Wieder ein "Berlin Noir" mit Sogwirkung
Skin CityWie immer bei den Berlin Noirs von Johann Groschupf (2 davon hatte ich schon gelesen), hat mich der Schreibstil sofort in seinen Bann gezogen und mitgerissen. Normale Thriller sind das nicht, die würde ...
Wie immer bei den Berlin Noirs von Johann Groschupf (2 davon hatte ich schon gelesen), hat mich der Schreibstil sofort in seinen Bann gezogen und mitgerissen. Normale Thriller sind das nicht, die würde ich auch gar nicht lesen wollen. Die Sprache ist hart und schnörkellos, die Figuren sind vielschichtig und interessant. Der Autor führt uns in die unterschiedlichsten Milieus, wir lernen die 3 Hauptfiguren, ihr Umfeld und ihre Geschichten kennen und die Verbindung zwischen diesen Handlungssträngen, die sich erst allmählich erschließt. Koba ist ein junger Georgier mit geschickten Händen, der mit 2 Kollegen zusammen für eine organisierte Einbrecherbande Einfamilienhäuser und Villen am Stadtrand ausräumt; Jacques „Jacke“ Lippold, gerade aus dem Knast gekommen, ist eher ein „Edelbetrüger“, der sich an die Berliner Kunstszene heranwanzt; Romina Winter, Kriminalbeamtin aus einer Roma-Familie, die sich hochgekämpft hat, aber doch sehr geprägt ist von ihrer Herkunft. Bei ihrer Figur hat der Autor für meinen Geschmack allerdings etwas zu sehr in die Klischee-Kiste gegriffen!
Die Handlung entwickelt sich rasant und spannend, aber folgt dabei nicht den Handlungsmustern eines üblichen Thrillers, Groschupf schreibt sehr viel literarischer, bleibt dabei jedoch immer „unputdownable“. Viel Berliner Lokalkolorit, viel Atmosphäre, unerwartete Wendungen und ein Schluss, der haarscharf am Kitsch vorbeischrammt. Trotz kleinerer Kritikpunkte (Klischeehaftigkeit von Rominas Figur) hat mich dieser ungewöhnliche Krimi wieder vollkommen begeistert und ich empfehle ihn allen, die einen intelligenten Krimi mit Tiefgang zu schätzen wissen.