Cover-Bild Deutsche Hörer!
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 29.01.2025
  • ISBN: 9783103976854
Thomas Mann

Deutsche Hörer!

Radiosendungen nach Deutschland | Neuausgabe mit einem Vorwort und einem Nachwort von Mely Kiyak

Thomas Manns wichtigstes politisches Vermächtnis.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten verließ Thomas Mann Deutschland und kehrte nie wieder zurück. Im Schweizer Exil verlor der deutsche Literaturnobelpreisträger 1936 seine Staatsbürgerschaft. Er emigrierte weiter nach Amerika, von wo aus er ab 1940 seine Anti-Kriegsreden sendete. In 58 verzweifelten, glühenden humanistischen Appellen redete er den deutschen Hörern bis November 1945 ins Gewissen. Seine Radioansprachen, auf abenteuerlichen Wegen von der BBC nach Europa übertragen, sind einzigartige Dokumente eines aufrechten Deutschen. 

»Ich kann mir nicht helfen: es tut doch wohl, Hitler so recht ins Gesicht hinein einen blödsinnigen Wüterich zu nennen.« Thomas Mann

»Der Thomas Mann der Radioansprachen ist ein über sein Land verbitternder und enttäuschter Schriftsteller. Er hat für die Faschisten, die ›die Welt in Nacht und Grauen‹ hüllen, nur ein Gefühl übrig: Hass. Ja, er hasst die Nazis aus der Tiefe seines poetischen und politischen Herzens.« Mely Kiyak

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2025

Eine wichtige historische Quelle und Mahnung für heutige Lesende

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„Deutsche Hörer!“ versammelt 59 Reden, die Thomas Mann in Kooperation mit dem BBC aus dem amerikanischen Exil in das nationalsozialistische Deutschland sendete. Mann tritt hier als Mittler der (westlichen) ...

„Deutsche Hörer!“ versammelt 59 Reden, die Thomas Mann in Kooperation mit dem BBC aus dem amerikanischen Exil in das nationalsozialistische Deutschland sendete. Mann tritt hier als Mittler der (westlichen) Alliierten auf und versucht zu den Deutschen vorzudringen. Dabei warnt er die Deutschen vor Hitler, mahnt sie und redet ihnen in das Gewissen – unter anderem, indem er die Irrationalität der NS-Ideologie entlarvt und die nationalsozialistische Propaganda entkräftet. Aus historischer Perspektive fand ich insbesondere zwei Ansprachen relevant, die ich hier kurz näher vorstellen möchte. Bereits in der Ansprache vom Januar 1942 berichtet Mann, er habe erfahren, dass Menschen jüdischen Glaubens systematisch getötet worden seien, was er als Zeichen des Verstoßes der Menschenrechte wertet. Mann spricht hier – vorbegrifflich, aber hellsichtig – den Holocaust an, informiert die Deutschen darüber – was besonders vor dem Hintergrund bemerkenswert ist, dass viele Deutsche nach dem Krieg nichts von der Judenverfolgung gewusst haben wollten. Nachhallend ist bei mir auch die Radioansprache vom April 1942. Mann vergleicht hier die Bombardierungen deutscher Städte durch die Alliierten mit der deutschen Bombardierung Coventrys. Auch die (vom Hörensagen) bekannte Zerstörung des Buddenbrook-Hauses spricht er an. Obwohl hier seine Heimatstadt getroffen worden ist, vertritt Mann eine klare Linie, was ich bemerkenswert fand: Es schmerze ihn zwar, dass es seine Heimatstadt getroffen habe, allerdings müsse man dies als Reaktion auf Coventry hinnehmen. Der Ton, den Mann in seinen Radioansprachen anschlägt, ist mahnend und unerbittlich; teilweise – gerade wenn es um die Bestialität des Nationalsozialismus geht – zynisch. Mehrmals versucht Mann aber auch Hoffnung bei den Deutschen zu säen: Das Leben nach dem Krieg wird definitiv besser als das Leben unter Hitler werden. Eingebettet werden Manns Ansprachen durch ein Vor- und ein Nachwort der Schriftstellerin Mely Kiyak, in denen sie in das Leben Manns sowie die Entstehungs-/Rezeptionsgeschichte der Radioansprachen einführt. Insgesamt ist „Deutsche Hörer!“ eine spannende Quellensammlung, die erlaubt, den Ansichten eines deutschen Intellektuellen zu Nationalsozialismus und Krieg nachzuspüren. Gleichzeitig führen die Texte aber auch vor Augen, wozu Krieg und Hass führen können, wodurch sie gleichzeitig als Mahnung für heutige Lesende gelten können.

