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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2017

Pageturner - spannend bis zum Schluss

Leons Erbe
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Nachdem ihre Schwester vor einem halben Jahr spurlos verschwand, hat Katja nun ihren Sohn Leon bei einem nächtlichen Autounfall verloren. Als sich ein Notar bei Katja meldet und ihr ein Kästchen von ihrem ...

Nachdem ihre Schwester vor einem halben Jahr spurlos verschwand, hat Katja nun ihren Sohn Leon bei einem nächtlichen Autounfall verloren. Als sich ein Notar bei Katja meldet und ihr ein Kästchen von ihrem verstorbenen Sohn überreicht, "Leons Erbe", traut sie ihren Augen kaum: In dem Kästchen befindet sich das Armband, welches Katja vor Ewigkeiten ihrer Schwester Nicci geschenkt hat. Wie kam Leon an das Armband? Und was möchte er seiner Mutter auf diese Weise mitteilen? Als Katja sich anschließend auf die Suche nach der Wahrheit um Leons mysteriösen Unfall und Niccis Verschwinden macht, werden einige Geheimnisse aufgedeckt, mit denen sie nicht gerechnet hat.

Mit seinem ersten Psychothriller "Leons Erbe" hat Autor Michel Theißen einen gelungenen Start hingelegt. Aus der Sicht der Hauptprotagonistin und Ich-Erzählerin Katja verfolgt der Leser ihre Detektivarbeit und erlebt dabei ihre emotionalen Höhen und Tiefen. Schnell wird klar, dass in der eigenen Familie etwas im Argen liegen muss.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig, frei von unnötigen Längen und Ausschweifungen. Die Protagonistin wirkt authentisch und die Spannung wird auch von ihrer eher subjektiven Erzählart nicht negativ beeinflusst. Als Leser hat es mir Spaß gemacht, mit Katja mitzurätseln, was hinter Leons Unfall bzw. Niccis Verschwinden stecken mag. So hat sich die Spannung auch bis zum Schluss des Romans halten können. Lediglich das Ende des Thrillers kam mir etwas zu abrupt und wirkte wie eine Vollbremsung aus voller Spannungs-Fahrt.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Solider schweizer Krimi

Schatten über dem Aargau
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Verlagsmitarbeiterin Andrina soll in der Alten Kantonsschule Aaraus an einem Schülertprojekt teilnehmen, bei welchem die Schüler ihre schriftstellerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen wollen. Doch ...

Verlagsmitarbeiterin Andrina soll in der Alten Kantonsschule Aaraus an einem Schülertprojekt teilnehmen, bei welchem die Schüler ihre schriftstellerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen wollen. Doch noch bevor das Projekt starten kann, bricht einer der das Projekt leitenden Lehrer tot zusammen: vergiftet! Nur wenig später stirbt die nächste Lehrerin. Der Ermordeten werden noch weitere folgen, und alle scheinen in Verbindung mit der Schule zu stehen.

Nachdem der Leiter der Kripo und Verlobter Andrinas, Marco Feller, nach einem schweren Unfall nicht an den Ermittlungen teilnehmen kann, bitte Susanna, eine Kollegin aus Fellers Team, Andrina um Hilfe, sich unauffällig in der Schule umzuhören und bei den polizeilichen Ermittlungen zu helfen. Sehr zum Missfallen ihres Verlobten. Schon bald finden Andrina und Susanna wichtige Zusammenhänge heraus - und Andrina gerät selbst in Lebensgefahr.

"Schatten über dem Aargau" ist der vierte Band um Andrina und Marco Feller. Der Krimi ist jedoch eigenständig und kann gelesen werden, ohne die vorherigen Bände zu kennen. Die Autorin hat einen außergewöhnlichen Schreibstil gewählt: Obwohl Andrina keine Ich-Erzählerin ist, erfährt der Leser nur das, was sie selbst erlebt, beobachtet und denkt. Ebenso ist der Roman stellenweise recht dialoglastig. Durch diese einseitige Sichtweise bleiben die Personen leider ziemlich flach, mir fehlte der notwendige Tiefgang. Dennoch lässt sich der Krimi gut lesen und lässt die Frage nach dem Mörder und dessen Motiv bis zum Schluss offen.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Die dunkle Seite Islands

Der Stier und das Mädchen
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"Der Stier und das Mädchen" ist ein Island-Thriller der etwas düsteren Sorte. Zwei Touristinnen entdecken aufgrund einer Reifenpanne grausam zugerichtete Leichen auf einem abgelegenen Gehöft. Doch wer ...

