Diesen wunderbaren Roman durfte ich wieder im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks lesen und ich freue mich sehr, dass ich die Möglichkeit hatte dieses Buch zu lesen, denn es gehört eindeutig zu meinen Highlights des Jahres.
Wie man aus dem Titel schon vermuten kann, spielt der Debütroman von Verena Maria Kalmann in der Welt der klassischen Musik. Einmal angefangen konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Man versinkt sofort in der Welt der Musik...
Über hundert Jahre spielt die Geschichte zweier Frauen, Großtante und Nichte, beides Musikerinnen. Die Erzählung aus der Gegenwart beginnt im Januar 2014. Die Geigerin Valerie Mollwitz steht vor den Scherben ihrer Beziehung, als sie ein interessantes Angebot aus Paris erhält. Sie soll als zweite Konzertmeisterin auf Probe in einem Orchester mitwirken. Nach dem Betrug ihres Freundes Adrian, sowie keinerlei weiteren Jobaussichten in München, nimmt sie das Angebot an. Valerie findet jedoch mit ihren unzureichenden Sprachkenntnissen sehr schwer Anschluss. Madam Prokova, die erste Konzertmeisterin, ist ein wahrer Drachen und der Leistungsdruck enorm. Ihre zur Verfügung gestellte Wohnung ist unzureichend geheizt und schmutzig. Valerie hat nur wenige Dinge aus München mitgenommen. Eines davon ist das Biedermeiersofa ihrer Urgroßtante Elise, das bei der Übersiedlung beschädigt wurde. Darin findet sie ihr altes Tagebuch, in dem Elise genau vor 100 Jahren angefangen hat über ihr Leben zu schreiben....
Im Jahr 1914 ist Elise gerade 21 Jahre alt und lebt mit ihren Eltern, ihrer älteren Schwester Marie, Bruder Max und ihrer jüngeren Schwester Lotte in Bonn und ist Pianistin. Als sie den Geiger Karl Lambrecht kennenlernt, ist es Liebe auf den ersten Blick. Beim gemeinsamen musizieren und ihrer Liebe zu Beethoven nähern sich die Beiden langsam an. bald sind die Beiden verlobt und die Hochzeit ist für den Herbst geplant. Doch nur wenige Monate später bricht der erste Weltkrieg aus und Karl muss an die Front.....
Die Geschichte wechselt stetig zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Musik, die Liebe und die Familie stehen dabei in beiden Zeitebenen im Mittelpunkt. Valerie lernt durch die Lektüre des Tagesbuches aus der Stärke ihrer Urgroßtante und beginnt sich ihren Problemen zu stellen. Der Blick hinter die Kulissen eines Orchesters, sowie eindeutiges Mobbing, werden sehr realitätsnah beschrieben. Aber nicht nur Valerie kämpft mit dem Leistungsdruck und ihrer Einsamkeit. Elise hat in der Vergangenheit viele Schicksalschläge zu verkraften. Die Not während des Krieges und der große Verlust fordern ihr sehr viel ab.
Mir passiert es selten, dass ich bei einem Buch weinen muss, im Gegesnatz zu Filmen, wo ich sehr nah am Wasser gebaut bin. Doch "Von Elise" konnte mich so berühren, dass ich nach einem bestimmten Abschnitt sehr stark mit den Tränen kämpfen musste....
Die beiden Handlungsstränge rund um Elise und Valerie sind perfekt miteinander verwoben und ergeben zum Ende hin ein perfektes, abergundetes Bild. Mich konnten beide Zeitebenen absolut überzeugem, was bei mir äußerst selten vorkommt, da der Vergangenheitsstrang zu 99% immer besser punktet. Es kommt selten vor, dass mich ein Autor/eine Autorin auf beiden Zeitebenen überzeugen kann. Verena Maria Kalmann ist dies bereits in ihrem Debütroman gelungen - bravo!
Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist sehr emotional, bildreich und lässt sich wunderbar lesen. Das einzige kleine Manko, das mir aufgefallen ist, sind die manchmal etwas hölzernen Dialoge. Das ist aber Kritik auf hohem Niveau.
Die Musik bildet vom Anfang bis zum Ende den gemeinsamen roten Faden. Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Valerie in der dritten Person, sowie aus der Sicht von Elise in Form von Tagebucheinträgen in der Ich-Form, erzählt.
Fazit:
Wie sich vom Titel und Cover bereits ableiten lässt, dreht sich hier viel um Musik. Aber auch für Leser, die Familiensagen und Romane auf zwei Zeitebenen lieben und nicht viel mit Musik zu tun haben, werden diesen Roman lieben! Verena Maria Kalmann ist ein bewegender Roman gelungen, der mir wunderbare und sehr emotionale Lesestunden bereitet hat. Dieser Roman gehört eindeutig zu meinen Lesehighlights des Jahres! Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!