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Veröffentlicht am 17.12.2017

Kriegszeiten auf dem Land

Die Nightingale Schwestern
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Weihnachtszeit 1941 London. Das Nightingale-Krankenhaus wurde bei den schlimmen Bombenangriffen teilweise zerstört, weshalb sowohl Patienten verlegt werden und einige Schwestern auf andere außenstehende ...

Weihnachtszeit 1941 London. Das Nightingale-Krankenhaus wurde bei den schlimmen Bombenangriffen teilweise zerstört, weshalb sowohl Patienten verlegt werden und einige Schwestern auf andere außenstehende Krankenstationen verteilt werden mussten, um dort schwerverletzte Soldaten zu versorgen. Die Krankenschwester Jess Jago ist nach Kent aufs Land versetzt worden und will sich dort gar nicht richtig einleben, bis ihre Freundin Effie O’Hara auftaucht, was schlagartig ihre Laune verbessert. Während die beiden neben der Versorgung der versehrten Soldaten mit der Ausbreitung von Diphterie jede Menge zu tun haben, trifft ein junger amerikanischer Soldat in dem kleinen Ort ein, der schon bald das Gefühlsleben der Krankenschwestern ganz schön durcheinander bringt. Wie werden die Stadtpflanzen Jess und Effie auf dem Land zurechtkommen?
Donna Douglas hat mit ihrem Buch „Die Nightingale-Schwestern – Ein Weihnachtsfest der Hoffnung“ den siebten Band ihrer Krankenschwester-Serie vorgelegt, der passend zur jetzigen Jahreszeit neue Geschichten über die Schwestern und ihrer täglichen Arbeit und Begegnungen bringt. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, der Leser taucht schnell in die damalige Zeit und das harte Arbeitsleben der Krankenschwestern ein, die neben der Betreuung und Versorgung der Patienten viele Schicksale miterleben und auch persönliche Gefühle sowie Phasen durchleben. In diesem Band wird der Leser nach Kent aufs Land entführt, wo die Krankheiten der Patienten sich vielleicht nicht unbedingt von denen der Städter unterscheiden, jedoch auch mit anderen Problemen gekämpft wird. So geht es hier um die Beschlagnahmung von Besitz, die Lage der ländlichen Bevölkerung und einzelne Familienschicksale zu Kriegszeiten.
Die Charaktere sind durchweg sehr liebevoll und detailliert skizziert und mit Leben versehen worden. Sie wirken durchweg sehr authentisch und bestechen durch ihre Eigenschaften mit Individualität. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und erlebt mit ihnen ein buntes Spektrum der Gefühle: von Leid über Verlust und große Freude sowie Hoffnung und Zufriedenheit. Jess ist eine sympathische Frau, die sich nach dem Stadtleben auf dem Land nicht wohl fühlt. Die Kollegen sind ihr fremd und sie fühlt sich wie eine Außenseiterin. Freundin Effie erweckt sie endlich wieder zum Leben, denn geteiltes Leid ist halbes Leid. Effie ist eine impulsive und fröhliche Frau, die mitzureißen weiß und sich nicht unterkriegen lässt. Grace ist eine junge Frau, die schon früh Verantwortung übernehmen musste und sich mit Hingabe um ihre Geschwister gekümmert hat. Nun verliebt sie sich zum ersten Mal. Millie Benedict hat sich nach einem Verlust gerade erst wieder berappelt, da steht ihr schon die nächste böse Überraschung ins Haus. Aber auch sie erlebt mit der Begegnung eines alten Freundes einen zweiten Frühling.
„Die Nightingale-Schwestern – Ein Weihnachtsfest der Hoffnung“ ist ein schöner Roman über verschiedene Schicksale zu Kriegszeiten, über die Liebe, über Verlust und die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft, die alle vereint. Das Buch lässt sich mühelos allein lesen, obwohl es empfehlenswert wäre, die Bände der Serie hintereinander zu lesen. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung für alle, die Geschichten mit Herz lieben.

Veröffentlicht am 14.12.2017

Hamburger Freigeist

Im Feuer der Freiheit
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Hamburg 1813. Während Hamburg noch unter französischer Besatzung leidet, stirbt Fanny Breedenbeks Onkel und die 19-jährige bekommt Georg von Alvesloh als Vormund zugeteilt, so wie es sich ihr Onkel gewünscht ...

