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Veröffentlicht am 11.12.2017

Schwelbrand

SOG
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Nach dem letzten Fall ist Kommissar Huldar in Ungnade gefallen. Seinen Posten als Gruppenleiter hat er verloren, er bekommt nur noch Arbeiten zugewiesen, bei denen er nichts falsch machen kann. Und so ...

Nach dem letzten Fall ist Kommissar Huldar in Ungnade gefallen. Seinen Posten als Gruppenleiter hat er verloren, er bekommt nur noch Arbeiten zugewiesen, bei denen er nichts falsch machen kann. Und so soll er ermitteln, was es mit einer Zeitkapsel auf sich hat, die in einer Schule gefunden wurde. Da prophezeit ein Schüler, wer im laufenden Jahr ermordet werden wird. Die spannenderen Fälle hat Kollegin Erla, die seine Stelle übernommen hat. Obwohl, eigentlich ist Huldar froh, mal wieder bei der Psychologin Freyja vorsprechen kann. Ihre leitende Position ist sie zwar los, aber Kindern zu helfen ist immer noch ihr Anliegen.

In diesem zweiten Fall sind sowohl Kommissar Huldar als auch Freyja vom Geschehen abgeschnitten. Abgehängt und unschädlich gemacht. Sie können froh sein, dass sie überhaupt noch Arbeit haben. Sie sollten sich zurückhalten. Die wichtigen Arbeiten erledigen andere. Langweilig ist das schon für Huldar. Irgendwie muss es doch zu schaffen sein, an interessante Ermittlungen zu kommen. Eher zufällig ist Huldar dabei, wie ein entsetzlicher Fund auf dem Grundstück eines ehemaligen Staatsanwaltes gemacht wird. Huldur setzt alles daran hier am Ball bleiben zu dürfen. Nicht lange dauert es, bis eine erste Leiche gefunden wird, die auf äußerst grausame Art zu Tode gekommen ist.

Auch wenn Huldar es beim Kennenlernen Freyjas mit der Wahrheit nicht so genau genommen hat, wähnte er sich doch auf einem guten Weg eine Beziehung mit ihr aufzubauen. Nachdem aber beider Karriere den Bach runtergegangen ist, ist es auch mit der trauten Zweisamkeit vorbei. Huldar lässt nichts unversucht, dies wieder zu ändern. Da kommt ihm der Fall mit der Zeitkapsel gerade recht.

Spannend wie Huldar sich in die Ermittlung einschleicht, um sich wieder eine Position zu verschaffen. Nein, Chef werden will er nicht, das können andere besser. Aber ordentlich ermitteln, runter vom Abstellgleis. Zum Glück ist Huldar ein gewiefter Ermittler, der auch mal quer denkt. Und so macht er sich beinahe unersetzbar. Ganz niedlich ist auch sein Werben um Freyja, die nach langem Fremdeln kurz davor scheint, nachzugeben. Was sich Huldar dann leistet, ist schon etwas unaussprechlich. Typisch, möchte man rufen, gäbe es da nicht noch ein Teufelchen.

Ein fesselnder Kriminalroman, der mit einem Verwirrspiel verschiedener Spuren und Verdächtiger aufwartet, wodurch der Leser die Möglichkeit hat, den Ermittlern zu folgen, sich mit den Hintergründen des Falles zu beschäftigen und schließlich von der Lösung überrascht zu werden.

Veröffentlicht am 08.12.2017

Lebensweg

Stoner
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Vielleicht hat er sich nicht einmal so geplant, aber er lässt seinen Sohn studieren und gibt ihm damit die Chance über seinen Tellerrand hinweg zu schauen, der Vater von William Stoner. Ein landwirtschaftliches ...

Vielleicht hat er sich nicht einmal so geplant, aber er lässt seinen Sohn studieren und gibt ihm damit die Chance über seinen Tellerrand hinweg zu schauen, der Vater von William Stoner. Ein landwirtschaftliches Studium ist angestrebt, damit es der Sohn mal leichter hat auf der Farm. Völlig unerwartet entdeckt Stoner die Liebe zur englischen Literatur und wechselt sein Studienfach. Zwar sind die Eltern enttäuscht, letztlich jedoch akzeptieren sie die Entscheidung ihres Sohnes. Zielstrebig verfolgt William seinen Weg auf dem College. Der erste Weltkrieg im fernen Europa ist weit weg, Stoner geht nicht zur Armee.

Der Lebensweg von William Stoner ist gewöhnlich und ungewöhnlich zugleich. Ein kleines unbedeutendes Leben, Studium, Heirat, Kind, Midlifecrisis, Stagnation und relativ früher Tod. Höhen und Tiefen wirken nicht besonders ausgeprägt. Eine wirkliche Karriere findet nicht statt, Stoner bleibt ein kleiner Professor, eine tolle Ehe gibt es nicht, seine Frau ist seltsam kalt. Eine Liebelei bleibt eine Liebelei, auch wenn Stoner endlich etwas wie echte Gefühle erlebt. Die seltsame Ehefrau entfremdet ihn die Tochter und er findet sich mit seinem Leben ab, das irgendwie so ereignislos erscheint.

