wunderschön und tief traurig zugleich
„Ich habe nicht übrig für Krieg oder Krieger, für jene, die alles zerstören, was gut, was richtig ist. Und dennoch würde ich kämpfen bis zum Tod, um jene zu beschützen, die ich liebe. Vielleicht ist es ...
„Ich habe nicht übrig für Krieg oder Krieger, für jene, die alles zerstören, was gut, was richtig ist. Und dennoch würde ich kämpfen bis zum Tod, um jene zu beschützen, die ich liebe. Vielleicht ist es doch nicht so anders.“ S. 73
Samar hat in jungen Jahren schon mehr erlebt als was ein Mensch in seinem gesamten Leben ertragen kann. Aus ihrem geliebten gelben Haus in Kabul mit dem zartblühenden Mandelbaum muss sie eines Tages fliehen, als der Belagerungszustand in der Stadt untragbar wird. Gemeinsam mit ihrer Familie flieht sie in ein Dorf in den Bergen, in dem ihr Baba geboren ist. Doch auch dort werden sie nicht vom Taliban Regime verschont und für Samar und ihre Familie beginnt ein eiserner Kampf ums eigene Überleben und das ihrer Träume..
„Als die Träume in den Himmel stiegen" (englisches Original: Under the almond tree) ist der Debütroman von Laura McVeigh. Sehr gut recherchiert und wunderbar erzählt erobert Samar mit all ihren Wünschen und Träumen das Herz des Lesers. Die Hauptthematik des Buches befasst sich mit dem Leben in Afghanistan zur Zeit der Taliban und deren Regeln und Lehren. Laura McVeigh geht ungeschönt mit diesem Thema um und erschafft somit einen fiktiven Roman, dem man aber sofort abnimmt, das er auch im realen Leben so stattfinden könnte.
Das Cover mag im ersten Moment nicht ganz zu der Thematik des Buches passen, dies klärt sich aber im weiteren Verlauf der Handlung. Ein dramatischeres Cover hätte wohl die Handlung besser getroffen, aber Samar ist ein Kind und es passt besser zu einem kindlichen Geist, der an die Träume glaubt und dessen Phantasie Berge versetzen kann und der Geist alles Mögliche zu Erschaffen befähigt ist. Das Buch selbst besteht aus 352 Seiten, welche nicht immer komplett bedruckt und in doppelten Zeilenabstand geschrieben sind. Letzterer lässt das Buch zwar dicker werden, aber es nimmt etwas den Druck aus dem Lesen des Buches.
Die Charaktere des Buches werden in den ersten Kapiteln wunderbar beschrieben, so dass man sich sofort ein Bild über die Familienmitglieder machen kann. Aufgrund des Alters von Samar liest sich das Buch oft wie Tagebucheinträge, dadurch gewinnt es aber eine sehr persönliche Note und man ist als Leser sofort tief in der Gefühlswelt von Samar verankert. Die Erzählungen wechseln zwischen ihrer aktuellen Situation und der Vergangenheit. Diese Zeitsprünge wirken aber keineswegs störend, vielmehr hinterlassen sie den Eindruck, als würde man in ihre Gedanken eintauchen. Nach und nach erfährt man als Leser mehr über Samar, ihre Vergangenheit, ihre Familie und ihr eigentliches Ziel der Flucht. Laura McVeigh hat es meiner Meinung nach hervorragend geschafft einen Spannungsbogen aufzubauen mit Wendungen in den Geschehnissen, die unerwartet sind und mich beständig gefesselt haben. Das Ende mag für manche nicht vollkommen sein, für mich passt es aber perfekt in die Erzählweise und auf den Charakter von Samar.
Für mich war „Als die Träume in den Himmel stiegen“ ein wirklich sehr gut geschriebenes, ehrliches und auch trauriges Buch. Doch es macht auch Mut nie aufzugeben, auch wenn lange schon keine Drachen mehr am Himmel zu sehen sind.