Was tun, wenn die eigene Tochter auszieht? Anette ist erst 38 Jahre alt, als die 19 jährige Emma auszieht, um zu studieren. Als alleinerziehende Mutter hatte Anette ihr ganzes Leben auf Emma ausgerichtet. Sie arbeitet in einem Laden als Verkäuferin und hat sich alle Träume im Leben versagt, um ganz für Emma da zu sein. Nun herrscht da, wo Emma war, nur noch Leere.
Nach einem öden, ersten Wochenende rafft sich Anette auf und erinnert sich an die Träume, die sie hatte. Kurzerhand meldet sie sich zu einem Schnupper- Motorradkurs an. Motorrad fahren ist etwas, was sie schon immer mal machen wollte. Nach einem Unfall folgt die Ernüchterung. Zum Glück sind da der Fahrlehrer Lukas und Anettes Freundinnen, die sie in ihrem Projekt bestärken und unterstützen.
Das Grundthema in diesem Buch ist ein zutiefst authentisches Thema, dem wohl alle Mütter irgendwann mal gegenüber stehen. Das eigene Kind zieht aus, die Lücke muss…soll… will…man füllen. Die Autorin hat die Gefühle von Anette sehr gut zum Leser transportiert. Überhaupt ist die ganze Figur "Anette" sehr bildhaft und authentisch. Sehr sympathisch sind mir ihre Reaktionen im Bezug zu dem Auszug, doch auch zu ihrer dementen Mutter und / oder ihren Freundinnen. Anette führt den Leser durch die Geschichte, durch ihre Abnabelung von der Tochter und etliche romantische Momente, die überhaupt nicht kitschig sondern sehr stimmungsvoll und romantisch beschrieben sind.
Die Kleinstadt Skgahammer, in der Anette verwurzelt ist, ist wohl eine typische Kleinstadt mitten in Schweden. Klatsch und Tratsch, der mit Vorliebe an der Kasse des Supermarktes verhandelt wird. Inklusive Neuigkeiten, die sich schnell herumsprechen. Eben typisch Kleinstadt. Es wird auch die Beziehung der Bewohner untereinander thematisiert. Auch hier Abneigungen und Freundschaften wie in einem Städtchen in der realen Welt. Und ich denke, dass das genau das ist, was mir an diesem Buch so gefallen hat. Dies alles ist sehr realitätsnah beschrieben und kann irgendwo mitten in Schweden genau so geschehen sein.
Der Schreibstil ist frisch und überaus witzig. Gerade gewisse Dialoge sind schreiend komisch und sehr erheiternd. Ich denke da an eine Szene, in der Anette eine neue Hose für ein erstes Date kaufen möchte….
Mich hat das Buch ausserordentlich gut unterhalten. Ich habe gehofft, dass das mit einer neuen Liebe für Anette was wird. Im Gegensatz zu vielen Büchern in diesem Genre, steht dies bis zum Schluss in den Sternen und man darf sich überraschen lassen. Ich habe mich mit Anette gefreut, als sie mit viel Eigeninitiative einen speziellen Anlass für das ganze Städtchen organisiert. Ich habe aber auch mit Anette gelitten, als sie plötzlich nach 19 Jahren alleine in der Wohnung ist.