Dieses so dahin gelebte Leben vermag zu fesseln, fast gegen den Willen des Lesers, der sich fragt, wie er diesem Stoner, der so ohne Dynamik, ohne Kraft erscheint, nahekommen soll. In manchem Momenten der Lektüre droht man selbst fast trübsinnig zu werden, alles in Stoners Leben geht irgendwie daneben. Momente, in denen man Kraft und Aufbruch erwartet, münden in Rückzug auf das Altbewährte, im Stillstand. Man mag Stoner, der einmal seiner Neigung zur Literatur folgte, nicht beneiden, wirkt sein Leben schließlich seltsam verfehlt. Man kommt allerdings nicht umhin, über das eigene Leben nachzudenken, hat man selbst mehr Initiative bewiesen, ist man seinen Weg gegangen, oder lebt man selbst ein ähnlich normales ereignisloses Leben wie Stoner, der die Steine nicht Beiseite räumt, die ihm das Schicksal in den Weg legt. Hoffentlich hat Stoner die kleinen Momente des Glücks genossen. Wann wird man selbst ein letztes Mal zu einem Buch greifen.

Veröffentlicht am 05.12.2017

Westfälische Wanderung

Erwin, Mord & Ente
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Am liebsten wandert Erwin Düsedieker durch Felder und Wiesen seiner Heimat Bramschebeck. Im Schlepptau hat er seine Ente Lothar. Mit Mitte fünfzig lebt Erwin allein in seinem Elternhaus. Die Leute meinen, ...

Am liebsten wandert Erwin Düsedieker durch Felder und Wiesen seiner Heimat Bramschebeck. Im Schlepptau hat er seine Ente Lothar. Mit Mitte fünfzig lebt Erwin allein in seinem Elternhaus. Die Leute meinen, er sei etwas zurückgeblieben. Von seiner Liebe zu Büchern und seinem vielleicht etwas langsamen aber gründlichen Denkorgan ahnt kaum jemand. Wegen der Behinderung, die ihm nachgesagt wird, konnte er auch seinem inzwischen verstorbenen Vater nicht in den Polizeidienst folgen. Eher glücklich zieht Erwin seine Kreise durch sein Dörfchen und die nähere Umgebung. Gerne kauft er bei Annie ein und ist deshalb sehr betrübt als die alte Dame verstirbt.

Doch sollte er vielleicht noch einen Kriminalfall entdecken und lösen, etwas, das ihm sein Vater nie zugetraut hat. Erwins Streifzüge und Lothars Neugier führen schließlich tatsächlich zu einem Fall, der Erwin das Grausen lehrt. Auf was für eine Spur ist er da nur gekommen. Tief in der Vergangenheit des kleinen Ortes gilt es zu graben. Grabungen, durch die Erwin in große Gefahr gerät. Lothar an seiner Seite mag ihm da tatsächlich mal das Leben retten.

Schön mit westfälischer Ruhe liest Dietmar Bär aus der Sicht von Erwin Düsedieker. Zwar in der dritten Person geschrieben, lebt dieses Buch von Erwins Schrullen und Eigenheiten, die der Vorleser gekonnt in Töne umzusetzen weiß. Gut kann man sich Erwins Wanderungen vorstellen, immer dabei Lothar, dessen Gedanken immer zu entschlüsseln versucht. Lothar, der schon so manchen geheimnisvollen Gegenstand gefunden hat. Gegenstände, die Erwin in Bewegung setzen, die Erwin so lange nicht stoppen lassen bis das Rätsel gelöst ist. Durch seine Denkarbeit kommt Erwin aus sich selbst heraus auf die Hintergründe. Geschickt nutzt er, dass er von anderen unterschätzt wird und steht schließlich vor Enthüllungen, die er eigentlich lieber für sich behalten würde, die aber einfach an die Öffentlichkeit gehören.

Eine von der Anlage her eher humorvolle Krimireihe, die mit ihrem hier vorliegenden ersten Band jedoch ein sehr ernstes Thema deutlich macht und gerade damit fesselt.

Veröffentlicht am 25.11.2017

Ein Koffer in

Wir werden erwartet
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Hilla Palm hat es geschafft, sie ist ihrer einfachen Herkunft aus Dondorf entwachsen, sie studiert, sie will ihre Doktorarbeit machen. Das gemeinsame Leben mit ihrem Freund Hugo läuft bestens. Doch dann ...

Hilla Palm hat es geschafft, sie ist ihrer einfachen Herkunft aus Dondorf entwachsen, sie studiert, sie will ihre Doktorarbeit machen. Das gemeinsame Leben mit ihrem Freund Hugo läuft bestens. Doch dann stirbt Hugo bei einem Unfall und alles, was so hell und sicher schien, ist auf einmal wie ausgelöscht. Nur mühsam kann sich Hilla zurück kämpfen. Sie geht nach Hamburg, weil dort das Thema ihrer Doktorarbeit angenommen wird. Ein neuer Start, ganz neue Einflüsse stürzen auf sie ein. Politische Themen werden Hilla wichtig. Eine Heimat bietet ihr die Kommunistische Partei.

