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Veröffentlicht am 15.12.2017

Tödliche Kreuzfahrt

Der Drink des Mörders
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Colin Duffot ist Tanzlehrer und es sich sicher nicht seine Schuld, dass er dauernd über Leichen stolpert und dann natürlich gewieft und mit Hilfe seiner Freunde Jasper und Nora die Fälle löst.
Als Colin ...

Colin Duffot ist Tanzlehrer und es sich sicher nicht seine Schuld, dass er dauernd über Leichen stolpert und dann natürlich gewieft und mit Hilfe seiner Freunde Jasper und Nora die Fälle löst.
Als Colin einem Kollegen aushilft und die Tanzstunden auf dem Kreuzfahrtschifft Mermaid übernimmt, hofft er davon verschont zu werden. Schlimm genug, dass seine Freundin Lucy wieder schmollt, weil sie nicht mit kann. Was würde erst passieren, wenn sie erführe, dass sich Colin die Kabine mit der Partnerin des Kollegen teilen muss!
Aber es kommt wieder einmal anders: Ted Toole, ein jovialer, etwas derber Lakritzfabrikant wird bereits am ersten Abend ermordet und Colin steckt mittendrin. Der Schiffsarzt will sich das Abenteuer natürlich nicht entgehen lassen und bietet eine gut gemeinte, aber nicht unbedingt erfolgreiche Mithilfe an. Aber Colin kann sich ja auf sein Heimteam verlassen, Jasper und Norma machen sich schon nach Schottland auf, um die Teds Familie unter die Lupe zu nehmen.
Eine Schifffahrt, die ist lustig….. Das wusste schon das alte Kinderlied und auf diesen amüsanten Kreuzfahrtkrimi trifft das 100%ig zu. Die Autorin entfaltet ein Feuerwerk von gelungen Gags und Anspielungen. Sie schreibt leicht und locker, unterhaltsam von der ersten Zeile bis hin zum Finale. Die Situationskomik und das ausgezeichnete Timing haben mir gut gefallen. Hier sitzt wirklich jeder Witz.
Ihre Figuren sind voller Spleens und dabei sympathisch. Gern habe ich mich auf diesen witzigen und trotzdem spannenden Krimi eingelassen. Die Suche nach Täter und Motiv hat mir viel Spaß gemacht, vor allem, weil ich lange im Dunkeln tappte. Es ist das dritte Buch in dieser Reihe, die ersten Bände habe ich zu meinem Bedauern verpasst, aber die Fälle sind in sich abgeschlossen, also macht die Reihenfolge nichts aus.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Stürmisches Meer

Das Wüten der Stille
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DI Collin Brown sucht eine verschwundene Schülerin. Anfangs scheint es nur die Polizei und ein paar Freundinnen zu sein, die sich Sorgen um Carla Wellington machen. Die Lehrer und auch die Eltern, die ...

DI Collin Brown sucht eine verschwundene Schülerin. Anfangs scheint es nur die Polizei und ein paar Freundinnen zu sein, die sich Sorgen um Carla Wellington machen. Die Lehrer und auch die Eltern, die seit Wochen verreist waren, sehen das gelassener. Schließlich ist die 16jährige Carla außerordentlich selbstständig und selbstbewusst.
Nur dass vor 8 Jahren genau an diesem Ort und von dieser Schule schon mal ein 16jähriges Mädchen verschwand, lässt nicht nur bei Brown ein seltsames Gefühl zurück.
Der Cornwall Krimi von Iris Grädler ist ein klassisch aufgebauter Krimi, der bestens in die Landschaft passt. Stürmische Küsten, Wellengang, spritzende Gischt – man spürt das Wetter und das Meer in ihren bildhaften Beschreibungen fast real. Die Handlung entwickelt sich langsam aber mit Sogwirkung. Die Suche nach Carla wird immer wieder unterbrochen vom Blick auf die Eltern des ersten verschwundenen Mädchens, die sehr darunter leiden, dass ihre Tochter nie gefunden wurde und sich nun wieder Hoffnungen machen, dass auch die Suche nach Jenifer wieder aufgenommen wird. Ein eigener Menschenschlag lebt an diesem recht einsamen Ort an der cornischen Küste, viele Ungereimtheiten und Verdächtige fallen Collin Brown auf und diese Spuren verfolgte ich mit großer Spannung. Die Figuren sind bis hin zu den Nebendarstellern gut beschrieben, sehr unterschiedliche Charaktere, von denen mich einige in ihrer Gefühlskälte fassungslos machten.
Das ist ein gut geschriebener, klassischer Krimi, der zwar in einer Reihe um DI Brown steht, aber völlig eigenständig gelesen werden kann.

