Ermittlungen im viktorianischen London
In seinem 9. Fall verschlägt es Inspector Benjamin Ross von Scotland Yard in die gesellschaftlich nicht gerade bevorzugten Stadtteil Limehouse. Der etwas exzentrische und nebulöse Antiquar Jacob Jacobus ...
In seinem 9. Fall verschlägt es Inspector Benjamin Ross von Scotland Yard in die gesellschaftlich nicht gerade bevorzugten Stadtteil Limehouse. Der etwas exzentrische und nebulöse Antiquar Jacob Jacobus wurde ermordet. Gleichzeitig wird er mit der Aufklärung des Diebstahls eines wertvollen Colliers betraut, der im wesentlich besser gestellten Stadtteil Hampstead stattgefunden hat.
Mir hat die akribische und unvoreingenommene Herangehensweise des sympathischen Inspectors bei seinen Ermittlungen gut gefallen. Bemerkenswert für jene Zeit ist sicherlich, dass er seine Frau Lizzie Martin nicht nur die Geschehnisse schildert, sondern auch ihre Gedanken dazu abwägt und gegebenenfalls berücksichtigt. Auch die Figur des Hehlers Jacob Jacobus fand ich trotz seiner leicht kriminellen Ader irgendwie liebenswert. Nur schade, dass er so schnell das zeitliche segnen musste. Weniger sympathisch sind da die besser gestellten Personen, die hochnäsig daherkommen und meinen, sich ihre Regeln selbst machen zu können.
Ich habe schon einige Bücher von Ann Granger gelesen und bin jedes Mal aufs Neue von ihrem Schreibstil begeistert. Sie schafft es hervorragend den viktorianischen Zeitgeist einzufangen und scheut sich auch nicht davor, bei ihren Beschreibungen ins Detail zu gehen. So bekommt man als Leser ein ziemlich genaues Bild von der Mode, den gesellschaftlichen Gepflogenheiten, aber auch von den sozialen Diskrepanzen zwischen den Gesellschaftsschichten sowie den herrschenden Missständen.
Dieser historische Krimi mit Mord, Diebstahl und Familiengeheimnissen in einem exklusiven Schreibstil verfasst, war für mich das reine Lesevergnügen.