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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2018

Schmalz in drei Akten

Frau Einstein
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Im Jahre 1896 studiert Mileva als eine der ersten Frauen überhaupt Physik am Polytechnikum in Zürich. Dort muss sie sich nicht nur gegen die Vorurteile einer Männerwelt behaupten, sondern das eigenständige ...

Im Jahre 1896 studiert Mileva als eine der ersten Frauen überhaupt Physik am Polytechnikum in Zürich. Dort muss sie sich nicht nur gegen die Vorurteile einer Männerwelt behaupten, sondern das eigenständige Leben meistern, sich gegen die Vorbehalte gegen Osteuropäer durchsetzen. In ihrem kleinen Studiengang sticht sie heraus, nicht nur aufgrund ihres Geschlechts, sondern auch aufgrund ihrer Intelligenz. Bald hat einer ihrer Mitstudenten ein Auge auf sie geworfen. Sein Name: Albert Einstein.

Mich hat „Frau Einstein“ ehrlich enttäuscht. Ich hatte mir interessante Einblicke in die physikalische Welt der Einsteins erhofft, bekommen habe ich eine Schmonzette; so eine im Groschenheftchenformat um da mal einen Maßstab anzulegen. Gestartet ist „Frau Einstein“ noch ganz interessant, der Züricher Studentenalltag und auch Milevas besondere Situation als Frau an der Uni waren spannend zu lesen. Mit dem Auftauchen von Albert Einstein selbst geht es mit Buch und auch meiner Leserstimmung bergab; ich bin halt nun mal kein Liebesromanleser und somit war ich nun wirklich nicht glücklich als sich die Handlung hauptsächlich nur noch um wer-liebt-wen-mehr und das tägliche Beziehungsdrama der beiden drehte. Zudem schleicht sich mit wachsender Seitenzahl immer mehr die Frage ein, warum genau die Autorin den Albert so gar nicht leiden kann. Ein Roman darf natürlich Lücken im Lebenslauf einer historischen Person füllen, von mir aus auch ein bisschen zurechtbiegen, aber Marie Benedict hat es wirklich auf die Spitze getrieben, sodass ich an ihren „Erläuterungen“ zu Einsteins Arbeit und Leben irgendwann auch keine Freude mehr hatte.
Gut gefallen hat mir der Erzählstil der Autorin, flüssig und leicht führt sie durch die Geschichte. Mileva fungiert als Ich-Erzählerin, sodass man ihre Gedanken und Gefühle immer sehr gut nachvollziehen kann (verstehen konnte ich sie nicht). Doch das konnte den Roman für mich letztendlich auch nicht mehr retten, sodass ein Gefühl der Enttäuschung zurückbleibt. Schade.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Chaotischer Genremix

Alle Vögel unter dem Himmel
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Patricia und Laurence sind seit dem Kinderalter befreundet. Beide haben in der Schule eine Außenseiterrolle inne, sie ist die durchgeknallte Naturfreundin, er der Technikfreak. Im Laufe der Jahre werden ...

Patricia und Laurence sind seit dem Kinderalter befreundet. Beide haben in der Schule eine Außenseiterrolle inne, sie ist die durchgeknallte Naturfreundin, er der Technikfreak. Im Laufe der Jahre werden Patricias magische Fähigkeiten bekannt, sie ist eine Hexe und deswegen so naturverbunden. Laurence hat mit ihrer Welt bald nichts mehr zu tun und widmet seine ganze Kraft dem Bau seines Supercomputers.


Diese Geschichte hat wirklich viel Potential. Es geht um Außenseiter, um Freundschaft, um Liebe, um das Überleben der Menschheit und die Zerstörung der Natur. Alles große und wichtige Themen, alle für sich genommen auch sehr interessant aufbereitet. Aber die Mischung… nicht mein Geschmack. Die Autorin hat meiner Meinung nach einfach viel zu viel gewollt, und verliert sich letztendlich völlig in der überfrachteten Geschichte. Ich fand die Handlung überzeichnet und z.T. nicht richtig durchdacht. Erzählen kann die Autorin, ich mochte ihren Stil und ihren immer mal wieder aufblitzenden frischen Humor sehr gerne. Inhaltlich hat das Buch jedoch nach ca. Teil eins für mich gehörig an Attraktivität verloren und so war ich am Ende sogar froh, endlich mit diesem chaotischen Genremixbuch fertig zu sein. Sehr schade, viel Potential, aber wenig genutzt.

Veröffentlicht am 16.08.2017

Kein guter Ort - kein guter Krimi

Kein guter Ort
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Arne Eriksen arbeitet seit kurzem als Psychiater in Südnorwegen. Unweit seiner Klinik liegt die Rabenschlucht, in die vor zehn Jahren zwei Menschen zu Tode gestürzt wurden. Arnes Neugier ist geweckt, dabei ...

Arne Eriksen arbeitet seit kurzem als Psychiater in Südnorwegen. Unweit seiner Klinik liegt die Rabenschlucht, in die vor zehn Jahren zwei Menschen zu Tode gestürzt wurden. Arnes Neugier ist geweckt, dabei sollte er sich lieber um die drogenabhängige Tochter seines Exchefs kümmern. Doch auch die hat von den mysteriösen, bis heute nicht aufgeklärten Morden der Rabenschlucht gehört und ermittelt auf eigene Faust.