Veröffentlicht am 06.12.2017

Gelungener Münsterland Krimi

Galgenhügel
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Der Galgenhügel ist ein schlechter Ort für die Schwestern Eva, Ellen und Anne. Vor Jahren kam beim winterlichen „Tütenrutschen“ Eva durch einen schrecklichen Unfall ums Leben. Ellen wurde eine bekannte ...

Der Galgenhügel ist ein schlechter Ort für die Schwestern Eva, Ellen und Anne. Vor Jahren kam beim winterlichen „Tütenrutschen“ Eva durch einen schrecklichen Unfall ums Leben. Ellen wurde eine bekannte Schauspielerin und hat dem Ort den Rücken gekehrt. Nur Anne, das Mauerblümchen unter den Schwestern blieb und hat den elterlichen Hof zu einem angesagten Wellness-Hotel ausgebaut.
Nun kommt Ellen zurück und wird nach einigen Tagen am Galgen gefunden, Selbstmord an der gleichen Stelle, an der sie ihre Zwillingsschwester verlor? Kommissar Tenbrink glaubt nicht daran. Sein Kollege Bertram steht ihm loyal zur Seite, als Tenbrink sich wie der sprichwörtliche Münsterländer Jagdhund in den Fall verbohrt.
Mit Tenbrink und Bertram hat Tom Finnek ein interessantes Ermittlerpaar zusammengestellt. Der Alte, ein bisschen verbohrt und seit dem Tod seiner Frau deutlich neben der Spur, ist ein typischer Münsterländer, kantig und wortkarg. Der junge Kollege kommt aus dem Osten, ist eigentlich immer noch nicht angekommen und hat seine Versetzung einem Fehlverhalten zu verdanken. Dieser Karriereknick ist schmerzhaft, trotzdem akzeptiert er Tenbrink und seine Macken.
Die Figuren haben mir gut gefallen, der Autor findet für jeden den richtigen Ton. Münsterländer Platt für die Dorfbewohner, wenn sie denn mal ihre Wortkargheit durchbrechen. Nachdenklich und unsicher für Bertram und vor allem für die junge Staatsanwältin, die gerne alle Fäden in ihrer Hand hält.
Der Krimi ist gut aufgebaut, angefangen vom Gänsehaut-Prolog entwickelt sich Spannung, die immer weiter ansteigt, je tiefer in der Vergangenheit gebohrt wird. Kleine Indizien können sehr aufmerksamen Leser schon eine Spur aufzeigen, aber bis zum überraschenden Ende gibt es noch viele Wendungen.
Der Krimi hat mir ausgesprochen Spaß gemacht, es passt alles: Sprache, Spannung, Witz und der gut ausgedachte Plot ergeben einen gelungenen Regionalkrimi.

Veröffentlicht am 04.12.2017

Zuckersüß

Wir sehen uns beim Happy End
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Emilia ist eine ganz besonders harmoniesüchtige Frau. Sie hat sich ganz dem Happy End verschrieben. So sehr, dass sie sogar einen eigenen Blog hat, auf dem sie für viele tausend Follower tragische Enden ...