Hamburg 1813. Während Hamburg noch unter französischer Besatzung leidet, stirbt Fanny Breedenbeks Onkel und die 19-jährige bekommt Georg von Alvesloh als Vormund zugeteilt, so wie es sich ihr Onkel gewünscht hat. Doch Fanny fühlt sich in Georgs Anwesenheit weder wohl, noch kann sie es ertragen, wenn jemand über ihr Leben bestimmt und ihr Vorgaben macht. War sie doch als Backfisch regelrecht in Alvesloh verliebt. Um endlich ihre Heimatstadt wieder befreit zu sehen, begibt sich Fanny in große Gefahr und wird von ihrem ungeliebten Vormund in letzter Minute gerettet. Ob sie das Geheimnis um Georg lüften kann? Und wird Fanny das Glück doch noch finden?
Bele Freudenberg hat mit ihrem unterhaltsamen historischen Buch „Im Feuer der Freiheit“ ihren Debütroman vorgelegt, der durch einen flüssigen und lebendigen Schreibstil besticht, dabei die Sprache des 19. Jahrhunderts berücksichtigt und somit sehr realitätsnah wirkt. Der Leser wird ab der ersten Seite regelrecht in die Vergangenheit gebeamt und erlebt an Fannys Seite eine abenteuerliche Geschichte, bei der auch die Liebe und die Freundschaft nicht zu kurz kommen. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr gut recherchiert und mit der Handlung verwebt. Die Vermischung von fiktiven und historisch belegten Persönlichkeiten ist gut gelungen. Auch die gesellschaftlichen Schichten und die politische Lage Hamburgs werden thematisiert und lässt den Leser teilhaben an der damaligen Situation. Ebenso sind die Landschaftsbeschreibungen sehr bildhaft und farbenfroh, sodass man sich das alte Hamburg unter der Besatzung der Franzosen sehr lebhaft vorstellen kann. Der Spannungsbogen wird langsam aufgebaut, steigert sich aber während der Handlung immer weiter bis zum Finale.
Die Charaktere wurden sehr individuell ausgearbeitet und mit Leben versehen. Sie besitzen alle persönliche Eigenheiten, die sie authentisch und sehr lebendig wirken lassen. Fanny ist eine eigenwillige junge Frau, sie ist nicht gerade mit Geduld gesegnet, aber sie besitzt Mut, Herz und Verstand. Gleichzeitig prescht sie in ihren Entscheidungen oftmals vor, ohne groß über deren Ausmaß nachzudenken und bringt sich dadurch selbst in Schwierigkeiten. Fanny besitzt Mitgefühl und Empathie, aber auch ihren eigenen Kopf. Georg ist ein intelligenter Mann, der auch ein wenig geheimnisvoll wirkt. Er ist klug und mutig, doch er besitzt auch ein Herz für seine Mitmenschen. Er ist ein richtiger Gentleman und nimmt seine privilegierte Stellung sehr ernst. Caroline ist Fannys engste Freundin, die beiden wirken fast wie Schwestern und stehen füreinander ein und helfen sich gegenseitig. Auch die anderen Protagonisten wissen durch ihr Auftreten die Handlung zu bereichern und die Spannung noch zu steigern.
„Im Feuer der Freiheit“ ist ein sehr gelungener spannender historischer Debütroman, der neben einer schönen Liebesgeschichte mit allerlei geschichtlichem Hintergrundwissen aufwarten kann. Liebhaber/innen dieses Genres werden hier gut unterhalten. Absolute Leseempfehlung für eine Entdeckung!

Veröffentlicht am 12.12.2017

Miglio bringt den Stein ins Rollen...

Für immer und du
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Nachdem Vincenzo durch einen Autounfall ums Leben kam, ist Anastasias Welt eine andere geworden. Sie kann einfach nicht glauben, dass sie ihre große Liebe nie wiedersehen wird, und muss doch alle Kräfte ...