Dieses Hörbuch wird von der Autorin selbst gelesen. Bestens versteht diese es, die Zuhörer in die Welt ihrer Protagonistin zu geleiten. Man leidet mit Hilla als ihr Lebensgefährte stirbt und ihre heile Welt zusammenbricht. Man freut sich an ihrem Aufbruch nach Hamburg, ihrem neuen Start. Man sieht die Hilla aus den vorherigen Bänden aufblitzen, wenn es um den Schwimmkerl geht, der den Leser zum Lachen und Hilla zum Heulen bringt. Man fremdelt etwas mit ihren politischen Ansichten, die man von ihrer Lage aus gesehen, der Suche nach Halt, nach Heimat, doch irgendwie versteht. Siehste, denkt man, wenn ein weiterer Traum zerplatzt und möchte sich diesen Gedanken doch gleich wieder verbieten. Die späten 1960er und die frühen 1970er waren schon eine bewegte Zeit. Hilla, Mitte zwanzig bis um die Dreißig, für einen Menschen häufig eine bewegte Zeit. Hillas bewegte Zeit gibt einen Abriss des Zeitgeschehens und einen Einblick in die Entwicklung und Formung ihrer Persönlichkeit. Schließlich hat Hilla sich ein Stück weit selbst gefunden.

Das gedruckte Buch ist mit über sechshundert Seiten angegeben, diese gekürzte Hörbuchfassung umfasst knapp 4 Stunden und 30 Minuten. Da fehlt also einiges und man beginnt sich während des Hörens zu fragen, ob da nicht doch ein wenig zu viel gekürzt wurde. Denn so schön und authentisch der Vortrag der Autorin ist, das Gehörte wirkt etwas episodenhaft. Ein gelungener Abschluss von Hilla Palms Erzählung über ihre Jugendjahre, lebensvoll, dramatisch, manchmal lustig, manchmal ernüchternd, immer fesselnd.

Veröffentlicht am 24.11.2017

Onkel für Ava Lee

Der Jünger von Las Vegas
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Die Wirtschaftsprüferin Ava Lee lebt zwar in Kanada, ihre Aufträge bekommt sie allerdings von Onkel in Hong Kong. Dieses Mal haben sie es mit einem besonders brisanten Fall zu tun. Kaum daheim angekommen, ...

Die Wirtschaftsprüferin Ava Lee lebt zwar in Kanada, ihre Aufträge bekommt sie allerdings von Onkel in Hong Kong. Dieses Mal haben sie es mit einem besonders brisanten Fall zu tun. Kaum daheim angekommen, muss Ava Lee sich auf den Weg nach Asien machen, um gemeinsam mit ihrem Chef und Mentor den Kunden Tommy Ordonez aufzusuchen. Bei diesem handelt es sich zwar um einen Emporkömmling, der allerdings inzwischen so reich und einflussreich ist, dass es am einfachsten ist, seine Wünsche zu erfüllen. Bei einem Grundstücksdeal ist er offensichtlich um ca. 60 Millionen Dollar betrogen worden. Ava Lee soll herausfinden, was geschehen ist und natürlich soll sie das Geld wieder herbeischaffen.

Ava Lee und Onkel, ihr geheimnisvoller Auftraggeber, führen hier ihren zweiten Auftrag aus. Zielstrebig begibt sich Ava Lee auf die Spur des Geldes. Buchprüferin mit Universitätsabschluss, die ihre asiatischen Wurzeln nicht verleugnet und doch stolz ist Kanadierin zu sein, das ist Ava Lee. Familie bedeutet ihr alles und so ist sie bestens geeignet sich in die Welt ihrer Auftraggeber hineinzuversetzen. Familien, die weltweit operieren und doch nach ihren ursprünglichen Traditionen handeln. Ava Lee kann der Spur des Geldes sowohl durch die Bücher folgen als auch die Beweggründe derer nachvollziehen, die das Geld aus den Büchern verschwinden ließen.

Manchmal etwas speziell, aber immer gewitzt, intelligent und clever weckt Ava Lee viele Sympathien. Wenn einem möglicherweise auch einige Charakterzüge der Beteiligten fremd bleiben, schafft es Ava Lee mit ihrer hartnäckigen Art, den Fall zu lösen. Onkel bleibt geheimnisvoll, da die Serie mit diesem zweiten Band erst am Anfang ist, wird es vielleicht künftig noch mehr zu erfahren geben. Hier reist Ava Lee um die Welt, um dem Kunden zu seinem Recht zu verhelfen. Gerne spürt man den Beziehungsströmungen nach und wünscht sich vielleicht ein erläuterndes Wiederlesen mit einigen Personen, deren Bekanntschaft hier nur angerissen wurde.