Emilia ist eine ganz besonders harmoniesüchtige Frau. Sie hat sich ganz dem Happy End verschrieben. So sehr, dass sie sogar einen eigenen Blog hat, auf dem sie für viele tausend Follower tragische Enden von Filmen und Büchern umdichtet. Warum sollte es keine glückliches Ende für Rose und Jack auf der Titanic geben? Sie selbst steht schließlich auch kurz vor dem großen „JA“ . Seit 5 Jahren ist sich glücklich liiert, hat ihren Beruf aufgegeben um ihrem Philipp ein gemütliches Nest zu bauen und ihren Blog zu führen, da kommt die große Überraschung: ihr Freund sieht das ganze ein wenig anders und möchte sich trennen.
Emilia rennt aus dem Haus und kurz darauf einen Mann über den Haufen……..


Mehr werde ich von dieser wendungsreichen Romanhandlung nicht verraten. Charlotte Lucas ist eine bekannte Autorin, die sowohl unter ihrem Pseudonym, wie auch unter ihren richtigen Namen erfolgreiche Bestseller schreibt. Sie kennt das Rezept und mischt die Zutaten jedes Mal neu zu einer gelungenen Geschichte.

Das ist Unterhaltung pur, leicht geschrieben, zuckersüß und ganz bedenkenlos zu konsumieren. Ich habe mich anfangs über die Realitätsferne und das Frauenbild gewundert, bin aber dann doch in die Geschichte eingetaucht. Es macht einfach Spaß sich für einige Stunden verzaubern zu lassen. Der Roman ist fantasievoll und voller Wendungen, das Titelbild ist bezaubernd, ebenso wie die Heldin, der man jeden Übergriff verzeiht – von einen Happy End für „Krieg und Frieden“ hat sie dann doch abgesehen – so dass man ihr selbst ein glückliches Ende von Herzen gönnt.

Ein gelungenes Buch in diesem Genre.

Veröffentlicht am 03.12.2017

Witwe im Wartestand

Ehemänner
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Jarvis Miller lebt seit 6 Jahren in einer Art Schwebezustand. Sie ist, wie sie es selbst ausdrückt, eine Halbwitwe. Nach einem Unfall liegt ihr Mann, der renommierte Künstler Martin Miller, im Koma und ...

Jarvis Miller lebt seit 6 Jahren in einer Art Schwebezustand. Sie ist, wie sie es selbst ausdrückt, eine Halbwitwe. Nach einem Unfall liegt ihr Mann, der renommierte Künstler Martin Miller, im Koma und lebt nur durch die Beatmungsmaschine. Wöchentlich besucht sie ihn im Pflegeheim und diese Besuche werden immer mehr zu Qual.
Jarvis hat sich als Ehefrau und nun auch als Hinterbliebene immer ganz der Kunst ihres Mannes unterordnet. So sehr, dass ihre eigene Persönlichkeit verloren gegangen scheint. Kontakte pflegt sie pflichtschuldig nur zur Galeristin und zu einem Freund ihres Mannes. Bis sie eine defekte Waschmaschine in einen Waschsalon zwingt und sie dort auf drei Ehemänner trifft.

Obwohl eine gewisse Melancholie die Geschichte der Jarvis Miller durchzieht, hat mich die Leichtigkeit der Sprache in Bann gezogen. Der Weg zurück ins Leben ist auch ein Weg zu einer eigenständigen Persönlichkeit der jungen Frau. Diese Entwicklung ist sehr glaubhaft geschildert und Jarvis‘ komplexer Charakter finde ich sehr interessant. Irgendwann muss sie sich einer Entscheidung stellen, ob sie Martin gehen lassen kann und je mehr sie sich öffnet, umso häufiger stellt sich diese Frage.

Der Autorin gelingen Sätze die lange nachhallen, die ich beim Lesen am liebsten gleich alle markiert hätte. Sehr poetisch, aber auch immer mal wieder von leiser Ironie durchzogen. Sicher liegt das auch an der Übersetzung, die mir sehr gelungen scheint.

Ein gelungener Roman, der mich neugierig auf die früheren Bücher der Autorin macht.