Nachdem Vincenzo durch einen Autounfall ums Leben kam, ist Anastasias Welt eine andere geworden. Sie kann einfach nicht glauben, dass sie ihre große Liebe nie wiedersehen wird, und muss doch alle Kräfte mobilisieren, denn Vincenzo hat sie als Erbin für sein Weingut eingesetzt. So stürzt sich Ana in die tägliche Arbeit, um ihren Schmerz zu betäuben. Dabei erhält sie allerdings die Unterstützung von Vincenzos bestem Freund Nevio, ihrer Mutter und ihrer Großmutter. Durch Nevios Bruder Mattheo lernt sie zufällig Ben kennen, der allerdings recht zurückhaltend und unnahbar wirkt. Schnell hat Ana die Begegnung wieder vergessen, bekommt sie doch die freudige Nachricht, dass sie ein Baby erwartet, obwohl sie niemals damit gerechnet hätte. Als sie ihren kleinen Sohn Migio durch eine schwierige Geburt zur Welt bringt, trifft sie in der Klinik wieder auf Ben, der dort als Kinderarzt arbeitet und Anas Baby das Leben rettet. Der junge und geheimnisvolle Mann geht Ana nicht mehr aus dem Kopf, durch Zufall kreuzen sich auch ihre Wege immer wieder. Schon bald kommen sich Ben und Ana näher, doch Ana hat Angst vor zu viel Nähe und zerstört damit die Aussicht auf eine neue Liebe. Wird es für Ben und Ana doch noch eine Zukunft geben?
Jani Friese hat mit ihrem Buch „Für immer und Du“ den Folgeband ihres Romans „Liebe in der Toskana“ vorgelegt, der dem ersten Teil in Spannung und Romantik in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig, emotional und lässt den Leser schnell in der Handlung versinken. Der Spannungsbogen wird langsam aufgebaut und schraubt sich im Laufe der Geschichte immer mehr in die Höhe. Die Landschaftsbeschreibungen sind so detailliert und farbenfroh, dass er dem Leser bei der Lektüre zu einem Kurzurlaub in der wunderschönen Toskana verhilft. Die Weinberge und die herrliche italienische Landschaft nebst ihrer offenen und herzlichen Bewohner wachsen einem sogleich ans Herz.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Persönlichkeit versehen. Sie haben alle ihre individuellen Eigenheiten, gerade deshalb wirken sie ausgesprochen authentisch und lebensnah. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, mit ihnen fühlen, mit ihnen leiden und sich auch mit ihnen freuen. Ana muss als junge Frau einen Schicksalsschlag verkraften, der ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Doch mit Hilfe guter Freunde kann sie alle ihre Kräfte mobilisieren, um nach vorne zu schauen und ihr Leben neu auszurichten. Doch Ana leidet innerlich, zu sehr hat sie mit Verlustängsten zu kämpfen, dass sie sich selbst zur eigenen Gefangenen macht. Ben ist ein sympathischer, wenngleich auch geheimnisvoller junger Mann, der offen und warmherzig ist. Doch auch Ben ist eine geschundene Seele, die einiges erlebt hat und ins sich verschlossen hält. Nevio ist ein lieber Freund der Familie, der typische Italiener, immer voller Hoffnung, Amore und Spaß. Aber auch er verliert sein Herz und kann damit erst einmal gar nicht gut umgehen. Miglio ist ein kleiner Schatz, der die Erwachsenen auf Trab hält und für sein Alter schon sehr vorausschauend agiert, während die „Alten“ noch immer den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Auch die übrigen Protagonisten geben der Handlung durch ihr Erscheinen zusätzliche Impulse und machen die Geschichte rund.
„Für immer und Du“ ist ein sehr schöner Liebesroman vor der wunderschönen Kulisse der malerischen Toskana, der dem Leser einen herrlichen, aber auch aufregenden Kurzurlaub beschert, während dieser bei der Lektüre sämtliche Emotionen durchläuft. Alle, die romantische und gleichfalls aufregende Geschichten lieben, werden dieses Buch nicht aus der Hand legen! Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 12.12.2017

Zweite Chancen sollte man nutzen...

Zweimal heißt für immer
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Als die Psychologin Josie den Anruf bekommt, dass ihr Vater mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus gekommen ist, durchläuft sie ein Wechselbad der Gefühle. Sie war seit 10 Jahren nicht in ihrem Heimatort ...

