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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2025

Nicht jeder Mondstein glänzt

Die Bestimmung der Mondsteinkinder
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Dieser Fantasyroman ab zehn Jahren beginnt sehr stark. Man kann sich sehr gut mit der Hauptperson Meelo identifizieren und begleitet ihn allzu gern auf seiner Reise zur Königslese. Die Hauptidee ist wirklich ...

Dieser Fantasyroman ab zehn Jahren beginnt sehr stark. Man kann sich sehr gut mit der Hauptperson Meelo identifizieren und begleitet ihn allzu gern auf seiner Reise zur Königslese. Die Hauptidee ist wirklich interessant, die Flügelpferde begeistern sowieso und auch die kindlichen Charaktere Meelo, Ria und Bea wurden glaubwürdig sowie interessant dargestellt. Allerdings wirken die Erwachsenen hingegen überzogen und teilweise kindisch. Selbst zunächst spannende Charaktere wie der Sommersprossenkrieger verkommen am Ende zu einer Karikatur.

Überhaupt ist der Plot eher naiv. Kinder werden sich daran wahrscheinlich nicht stören, aber einige Sachen waren schon sehr an den Haaren herbeigezogen und die aufgeworfenen Probleme wurden mir zu leicht gelöst. Insbesondere das letzte Drittel zog sich, da alles sehr vorhersehbar war und alle (wirklich so ziemlich alle) intensiv an einem Rettungsplan arbeiteten. Hindernisse gab es weitestgehend keine.

Aber ich schaue mit dem Blick eines Erwachsenen auf das Buch. Kinder werden sicher einige Logiklöcher und politische Schwächen übersehen. Die Botschaft als solche ist tatsächlich positiv hervorzuheben: Man selbst entscheidet, für was man bestimmt ist und was man mit seinem Leben anfangen möchte. Aufgrund dieser Message und den mutigen Kindern, die den Ungerechtigkeiten trotzen und ihren eigenen Weg gehen, kann ich das Buch dennoch empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.06.2025

Geschichte neu erzählt?

Auf den Spuren unserer Vorfahren
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Das großformatige Kindersachbuch „Auf den Spuren unserer Vorfahren“ lädt zu einer Reise durch vierzehn alte Kulturen von der Frühzeit bis zur Spätantike ein. Besonders die visuelle Gestaltung hat uns sehr ...

Das großformatige Kindersachbuch „Auf den Spuren unserer Vorfahren“ lädt zu einer Reise durch vierzehn alte Kulturen von der Frühzeit bis zur Spätantike ein. Besonders die visuelle Gestaltung hat uns sehr gut gefallen. Die farbenfrohen, detailreichen Illustrationen von Kimberlie Clinthorne-Wong schaffen es, die verschiedenen Lebenswelten lebendig und abwechslungsreich darzustellen. Die Aufmachung des Buches ist zudem hochwertig, das Layout übersichtlich und nicht zu überladen.

Jede Kultur wird auf zwei Doppelseiten vorgestellt. Die erste Doppelseite vermittelt einen Überblick über das Leben und die Besonderheiten der jeweiligen Gesellschaft, die zweite präsentiert archäologische Fundstücke, die das zuvor Erzählte greifbar machen sollen. So soll gezeigt werden, dass im alten China auch Frauen kämpften, schwarze Pharaonen das alte Ägypten regierten oder Frauen (indirekt) bei den antiken Olympischen Spielen gewannen.

Dabei verfolgt das Buch das Ziel, neue Perspektiven auf die Geschichte zu eröffnen. Es stellt Kulturen vor, die in klassischen Geschichtsbüchern oft vernachlässigt werden, thematisiert Geschlechtergerechtigkeit, nachhaltige Lebensweisen (wobei das in einer nicht-technischen Welt wahrscheinlich auch nicht anders zu erwarten ist) und kulturelle Vielfalt. Das Buch möchte einladen, unsere bisherigen Vorstellungen über die Vergangenheit zu hinterfragen.

So lobenswert dieser Ansatz auch ist, inhaltlich bleibt das Buch hinter den Erwartungen zurück. Besonders beim Vorlesen fallen schnell die vielen Wiederholungen auf. Häufig werden dieselben Informationen mehrfach aufgegriffen, ohne sie vertiefend auszuführen. Auch die Auswahl und die Erklärungen der archäologischen Funde wirken nicht immer überzeugend. Teilweise fällt es mir auch schwer, einen echten Zusammenhang zwischen der getroffenen Aussage und den gezeigten Fundstücken herzustellen. Zumindest ist mir nicht klar, warum Harpunen und Kleidung die Gleichberechtigung bei den Inuits beweisen sollten.

