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Veröffentlicht am 26.07.2025

Einfach & unterhaltsam

The Half King
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Ich wusste erstmal so gar nicht, was ich von dem Buch erwarten konnte und habe dann erstmal Cerise kennengelernt, die auf den ersten Blick recht schüchtern und unscheinbar wirkte. Erst war ich mir sogar ...

Ich wusste erstmal so gar nicht, was ich von dem Buch erwarten konnte und habe dann erstmal Cerise kennengelernt, die auf den ersten Blick recht schüchtern und unscheinbar wirkte. Erst war ich mir sogar gar nicht sicher, ob sie nicht noch ein Kind ist. Dann aber nimmt die Geschichte durch einen Ortswechsel schnell Fahrt auf und Cerise zeigt, wie intelligent und auch selbstanpackend sie ist. Denn sie gibt sich nicht damit zufrieden, dass der Hof quasi eingeschlafen zu sein scheint, sondern sucht sich ihre Aufgaben. Entdeckt Geheimnisse und versucht, diese zu lösen. Dadurch wurde die Story schnell wesentlich komplexer und hat mich immer tiefer reingezogen, sodass ich ins Miträtseln geriet.

Ganz spannend war für mich die Magie bzw. die Flüche hinter dieser Welt. Ganz allgemein der Aufbau ebenso. Dass es vier Blutlinien gibt, die je einen Fluch abbekommen haben, der viel Leid über die Völker bringt und dass es dann noch die Priester gibt, die Magie ausüben können. Hatte ich so jetzt noch nicht gelesen und fand ich ganz interessant, weil selten alle in einem Boot sitzen, was die Auflösung eines Geheimnisses angeht. Allerdings ist das vielleicht auch nicht ganz richtig… und vielleicht gibt es da auch noch etwas mehr, was im Hintergrund passiert. Und genau das, macht die Geschichte dann besonders gut! Es war unheimlich spannend zu lesen, wie nach und nach Dinge aufgedeckt wurden, von denen man gar nichts ahnte, während die Handlung trotzdem ihren Verlauf so nahm, wie man es irgendwie erwartete, weshalb man in seinen Vermutungen bestätigt wurde. Ein Erfolg beim Miträtseln:) Einfach eine gelungene Mischung.

Hauptaspekt des Buches ist, wie bei Fantasyromanen oft üblich, eine Reise, bei der mehrere verschiedene Personen zusammenarbeiten müssen, um etwas aufzuklären. Das war total spannend gestaltet, weil Cerise auf dieser Reise eine große Entwicklung durchmacht. Sie lernt sich und ihre Kräfte besser kennen und macht nebenbei noch Entdeckungen, die ganz anders spannend sind. Ich mochte es wirklich sehr, wie sie einerseits ihren Glauben gelernt hat jederzeit zu erhalten, gleichzeitig aber darüber hinaus denkt und Fragen stellt. Sie ist nicht naiv, sondern neugierig und mutig und das machte es für mich sehr angenehm, von ihr als Hauptprotagonistin zu lesen.

Und dann gibt es da noch den Halbkönig, der sich schnell zum Love Interest entwickelt. Was mich hier etwas überrascht hat: die beiden sind schnell auf einem intimen Level, auf dem sie ihre Geheimnisse und Bedenken miteinander teilen. Für einige vielleicht zu schnell, für mich passte es, weil die Aussicht darauf, dass man vielleicht bald sterben könnte, einige Lovestories ja doch etwas vorantreibt:) Jedenfalls war es sehr angenehm, dass sie sich nichts vorspielen, sondern eine eher erwachsene Beziehung zueinander eingehen, der auf das übliche Drama verzichtet. So passte die Lovestory für mich sehr gut zur sonstigen Story, weil sie den Handlungsverlauf ergänzt, aber nicht gebremst hat und der Fokus immer noch auf dem großen Ganzen lag. Ich mochte sie aber sehr gerne zusammen:)