Als die Psychologin Josie den Anruf bekommt, dass ihr Vater mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus gekommen ist, durchläuft sie ein Wechselbad der Gefühle. Sie war seit 10 Jahren nicht in ihrem Heimatort und bei ihren Eltern, die dort einen Weihnachtsfreizeitpark betreiben. Josie hat keine schönen Erinnerungen an ihre Kindheit, die Mutter war Alkoholikerin und der Vater hat durch den Park ebenfalls nie Zeit für sie – sie war überall eine Außenseiterin, die nur in Ethan einen Freund hatte, der sie aufrichtig liebte. In einer Nacht und Nebelaktion floh Josie als 18-jährige, um alles hinter sich zu lassen. Doch nun hat sie einen Grund zurückzukehren, aber will sie das? Josie überwindet ihre Angst und besucht ihre Eltern, es ist wie ein Trip in die Vergangenheit und doch ist alles anders. Sie trifft auch auf Ethan, ihre alte Jugendliebe und die Schmetterlinge setzen wieder ein. Aber kann man die Vergangenheit so einfach vergessen? Was wird Josie in ihrer alten Heimat erleben, wird sie wieder davon laufen?
Maggie McGinnis hat mit ihrem Buch „Zweimal heißt für immer“ einen sehr unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der durch einen angenehmen, einfühlsamen Schreibstil den Leser zu bezaubern weiß. Schnell taucht man in die Geschichte ein und erlebt als Schatten der Protagonistin Josie deren Gefühls- und Gedankenwelt hautnah während das eigene Gefühlsbarometer ebenfalls Achterbahn fährt. Die Beschreibungen des Vergnügungsparks sind so detailliert, dass der Leser das Gefühl hat, vor Ort zu sein und das tägliche „HO-HO-HO“ selbst zu hören. Die Autorin bedient sich zudem mehrerer schwieriger Themen, denen sie allen gut gerecht wird. Zum einen geht es um Alkoholsucht, um mangelnde Aufmerksamkeit Eltern ihren Kindern gegenüber und nicht zuletzt um schwerstkranke Kinder, die in der ihnen noch verbleibenden Zeit so viel Freude wie möglich erleben sollen und noch Träume haben dürfen.
Die Charaktere sind sehr liebevoll angelegt und in Szene gesetzt worden. Sie alle besitzen ihren eigenen Kopf und persönliche Eigenschaften, wodurch sie sehr real und authentisch überzeugen können. Josie hatte keine leichte Kindheit und die Vergangenheit verfolgt sie auch nach 10 Jahren noch. Inzwischen ist sie eine tüchtige junge Frau, die sich ein neues Leben aufgebaut hat. Josie ist sehr sympathisch, gefühlsbetont und mutig, dabei selbstbewusst, obwohl dies oftmals ihre Unsicherheit überdecken soll. Ethan ist ein sehr netter Mann, der in seiner Jugend ebenfalls einige Schicksalsschläge verkraften und sein Leben neu ausrichten musste. Er ist fleißig, hilfsbereit, mitfühlend und hat das Herz am rechten Fleck. Außerdem besitzt er Humor und genießt im ganzen Ort Ansehen und Respekt. Mollie war mal Josies beste Freundin, entpuppt sich hier aber erst einmal als feuerspeiender Drache, der seine Lieben beschützt. Josies Mutter Diana versetzt ihre Tochter immer wieder in Staunen, vor allem aber misstraut Josie den veränderten Lebensbedingungen ihrer Eltern, nachdem sie in der Vergangenheit so oft enttäuscht wurde. Auch die anderen Protagonisten, allen voran Avery, wissen mit ihren kleinen Episoden und Geschichten die Handlung zu bereichern und die Spannung zu steigern.
„Zweimal heißt für immer“ ist nicht nur einfach ein Liebesroman, sondern eine tiefgründige Geschichte mit mehreren schwierigen Handlungsfeldern, die als Ganzes ein tolles Gesamtpaket ergeben. Ein Buch, das man nicht so schnell wieder vergisst und man hofft, den einen oder anderen Charakter nochmals wiedererleben zu dürfen. Absolute Leseempfehlung für einen wirklich hinreißenden Roman!

Veröffentlicht am 11.12.2017

Wahrheit hat ihren Preis

Winterrosenzeit
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60er Jahre. Nach dem Krieg schlug sich Hildegard mit ihrem kleinen Sohn Hans-Peter zu ihrer Cousine in die Schwäbische Alb durch, wo sie bald darauf in dem kleinen Ort den ortsansässigen Bürgermeister ...

