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Veröffentlicht am 28.12.2017

Leider keine echte Gaudi auf der Hütten! Das kann Nicola Förg besser!

Hüttengaudi
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Wie für Nicola Förg üblich, geht es auch in diesem Krimi unter Verwendung von Mundart um Lokalpolitik und sie lässt auch hier wieder Informationen einfließen, die den Leser aufklären und unterhalten sollen.
So ...

Wie für Nicola Förg üblich, geht es auch in diesem Krimi unter Verwendung von Mundart um Lokalpolitik und sie lässt auch hier wieder Informationen einfließen, die den Leser aufklären und unterhalten sollen.
So bringt sie z. B. den Begriff des Stroafns ins Spiel. Dort werden gefällte Holzstämme mit Pferdekraft aus dem Wald gezogen, die Beschädigung des Bodens ist viel geringer als bei der Verwendung von Motorkraft.

Interessant finde ich auch die Erklärung zu den Dexter Kühen und über die allergische Reaktion auf den Riesen-Bärenklau.

Gerade wegen der eingestreuten Infos lese ich Förgs Bücher besonders gerne.

Die Krimihandlung lässt allerdings bei Hüttengaudi eine grundlegende Spannung vermissen. Nur allzu schleppend entwickelt sich der Plot, die Charaktere und deren Darstellung stehen hier eher im Fokus. So wird Irmis Ex-Ehe näher beleuchtet, bei der ihr Ex Martin nicht gut wegkommt.
Allgemein stehen hier die Frauen ihren "Mann", sind starke Persönlichkeiten und werden nur vorteilhaft dargestellt. Die Männerwelt kommt in diesem Band eher schlecht davon.


Auch wenn ich das kriminalistische Frauenduo Irmi und Kathi gern verfolgt haben, hat mich die Ermittlungsarbeit nicht mitgerissen. Lange ist unklar, worin der verbindende Faktor der beiden Getöteten liegt. Es ging irgendwie nicht richtig voran bei der Aufklärung, während sich am Ende die Motive fast schon überschlagen.

Dass Irmi als Kommissarin überhaupt diesen Fall übernehmen darf, erscheint mir auch völlig unlogisch. Hier muss man eigentlich ihre Befangenheit annehmen.


Insgesamt hat mir der Lokalkolorit durch die Darstellung der Schauplätze gut gefallen. Beim Dialekt habe ich Verständnisprobleme gehabt und auch
der Spannungsbogen verlief ohne großen Höhen.


Dieser Krimi lebt vom Lokalkolorit, seinen informativen Inhalten und dem Frauenduo Irmi und Kathi. Mein Favorit dieser Reihe ist eindeutig Fall Nr. 7 "Das stille Gift".

Veröffentlicht am 28.12.2017

Unterhaltsame Adventslektüre und für Reihenfans ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern!

Wintersonnenglanz
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"Wintersonnenglanz" bietet ein gelungenes Wiedersehen mit den Figuren dieser Inselgeschichten-Reihe. Für mich ist es das erste Buch dieser Reihe und somit war ich wohl nicht so euphorisch beim Lesen und ...

"Wintersonnenglanz" bietet ein gelungenes Wiedersehen mit den Figuren dieser Inselgeschichten-Reihe. Für mich ist es das erste Buch dieser Reihe und somit war ich wohl nicht so euphorisch beim Lesen und musste die Personen erst einmal kennenlernen.
Ich habe mich im Büchernest allerdings sehr wohl gefühlt, denn gerade Buchhandlungen üben ja auf Leseratten eine magische Wirkung aus. Dazu kommt noch die adventliche Stimmung, die die Autorin geschickt mit in die Handlung einbindet und schon ist man gefangen von der Geschichte. Auch das Syltflair hat mich sofort begeistert und an eigene Aufenthalte erinnert. Im Winter habe ich dort allerdings noch keine Zeit verbracht und umso gespannter habe ich alles verfolgt.

Die eigentliche Handlung jedoch hat mich nicht ganz so mitgerissen. Ich habe es genossen, wie hier winterliche und gerade auch friesische Stimmung verbreitet wird. Die glücklichen Fügungen, die dank spendabler Unbekannter und beziehungskräftiger Verwandter gut enden, fand ich aber etwas übertrieben und auch zu glatt. So spielt das Leben normalerweise nicht und auch wenn ich gut endende Bücher mag, war es mir hier entschieden zu
viel des Guten. Das kommt dann schon eher unrealistisch geschildert
rüber. Auch hat es mich gewundert, dass Larissa und ihre Freunde trotz
des stressigen Weihnachtsgeschäfts im Büchernest so viel Zeit
füreinander haben. Wer schon mal im Einzelhandel in dieser Zeit
gearbeitet hat, weiß wie es in Wahrheit so abläuft.