Ein bisschen blass blieben dafür für mich einige zwischenmenschliche Beziehungen zwischen Cerise und den Nebenprotagonist:innen. Zum Beispiel die zu ihrer Schwester oder auch zu ihren Eltern. Ebenso war der Schreibstil manchmal etwas zu steif und hat dadurch ein paar Emotionen liegen lassen. Aber das hat meinem persönlichen Lesevergnügen zum Glück keinen Abbruch getan:)

Fazit:
Ich mochte „The Half King“ total gerne und habe es regelrecht durchgesuchtet. Für mich war es eine erfrischende Mischung aus spannender, flott vorangehender Story, ein bisschen Liebe und vielen Geheimnissen. Ein paar Abzüge kann man beim Schreibstil machen, aber ich war so gebannt von der Geschichte, dass ich dafür keinen Stern abziehen möchte. Bin gespannt, ob und wann es einen Band 2 geben wird!

5 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 26.07.2025

Liebte jede Zeile

Boys of Tommen 5: Taming 7
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Wieso diese Bücher so viele Seiten haben (wobei hier sind es nur 480)? Weil die Autorin unheimlich feinfühlig schreibt und die Figuren sehr sehr authentisch rüberbringt. Es braucht zwar ein paar Worte ...

Wieso diese Bücher so viele Seiten haben (wobei hier sind es nur 480)? Weil die Autorin unheimlich feinfühlig schreibt und die Figuren sehr sehr authentisch rüberbringt. Es braucht zwar ein paar Worte mehr, aber dafür bekommen wir Leser:innen einen genauen Einblick in die Köpfe der beiden Protagonist:innen. Auch ihre Gefühle werden für uns spürbar in jedem Detail. Noch dazu gibt die Autorin ihren Nebenprotagonisten viel Raum und lässt die Freundesgruppe zu einer festen Instanz werden, die zusammen wächst und Probleme überwindet. Ein tolles Gemeinschaftsgefühl entsteht, in das sich auch Claire und Gerard integrieren und von dessen damit einhergehenden Sicherheitsnetz sie die ganze Zeit umgeben sind. Dieses Buch zu lesen, fühlt sich dadurch einfach unheimlich gut und wohlbehütet und warm an, ganz ohne cozy Kleinstadt-Setting oder Cupcakes oder was auch immer. Und noch dazu sind Claire und Gerard total lustig zusammen. Der Humor, so kindisch und primitiv er auch sein mag, lockerte die Story für mich so oft passend auf, ich konnte gar nicht anders, als weiterzulesen.

Zur Geschichte allgemein:
Keine/r der/die die anderen Bücher gelesen hat, wird noch eine Erklärung brauchen, warum die Geschichte von Claire und Gerard unbedingt lesenswert ist. Für alle anderen aber schreibe ich es gerne nochmal aus: Claire und Gerard, von allen Gibsie genannt, sind seit dem Kindergarten beste Freunde. Noch enger befreundet sind sie, seit Gerards Vater und Schwester bei einem Unglück ums Leben gekommen sind. Seitdem schläft er jede Nacht bei Claire. Ihre Familien sind miteinander verbunden. Es gibt kein Klopfen an Haustüren mehr, kein „geh nach Hause“, kein „wir essen jetzt“, stattdessen einen eigenen Stuhl am Familientisch der anderen Familie. Da ist aber noch mehr, das Gerard beschäftigt. Ein dunkles Geheimnis. Natürlich denkt ihr jetzt:) Aber tatsächlich ist Gibsie immer noch Gibsie und lässt sich davon ganz anders beeinflussen, als man meinen würde.

