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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2025

Empathisch unterhaltsam

Bis die Sonne scheint
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"Wir hatten einen Plan und eine Aufgabe, die dem Nachmittag einen Sinn und dem Leben eine Normalität geben würden."

Christian Schünemann gelingt mit "Bis die Sonne scheint" ein anrührender Roman, der ...


"Wir hatten einen Plan und eine Aufgabe, die dem Nachmittag einen Sinn und dem Leben eine Normalität geben würden."

Christian Schünemann gelingt mit "Bis die Sonne scheint" ein anrührender Roman, der das glaubhafte Porträt einer Familie in den 80er Jahren zeichnet. Im Mittelpunkt steht der fünfzehnjährige Daniel, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird. Seine Erlebnisse als Jugendlicher prägen den Roman ebenso wie die Einblicke in die familiären Hintergründe seiner Eltern Marlene und Siegfried und in die Vergangenheit von Daniels Großeltern.

Der Roman überzeugt durch seinen authentischen 80er-Jahre-Flair, einer Zeit ohne soziale Medien, in der das Leben noch viel unmittelbarer und greifbarer erscheint. Besonders eindrucksvoll ist die Art und Weise, wie der tägliche Kampf der Familie ums wirtschaftliche Überleben geschildert wird. Trotz aller Herausforderungen bewahren sich die Hormanns ihren Humor, was sich immer wieder in den zahlreichen, sehr amüsanten Anekdoten zeigt.

Die Erzählstruktur ist stimmig: Schünemann wechselt zwischen Daniels persönlichem Erleben und den Erfahrungen der Eltern, wodurch das Familienschicksal lebendig erfahrbar wird. Allerdings gibt es eine Vielzahl von handelnden Personen, weshalb ein Personenverzeichnis hilfreich gewesen wäre, um besser den Überblick halten zu können.

Der Schreibstil ist angenehm lesbar, flüssig, die Charaktere empathisch. Leider verliert die Geschichte zum Ende hin etwas an Spannung und Dramatik – hier hätte ich mir einen stärkeren Abschluss gewünscht.

Dennoch bleibt "Bis die Sonne scheint" eine lohnende Lektüre, die auf berührende Weise daran erinnert, dass sich das Leben nicht nur um beruflichen Erfolg dreht. Es ist eine Reise zurück in eine Zeit, in der andere Werte im Mittelpunkt standen – eine Geschichte über Familie, Zusammenhalt und die kleinen, aber bedeutsamen Momente des Lebens.
Lesenswert.

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Veröffentlicht am 27.01.2025

Brisant und komplex

Von Schafen und Wölfen
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"Dies ist eine wahre Geschichte. Nichts davon ist wirklich passiert."

...und Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder/und mit lebenden Personen sind alles andere als rein zufällig sondern bewußt ...


"Dies ist eine wahre Geschichte. Nichts davon ist wirklich passiert."

...und Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder/und mit lebenden Personen sind alles andere als rein zufällig sondern bewußt so gewollt.

Im Zentrum der Handlung steht der Journalist David Jakubowicz, der Hinweise auf einen großen politischen Skandal erhält. Seine Recherchen führen ihn zu einflussreichen Personen, die bereit sind, alles zu tun um ihre Machenschaften zu vertuschen und ihre Macht zu sichern. Als weitere Hauptcharaktere fungieren Emma und Max, die Mithilfe modernster KI-Techniken ihre eigene Ermittlungen aufnehmen.

Zentrale Themen dieses, bereits dritten Romans um den Journalisten David Jakubowicz, betreffen einerseits die moralische Verantwortung von Medien, sowie andererseits die Einflussnahme von Lobbyismus in einer brisanten politischen Gegenwart.

Achim Zons präsentiert mit seinem Buch "Von Schafen und Wölfen" einen kompetent und exzellent recherchierten Politthriller, der mit seiner brisanten Handlung und den deutlichen Parallelen zu aktuell realen Ereignissen überzeugt.
Allerdings erfordert der Einstieg in die Lektüre einiges an Konzentration und Geduld: Die Vielzahl der eingeführten Charaktere kann anfangs überfordernd sein. Dazu kommen die häufigen Schauplatzwechsel sowie Sprünge zwischen verschiedenen Zeitebenen, die es zusätzlich erschweren, den Überblick zu behalten.

Zum Ende hin überraschen einige genreübliche Storywendungen positiv. Die finale Auflösung der Geschichte ist allerdings vorhersehbar. Wer sich auf die komplexe Struktur des Romans einlassen kann, wird mit einem spannenden und klug konstruierten Politthriller belohnt.

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Veröffentlicht am 13.12.2024

Gelungener Serienauftakt

Dorn
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"Ich steige gerade durchs Tor zur Welt und bin fallweise verhindert."

Der Thriller "Dorn" beginnt dramatisch mit einem brutalen Mord und fächert sich anschließend in verschiedene Erzählstränge auf. Diese ...


"Ich steige gerade durchs Tor zur Welt und bin fallweise verhindert."

Der Thriller "Dorn" beginnt dramatisch mit einem brutalen Mord und fächert sich anschließend in verschiedene Erzählstränge auf. Diese bieten dann aber nur äußerst wage und mysteriöse Andeutungen, wenig Konkretes. So kann man nur leidlich spekulieren, worum sich die Geschichte überhaupt drehen mag, und welche Rolle die zahlreichen, eingeführten Protagonisten einnehmen werden.

Das ist leider zunächst eher verwirrend und auch nicht wirklich fesselnd.
Es braucht etwa einhundert Seiten, bis sich einige Schleier lichten und man als Leser glaubt, Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen.
Dadurch wird die Erzählung tatsächlich zunehmend spannender und durch die gleichzeitig häufigen Wechsel der Handlungsorte bleibt sie dabei stets kurzweilig.