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Veröffentlicht am 29.01.2025

»Deutsche, ihr sollt es wissen.«

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»Deutsche, ihr sollt es wissen.«

In insgesamt 59 Rundfunkansprachen, die zwischen Oktober 1940 und November 1945 gesendet wurden, sprach der emigrierte Nobelpreisträger Thomas Mann aus seinem amerikanischen ...

»Deutsche, ihr sollt es wissen.«

In insgesamt 59 Rundfunkansprachen, die zwischen Oktober 1940 und November 1945 gesendet wurden, sprach der emigrierte Nobelpreisträger Thomas Mann aus seinem amerikanischen Exil direkt zu den deutschen Hörern und leistete damit wichtige Aufklärungsarbeit.
Dabei zeigt er sich von einer ganz anderen Seite – er ist direkter als je zuvor, lässt seiner Wut teils freien Lauf und scheut sich auch nicht vor beschimpfenden Worten über NS-Größen. Noch dazu sind diese Reden persönlicher, schließlich richten sie sich – als eine Stimme der Vernunft – direkt an die deutschen Bürger und ab der fünften Sendung, im März 1941, sprach er diese sogar selbst ein.
Thomas Mann berichtete über das Ausmaß der Zerstörung, warnte und klärte über Kriegsverbrechen, den Holocaust, Bombardements und Aktionen des Widerstands auf. Seine antifaschistische Haltung und sein Widerstand waren einzigartig und gab es in dieser Form kein zweites Mal von anderen Emigranten! Unter dem Gesichtspunkt, dass er diese Reden nicht hätte schreiben müssen – er war privilegierter als die allermeisten –, sondern er sich freiwillig engagierte und sich deutlich gegen Hitler und den gesamten Nationalsozialismus stellte, ist beachtenswert!
Während er in den ersten Reden noch strikt zwischen den Deutschen und den Nationalsozialisten differenzierte, schwächt diese Trennung im Verlauf der Zeit vermehrt ab.

Doch was interessieren uns heute noch diese Reden, fragt man sich. Sie bieten nicht nur in Zeiten des aufkommenden Hasses leider wieder aktuelle Parallelen, sondern widerlegen ebenfalls die oft verwendete Ausrede, dass man davon ja nichts wusste.

Diese Radioansprachen sind ein ganz besonderes Dokument, welche in dieser Ausgabe durch ein Vor- und ein Nachwort von Mely Kiyak auf den Punkt gebracht ergänzt werden und eine unbedingte Leseempfehlung sind!

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Veröffentlicht am 22.03.2025

Thomas Manns Radioansprachen

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Genau 59 Mal wendete sich Thomas Mann über den Rundfunk an die Deutschen. „Deutsche Hörer“ heißt nun das Buch, das diese Reden gesammelt veröffentlicht. Herausgegeben sind sei von Mely Kiyak,

Thomas Mann ...