Das Trope hier ist Best-Friends-to-Lovers, wobei die beiden eigentlich nie einen Hehl daraus machen, dass sie sich lieben. Aber vielleicht nicht körperlich? Jetzt, wo alle um sie herum plötzlich Pärchen sind, müssen sich auch Claire und Gerard damit auseinandersetzen, was sie wirklich füreinander sind. Eine Selbstfindungsreise und eine Zusammensindwirreise beginnt, die vornehmlich Claire vorantreibt, die nichts von Gerards Traumata weiß.
Das Ganze wird unheimlich berührend, mit viel Zeit, Detailverliebtheit und Authentizität erzählt. Obwohl alles so klar scheint, ist es eben doch alles nicht so klar, wenn zwei beste Freunde mehr füreinander sein könnten. Es gab Passagen, da habe ich mich gefragt, ob ich genervt bin von dem Hin und Her, dem Hinauszögern und Abwarten. Tatsächlich war das aber nie der Fall, weil man in den Nuancen erkannte, woran es noch hakt und weil sie trotz allem dennoch immer irgendwie Fortschritte machen.

Das Drumherum hat sehr geholfen, die Geschichte stets lebendig zu halten (plus des Humors. Die Sorgerechtsstreits der beiden sind zum Totlachen XD). Während die beiden nämlich eigentlich genug mit sich selbst und einander zu tun haben, gibt es da noch Lizzie, die regelmäßig die Freundestruppe aufmischt, weil sie Gerard hasst. Und Gerard damit immer wieder in einen Strudel zieht, der ihn ausbremst. Und es gibt natürlich die schönen Momente. Gemeinsame Erlebnisse in der Freundesgruppe, das Kind von Aiofe und Joey und ganz typische Teenagerevents wie ein Schulball.

Am meisten imponiert hat mir an der Geschichte glaube ich, dass hier das „Ich liebe dich“ vom Anfang zum Ende hin doch nochmal ein anderes wurde und das wir auf diese Reise mitgenommen wurden. Denn auch, wenn es eigentlich das Gleiche meinte, so hat man dennoch gemerkt, wie die beiden noch enger zusammengerückt sind und einfach noch eine Schippe draufgelegt haben, was es auch brauchte, um den Absprung zum Paar zu schaffen. Das passierte natürlich nicht einfach so, sondern durch harte Arbeit, bei der Gibsie sehr gefordert war. Sein Trauma wurde aufgearbeitet, seine Ängste ausgegraben und sein Herz freigemacht von all der Last, die ihn jahrelang gequält hat. Wieder hat die Autorin bewiesen, wie eine wirklich schlimme Realität trotzdem Teil einer Liebesgeschichte sein kann, die am Ende zu einem authentischen Happy End wurde.

Ob ich jetzt wie bei den anderen Pärchen lieber noch ein zweites Buch hätte haben wollen? Ich glaube, hier hat es einfach genau so, wie es jetzt war, gepasst, weil die beiden dann im Vergleich doch in sehr stabilen Verhältnissen leben. Waren die Geheimnisse erstmal auf dem Tisch und die Liebe definiert, gab es eigentlich nichts mehr, was die beiden aufhielt. Und so passte es perfekt:) Und auch perfekt für Gerard und Claire, denn eigentlich sind die beiden ein kleines Powerpärchen, das gerne Witze macht und so locker leicht sollte auch ihre Liebesgeschichte sein. Nur kam ihnen die Realität dazwischen:)

Fazit:
Was bleibt am Ende von dieser Geschichte? Ganz viel Herz. Und das Gefühl, dass Freundschaft wirklich ein Fundament sein kann – nicht als Übergangslösung, sondern als stabile, gelebte Verbindung, die auch dann noch trägt, wenn es wackelig wird. Claire und Gerard haben gezeigt, dass Liebe nicht immer aus einem plötzlichen Funken entsteht, sondern manchmal einfach schon längst da ist. Tief verwurzelt, gewachsen zwischen Alltagsmomenten, kindischem Humor und dem Teilen von Schmerz. Ich mochte, dass das Buch sich Zeit nimmt, um sichtbar zu machen, was in einem Menschen tief verankert sein kann, ohne deinem liebsten Menschen bewusst zu sein, und eben dieses vernünftig aufzuarbeiten. Kann einfach nichts bemängeln:)

5 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 02.06.2025

Cozy Crime zum Miträtseln

Das Mörderarchiv: Der Tod, der am Dienstag kommt
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Ein Cozy Krimi, wie er im Buche steht – charmant, unterhaltsam und mit einem clever gestrickten Plot, der mich am Ende richtig überrascht hat. Aber fangen wir vorne an: Der Einstieg war für mich etwas ...