"Der Stier und das Mädchen" ist ein Island-Thriller der etwas düsteren Sorte. Zwei Touristinnen entdecken aufgrund einer Reifenpanne grausam zugerichtete Leichen auf einem abgelegenen Gehöft. Doch wer glaubt, dies sei bereits das Schreckliche an dem Roman gewesen, wird schnell eines Besseren belehrt. Auf der Suche nach der Wahrheit, der Ursache des Massakers, taucht der Leser ein in eine Welt voller Gewalt, Missbrauch und Drogen, die ihresgleichen sucht und mir manchmal schon etwas zuviel wurde. Insbesondere Hannas Schicksal, welches von Kindesbeinen an von erschreckender Gewalt geprägt ist, hat mich äußerst bewegt. Und obwohl der Roman so erschreckend brutale Züge aufweist, lässt einen das Buch doch nicht los, möchte man weiterlesen, die Wahrheit aufdecken.
Eine weitere Herausforderung neben der ungeschönten Brutalität ist der Schreibstil des Autors. So musste ich mich an die unterschiedlichen Perspektiven und Zeitsprünge erstmal gewöhnen, welche nach und nach das Familiendrama aufdeckten.
Mein Fazit: Ein erschütternder, düsterer Island Thriller, der wirklich nichts für zarte Gemüter ist.

Veröffentlicht am 23.11.2017

Willkommen in der optimalen Zukunft!

Die Optimierer
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"Herzlich Willkommen in der Bundesrepublik Europa! Bei uns werden Sicherheit und Wohlstand groß geschrieben! Unser System funktioniert nach dem Prinzip der Wohlfühlökonomie, wonach für jeden Bürger der ...

"Herzlich Willkommen in der Bundesrepublik Europa! Bei uns werden Sicherheit und Wohlstand groß geschrieben! Unser System funktioniert nach dem Prinzip der Wohlfühlökonomie, wonach für jeden Bürger der für ihn perfekte Platz in der Gesellschaft ausfindig gemacht wird. Sie wissen nicht, welcher Job für Sie der richtige wäre? Kein Problem, einer unserer Mitarbeiter der Agentur für Lebensberatung wird Ihnen kostenlos und absolut verbindlich den für Sie optimalen Platz in der Arbeitswelt zuweisen. Jeder an seinem Platz!"

In nicht allzu ferner Zukunft: Dank Überwachungscameras, Datenbrillen sowie -Linsen wird das Verhalten sämtlicher Bürger aufgezeichnet, deren Konsum- und Sozialverhalten analysiert. Ziel ist es, den Bürger mit entsprechenden Sozialpunkten zu belohnen sowie ihm einen bestmöglichen Platz in der Gesellschaft zuzuordnen. Samson Freitag ist einer dieser Lebensberater im Staatsdienst, welcher sich voll und ganz dem System verschrieben hat mit dem Ziel, mittels wohlverdienten Sozialpunkten möglichst weit aufzusteigen. Gegner des Systems sind ihm ein Dorn im Auge. Als ihm jedoch eine falsch gegebene Lebensberatung unterstellt wird, gerät Samson ziemlich schnell in eine soziale Abwärtsspirale, welche sich kaum mehr aufhalten lässt. Und nun sieht er sich erstmals mit den negativen Seiten seines gelobten Systems konfrontiert.

