halbwegs normale Maß längst hinter sich gelassen hat, wird thematisiert: „Und was für einen Sinn hat ein Land, wenn es nicht seine Bürger beschützt? Sonst ist die Staatsbürgerschaft doch bedeutungslos. Wenn die Rechte von Einwohnern auf eine Stufe mit den Rechten von allen anderen Menschen auf der Welt gestellt werden, gibt es kein Land mehr.“ (S. 278)

Fazit: Das Buch hat mich regelrecht umgehauen. Dankbar bin ich Sven Böttcher, der es bei „B & B – wir müssen reden“ empfohlen hat. Sollte jeder lesen, denn dieses „beißend komische Gedankenexperiment“ (laut The Times) bleibt wohl für immer haften. *****

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Veröffentlicht am 28.06.2024

gehen oder bleiben?

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Lionel Shriver hat ein originelles Buch geschrieben über das Thema selbstbestimmtes Sterben. Das geht sie in diversen Variationen durch.

Mir gefällt der Originaltitel „Should We Stay Or Should We Go“ ...

Lionel Shriver hat ein originelles Buch geschrieben über das Thema selbstbestimmtes Sterben. Das geht sie in diversen Variationen durch.

Mir gefällt der Originaltitel „Should We Stay Or Should We Go“ besser als der deutsche.

Das englische Ehepaar Kay und Cyril Wilkinson beschließen, sich nach ihrem 80 Lebensjahr zu töten, um Krankheit oder Demenz zu entgehen. Ein Pakt, der in mittleren Jahren geschlossen, noch unverbindlich klingt, wird schließlich konkret.
Aber bei Kay schleichen sich Zweifel ein.
Lionel Shriver weicht dann von einem konventionellen Erzählen ab. Es wird ein Buch mit vielen Verästelungen. In den folgenden Kapiteln spielt sie mögliche Situationen durch. Kay zieht es nicht durch, während Cyril stirbt, dann auch andersrum und die Autorin spinnt aus, wie es mit ihnen weitergeht. Schließlich wird es mit diesen Alternativwelten immer abgedrehter, weicht vom realistischen ab, aber überwiegend ist es stimmig und überzeugend. Es bleibt gut lesbar.
Und vielleicht der stärkste Aspekt: bei all dem zeigt Lionel Shriver auch die Nähe des Paars. Und die Zeit spielt eine Rolle. Es ist die Zeit des Brexit und die der Pandemie. Dadurch entsteht nebenbei auch eine gesellschaftliche Analyse.

Lionel Shriver hat wieder bewiesen, was für eine geschickte Autorin sie ist.

Veröffentlicht am 22.09.2024

Deadline

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Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: Piper (27. Juni 2024)
ISBN-13: 978-3492059336
Originaltitel: Should We Stay or Should We Go
Übersetzung: Bettina Arbabanell und Nikolaus Hansen
Preis: 24,00 €
auch ...

Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: Piper (27. Juni 2024)
ISBN-13: 978-3492059336
Originaltitel: Should We Stay or Should We Go
Übersetzung: Bettina Arbabanell und Nikolaus Hansen
Preis: 24,00 €
auch als E-Book erhältlich

Deadline

Inhalt:
Nach dem jahrelangen Dahinsiechen von Kays Vater beschließen Kay und Cyril Wilkinson mit Anfang fünfzig, das Ende ihres Lebens selbst zu bestimmen, solange sie es noch können. Mit achtzig Jahren wollen sie gehen. Doch in knapp dreißig Jahren kann viel passieren. Werden sie an ihrem Plan festhalten, wenn es so weit ist?

Meine Meinung:
Lionel Shriver versteht es meisterhaft, sich in ihre Protagonist*innen einzufühlen und sie ganz fein zu beobachten. Sie bringt uns ihre Figuren dadurch sehr nahe, obwohl ich mir zuweilen gewünscht hätte, dass sie nicht so viel beschrieben, sondern mehr gezeigt hätte.

Überrascht war ich, dass ich es hier nicht mit einem durchgehenden Roman zu tun hatte. Nach knapp einem Drittel fächert sich die Handlung auf und es werden verschiedene Szenarien entworfen. Was wäre, wenn?

Die Autorin zeigt, dass wir nichts vorhersehen können, dass das Leben im Alter unglaublich bereichernd sein kann oder schon in viel zu jungen Jahren zu Ende.

Die Vielfältigkeit der verschiedenen möglichen Leben hat mir gut gefallen. Ein Schmankerl ist, dass immer wieder Szenen aus dem einen Entwurf im nächsten eingebaut sind, sodass alles irgendwie miteinander verknüpft ist.

Fazit:
Ein lesenswertes Buch über das Altern, das Sterben und was sonst noch zum Leben dazugehört, angereichert mit philosophischen Überlegungen und gewürzt mit einigen Prisen Humor.

★★★★☆