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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2018

Das Leben, Baseball und der Tod

Ein Gesicht in der Menge
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Wenn man den Klappentext liest, kommt man wohl nicht auf die Idee, dass dieses Buch nur knapp 50 großzügig gesetzte Textseiten umfasst. Auf diesen wenigen Seiten schaut der verwitwete Rentner Dean Evers ...

Wenn man den Klappentext liest, kommt man wohl nicht auf die Idee, dass dieses Buch nur knapp 50 großzügig gesetzte Textseiten umfasst. Auf diesen wenigen Seiten schaut der verwitwete Rentner Dean Evers vorwiegend Baseball im Fernsehen, hat dabei Visionen und reflektiert sein Leben.
Für mich hatte das Buch etwas zu viele Bezüge zum Baseball. Auch wenn ich dem Text folgen konnte ohne Interesse für oder Ahnung von Baseball zu haben, gab es doch Stellen, an denen ich kurz hängen geblieben bin. Ich gehe auch davon aus, dass ich einige Anspielungen nicht verstanden habe. Etwas schade.
Ansonsten war es eine Geschichte ohne allzu viele Überraschungen, aus der man vielleicht das hier herauslesen kann, wenn man möchte: behandle deine Mitmenschen beizeiten gut.
Es ist kein literarisches Meisterwerk, aber auch nicht schlecht.

Veröffentlicht am 22.01.2018

Interessante Auseinandersetzung mit dem Thema Depression

Mängelexemplar
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Titel und Cover machten mich neugierig, die Beschreibung schreckte mich eher ab - ich wollte eigentlich nichts über Depressionen lesen, hab dem Buch dann aber doch eine Chance gegeben. Es war ok. Das Buch ...

Titel und Cover machten mich neugierig, die Beschreibung schreckte mich eher ab - ich wollte eigentlich nichts über Depressionen lesen, hab dem Buch dann aber doch eine Chance gegeben. Es war ok. Das Buch liest sich sehr locker und flüssig, es wird nie schwermütig. Meiner Einschätzung nach trifft Sarah Kuttner genau den optimalen Grad zwischen Leichtigkeit und ernsthafter Auseinandersetzung mit dem Thema Depression. Dafür dass es garnicht mein bevorzugtes Thema war, habe ich das Buch recht schnell und ohne mich zu 'quälen' gelesen. So ganz rund fand ich die Geschichte insgesamt nicht, aber für Leute, die direkt oder indirekt von Depressionen betroffen sind, ist das 'Mängelexemplar' sicher lesenswert.

Veröffentlicht am 14.12.2017

Spannend, aber sonst etwas schwach

Stadt der Verschwundenen
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Der in Buenos Aires lebende Autor James Marrison hat eine kurze aber spannende Geschichte über eine Verfolgungsjagd in der argentinischen Hauptstadt während der Militärdiktatur Anfang der 1980er Jahre ...

Der in Buenos Aires lebende Autor James Marrison hat eine kurze aber spannende Geschichte über eine Verfolgungsjagd in der argentinischen Hauptstadt während der Militärdiktatur Anfang der 1980er Jahre geschrieben.
Hierbei gelingt es dem anfangs etwas unbedarften Guillermo erstaunlich gut, die Militärjuntana auszutricksen, Zusammenhänge zu erkennen und heil aus jeder Situation heraus zu kommen. In Teilen eine klassische Junge-von-nebenan-wird-zum-Helden-Geschichte.

Erklärt wird wenig - wer sich mit der Geschichte der argentinischen Militärjunta auseinandersetzen möchte, wird mit diesem Buch als Einstiegswerk nicht glücklich werden. Es gibt wenig Informationen zu den Hintergründen - weder zur realen Militärdiktatur in Argentinien noch zur Vorgeschichte der Protagonisten. Hier denke ich vor allem an Guillermos Bruder Carlos, dem ich eine Verbindung zum Widerstand andichtet habe. Das Buch funktioniert auch ohne diese Informationen. Man kann der Geschichte gut folgen und ob das Weglassen von Informationen über den geschichtlichen Hintergrund vom Autor nun als nicht nötig erachtet wurde oder aber als Anregung verstanden werden kann, sich mit diesem wichtigen Kapitel argentinischer Geschichte auseinander zu setzen, bleibt dem Leser überlassen.