60er Jahre. Nach dem Krieg schlug sich Hildegard mit ihrem kleinen Sohn Hans-Peter zu ihrer Cousine in die Schwäbische Alb durch, wo sie bald darauf in dem kleinen Ort den ortsansässigen Bürgermeister und Besitzer der Sägemühle heiratete und fortan ein recht wohlhabendes Auskommen hat. Hans-Peter, der sich mit seinem Stiefvater nie gut verstanden hat, hat keine Erinnerungen mehr an seinen Vater, von dem die Mutter nur erzählte, dass dieser im Krieg gefallen sei. Nun ist er ein junger Student der Rechtswissenschaft und fiebert einem Konzert der Beatles in Blackpool entgegen, für die Reise dorthin hat er wochenlang auf dem Bau gearbeitet. Beim Trampen lernt Hans-Peter die junge Ginny und ihre Clique kennen, die ebenfalls zum Konzert wollen. Zwischen Ginny und Hans-Peter knistert es sofort. Auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland steht er weiterhin per Brief mit Ginny in Kontakt und plant schon die nächste Reise, um sie endlich wiederzusehen. Doch Ginnys Eltern sind gegenüber Deutschen sehr ablehnend eingestellt, ihr Großvater und ihr Onkel sind im Krieg gefallen, Ginnys Vater Gregory kam als deutscher Flüchtling nach England, voller Blessuren und Folterspuren. Sowohl Ginny als auch H.-P. sehen sich einer gewaltigen Aufgabe gegenüber, die Eltern von ihrer Liebe zu überzeugen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, das Leben der beiden jungen Leute gerät komplett aus den Fugen, denn alles, was sie für die Wahrheit gehalten haben, entpuppt sich als Lüge…

Ricarda Martin hat mit ihrem Buch „Winterrosenzeit“ einen wunderschönen Gesellschaftsroman voller Geheimnisse vorgelegt, die sich erst nach und nach wie Rosenblätter entfalten und die Wahrheit preisgeben. Der Schreibstil ist flüssig und fesselt von der ersten Seite an. Immer im Wechsel wird die Geschichte zwischen Ginny und Hans-Peter erzählt und fügt sich erst am Ende wie ein Puzzle zusammen. Die Landschaftsbeschreibungen, aber auch das Beatles-Konzert sind so lebendig beschrieben, als wäre der Leser live vor Ort und könnte alles mit eigenen Augen sehen und miterleben. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, steigert sich aber im Verlauf der Handlung immer mehr, hat zum Teil fast sogar kriminalistische Elemente, die Geschichte bleibt bis zum Schluss sehr aufregend. Auch der Hintergrund der Romanhandlung ist sehr interessant gehalten, spiegelt er doch den Zeitgeschmack, die politischen Ansichten und die Entwicklung nach dem Krieg wider. Jeder, der in den 60er Jahren aufgewachsen ist, findet das ein oder andere aus seiner Kindheit und Jugend wieder.

Die Charaktere sind sehr verschieden und vielschichtig angelegt, dadurch wirken sie sehr authentisch und lebendig, der Leser kann sich gut in die einzelnen Protagonisten einfühlen und leidet mit ihnen oder wünscht ihnen die Pest an den Leib. Hans-Peter ist ein sympathischer, ehrlicher junger Mann, der vielseitig interessiert ist und sich voll und ganz seinem Jurastudium widmet. Die Musik der Beatles hat es ihm angetan und tut alles für seinen Traum, diese einmal im Konzert zu erleben. Zu seinem Stiefvater hat er ein schwieriges Verhältnis, denn der hat andere Vorstellungen vom Leben, doch Hans-Peter will seine eigenen Träume verwirklichen. Ginny ist eine liebe junge Frau, die behütet aufwuchs und die Arbeit mit Rosen liebt. Sie hat ein enges Verhältnis zu ihrem Vater, ist beliebt und aufgeweckt, allem Neuen gegenüber offen ohne Vorurteile. Hildegard ist eine unterwürfige Frau, die es jedem recht machen will, sie hat kein Durchsetzungsvermögen und ist auch ihrem Sohn keine große Hilfe bei den Streitigkeiten mit dem Stiefvater. Susanne ist eine enge Freundin von Hans-Peter, sie kennen sich seit der Kindheit, aber sie ist auch rettungslos in ihn verliebt, wovon Hans-Peter gar nichts weiß. Gregory, Ginnys Vater ist ein netter Mann, der ein Geheimnis in sich trägt und sich nur um die Rosen und seine Familie kümmern möchte. Auch die Nebenprotagonisten untermalen nicht unwesentlich mit ihren kleinen Episoden und Geschichten die Handlung, machen sie dadurch auch spannender.

„Winterrosenzeit“ ist ein fesselnder Gesellschafts- und Liebesroman der jüngsten deutschen Nachkriegsgeschichte und unterhält mit einer Vielzahl von Themen, die alle zusammen eine sehr spannende Handlung ergeben. Alle, die Familiengeheimnisse und gut gestrickte Liebesgeschichten lieben, in denen man sich regelrecht fallen lassen kann, werden mit diesem Roman viel Freude und gute Unterhaltung haben. Absolute Leseempfehlung!