Genau 59 Mal wendete sich Thomas Mann über den Rundfunk an die Deutschen. „Deutsche Hörer“ heißt nun das Buch, das diese Reden gesammelt veröffentlicht. Herausgegeben sind sei von Mely Kiyak,

Thomas Mann war schon über 60 Jahre alt, als er ab 1941 aus den USA sich an die Deutschen wandten. Insgesamt waren es 59 Rundfunkansprachen über die BBC. Die letzte erfolgte nach dem Krieg, als Thomas Mann sich verteidigen musste, weshalb er nicht nach Deutschland zurückkehrte. Dennoch stellt Mely Kiyak Thomas Mann das Urteil aus, dass er „merkwürdigerweise politisch fürchterlich naiv war“. So habe Thomas Mann keinerlei Vorbereitungen für seine Emigration getroffen. Messerscharf hingegen ist das Urteil Manns zum Nationalsozialismus.

Liest man Thomas Manns Reden heute, so fällt auf, wie klar Thomas Mann das Menschenverachtende des Nationalsozialismus benennt – um starke Worte ist er dabei nicht verlegen. So spricht er vom „Unflat des Hitlerismus“, vom „Teufelsdreck“ des Nationalsozialismus und von Hitler als „fanatischem Idiot“ oder einer „hohlen Null“. So gut wie in jeder Ansprache gibt es eine Kaskade an Beschimpfungen gegen den Nationalsozialismus.

Schon 1940 spricht Thomas Mann darüber, was nach dem Zweiten Weltkrieg sein könnte – „die Errichtung einer Gesellschaft freier, aber der Gesamtheit verantwortlicher Völker mit gleichen Rechten und Pflichten“, eine Neuordnung der Welt. Später dann verteidigt er den Gedanken an ein geeintes Europa – den die Vereinnahmung des Europa-Begriffs durch die NS-Politik.

Wie ein roter Faden zieht sich durch Manns Reden der Wunsch, dass die Deutschen den Aufstand gegen Hitler wagen. In Blick auf Deutschlands Zukunft berge der Aufstand gegen Hitler die Chance, dass Deutschland nicht zerstört wird. Und so sagt Thomas Mann: „euer Gehorsam ist grenzenlos, und er wird, dass ich es euch nur sage, von Tag zu Tag unverzeihlicher“. „Ein ewiges Kopfschütteln wird sein über ein Volk, das deutsche, das, wo längst aller Wahn, alle Hoffnung zerstoben, weiterkämpft“, schreibt Mann im März 1944 und spricht von Deutschland als einem Trümmerfeld, bewohnt von „wenigen wölfisch schweifenden Halbtieren“.

Für Mann ist es unverständlich, weshalb die Nationalsozialisten nicht kapitulierten, sondern ein „Blutkonto des totalen Krieges“ betrieben. Thomas Mann erwartet Anfang 1944 20 bis 25 Millionen Opfern des Krieges. Dass es schließlich über 60 Millionen wurden, allzu sehr hätte es Thomas Mann nicht verwundert. Unermüdlich hat Thomas Mann den Deutschen ins Gewissen geredet. Den Schrecken hatte er immer vor Augen.

Auf Kriegsgräuel geht Thomas Mann ein, auch auf den Massenmord von Mauthausen, wobei Thomas Mann den Umfang der Judenvernichtung mit ihren Konzentrationslagern nicht wusste, sondern von Vergasungen in Zügen spricht.

An manchen Stellen hört man den Literaturnobelpreisträger noch heraus. Zwischen die klar formulierten Aussagen schleichen sich Wörter wie „Gelichter“, „Piedestal“, „Pönitenz“, er spricht von einem Land der „Traulichkeit“ und dem „maniakalischen Entschluss zur völligen Austilgung der europäischen Judenschaft“.

Leider fehlen in dem Buch Anmerkungen, die an manchen Stellen hilfreich gewesen wären. So spricht Thomas Mann etwa von einem Manifest in Russland gefangener Offiziere oder von einer historischen Zusammenkunft von Teheran – den wenigsten dürfte das etwas sagen. Interessant wäre auch zu wissen, woher Thomas Mann seine Informationen zu Deutschland bekam – aber das würde wohl den Rahmen dieses Buches sprengen.