Ein Cozy Krimi, wie er im Buche steht – charmant, unterhaltsam und mit einem clever gestrickten Plot, der mich am Ende richtig überrascht hat. Aber fangen wir vorne an: Der Einstieg war für mich etwas holprig. Es dauert ein bisschen, bis die Geschichte richtig ins Rollen kommt. Viele Figuren werden erwähnt, die man im ersten Band gar nicht so sehr beachtet hat, die Atmosphäre wird aufgebaut und man muss sich erst einmal wieder in das kleine englische Dorf und die Vergangenheit von Frances einfühlen. Doch sobald man einmal drin ist, entwickelte sich ein Sog, der mich bis zur letzten Seite nicht mehr losließ.

Der Schreibstil ist insgesamt eher schlicht gehalten – leicht verständlich, ohne Schnörkel, aber angenehm flüssig. Für mich hat das aber super zum Genre gepasst. Man merkt, dass hier nicht die Sprache im Mittelpunkt steht, sondern die Geschichte, die Figuren und das Rätsel rund um den Mord. Und das funktioniert richtig gut.

Im Zentrum stehen zwei Zeitebenen: Die Vergangenheit, in der Frances als junges Mädchen prophezeit bekommt, dass sie eines Tages ermordet wird und gleichzeitig versucht, ein Verbrechen aufzuklären – und die Gegenwart, in der ihre Nichte Annie eben genau dieses Verbrechen aufklärt. Diese Konstruktion fand ich wieder extrem spannend. Hier griff es sogar noch mehr ineinander als in Band 1. Die Kapitel wechseln zwischen damals und heute, geben nach und nach Hinweise auf die Geschehnisse – und zeigen, wie sehr die Vergangenheit bis in die Gegenwart hineinwirkt. Denn eines ist schnell klar: Das, was damals passiert ist, schwelt immer noch in den Menschen im Dorf …

Was mir besonders gefallen hat: Obwohl wir es hier mit Mord und dunklen Geheimnissen zu tun haben, ist die Stimmung nie bedrückend. Die Dorfbewohner:innen – von skurril über herzlich bis verschroben – wachsen einem richtig schnell ans Herz. Ich mochte es total, wie viel Liebe in den kleinen Szenen steckt, in Gesprächen über Tee, in alten Fotos, in stichelnden Nachbarschaftskommentaren. Man merkt: Dieses Dorf lebt. Und je mehr man über die Leute erfährt, desto schwieriger wird es, wirklich jemandem zu misstrauen – was die Auflösung des Falls umso überraschender macht.

Denn ja – das Ende hat mich kalt erwischt. Die Auflösung war für mich absolut nicht vorhersehbar, aber im Nachhinein total stimmig. Ich liebe es, wenn ein Krimi es schafft, alle Fäden am Ende logisch zusammenzuführen, ohne dass ich es beim Lesen schon komplett durchschaut habe. Besonders gelungen fand ich dabei, wie die Ereignisse der Vergangenheit und die Morde in der Gegenwart miteinander verknüpft sind – das gibt der Geschichte noch mal eine ganz andere Tiefe und sorgt für ordentlich Spannung. Zudem fand ich es wieder cool, wie ernst auf einmal alles wurde. Zum Finale hin löst sich dieses ganze langsame Herumrätseln auf und wird zu etwas, was über Leben und Tod entscheidet.

UND ein ganz bisschen geht es auch mit Annie und dem Detective weiter. Zwar immer noch nicht so sehr, wie ich es gerne hätte, aber ich habe noch Hoffnung für die beiden. Ebenso wie für Annie und ihre Mutter, die sich hier wieder ein Stück mehr einander annähern.