Jan Beck schickt mit Simon Dorn, einem menschenscheuen ehemaligen Kriminalpsycholgen und Lea Wagner, einer jungen und bislang unerfahrenen Kriminalpolizistin, ein neues, extrem unkonventionelles und arg skurriles Ermittlerduo in ihren ersten Fall: die Suche nach einem brutalen Serienkiller.
Als Schauplätze der Handlung dienen Hamburg, Wien, und ein verfallenes Hotel im beschaulichen Touristenort Bad Gastein.

Das ein oder andere Mal handeln die Protagonisten - meines Erachtens - eher unglaubwürdig, mitunter sogar unrealistisch, aber das verzeiht man der guten Hintergrundgeschichte dann doch irgendwie ganz gerne. Denn wenn man sich erst einmal in der wirren Handlung zurecht gefunden hat, fliegt man schnell und flüssig durch die insgesamt fast achtzig, meist überschaubar kurz gehaltenen Kapitel.

Zum finalen Showdown wird die Handlung leider erneut undurchsichtig, die Zusammenhänge wirken stark konstruiert. Gleichzeitig überlädt der Autor das Finale durch zu viel Dramatik.

Die Grundidee hinter dieser neuen Thrillerreihe von Jan Beck gefällt mir ausgesprochen, doch leider konnte mich im ersten Teil die Ausarbeitung der beiden Hauptprotagonisten Simon Dorn und Lea Wagner noch nicht gänzlich überzeugen.
Gerne hätte ich mehr von den beiden und ihren persönlichen Hintergründen erfahren.

Fazit: Ein gelungener Auftakt einer neuen Thrillerreihe, für die Folgebände bleibt dabei durchaus Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 31.10.2024

Überzeugend unterhaltsam

Ab ins All!
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"Eigentlich sollte unser Universum gar nicht existieren."

Ich interessiere ich mich schon seit jeher für Raumfahrt, Raumfahrttechnik und die Physik dahinter; gehöre ich doch der Generation an, die die ...


"Eigentlich sollte unser Universum gar nicht existieren."

Ich interessiere ich mich schon seit jeher für Raumfahrt, Raumfahrttechnik und die Physik dahinter; gehöre ich doch der Generation an, die die Ära der Mondlandungen noch live miterleben durfte.

Ich habe bereits viele Sachbücher zu diesem Thema gelesen: "Ab ins All" ist anders. Anne-Dorette Ziems gelingt es hervorragend, Raumfahrtwissen in einer sehr modernen und frischen Form zu präsentieren. Die optische Gestaltung des Buches trifft allerdings nicht immer meinen persönlichen Geschmack; bezüglich der Darstellung von Planeten mit Smiley-Gesichtern kann man sicherlich geteilter Meinung sein.

Die Autorin beschreibt sehr komplexe Themen in einer laienverständlichen und leichten Sprache. Ich bin erstaunt, wieviele brandaktuelle Studien, sowie auch laufende Forschungsprojekte sie zusammengetragen hat, um daraus konkrete Gedankenspiele abzuleiten.

"Ab ins All " ist ein kurzweiliges und unterhaltsames Sachbuch über die Raumfahrt und gibt Antworten auf die Frage, wie Reisen zu anderen Planeten realisiert werden können.
Gelungen. Lesenswert.

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Veröffentlicht am 13.08.2024

Gelungener Serienauftakt

Das Dickicht
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"Verdrängung ist ein Segen, wenn sie gelingt. Ein Albtraum, an den man sich nicht erinnert, hat nie existiert."

Ein neues Ermittlerduo beim LKA Hamburg, Juha Korhonen und Lucas "Lux" Adisa, stoßen eher ...


"Verdrängung ist ein Segen, wenn sie gelingt. Ein Albtraum, an den man sich nicht erinnert, hat nie existiert."

Ein neues Ermittlerduo beim LKA Hamburg, Juha Korhonen und Lucas "Lux" Adisa, stoßen eher durch Zufall auf Ungereimtheiten in einem bereits seit zwanzig Jahren als abgeschlossen deklarierten Entführungsfall. Neue Erkenntnisse lassen erhebliche Zweifel aufkommen, ob der damals ermittelte und inzwischen verstorbene Täter wirklich schuldig war. Nahezu alle Spuren sind mittlerweile kalt, eiskalt. Dennoch nehmen die beiden LKA-Beamten unbeeindruckt Ermittlungen auf und reißen dabei viele alte Wunden wieder auf.

Obwohl, oder gerade weil die beiden charakterlich äußerst verschieden sind, Juha ist eher emotional und Lux mehr rational veranlagt, ergänzen sie sich in ihrer Ermittlungsarbeit optimal.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der jeweiligen Sicht der beiden Ermittler erzählt, dabei erfährt man auch einiges über deren privaten Hintergründe. Sowohl Juha, als auch Lux haben da so manche Päckchen zu tragen.

Der angelegte Spannungsbogen ist durchgehend hoch, das Erzähltempo angenehm flott; das Buch ist bis zum Ende clever und unterhaltsam. In vielen Situationen spürt man zudem den ganz eigenen, hanseatisch norddeutschen Humor.

Die Geschichte ist, mit zahlreichen interessanten Wendungen und Überraschungen, abwechslungsreich erzählt und kommt weitgehend ohne aktionslastige oder allzu drastische Schilderungen aus. Zum Finale erhöht sich nochmals der Spannungsbogen, die Lösung des Falls ist dann schlüssig aber tatsächlich auch eher unerwartet.

Der Auftakt der neuen Krimiserie ist sehr gelungen: Ich hoffe auf ebenso spannende Fortsetzungen.

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