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Hierbei handelt es sich um den dritten Band eine Krimi-Reihe. Die Fälle selbst sind in sich abgeschlossen und man kann auch gut mit diesem Einsteigen, jedoch könnte sich die ein oder andere Frage bezüglich der privaten Situationen entwickeln und ehrlich? Fangt gefälligst bei Band 1 ein – ja, das sagt die, die gerne auch mittendrin anfängt. Aber da sich die Charaktere entwickeln, private Ereignisse nicht unbedeutend sind und die Reihe einfach wunderbar zu lesen ist, kann ich es nur empfehlen. Aber eben aufgrund der privaten Geschehnisse wird meine Besprechung in Bezug auf die Vorbände dein einen oder anderen Spoiler enthalten!
Auf diesen Folgeband habe ich schon länger gewartet, doch wäre dem nicht so gewesen, die Einleitung des Klappentextes hätte meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Guter Bulle, böser Bulle, toter Bulle … Und genau darum geht es, denn der Mord eines Polizisten ist der Mittelpunkt.
Ein toter Drogenfahnder wird von Sunny, eine jungen Polizistin des Unterstützungskommando (USK), gefunden. Schnell ist klar, hier stimmt so einiges nicht.
Sunny war nicht grundlos auf dem verlassenem Gelände und ebenso bleibt auch die Frage offen, was Leo dort wollte, bevor er ermordet wurde. Die darauf aufbauenden Ermittlungen führen in die Drogenszene, sowie in die eigenen Reihen. Die Autorin Nicole Neubauer versteht sich darin, eine Ahnung aufkommen zu lassen, ohne dabei zu viel zu verraten. Und genau das bleibt es, eine Ahnung. Beide Ermittlungswege verwerfen viele Fragen auf und machen somit neugierig auf die Hintergründe. Stückweise wird Leos berufliche Laufbahn genauestens inspiziert, wem war er auf der Spur? Wovor hatte er Angst? Und in welcher Verbindung steht die junge USK-Polizistin mit dem undurchsichtigen Drogenfahnder?
Womit wir auch direkt bei meinem Kritikpunkt sind. Ich hatte auf etwas größeres gehofft, als das was letztendlich hinten dem Mord steht. Leons Frau schildert Verhaltensweisen, bei denen ich auf eine intensivere Hintergrundgeschichte gehofft hatte. Auch Sunnys Rolle hätte ich mir tragender gewünscht. Dies jedoch mindert kaum die Lesespannung, die ich vorweg beim ermitteln mit dem Team hatte!
Aber nicht nur die Ermittlungen zogen mich immer wieder in die Geschichte hinein, auch das Privatleben des mir ins Herz geschlossenen Ermittlerteams ließ mich immer wieder zum Buch greifen. Bei manchen Büchern kritisiere ich es, wenn das Privatleben der Ermittler zu sehr in den Fokus gerückt wird, bei anderen gefällt mir genau das! Woran das liegt? Wenn ich keine Beziehung zu den Protagonisten aufbauen kann oder ich das Gefühl habe, es wird zu ausschweifend, aber unbedeutend für den Verlauf, dann stört es mich. Bei Waechter und seinem Team ist dies aber in keinem der Bände der Fall. Bereits seit Band 1 liebe ich diese privaten Einblicke, denn sie unterhalten, berühren und nehmen doch keine Überhand im Vergleich zum eigentlichen Fall. Man möchte unbedingt wissen wie sich die privaten Situationen entwickeln, von Band zu Band wachsen einem die Protagonisten mehr ans Herz. Mit ihnen leiden, lachen und ja, innerlich sie ab und wann auch mal verfluchen.
Gesundheitliche und psychische Probleme, die kaputten Ermittler? So ganz würde ich das so nicht bezeichnen. Es sind verschiedene Beziehungen unter- und zueinander, jeder hat sein eigenes kleines Päckchen, wobei Hannes besonders hervor sticht. Privat und beruflich hat er besonders seit dem zweiten Band stark zu kämpfen. Auch Waechter hat sein ganz eigenes ‚kleines‘ Chaos – im wahrsten Sinne des Wortes! Umso schöner war es zu lesen was Lily, Hannes` Tochter, im zweiten Band („Moorfeuer„) in ihm bewegt. In diesem kommt mir diese Beziehung fast schon etwas zu kurz.
Auch Elli hat zu kämpfen, mit den Geheimnissen ihrer Beziehung – nur „der Hüter des Schweigens“ bleibt wieder leise im Hintergrund.
Der besondere Reiz dieser Reihe ist die Ernsthaftigkeit einer Ermittlung, das begleiten der privaten Entwicklungen, in Kombination gut gesetzten Humor.
Und ja, ‚Die Chefin‘ hat ebenso wenig einen Namen wie ‚Der Hüter des Schweigens‘, welcher mein Lieblingscharakter ist. Die geballte Kraft der Überzeugung in der Stille der nicht gesagten Worte. Und ein neuer Charakter wartet in diesem Buch auf die Leser/innen: Maxi („Mini“). Allzu viel erfahren wir nicht von ihm, aber er war mir sofort sympathisch und ist ein sehr guter Beobachter!
An die Autorin direkt: liebe Nicole Neubauer, wenn Waechter im kommenden Band nicht langsam das tut was er tun sollte, dann werde ich aber in meiner nächsten Besprechung zum Rumpelstilzchen …
Da es sich bei diesem Buch um einen Krimi handelt, passen bestimmte Zitate die mir sehr gefielen, leider nicht ganz in den Kontext meiner Besprechung. Dennoch möchte ich nicht darauf verzichten und es mir auch für weitere Rezensionen vorbehalten – eine kleine Kategorie in meinen Kritiken:
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— Wortkabinett —
[…] ihre Haut war von winzigen Sommersprossen überzogen, sodass sie aussah wie Wüstensand.“
(S. 27)
Wenn ich jetzt auch noch mit Hencke Bier trinken muss, entwickle ich ein Kontaktekzem.
(S. 280)
Der Schmerz will das einzig Wichtige in deinem Leben sein, dich von allem isolieren, was gut für dich ist.
(S. 281)
Eine ehrliche Entschuldigung war der größte Angstgegner.
(S. 300)
[…] Ich bekomme nie nächtliche Anrufe von Freunden, die die Kloschüssel nicht finden.<
> Dann tun Sie mir leid.<
(S. 311)
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Wie auch in den Bänden zuvor ist dieser Fall in sich abgeschlossen, für mich ein Ende mit einem „Hach“ und die ein oder andere offene Frage bezüglich des Teams. Somit beginnt das Hibbeln von neuem und auch nicht ganz unfies, denn ein minimaler Cliffhanger – die große Frage wie es weitergeht – schwebt über den letzten Seiten.