Fazit:
Das Mörderarchiv – Der Tod, der am Dienstag kommt ist ein rundum gelungener Cozy Crime mit toller Atmosphäre, liebenswerten Figuren und einem Plot, der Vergangenheit und Gegenwart klug miteinander verwebt. Trotz eines etwas langsamen Einstiegs entfaltet sich eine wunderbar spannende Geschichte mit einer absolut unerwarteten Auflösung. Wer gerne miträtselt, Tee trinkt und schrullige Dörfer liebt – bitte lesen!

5 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 28.02.2025

Jahreshighlight!

Chapters unfinished
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"Man wartete auf die Explosion und dann auf die nächste und die nächste. Wie Teigbällchen im Cookie Dough Eis findenXD"

Schreibstil:
Der Schreibstil von Kathinka Engel ist total angenehm zu lesen. Ich ...

"Man wartete auf die Explosion und dann auf die nächste und die nächste. Wie Teigbällchen im Cookie Dough Eis findenXD"

Schreibstil:
Der Schreibstil von Kathinka Engel ist total angenehm zu lesen. Ich mag es, wie sie die Nuancen in den Charakteren der Protagonist:innen rüberbringt, ohne sie uns aufzudrängen. Es ist einfach eine schön abgewogene Mischung aus Tiefe, Emotionen, lockerem Erzählfluss und spicy Momenten. Funken sprühen hier nämlich jede Menge! Ich mochte alles daran und bin nur so durch die Seiten geflogen.

Zur Geschichte allgemein:
Evie und Coulter kannte ich beide schon aus den Bänden davor. Und dadurch war mir natürlich gleich klar: Die beiden sind wie Feuer und Wasser. Wobei, vielleicht auch eher wie Feuer und BenzinXD Es treffen Chaos und Ordentlichkeit, Spontanität und Organisiertheit aufeinander. Ein spannendes Verhältnis, das mich sofort angezogen hat und sich den gesamten Handlungsverlauf über gehalten hat, sodass jederzeit jede Menge Spannung und Funken in der Luft lagen. Man wartete auf die Explosion und dann auf die nächste und die nächste. Wie Teigbällchen im Cookie Dough Eis findenXD

Evie kommt in den Verlag als das Chaos höchstpersönlich. Jedenfalls wird sie von den anderen so wahrgenommen. Sie macht sich nicht viel aus Ordentlichkeit und Struktur, ist spontan und impulsiv. Dazu kommt noch eine gewisse Tolpatschigkeit, jedenfalls augenscheinlich. Was man bei ihr auf den ersten Blick aber nicht sofort mitbekommt ist, dass sie in einigen Bereichen ihres Lebens mittlerweile nicht mehr sehr selbstbewusst ist. Dass sie Optimistin ist und das Beste aus jeder Situation macht und dass sie sich sehr bewusst darüber ist, was andere von ihr erwarten. Letzteres ist so ziemlich das Wichtigste für mich, denn es macht einen großen Teil der Tiefe der Geschichte aus und berührte mich auf einer Ebene mit Emotionen, die ich so noch nicht oft in solchen Büchern gelesen habe.

Aber bevor ich weiter auf Evie eingehe, soll es erst noch um Coulter gehen. Der Gute hat wohl den sprichwörtlichen „Stock im Arsch“ und dazu einen großen Distanz- und Sauberkeitsdrang. In den Bänden zuvor musste man das einfach hinnehmen, hier kann man endlich hinter die Fassade blicken. Die Erzählweise mit den wechselnden POVs hilft dabei natürlich enorm. Man kommt seinen Geheimnissen auf die Spur, wird Teil seiner Vergangenheit und lernt außerdem über ihn, dass er regelmäßig „ein Mann für eine Nacht“ ist. Das wollte für mich erst gar nicht so richtig zusammenpassen: der verklemmte Chef, der immer nur Cola Zero trinkt, sich aus allem raushält und im Anzug rumläuft, gleichzeitig aber unheimlich gut aussehend ist und im Bett genau weiß, was er will. Diese konträre Charakterisierung sorgte für unheimlich viel Spannung und Neugierde bei mir und sie wurde sogar noch davon getoppt, dass Evie und Coulter ihre „Beziehung“ mit einer recht offenen sexuellen Vereinbarung beginnen, die höchst triebgesteuert ist. Etwas, was man vielleicht Evie zugetraut hätte, aber nicht Coulter.