Als besonderes Bonbon enthält dieser Roman am Ende einen ganz besonderen
Adventskalender. Dieser bietet 24 winterliche Beiträge in Form von
kleinen Gedichten, Dekotipps und Rezeptideen für Punsch und Gebäck und
rundet so das Buch weihnachtlich ab.



Wer Sylt und stimmungsvolle Weihnachtsbücher mag, ist hier genau
richtig. Ein wenig Heile-Welt und die Forsetzung der Reihe lassen
Wohlfühl-Momente zu.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Rasanter Verlauf, etwas verworrene Aufklärung

Sei mein Tod
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Dieser Thriller ist spannend geschrieben, der Fall beängstigend realistisch geschildert und die Handlung rasant. Und doch hatte ich so meine Probleme mit dem Buch.
Ich wurde mit dem Detektiv nicht warm, ...

Dieser Thriller ist spannend geschrieben, der Fall beängstigend realistisch geschildert und die Handlung rasant. Und doch hatte ich so meine Probleme mit dem Buch.
Ich wurde mit dem Detektiv nicht warm, er kam mir mit seinen Gedanken und seinem Verhalten nicht wirklich nahe und auch die Gefühle und das Innenleben der Entführungsopfer werden nicht so beschrieben, dass ich mir ein Bild von ihnen machen konnte.

Der Schreibstil ist flüssig und mitreißend und auch die Geschichte ist an und für sich handwerklich gut gemacht. Doch ich zweifelte mehrfach an den Inhalten. Ging Kayley freiwillig mit dem Entführer mit und warum schweigt Samantha über den damaligen Täter? Nach 20 Jahren sollte sie über die Sache sprechen können.

Bei den Charakteren erscheinen mir zu viele Personen auf einmal. Es fällt mir schwer, hier den Überblick zu behalten, wer zu den guten oder den bösen Menschen und Psychopathen zählt.
Warum wurde die Polizei nicht eingeschaltet, als eine Entführung sicher war? Hier kämpfen Nathan und Noreen an einsamer Front und sollen als Helden und Superermittler dargestellt werden. Insgesamt ist die Handlung durch die Zeitsprünge etwas unübersichtlich und wieso hängen genau diese beiden Fälle von Samantha und Kayley auch mit den beiden Hauptpersonen zusammen? Solche Zufälle mag ich bei Thrillern gar nicht.


Dieser Thriller hat mich verwirrt, wobei mir die Idee an sich gut gefallen hat, konnte die Umsetzung der Geschichte mich nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Etwas überkonstruiert und Weinzierls Gefühlswelt geht mir auf die Nerven!

Markttreiben
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Markttreiben beginnt mit einem spektakulären Prolog. Hier wird man hautnah Zeuge, wie ein Skifahrer bei einem Lawinenunglück verschüttet wird. Doch im Folgenden ist davon erst mal nicht wieder die Rede.

Denn ...

Markttreiben beginnt mit einem spektakulären Prolog. Hier wird man hautnah Zeuge, wie ein Skifahrer bei einem Lawinenunglück verschüttet wird. Doch im Folgenden ist davon erst mal nicht wieder die Rede.

Denn Kommissar Weinzierl erhält einen Anruf seines Ex-Chefs Baier, der von einem Toten, Leo Lang, bei einem Filmset in Peiting berichtet. Der Tote sollte das teure Kameraequipment bewachen, dieses fehlt, also geht man von einem Raubmord aus. Am Set gibt es Wortwechsel über Differenzen zwischen echten Bayern und echten Allgäuern. Das kann man als Lokalkolorit ansehen, ich würde das nicht so bezeichnen und finde es eher störend.

Es ist mein erster Fall mit Kommissar Weinzierl und ich stelle fest, er sucht das Abenteuer, hat eine wechselhafte, merkwürdige Beziehung mit Kollegin Johanna und scheint voll in der Midlifecrisis zu stehen.

