Cover-Bild Lügnerin
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 27.09.2017
  • ISBN: 9783036957661
Ayelet Gundar-Goshen

Lügnerin

Helene Seidler (Übersetzer)

Es gibt Leute, die schlagen mit der Faust auf die Theke, und es gibt Leute, die stehen dahinter und fragen: »Und was darf es für Sie sein?« Die Eisverkäuferin Nuphar Schalev gehört eindeutig in die zweite Kategorie: An dem Gesicht des Mädchens bleibt kein Blick länger hängen als notwendig. Doch als sie eines Tages ein Missverständnis zu einer Lüge formt, ändert sich alles, und sie rückt ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Im hellen Licht der Kameras blüht Nuphar auf, und mit ihr wächst und gedeiht die Lüge, und mit der Lüge wächst und gedeiht die junge Liebe zu Lavie Maimon, der im vierten Stock über der Eisdiele wohnt. Doch die Liebe ist etwas sehr Zartes, und die Wahrheit kann sie zertrampeln wie ein wildes Rhinozeros.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2017

Viel Stoff zum Nachdenken nach hervorragender Unterhaltung. Von dieser Autorin würde man gerne mehr lesen.

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Ayelet Gundar-Goshen, Lügnerin, Kein & Aber 2017, ISBN 978-3-0369-5766-1

Dieser Debütroman der studierten Psychologin Ayelet Gundar-Goshen wurde in ihrem Heimatland Israel mit den Sapirpreis für das beste ...

Ayelet Gundar-Goshen, Lügnerin, Kein & Aber 2017, ISBN 978-3-0369-5766-1

Dieser Debütroman der studierten Psychologin Ayelet Gundar-Goshen wurde in ihrem Heimatland Israel mit den Sapirpreis für das beste Debüt Israels verdientermaßen ausgezeichnet. Die Autorin verbindet in diesem Roman mit dem Titel „Lügnerin“ ihre psychologische Kompetenz mit ihrem literarischen Talent und beschreibt in vielen Facetten, was eigentlich geschieht, wenn im Leben von Menschen ein vorübergehendes Missverständnis zu einer veritablen Lüge wird, die dann wie ein Geschwür ihre Wirkung entfaltet. Was passiert mit den Menschen, die die Lüge kolportieren, und was mit denen, die unter der Lüge zu leiden haben?

Der Roman erzählt die Geschichte der Schülerin Nuphar, die durch ein Ereignis ganz plötzlich aus ihrem bisherigen Leben geschleudert wird. Sie jobbt in den Sommerferien in einer Eisdiele, als eines Tages ein von der Öffentlichkeit schon lange vergessener Showstar (Avischai Milner war Sieger des israelischen Superstarcontests) sie verbal angreift, weil er sich nicht schnell genug bedient sieht. Frustriert über sein Schicksal macht er Nuphar nieder. Der Vorfall hat Zeugen. Zeugen allerdings, die ihn als versuchte Vergewaltigung werten und publik machen. Nuphar macht vom ersten Moment an bei dieser Inszenierung mit und kommt über die ganze Geschichte hinweg nicht mehr davon los.

Innerhalb kürzester Zeit beginnt die Medienmaschine zu laufen. Der Showstar wird verhaftet und vorverurteilt, Nuphar wird zum im ganzen Land gefragten Medienstar mit zahlreichen Auftritten in Talkshows. Sie genießt diesen Zustand durchaus, spürt aber auch, was diese Lüge mit ihr macht.

Ayelet Gundar-Goshen zeigt in etlichen Nebengeschichten, dass Nuphar nicht allein ist mit ihrer Lüge, sondern dass viele andere Begebenheiten sich der hartnäckigen Wirkung von Lügen verdanken.

„Lügnerin“ ist eine feine und klug komponierte Geschichte menschlichen Handelns und seiner Abgründe, die den Leser an vielen Stellen sehr direkt zu einer eigenen Position herausfordert. Wer hat Recht, wer hat Unrecht? Welches Handeln ist vertretbar, welches nicht? Was rechtfertigt eine Lüge? Wohin führt sie? Gibt es einen Ausweg?

Viel Stoff zum Nachdenken nach hervorragender Unterhaltung. Von dieser Autorin würde man gerne mehr lesen.






Veröffentlicht am 07.12.2017

Wie kann eine Lüge dein Leben beeinflussen — und zu welchem Preis würdest du die Wahrheit niemals ans Licht kommen lassen?

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„Lügerin“ von Ayelet Gundar-Goshen hat mich zuerst mit dem wunderbaren Cover angesprochen. Dann mit dem äußerst interessanten Klappentext – der auch wirklich hielt, was er versprochen hat! Dieser Roman ...