So ist die Beziehung zwischen den beiden geprägt von gegensätzlichem Verhalten, von Momenten, in denen ich echt gezweifelt habe, ob da echte Gefühle entstehen können, und von, GANZ wichtig, von Momenten, in denen sie die Grenzen des anderen übertreten. Es ist quasi ein Tanz und der hat mich durch und durch in seinen Bann gerissen. Denkt man anfangs noch, dass sowas nur gekünstelt wirken könne und die beiden in der Realität nie zusammenfinden, ändert sich das nach und nach ganz unbemerkt und in einem Tempo, das jede Authentizität integriert. Das Sprichwort „Gegensätze ziehen sich an“ kommt hier auf perfekte Art und Weise zum Tragen und beweist zudem, dass jemand Gegensätzliches einen dazu bringen kann, sich selbst noch viel mehr zu finden und seine Grenzen zu erweitern. Sowohl Evie als auch Coulter entwickeln sich also in dieser Beziehung, was ich super fand und sehr gut nachvollziehen konnte.

Jetzt aber nochmal zurück zu den Konventionen, mit denen Evie lebt. Denn Coulter hat nicht nur mit ihren Gegensätzen zu tun, sondern er blickt auch in ihr Inneres. Schaut richtig hin, hört ihr richtig zu und blickt sehr bald hinter eine Fassade, die jeder andere (inklusive ihrer Familie) bewusst oder unbewusst ignoriert. Das war für mich wirklich die schönste Message dieses Buches: Jeder Mensch sollte er/sie sein dürfen, ohne sich hinter Erwartungen (ob nun gut oder schlecht) zurückstellen zu müssen. Und Evie macht einem bewusst, wie unbewusst diese Erwartungen manchmal sein können. Wie untypisch und unauffällig. Eben so, dass ein Mensch unter Druck gerät, obwohl andere versuchen, eben genau das zu umgehen.

Mein Fazit zur Geschichte:
Ich habe alles an der Story geliebt! Die Protagonist:innen sind in ihrer Gegensätzlichkeit ein Feuerwerk. Es ist ein Tanz von Emotionen, Wahrheiten und Grenzüberschreitungen, der zwischen ihnen stattfindet und mich als Leserin komplett in seinen Bann gezogen hat. Ich mochte die ungewohnte Art des Spice hier im Buch, die Hintergründe der Protas, die alles andere als 0815 sind und ich liebe liebe liebe die Message, die hinter dem Buch steckt! Die Autorin hat hier wirklich sehr feinfühlig ein Thema und Gefühle eingebracht, die einen noch nach Beenden des Buches weiter nachdenken lassen. Wenn das nicht ein absoluter Beweis für die Schönheit dieser Geschichte ist!

Von mir gibt es 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 14.02.2025

Romance muss nicht immer so ernst sein

Golden-Heights-Reihe, Band 2 - Unlock My Truth
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Schreibstil:
Ich liebe liebe liebe den Schreibstil von Saskia Louis! Ihre Dialoge sind total lebendig und beinhalten so viel Wortwitz, dass ich dauergrinsend da sitze und mich köstlich amüsiere. Dazu kommt, ...

Schreibstil:
Ich liebe liebe liebe den Schreibstil von Saskia Louis! Ihre Dialoge sind total lebendig und beinhalten so viel Wortwitz, dass ich dauergrinsend da sitze und mich köstlich amüsiere. Dazu kommt, dass sie unheimlich gut mit Worten jonglieren kann, sodass die Worte nicht nur auf offensichtlicher Ebene, sondern auch in den Nuancen und Zwischentönen lustig sind UND die Tiefe nie verloren geht. Ja, es ist kein Buch, bei dem man in Tränen ausbricht. Aber die ernsten Töne bleiben dennoch nicht außen vor, sodass ich dieses Buch einfach mit viel Spaß, Lesefreunde und genug Komplexität für Gedanken danach beendet habe.

