Perfekt die viktorianische Ära eingefangen
London, 1871. Der Antiquitätenhändler Jakob Jakobus wird ermordet in seinem Laden aufgefunden, kurz nachdem der Diebstahl eines wertvollen Smaragdcolliers bei der Polizei zur Anzeige gebracht wurde. Inspector ...
London, 1871. Der Antiquitätenhändler Jakob Jakobus wird ermordet in seinem Laden aufgefunden, kurz nachdem der Diebstahl eines wertvollen Smaragdcolliers bei der Polizei zur Anzeige gebracht wurde. Inspector Ben Ross von Scotland Yard vermutet einen Zusammenhang.
Ann Granger beweist im neunten Band der Reihe wieder einmal, wie leichtfüßig sie das viktorianische London zum Leben erwecken kann. (Gleich vorweg: Der Band lässt sich problemlos ohne Kenntnis der Vorgänger lesen.) Bei der Beschreibung eines Staus auf der Waterloo Bridge vermag sie beinahe zu überzeugen, sie wäre selbst dabei gewesen. Das Gesellschaftsleben der damaligen Zeit samt der sozialen Strukturen und Missständen umrahmt und trägt die Handlung. Die Charaktere, alle mit der leichten Überspitzung versehen, die sie prägnant und leicht merkbar macht, verhalten sich glaubhaft und konsequent.
Ermittler Ben Ross und seine Ehefrau Elizabeth erzählen jeweils aus der Ich-Perspektive ihren Teil der Handlung. Beide sind sich sehr verbunden und arbeiten wohlwollend einander zu.
Dass sie dennoch lange im Dunkeln tappen, liegt an der verwickelten Geschichte. Mühsam und langwierig gestaltet sich die Ermittlungsarbeit, Bruchstück um Bruchstück muss herbei getragen, ein Detail ums andere ans Licht gezerrt werden. Es macht durchaus Spaß, dies alles zu verfolgen, doch vermisst man ein wenig die Spannung. Auch an Überraschungen hält die Story wenig bereit. Natürlich ist klar, dass es sich hier um einen klassischen Cosy-Krimi handelt, das signalisiert jede Körperfaser des Lesenden, aber etwas eifriger mitfiebern würde man sicher gerne.
Irritierend sind einige Stellen, bei denen Unverständlichkeit oder falsche Bezüge auf kleine Übersetzungsprobleme hinweisen.
Die Stärken des Krimis liegen in der Wiedergabe der Atmosphäre, der Darstellung der Personen und der Souveränität und Eleganz des Schreibstils. All das sorgt für Lesevergnügen und Wohlbefinden und vermag auf eigene Weise zu fesseln.