„Lügerin“ von Ayelet Gundar-Goshen hat mich zuerst mit dem wunderbaren Cover angesprochen. Dann mit dem äußerst interessanten Klappentext – der auch wirklich hielt, was er versprochen hat! Dieser Roman hat mich sehr überrascht und ich war auch sehr erstaunt, wie fein Gundar-Goshen ihre Charaktere zeichnet. Doch worum geht es eigentlich? Nuphar ist ein unscheinbares Mädchen, nichts in ihrem bisherigen Leben erscheint ihr besonders. Sie hatte noch nie Sex und beginnt bald ihr letztes Schuljahr – nachdem diesen Sommer schon wieder nicht spannendes in ihrem Leben passiert ist. Nuphar hat das Gefühl, als würden die Menschen – und ganz besonders die Männer – einfach durch sie durch sehen, sie nicht wahrnehmen. Doch als eines Tages ein ehemals berühmter Sänger in ihre Eisdiele tritt, der sie aufs Übelste beleidigt und ihr dann auf die Toilette folgt, bricht etwas in Nuphar heraus – und sie schreit. Sie schreit, bis Polizei und Nachbarn in den Hinterhof kommen und das verstörte Mädchen fragen, was der Kerl ihr getan hätte. Als sie als Antwort in Tränen ausbricht, scheint die Sache geklärt. Avischai wird wegen versuchter Vergewaltigung von der Polizei festgenommen und Aussagen werden gemacht. Nuphar versucht zunächst, sich aus dem Missverständnis herauszuwinden, doch blüht im Licht der Lüge und der Aufmerksamkeit auf wie eine Blume, die nach dem Winter endlich Sonnenstrahlen einfängt. Immer tiefer verstrickt sich das Netz um die Lüge und Nuphar findet keinen Weg hinaus.

Sucht dich das Schuldgefühl heim, hat es verschiedene Möglichkeiten. Es kann dich von hinten anspringen, dir die Klauen ins Fleisch hauen. Es kann einen Frontalangriff starten. Doch es kann dir auch wie eine Perserkatze um die Beine streichen, sich ein Weilchen auf deinen Schoß setzen und dann weiterhuschen, weil es nicht länger bleiben will.

Ayelet Gundar-Goshen schafft hier einen Roman, dem es gelingt, eine Spannung aufzubauen, die den Leser bis zur letzten Seite fesselt. Die Charaktere sind wahnsinnig ausgefleischt und die Autorin hat sich sichtlich Mühe gegeben, diese zu einem großen Ganzen zusammenzuweben. In „Lügnerin“ findet man keinen überflüssigen Satz, jeder noch so kleine Handlungsstrang trägt zum Gesamten bei und am Ende des Romans blickt man auf einen wunderschönen Flickenteppich zurück. Gerade die in Teil 2 neu eingeführten Personen und ihr Leben scheinen auf den ersten Blick keinen Bezug zum Hauptgeschehen zu haben, doch hat man die Charaktere erst einmal kennengelernt und hinter die Fassade geschaut, fällt es dem Leser wie Schuppen von den Augen.

Die vollständige Rezension findet ihr auf dem Blog: https://killmonotony.de

Veröffentlicht am 27.03.2023

Wenn sich Lügen verselbstständigen

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Ayelet Gundar-Goshen ist eine israelische Schriftstellerin, die ich sehr gerne mag. Dies ist mein drittes Buch von ihr, und wieder fand ich schon den Klappentext sehr ansprechend.

Die Protagonistin ihrer ...

Ayelet Gundar-Goshen ist eine israelische Schriftstellerin, die ich sehr gerne mag. Dies ist mein drittes Buch von ihr, und wieder fand ich schon den Klappentext sehr ansprechend.

Die Protagonistin ihrer Geschichte ist die 17jährige Nuphar, die sich mit ihrem Ferienjob in der Eisdiele ihr Taschengeld aufbessert. Nuphar hat ein etwas angeknackstes Selbstbild, wie das bei Teenagern nicht selten vorkommt. Sie fühlt sich zu unscheinbar, nicht hässlich, aber auch nicht so hübsch wie ihre jüngere Schwester, kurzum, sie hat das Gefühl das Leben zieht an ihr vorbei und sie schaut immer nur von außen zu. Und dann steht auf einmal dieser abgehalfterte Sänger vor ihr in der Eisdiele, den sie nicht erkennt und er beschimpft sie quasi grundlos aufs Übelste. Nuphar ergreift die Flucht, rennt in den Hof und schreit sich die Seele aus dem Hals.

Sofort ist sie umringt von Menschen, die vermuten der Sänger hätte ihr etwas angetan, sie vielleicht sogar vergewaltigt.

Nuphar streitet das nicht ab und das Unheil nimmt seinen Lauf.



„ Manche Menschen werden durch die Wahrheit schön, andere durch die Lüge“



Irgendwann gibt es kein Zurück mehr. Die Lüge hat sich verselbstständigt.

Nuphar wird in Talkshows eingeladen. Dieses „mutige“ Mödchen gibt den vielen Opfern, die nicht gewagt haben ihren Peinigern entgegenzutreten eine Stimme. Nuphar ist auch nicht die Einzige in dem Roman die lügt. Nahezu jeder scheint die Wahrheit zum eigenen Nutzen gerne mal ein bisschen zu verbiegen. Man merkt der Autorin an, dass sie Psychologie studiert hat. Sie hat so eine gute Beobachtungsgabe und legt ihre Finger immer genau in die Wunde.

Ich war so gespannt wie Nuphar aus ihrem Lügengebilde wieder herausfindet. Leider fand ich das Ende dann nicht so gelungen, was zu einem Punktabzug in meiner persönlichen Einschätzung geführt hat.

Trotzdem lesenswert. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

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