Cover-Bild Wir sehen uns am Meer
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesroman: Zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 15.08.2024
  • ISBN: 9783462007824
Dorit Rabinyan

Wir sehen uns am Meer

Roman
Helene Seidler (Übersetzer)

Romeo und Julia heute: Von der unmöglichen Liebe zwischen einer Jüdin und einem Palästinenser

Die Tel Aviverin Liat lernt in New York den Maler Chilmi kennen, der aus Ramallah stammt. Die beiden verlieben sich, wohl wissend, dass ihre Liebe keine Zukunft hat: Wenn die Zeit in New York vorbei ist, wird auch die Beziehung, die eigentlich nicht sein darf, zu Ende gehen. Doch Liat und Chilmi haben die Rechnung ohne ihre Gefühle gemacht …

»Die israelische Schriftstellerin Dorit Rabinyan hat uns einen politischen Liebesroman beschert, der aufwühlt.« Cosmopolitan

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.01.2025

Große Liebe ohne Perspektiven

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Es ist für beide eine ganz große Liebe - aber eine Liebe mit Verfallsdatum und ohne Perspektiven: Die israelische Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin Liat ist mit einem Stipendium ein halbes Jahr ...

Es ist für beide eine ganz große Liebe - aber eine Liebe mit Verfallsdatum und ohne Perspektiven: Die israelische Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin Liat ist mit einem Stipendium ein halbes Jahr in New York. Hier lernt sie über einen gemeinsamen Bekannten den Maler Chilmi kennen, der schon seit ein paar Jahren in der Stadt lebt.

Die beiden verlieben sich Hals über Kopf und voller Leidenschaft. Dabei wissen sie, ihre Beziehung ist auf den Zeitrahmen von Liats Visum beschränkt. Denn Chilmi ist Palästinenser aus Ramallah. Angesichts der politischen Verhältnisse in der Heimat des Paares, angesichts Besatzun, Siedlungsbau und Intifada hat die Beziehung keine Chance, in Israel zu überleben, auch wenn Chilmi, etwas romantischer und vielleicht auch realitätsferner als Liat, diese Möglichkeit in Gesprächen manchmal in den Raum stellt. Der Besuch von Chilmis in Berlin lebendem Bruder öffnet aber auch ihm die Augen über den Widerstand, auf den die Beziehung selbst in der eigenen Familie stößt.

Dorit Rabinyans Roman "Wir sehen uns am Meer" ist bereits 2016 erschienen und aktueller denn je. Denn Menschen verlieben sich, wenn sie die Chance haben, einander ohne den Ballast von Geschichte und Politik zu begegnen, auch über Grenzen hinweg, die sie zu einem modernen Romeo und Julia-Paar werden lässt. Und heute wäre diese israelisch-palästinensische Liebesgeschichte angesichts der Kluft, die der Hamas-Angriff vom 7. Oktober und der Gaza-Krieg weiter aufgerissen haben, vermutlich noch viel, viel schwieriger.

Rabinyan erzählt vor allem aus der Sicht Liats, die zwischen Herz und Verstand hin- und hergerissen ist, die darunter leidet, ihre Gefühle vor der eigenen Familie, vor jüdischen Freunden in New York, geheimhalten zu müssen und stets in der Angst vor einem Ende des Versteckspiels lebt. Israel ist schließlich klein, und zahlreiche Israelis haben Freunde oder Angehörige in der jüdischen Diaspora in New York. Da ist die Gefahr, einem Bekannten über den Weg zu laufen, auch in einer Millionenstadt nicht unerheblich.

Die Politik spielt in den Gesprächen des Paares nur eine Nebenrolle - unterschiedliche Erfahrungen sind zwar durchaus ein Thema, aber Liat und Chilmi suchen das Verbindende. Ein emotionales Buch, das seinen Protagonisten mit Wärme und Sensibilität folgt, Probleme nicht verschweigt, aber dennoch Ausdruck einer Hoffnung ist, dass eine Liebe wie die von Liat und Chilmi eines Tages nicht von vornherein chancenlos ist.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Bewegend

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Wir sehen uns am Meer ist keine leichte Lektüre. Der Klappentext klingt nach einer modernen Romeo- und Julia-Geschichte, aber das Buch beinhaltet viel mehr als Romantik. Es zeigt, wie sich politische Konflikte ...

Wir sehen uns am Meer ist keine leichte Lektüre. Der Klappentext klingt nach einer modernen Romeo- und Julia-Geschichte, aber das Buch beinhaltet viel mehr als Romantik. Es zeigt, wie sich politische Konflikte auf Einzelschicksale auslösen. Der Israel-Palästina-Konflikt ist aktuell wieder präsenter denn je und während er in den Medien weit weg scheint, vergessen manche, wer wirklich darunter leidet: Einzelne Menschen, die ihren Wurzeln nicht entfliehen können und durch diese ohne es zu wollen, Gewicht mit sich tragen.
Liats und Chilmis Geschichte könnte in New York harmlos funktionieren, wenn sie andere Wurzeln hätten. Die Chemie zwischen ihnen stimmt und sie passen durch ihre Interessen und Charakterzüge sehr gut zusammen. Für meinen Geschmack hat sich ihre Liebesgeschichte etwas schnell entwickelt, aber sobald sie ein Paar sind, versteht man warum es zwischen ihnen direkt funkte. Es ist schön von ihren glücklichen Momenten zu lesen, aber es liegt ständig eine Schwere in der Luft. Die innere Zerrissenheit und teils Schuldgefühle, die beide verspüren werden von der Autorin sehr gut geschildert, sodass ich mit beiden mitgelitten habe. Liats und Chilmis Geschichte lässt einen alles andere als kalt. Die Emotionen werden so stark beschrieben, dass man wörtlich in ihre Tragödie gerissen wird.
Rabinyan erzählt wie bereits erwähnt keine einfache Romanze, sondern nimmt sich in Wir sehen uns am Meer Zeit, um auf politische Themen einzugehen. Liat und Chilmi führen mehrere Gespräche über den Israel-Palästina-Konflikt und bringen ihre Sichtweisen mit ein. Diese Gespräche sind nicht leicht, sondern offenbare schwere Fakten und bringen beide an ihre Grenzen. Sie sind mit ein Grund dafür, warum ich für das Buch länger gebraucht habe, denn sie haben mich mitgenommen. Deshalb musste ich manchmal wieder zu einer leichterer Lektüre wechseln oder brauchte Zeit, um das Gelesene zu verarbeiten. Deutlich wird: Für den Konflikt gibt es keine einfache Lösung und er ist kompliziert und diejenigen, die darunter wirklich leiden sind nicht hochrangige Politiker:innen, sondern einfache Menschen.
Beim Lesen habe ich mich oft gefragt, wie das Buch ausgehen wird, da es unterschiedliche Möglichkeiten gibt. Rabinyan bleibt mit dem Verlauf des Buchs der Schwere ihrer Geschichte treu und verkauft kein Märchen, sondern die Realität - und diese kann manchmal mehr weh tun als man erwartet. Dafür zeigt sie, warum es wichtig ist bei schwierigen Themen nicht wegzuschauen - und vor allem eins: Dass man Menschlichkeit nie verlieren sollte.

Fazit: Keine leichte Lektüre, aber dennoch lesenswert. Deutlich wird, wie sich politische Konflikte auf Einzelschicksale auswirken.