„Kein guter Ort“ ist schon das dritte Buch mit dem Psychiater Arne Eriksen. Vielleicht hätte man etwas Vorwissen gebraucht, gerade mit dem Beginn konnte ich sehr wenig anfangen, da hier Bezug auf vorherige Ereignisse genommen wird. Leider entwickelt sich der „richtige“ Fall auch im weiteren Verlauf sehr schleppend, richtig Spannung kommt nicht wirklich auf. Die ganze Handlung wirkte auf mich sehr bemüht, rund war die Geschichte jedenfalls nicht. Stäbers Charaktere sind ordentlich gelungen, aber doch eher eindimensional gehalten und wenig überraschend. Ich hatte mir etwas mehr von der – vom Klappentext versprochenen – samischen Mystik erhofft, so wirklich eingetaucht ist der Autor in diese Thematik nicht; selbst der Begriff „kurz gestreift“ wäre noch übertrieben. Erzählt war die Geschichte ganz gut, aber von einem nordischen Krimi darf man doch noch mehr erwarten. Leider kein Buch, das Lust auf die anderen Bände gemacht hätte.

Veröffentlicht am 12.06.2017

Spanischer Krimi mit Schwächen

Monteperdido – Das Dorf der verschwundenen Mädchen
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Vor fünf Jahren sind im spanischen Dörfchen Monteperdido zwei Mädchen verschwunden. Jetzt taucht eine von ihnen, Ana, plötzlich wieder auf. Die Bundespolizei, allen voran Sara Campos, schaltet sich sofort ...

Vor fünf Jahren sind im spanischen Dörfchen Monteperdido zwei Mädchen verschwunden. Jetzt taucht eine von ihnen, Ana, plötzlich wieder auf. Die Bundespolizei, allen voran Sara Campos, schaltet sich sofort ein. Doch die intensive Suche in den nahen Bergen, die strengen Verhöre in der verschworenen Dorfgemeinschaft scheinen die Ermittler der verschwundenen Lucia nicht näher zu bringen. War alle Hoffnung vergebens?

Agustín Martínez ist ein erfolgreicher Drehbuchautor und das merkt man seinem Krimi an. Er kann hervorragend Landschaft und Atmosphäre in Szene setzen, beschreibt alles sehr plastisch und man hat sofort reichlich Kopfkino. Leider scheint ihm aber die Fähigkeit zu fehlen Spannung zu transportieren. Die Geschichte plätschert langsamer vor sich hin als der nahe Gebirgsbach. Eigentlich hat die Story alles, was man zum mitfiebern braucht: verschworene Gemeinschaft, entführtes Mädchen, jede Menge Drama, der Quotendealer fehlt auch nicht. Trotzdem hätte ich das Buch jederzeit kommentarlos zur Seite legen können. Absolut kein Sog beim Lesen. Die Handlung scheint sich zwischenzeitlich zu verzetteln, es kommen allerlei Geheimnisse ans Licht, die eher aufhalten als unterhalten. Auch mit seinen Figuren konnte mich der Autor leider nicht überzeugen, was u.a. daran lag, dass (natürlich!) die Ermittlerin eine ganz, ganz doll schwere Kindheit hatte. Mal ehrlich liebe Schreiberlinge, denkt auch mal was Neues aus…
Insgesamt ein Krimi, den man nicht wirklich gebraucht hätte.

Veröffentlicht am 08.02.2020

Schwesternschicksale

Je tiefer das Wasser
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Edie und Mae sind zwar Schwestern, leben aber trotzdem ein ganz unterschiedliches Leben. Während die eine eine halbwegs normale Kindheit hat, erlebt die andere die manischen Umtriebe ihrer Mutter live ...

Edie und Mae sind zwar Schwestern, leben aber trotzdem ein ganz unterschiedliches Leben. Während die eine eine halbwegs normale Kindheit hat, erlebt die andere die manischen Umtriebe ihrer Mutter live mit. Nächtens streifen sie durch die Gegend, verschanzen sich im eigenen Speicher, und auch sonst kann Marianne ihre Mutterrolle kaum erfüllen. Und so stehen die Mädchen dem Selbstmordversuch ihrer Mutter auch ganz unterschiedlich gegenüber; auch als sie zu ihrem ihnen quasi unbekannten Vater gebracht werden, der seinen Töchtern nun plötzlich der Fels in der Brandung sein soll.

Die Geschichte der beiden Schwestern ist sehr tragisch, verstörend und immer wieder unerwartet anders. Eigentlich also genau mein Beuteschema; trotzdem hat mir der Roman nicht wirklich gefallen. Die Handlung wird aus verschiedensten Perspektiven erzählt; nicht nur Edie und Mae, sondern auch ihr Vater oder ihre Tante kommen zu Wort. Gefühlt auch noch jede andere Figur, auch wenn sie nur eine noch so kleine Nebenrolle spielt. Ich fand das verwirrend, die richtige Zuordnung war mir nicht immer sofort klar, und so empfand ich die Handlung immer wieder als unnötig anstrengend; zusätzliche Zeitsprünge erschweren das Ganze. Das Schicksal der Schwestern und natürlich der Mutter lässt einen nicht kalt, auch wenn sehr kalt über sie berichtet wird. Emotionen kommen nur hölzern rüber, Atmosphäre kam auch nicht so recht auf. Die Handlung ist sicherlich neu und befremdlich, berühren kann sie aber nicht so sehr wie eigentlich zu erwarten wäre. Ich habe mich bis zum Schluss nicht richtig einfinden können, der ganze Erzählstil hat mir irgendwie nicht behagt. Insgesamt war „Je tiefer das Wasser“ einfach kein Buch für mich, auch wenn mir die Grundidee gut gefallen hat.

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