Zwischen Ende und Anfang
Zwischen Ende und AnfangInhalt siehe Klappentext.
Ich kenne bereits einige Bücher und Hörbücher von Jojo Moyes, ich liebe ihre Hörbücher, wenn diese von Luise Helm gesprochen werden. Meine Lieblingsgeschwindigkeit bei Hörbüchern ...
Inhalt siehe Klappentext.
Ich kenne bereits einige Bücher und Hörbücher von Jojo Moyes, ich liebe ihre Hörbücher, wenn diese von Luise Helm gesprochen werden. Meine Lieblingsgeschwindigkeit bei Hörbüchern ist 1,25-fach. Diesmal liest sie, in perfekten Stimmlagen, wie ich es von ihr kenne und mag, in 13:06 Stunden die Geschichte von Lila Kennedy, geschieden, die mit ihrer 16-Jährigen Tochter Celie und deren 8-jährigen Schwester Violet in einem Haus wohnt, das an allen Ecken und Enden Baustellen präsentiert. Leider lassen die Buchstaben und Sätze, geschweige denn ganze Kapitel, für Lilas neues Buchprojekt auf sich warten, sodass sie zwar jede Menge Handwerker und deren Rechnungen im Haus hat, aber keine Möglichkeit, kaum etwas davon zu begleichen. Ihr Ex-Mann Dan kürzt seine Unterhaltszahlungen, präsentiert seine neue Freundin, die, natürlich, wie sollte es anders sein, schwanger ist und sein Geld nun für sich und ihre Kinder benötigt. Dazu ist Lilas Stiefvater Bill immer öfter Hausgast, der gerne auch rund um die Uhr alles für sie erledigt, weil er nach dem Tod seiner Frau Francesca, Lilas Mutter, einsam ist. An und für sich ein gutes Arrangement, hätte man etwas mehr Platz, etwas mehr Geld und etwas mehr Freiheit - dann würde es sicher mit Bill und Lila und den Mädchen funktionieren. Und hätte Lila dann noch die zündende Idee für einen Wechseljahresratgeber, wie ihn sich die Agentin wünscht - alle Sorgen wären vergessen… Aber nein, die nächste Sorge steht in Form von Lilas leiblichem Vater, Gene, ins Haus. Ein 75-jähriger ehemaliger Schauspieler, der nicht wahrhaben will, dass sein Raumschiff, pardon, sein Zug abgefahren ist und er einfach nur noch ein alter Mann ist, der bei seiner aktuellen Freundin rausgeflogen ist, in massiven Geldschwierigkeiten steckt und nun nicht nur einen Platz zum Abtauchen braucht, sondern auch jede Menge Geld (und am besten einen neuen Job). Warum bleibt alles an Lila hängen? Die Töchter, der Ex-Mann, der Stiefvater, der eigene Vater, der Abgabetermin fürs Buch, die Reparaturen, und und und, und dann ist da noch Gabriel, der neue Vater an der Schule. Oder der Gärtner, Jensen, der mir sofort sympathisch war und der gerne auf ein Glas mit Lila die Zeit vergessen (oder anhalten oder umleiten?) möchte. Dazu die Wortwechsel zwischen den beiden „Vätern“ Bill und Gene - herrlich. Aber was macht Lila, wenn sich der eine Mann nicht als der herausstellt, der er vorgibt, zu sein und der andere, den sie immer so ein bisschen zu wenig beachtet, vermutlich doch die bessere Wahl wäre? Und wie kommt die 42-Jährige mit der neuen Freundin ihres Vaters zurecht? Und mit den merkwürdigen Blicken der anderen Mütter auf dem Schulhof? Wie mit medizinischen Notfällen? Ach, man kann Lila bemitleiden, aber auch bewundern, wie sie alles managed, obwohl es schier unmöglich scheint. Luise Helm trifft immer den richtigen Ton, am besten den genervten Tonfall - es macht einfach Freude, ihr zuzuhören. Ich hatte sehr gute Unterhaltung bei dieser wirklich weit verzweigten und manchmal einfach verzweifelt wirkenden Patchwork-Groß-Familie, die von jedem Problem ein Stück abhaben will und dabei noch viele weitere Probleme mitbringt. Man fühlt sich sofort zuhause, freut sich, dass das Chaos nicht nur ein Spiegelbild des eigenen täglichen Wahnsinns ist, sondern dass auch andere damit zu kömpfen haben. Von mir bekommt „Zwischen Ende und Anfang“, das tatsächlich jedem und jeder neue Chancen eröffnet, eine Hörempfehlung mit 5 Sternen.