Totengräber graben tiefer!
Interview mit einem Mörder„Kurz wird er ausruhen, bis es wieder hell ist. Dann wird er diesen Mann suchen. „(Buch Seite 41)
Wer die Bücher von Autor Bernhard Aichner kennt, weiß was ihn erwartet – in Sachen Schreibstil – aber ...
„Kurz wird er ausruhen, bis es wieder hell ist. Dann wird er diesen Mann suchen. „(Buch Seite 41)
Wer die Bücher von Autor Bernhard Aichner kennt, weiß was ihn erwartet – in Sachen Schreibstil – aber bei seinen Geschichten um den liebenswerten Totengräber Max Broll ist er dann doch immer für eine Überraschung gut.
Die Geschichte „Interview mit einem Mörder“, erschienen im Haymon -Verlag, ist Band 4 um den sehr charismatischen Max Broll. Auf das Wesentliche reduziert und doch mehr als genug erzählt.
Aber erst einmal kurz zur Story:
Alles ist soweit gut bei Max. Die Vergangenheit ruht weitesgehend und der neue Pfarrer Akofa bringt Schwung und so manches Verbotenes in Max Leben. Dazu kommt, dass sein bester Freund Baroni endlich ein neues, vielversprechendes Standbein gefunden hat. Doch dann geschieht etwas Fassungsloses, auf Baroni wird geschossen und nur Max hat den Täter gesehen – glaubt er, denn zu dem Zeitpunkt war er nicht ganz bei Sinnen.
Während Baroni um sein Leben kämpft, setzt Max alles daran diesen einen Mann zu finden und zur Strecke zu bringen. Der Weg ist mühsam und voller seltsamer Begebenheiten. Will Max den Mörder stellen, muss er sich erst selbst diesem ausliefern. Ein Katz und Maus Spiel um Wahrheit und Täuschung. Wobei dieser ’nette‘ ältere Herr Fink eine ausgesprochen unheilvolle Aura verbreitet. Ist Max diesen Situationen gewachsen oder dreht er so langsam aber sicher durch?
„Was wahr ist und was nicht. Was alles passiert ist in den letzten 10 Tagen. Wo Max aufhört, wo er anfängt, er weiß es nicht mehr. Was Lüge ist, was Wahrheit.“ (Buch Seite 217)
Irgendwie sind es diese seltsamen Berufe die es so besonders machen – oder die besonderen Berufe die es so seltsam machen – das Leseerlebnis rund um die Menschen die als letzte mit den Toten zu tun haben. Während es in ‚Totenfrau‘ und ‚Totenhaus‘ um die Bestatterin Brünhilde Blum ging, ist es bei Max Broll eben der Totengräber.
Ein Protagonist, dessen 3 Vorbände ich (noch) nicht gelesen habe und doch das Gefühl in mir aufkommt diesen Max schon ewig zu kennen. Ein liebenswerter Kerl, etwas eigenbrötlerisch, mit dem Hang zur Melancholie und treu seinen Menschen gegenüber die ihm etwas bedeuten.
So war es für mich kein Stück überraschend, dass er es herausfinden musste – das Geheimnis um Herrn Fink, ich wollte es ja selbst wissen.
Was mich allerdings überraschte war, was er heraus fand. Dabei reiste ich mit Max, im Zug, auf dem Schiff, im Auto – gab dabei selbst mächtig Gas, damit er endlich voran kam – und lernte so manche schräge aber nette Menschen kennen. Besonders diese Anna hatte es mir angetan und ganz besonders auch dem Max. Eine selbstbewusste Frau die kein Blatt vor dem Mund nimmt, was mir so manchen Schmunzler entlockte. Die Dialoge sind aber auch besonders, keine Anführungszeichen, kein sagte er- sagte sie, sondern so wie es kommt.
Das ist es was einen Aichner ausmacht und mir so gut gefällt. Alles auf den Punkt, kein endloses Gequatsche und keine unnötigen Seitenfüllereien. Dabei aber sehr aussagekräftig, da die Emotionen eine Entfaltungsmöglichkeit bekommen und einen als Leser so in das Geschehen hineinsaugen das man dieses Geheimnis endlich lösen will, egal wie erschreckend es letztendlich ist.
Eine mehr als verrückte Reise – dieser Krimi – aber eine die sich absolut gelohnt hat. Ausschlaggebend dafür definitv die Charaktere der Protagonisten. Dieser ’nette‘ ältere Herr Fink fand ich ausgesprochen gut dargestellt. Sein Schalten und Walten hat mich sehr erschrocken – wer weiß, wer weiß…….
Bitte mehr von Herrn Aichner und all seinen facettenreichen Protagonisten.