Als Weinzierl Miriam kennen lernt, ist er hin und weg und beginnt eine Affäre mit ihr. Kurz darauf stirbt sie, scheinbar ein Selbstmord. Weinzierl geht der Sache nach. Seine Nachforschungen führen ihn bis nach Südafrika. Was sich hier dem Leser an Tierbeschreibungen und landschaftlichen Einblicken zeigt, ist mein eigentlicher Höhepunkt des Krimis. Allerdings sollte, wo Oberbayern-Krimi draufsteht, auch Oberbayern drin sein.
Ursache sind diverse Morde in Bayern, die zum Teil als Unfälle getarnt daherkommen; da der Ermittler jedoch mit einem Opfer eine kurze Affäre hatte, hat er ein persönliches Interesse daran, den Hintergrund des vermeintlichen Selbstmordes aufzuklären.

Auf mich macht der Krimi einen sehr konstruierten Eindruck, Weinzierl wird mir nicht sympathisch, eher mag ich seinen Rentner-Chef Baier.

Dabei gefällt mir der Schreibstil der Autorin sehr gut, ich mag die mundartlichen Einschübe und ich finde auch die Zusammenführung der Handlungsstränge und letztendliche Auflösung gelungen.


Dieser Krimi wirkt wie eine vorabendliche Unterhaltungsserie und ich kann ihn mir auch gut verfilmt vorstellen. Gerade der Ausflug nach Südafrika würde da in schönen Bildern erstrahlen.

Veröffentlicht am 09.12.2017

Humorvolle Anekdoten über Busreisende, aber auch die üblen Nachteile kommen hier zur Sprache!

"Keine Ahnung, wo wir hier gerade sind"
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Ein bisschen ist das mit dem Fernbus wie mit einer durchzechten Nacht. Man kommt dehydriert und zerknautscht zu Hause an und schwört sich: nie wieder. Bis zum nächsten Mal. Denn wer billig und flexibel ...

Ein bisschen ist das mit dem Fernbus wie mit einer durchzechten Nacht. Man kommt dehydriert und zerknautscht zu Hause an und schwört sich: nie wieder. Bis zum nächsten Mal. Denn wer billig und flexibel verreisen will, muss in den Bus. In seinem Inneren herrscht fröhliche Anarchie.

"Während er so dahinschaukelt, der Maulesel der Straße, spielen sich in seinem Inneren größere und kleinere Dramen ab. Die Toilette ist verstopft, der Busfahrer steht auf Schlager...
Nichts davon entweicht, alles zirkuliert. Denn eines hat man im Bus zum Überfluss: Zeit zu beobachten." Zitat Seite 12


Wer heute reisen will, hat die Wahl zwischen Individualverkehr mit privatem PKW oder den öffentlichen Möglichkeiten Bus oder Bahn. Wenn ersteres nicht zur Verfügung steht, bleiben die Alternativen des kostengünstigen Fernbusses oder der teureren, aber etwas komfortableren Bahnfahrt.

Sina Pousset ist Busreisende und aus ihrer Erfahrung kann sie ein Lied aus diesem speziellen Mikrokosmos singen.
Sie beschreibt in verschiedenen Kapiteln das Zusammentreffen der verschiedenen Reisenden, besondere Vorkommnisse und immer wiederkehrende Probleme durch die Enge und Nähe, denen sie sich taktvoll, aber auch schon mal sehr direkt annähert.
Ihre einzelnen Texte lesen sich wie eine Kolumne in der Zeitung. Man wird gut unterhalten und ich habe viel gelacht.

Die gezeigten mitreisenden Typen, Sinas persönliche Erlebnisse und ihre humorvollen Äußerungen machen Spaß und ihre Tipps zum Umgang mit den Mitreisenden sind interessant und hilfreich. Die Aufarbeitung der Bereiche, die zum Busfahren einfach dazugehören, wie eine Packliste, die richtige Sitzplatzwahl, Vorschläge zur musikalischen Playlist werden im Buch ausführlich abgehandelt.

Es geht hier auch um typische Klischees, die etwas überzogen gezeigt werden, damit sie möglichst humorvoll erscheinen. An und für sich eine gute Idee, doch als komplettes Buch hat mich diese Lektüre nicht vollständig überzeugt. Die Sammlung von Anekdoten kommt mir zu geballt daher. Häppchenweise als Zeitungskolumnen könnte man die Lektüre sicherlich viel besser genießen.

Solche Busreisen sind definitiv keine Reiseform für mich, wer es jedoch gerne macht oder aber es irgendwie ertragen kann, dem kann ich dieses Buch nur ans Herz legen. Der Busreisende wird darin eigene Erlebnisse wiedererkennen und mit der Lektüre humorvolle unterhalten auf seinem Weg von A nach B.