Insgesamt eine spannende Geschichte, die man aber nicht zu sehr hinterfragen sollte - lieber empfehle ich, sich nach der Lektüre mit den realen Ereignissen zu beschäftigen.

Veröffentlicht am 05.12.2017

Mississippi, 1946

Mudbound – Die Tränen von Mississippi
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Cover und Beschreibung lassen den Leser zunächst etwas ratlos zurück - was erwartet einen hier? Eine Farmgeschichte? Die Geschichte zweier traumatisierter Soldaten? Die Geschichte einer Freundschaft und ...

Cover und Beschreibung lassen den Leser zunächst etwas ratlos zurück - was erwartet einen hier? Eine Farmgeschichte? Die Geschichte zweier traumatisierter Soldaten? Die Geschichte einer Freundschaft und Rassismus? Die Geschichte einer Frau? Eine Liebesgeschichte? Eigentlich all das zusammen und das ergibt eine durchaus ungewöhnliche Mischung. Durch die sechs Ich-Erzähler nimmt der Leser dabei immer wieder eine andere Sichtweise ein.

So ergibt sich ein Bild vom Alltag in Mississippi 1946, das manchmal unglaublich erscheint. Der Alltag auf der Farm und das Pächtersystem, die Tatsache, dass die schwarze Familie nichts vom Holocaust weiß, vorallem aber der alltägliche Rassismus im Süden der USA sind eigentlich unfassbar und passen nicht zu dem Bild, das ich von den USA in der direkten Nachkriegszeit hatte. Für mich war diese Charakterisierung Mississippis fast interessanter als die eigentliche Geschichte. Wer möchte, kann aus diesen Beschreibungen wohl auch Erklärungen für die Zustände in den USA 70 Jahre später finden.

Insgesamt hat mich das Buch bedingt überzeugt. Die Beschreibung Mississippis fand ich faszinierend, die Mischung aus den verschiedenen Elementen ist mir als Geschichte aber an der Grenze zu zu viel. Durch die sehr unterschiedlichen Themen kam es mir manchmal so vor, als würde das Potential der einzelnen Erzählstränge nicht ganz ausgereizt und bleibt eher an der Oberfläche - richtig in die Tiefe geht es nicht.

Veröffentlicht am 03.11.2017

Poetische und philosophische Japan-Reise

Die Kieferninseln
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Ein deutscher Hochschuldozent reist spontan nach Japan, wo er durch Zufall einen Studenten trifft, der Selbstmord begehen möchte. In der Folge treten die beiden gemeinsam eine Reise durch Japan an.
Eine ...

Ein deutscher Hochschuldozent reist spontan nach Japan, wo er durch Zufall einen Studenten trifft, der Selbstmord begehen möchte. In der Folge treten die beiden gemeinsam eine Reise durch Japan an.
Eine spannungsgeladene Handlung bietet das Buch nicht - eher stehen die Eindrücke und Gedanken der Langnase Gilbert im Land des Lächelns im Vordergrund. Dabei wird er dem Leser gegenüber zumeist recht allwissend und abgeklärt (für mich auch deswegen unsympathisch) dargestellt, obwohl Japan nach eigener Aussage nie von größerem Interesse (zumindest als Reiseziel) für ihn war. Einerseits erfrischend, mit ihm den Kulturschock Japan nicht so oberflächlich und offensichtlich wie in anderen Büchern zu erleben, andererseits doch auch erstaunlich, wie leicht er auf Anhieb die japanischen Eigenheiten und gesellschaftlichen Regeln versteht - vielleicht manchmal auch etwas unglaubwürdig. Dass er dabei immer etwas außerhalb steht und Land und Leute als Außenstehender beobachtet, ist wiederum realistisch. Insgesamt finde ich die Beschreibung Japan dann aber doch klug.

Zwischendurch dann philosophische Betrachtungen von Flora, Fauna, dem Leben ansich und Lyrik - Bezüge zu den japanischen Dichtern Saigyō und Bashō. Für mich etwas viel, anderen Lesern wird das aber bestimmt gerade gefallen.

Es ist eine seltsame, nicht leicht eingängliche Geschichte. Irgendwie passt diese ungewohnte, fremde Erzählart dann aber doch gut zu Japan! Es lohnt, sich offen auf diesen schmalen Erzählband einzulassen.