Das Buch ist an sich für Kinder ab 7 Jahren gedacht. Doch für Leseanfänger eignet es sich schon wegen der kleinen Schriftgröße nicht, aber auch einige Fremdwörter wie „rasterförmig“, „Shang-Dynastie“, „Ingenieurskunst“ oder Eigennamen wie „Cahokia“, „Chunkey“, „Ibrahim Ibn Yaqub At-Tartûschi“, „Haithabu“ erschweren das eigenständige Lesen. Das Glossar am Ende erklärt einige Begriffe wie „Schmelztiegel“, „heidnisch“, „soziales Geschlecht (Gender)“ oder „Zitadelle“ knapp, aber recht verständlich.

Insgesamt ist „Auf den Spuren unserer Vorfahren“ ein visuell beeindruckendes und thematisch ambitioniertes Kindersachbuch, das wichtige Impulse setzt und zum gemeinsamen Lesen und Entdecken in der Familie einlädt. Inhaltlich bleiben die Erklärungen jedoch stellenweise zu oberflächlich, und einige der Fundstücke wirken willkürlich ausgewählt. Wer sich fundiertere Zusammenhänge oder wirklich neue Erkenntnisse erhofft, könnte hier etwas enttäuscht sein.

Trotz dieser Schwächen ist das Buch ein schöner Einstieg in die Archäologie und zeigt Kindern, dass Geschichte bunt, vielfältig und alles andere als langweilig ist.

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Veröffentlicht am 28.06.2025

Moderner Kunstunterricht

Mein magisches Museum und Vincent van Gogh
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Dieses Buch probiert einen neuen innovativen Weg, um Kindern sowohl Kunst als auch das Leben und Wirken von van Gogh nahezubringen. Es verbindet die Biografie dieses beeindruckenden Malers, mit verschiedenen ...

Dieses Buch probiert einen neuen innovativen Weg, um Kindern sowohl Kunst als auch das Leben und Wirken von van Gogh nahezubringen. Es verbindet die Biografie dieses beeindruckenden Malers, mit verschiedenen Kunsttechniken und konkreten Mitmachaufgaben. Auf diese Weise können sich junge Künstler nicht nur theoretisch mit dem Thema auseinandersetzen, sondern auch selbst kreativ werden und das Gelernte umsetzen.

Das Besondere daran ist, dass man aufgefordert wird, direkt auf die Seiten zu zeichnen und zu malen. Auf diese Weise werden die Kinder bzw. ihre Bilder Teil dieses Buches und vervollständigen es. So soll sie ihren Fußabdruck zeichnen, Erdfarben herstellen und damit Kartoffeln (aus)malen. Man erhält die Möglichkeit, sein Traumland zu malen, am besten in der beschriebenen Technik, warme und kalte Farben zu kombinieren und so zum Strahlen zu bringen. Es gibt auch eine Aufgabe, bei der zerteilte Sätze durch Verbinden wieder zusammengefügt werden oder auch Schatten mit dem entsprechenden Gegenstand.

Wie nebenbei erhält man dazu spannende Einblicke in das Leben van Goghs und in seinen Entwicklungsprozess. Es befinden sich zahlreiche Abbildungen seiner Werke im Buch. Als Rahmenhandlung dient eine geplante Ausstellung, bei der jedoch einige Bilder durch die Farbwichtel ruiniert wurden. Indem sich die Kinder mit den Farben van Goghs beschäftigen, sollen sie sozusagen den Wichteln das Handwerk legen.

Die Idee ist prinzipiell toll. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob es perfekt auf die angestrebte Altersklasse von 6 Jahren zugeschnitten ist. Während sich die Inhalte meiner Meinung nach eher für ältere Grundschüler eignen, passen die Aufgaben selbst mehr zu Kindergartenkindern, da sie überwiegend zu einfach sind. Es ist aber nicht schwer, sich selbst ein paar anspruchsvollere Aufträge zu überlegen, die gut zum Text passen.

Mir persönlich widerstrebt es auch, direkt in das Buch hineinzumalen – insbesondere mit selbst angerührten Farben. Das Papier scheint zwar recht dick zu sein, aber die Gefahr, am Ende das Buch komplett ruiniert zu haben, ist sehr groß. Wahrscheinlich würde ich die Seiten vorher lieber kopieren, was bei diesem Format aber gar nicht so einfach ist.

Junge Künstler werden von diesem Werk sicher angesprochen werden. Ich denke, auch oder vor allem für den Kunstunterricht lässt sich gut die eine oder andere Idee aufgreifen und adaptieren. Zumal die einzelnen Aufgaben wirklich sehr gut mit dem Leben und Schaffen van Goghs abgestimmt wurden.

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Veröffentlicht am 16.01.2025

Vorreiter des Vampirromans

Carmilla
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Joseph Sheridan Le Fanus Novelle Carmilla gilt als wegweisendes Werk der Vampirliteratur und wurde bereits 26 Jahre vor Bram Stokers Dracula veröffentlicht. In der düsteren Kulisse eines abgelegenen Schlosses ...