Im Stile dystopischer SF-Romane wie "Schöne neue Welt" wird auch hier eine Zukunft beschrieben, in der die Technisierung und der Drang zu Optimierung und Bequemlichkeit bedrohliche Ausmaße angenommen haben. Wirken die fortschrittlichen Zukunftstechnologien auf den ersten Blick noch lebensbereichernd, machen sie den Menschen als Nutzer in Wirklichkeit immer mehr zum Sklaven der Technik - selbst das Bedienen eines Fahrstuhls wird ohne Anwendung neuester technischer Spielereien unmöglich, diese einem regelrecht aufgezwungen. Und auch die Datenaufzeichnung sowie das Bewerten jedes einzelnen Bürgers - natürlich jederzeit für jeden abrufbar - bringt nicht nur Vorteile mit sich. Und die Künstlichen Intelligenzen.... aber stop, hier möchte ich jetzt nicht weiter vorgreifen!
Ein erschreckend realistischer, sehr unterhaltsamer Zukunftsroman, welcher die möglichen technischen Entwicklungen raffiniert ausreizt und eine doch gar nicht mal so unwahrscheinliche Zukunft durchspielt. Meine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.10.2017

Poetische Suche nach dem Freund und sich selbst

Arthurs Entführung
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Frisch aus dem Studium ins Leben entlassen, staunen die vier Freunde Eric, Falk, Jannifer und Lance nicht schlecht, als sie statt ihres Freundes Arthur lediglich einen Brief seines vermeintlichen Entführers ...

Frisch aus dem Studium ins Leben entlassen, staunen die vier Freunde Eric, Falk, Jannifer und Lance nicht schlecht, als sie statt ihres Freundes Arthur lediglich einen Brief seines vermeintlichen Entführers vorfinden mit der Aufgabe, ihren Freund zu suchen. Vorgegeben sind vier grobe Richtungen der Suche sowie eine große Menge finanzieller Mittel. Das Einschalten der Polizei bekäme dem verschwundenen Freund natürlich gesundheitlich nicht gut. Und so schwärmen die Freunde aus in unterschiedliche Himmelsrichtungen, ohne ein genaues Ziel vor Augen zu haben...
Dies ist der Beginn der teils poetisch, teils surreal angehauchten Suche nach Arthur, dem fünften Freund der Runde. Getrennt bereisen die Fechtkünstler dabei Länder wie Norwegen, Spanien, Deutschland und die USA, begegnen mysteriösen Menschen, Fabelwesen und einer sprechenden Echse, wie sie das Cover des liebevoll gestalteten Romans ziert. Neben den Protagonisten sind vor allem die Landschaften und deren Eigenarten wunderschön beschrieben, insbesondere in Norwegen und Deutschland.
Statt einer Suche nach dem verschwundenen Freund gestaltet sich diese bei jedem der vier nach und nach eher als Suche nach dem eigenen Ich. Dies wirkt befremdlich, da die Sorge um Arthur in den Hintergrund zu rücken scheint. Doch wenn man bedenkt, dass die Freunde alle an einer Art Wendepunkt ihres Lebens stehen, ergibt deren Handeln durchaus Sinn, unterstreicht die Ziellosigkeit ihrer Suche die Ziellosigkeit ihrer eigenen Leben.
Leider ist dies sowohl Stärke als auch zugleich Schwäche des Romans. Weiß man als Leser nicht, was einen als nächstes erwartet, irren leider auch die Protagonisten manchmal eher planlos durch die Gegend, wodurch die Spannung beizeiten dem Gefühl eines Reiseberichts weicht. Aufgelockert wird das Buch jedoch durch den ein oder anderen surrealen Moment, welche die Freunde erleben und einem kleinen Showdown zum Ende des Romans, welcher die Freunde wieder eint und an ihre eigentliche Aufgabe der Suche erinnert.
Obwohl mir teils die Spannung fehlte und die Protagonisten in einigen Situationen für meinen Geschmack recht unreif handelten, mochte ich das Buch dennoch nicht aus der Hand legen. Der Schreibstil ist wunderschön poetisch und die Idee, die Freunde völlig planlos auf die Suche nach ihrem Freund zu schicken, einfach zu schön. Leider waren die vier mehr oder minder häufig mit sich selbst statt mit der Sorge um Arthur beschäftigt, was sich zum Glück zum Ende hin etwas legte und die vier hoffentlich wieder zu einem Team für die Folgebände zusammenwachsen lässt.
Mein Fazit: Eine angenehm poetische, teils surreale Suche mit einigen Längen, welche auf jeden Fall Potential für die beiden Folgebände liefert.