Joseph Sheridan Le Fanus Novelle Carmilla gilt als wegweisendes Werk der Vampirliteratur und wurde bereits 26 Jahre vor Bram Stokers Dracula veröffentlicht. In der düsteren Kulisse eines abgelegenen Schlosses in der Steiermark entfaltet sich eine geheimnisvolle und spannungsgeladene Geschichte. Die junge Laura lebt isoliert mit ihrem Vater, bis eines Nachts die geheimnisvolle Carmilla bei ihnen Einzug hält. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine intensive, von subtiler Erotik durchzogene Beziehung, während in der Umgebung rätselhafte Todesfälle auftreten.

Le Fanu versteht es meisterhaft, eine unheimliche Atmosphäre zu schaffen, die durch das viktorianische Setting und den schleichenden Horror lebt. Besonders bemerkenswert ist die latente homoerotische Spannung, die für die damalige Zeit mutig und innovativ war. Carmilla wirkt weniger als klassische Bedrohung, sondern vielmehr als verführerische Manipulatorin, was sie zu einer faszinierenden Figur macht.

Zwar mag der Handlungsverlauf aus heutiger Sicht vorhersehbar wirken, doch die dichte, unheilvolle Stimmung und die psychologische Tiefe der Charaktere machen Carmilla zu einem fesselnden Leseerlebnis. Die erzählerische Struktur in Tagebuchform verstärkt die Intimität der Geschichte und zieht Leser*innen tief in Lauras Perspektive.

Als Vorläufer von Dracula bietet Carmilla nicht nur literaturhistorisch spannende Einblicke, sondern überzeugt auch durch seine besondere Mischung aus Grusel, unterschwelliger Erotik und psychologischer Spannung. Ein Muss für Liebhaber klassischer Schauerliteratur und Vampirgeschichten.

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Veröffentlicht am 16.01.2025

Spannung top, Liebesgeschichte flop

The Games Gods Play – Schattenverführt
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Abigail Owen liefert mit The Games Gods Play einen actionreichen Auftakt, der die griechische Mythologie modern interpretiert. Das Buch überzeugt mit Spannung, Drama und unerwartet skurrilen Wendungen. ...

Abigail Owen liefert mit The Games Gods Play einen actionreichen Auftakt, der die griechische Mythologie modern interpretiert. Das Buch überzeugt mit Spannung, Drama und unerwartet skurrilen Wendungen. Besonders die kreativen und gefährlichen Heldentaten fesseln von Anfang bis Ende. Lediglich die Liebesgeschichte wirkt weniger überzeugend.

Lyra ist eine starke Hauptfigur – mutig, entschlossen und mit großem Herzen. Ihre Entwicklung von der Außenseiterin zur Schlüsselspielerin der tödlichen Crucible-Spiele ist beeindruckend, wenn auch stellenweise etwas überstürzt. Ihre Loyalität und selbstlosen Handlungen machen sie sympathisch, auch wenn sie manchmal etwas zu perfekt erscheint.

Der Fluch, den Zeus ihr als Baby auferlegte, verhindert angeblich, dass sie geliebt werden kann. Doch im Verlauf der Geschichte wirkt dieser Fluch wenig glaubhaft, da sich kaum jemand in ihrer Umgebung entsprechend verhält – insbesondere Hades nicht. Als düsterer Bad Boy mit weichem Kern bringt er zwar Spannung in die Handlung, doch seine schnellen Gefühle für Lyra und die frühe Anrede „mein Stern“ wirken überzogen und wenig glaubwürdig. Hier hätte eine tiefere Verbindung oder eine gemeinsame Vergangenheit mehr Tiefe gebracht.

Trotzdem glänzt Abigail Owen mit spannenden und originellen Prüfungen, die eine düstere und intensive Atmosphäre schaffen. Die Götter werden in ihrer moralischen Zweideutigkeit faszinierend dargestellt, wobei vor allem Aphrodite mit Charme hervorsticht. Die tödlichen Spiele – eine brutale Mischung aus Intelligenz und Grausamkeit – halten die Spannung konstant hoch und überraschen mit cleveren Wendungen. Dennoch lässt sich der Vergleich zu den Hunger Games nicht ganz vermeiden.

Etwas zu kurz kommt das Worldbuilding: Der Olymp und seine Regeln bleiben vage, viele Aspekte der Welt werden nur angerissen. Auch das rasante Erzähltempo nimmt gelegentlich die Tiefe aus der Handlung, wodurch das Mitfiebern stellenweise schwerfällt. Obwohl der Band in sich abgeschlossen ist, bleiben viele Fragen offen, die neugierig auf die Fortsetzung machen.

„The Games Gods Play“ überzeugt mit kreativen Ideen, rasantem Tempo und einer spannenden Handlung. Fans von Action, Intrigen und den düsteren Seiten der griechischen Mythologie kommen hier voll auf ihre Kosten. Lediglich die Liebesgeschichte hätte mehr Tiefe verdient. Trotz kleiner Schwächen freue ich mich schon auf den nächsten Band!

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