Zur Geschichte allgemein:
Wer Lexie und Logan schon kennt, der kennt auch Carly und Taylor. Und doch habe ich sie hier nochmal ganz neu kennengelernt (zu meiner großen Freude!). Denn Best-Friends-to-Lovers ist hier zum Glück nicht im völlig klassischen Sinne umgesetzt worden.
Die Story beginnt mit einem Prolog aus der Vergangenheit. In der Rückblende erleben wir das erste Aufeinandertreffen der beiden, während es im Jetzt dann auch wirklich nur noch um das Jetzt geht. Für mich ein riesen Pluspunkt der Geschichte, denn ewige Rückblenden innerhalb der Geschichte finde ich manchmal eher störend als handlungsfördernd und die Emotionen wurden immerzu ganz mittelbar erzählt. So gab’s da dieses Kennenlernen und dann passiert die eigentliche Story auch erst im Jetzt. Kein „wir haben schon das und das und das zusammen durchgestanden“, ohne, dass ich es live miterlebt hätte. Für meinen Geschmack wurde es hier also perfekt umgesetzt!

Carly ist ein Gutmensch. Jemand, der immer ein Lächeln auf den Lippen hat, das Wort „hassen“ grundsätzlich überhaupt nicht nutzt und immer das Gute in den Menschen sieht. Gleichzeitig ist sie nicht naiv. Das ergab eine Mischung, die mir sehr sympathisch war. Manchmal braucht es eben auch mal eine Figur, die sich von der Umwelt nicht ganz so mitreißen lässt, sondern ihr Happy Life lebt. Wie bei allem in dieser Geschichte, ist Carly aber weitaus vielschichtiger, als es nach außen hin den Anschein hat. Da gibt es eine Vergangenheit, die Thema wird und sie belastet, sie aber auch nicht durchweg beschäftigt. Das ist natürlich super, um die Leichtigkeit der Geschichte zu erhalten und dennoch für Tiefe in ihrem Charakter zu sorgen. Grob gesagt: Carly war einfach super, ich habe sie sofort in mein Herz geschlossen und kann gar nichts Negatives über sie sagen.

Taylor war ein großer Bruder, wie er im Buche steht. Also sehr beschützend, sehr aufopferungsvoll. Nur dass sich das mittlerweile ausgeweitet hat und er eigentlich gar keine Zeit und Gelegenheit mehr hat, er selbst zu sein, ist ihm etwas entgangen. Ihr merkt schon: Ein super Ansatz, um eine tolle charakterliche Entwicklung zu beschreiben. Und das passiert auch. Taylor öffnet sich nach und nach immer mehr, wir lernen ihn besser kennen, genauso wie Carly und es ist toll, mitzuerleben, wie er sich sein eigenes Leben erkämpft. Auch ihn mochte ich total gerne und fand es sehr gut beschrieben, wie er sich Schritt für Schritt weiterentwickelt.

Was ich mit nicht so klassisch Best-Friends-to-Lovers meine, ist also, dass die beiden dieses Kennenlernen haben und da eigentlich schon von Anfang an andere Gefühle sind. Sowas mag ich persönlich bei diesem Trope viel lieber, als wenn die Gefühle plötzlich entstehen bzw. die Protagonisten ganz plötzlich bemerken, dass sie mehr für sie/ihn empfinden. I mean: In den meisten Fällen sind wir in der heutigen Zeit so darauf gepolt, auf uns, unser Herz und unseren Körper zu hören (im besten Falle jedenfalls), dass es schon äußerst viel Arbeit benötigt, die eigenen Gefühle so gar nicht wahrzunehmen. Hier also alles im grünen Bereich und Feuer frei für ein Trope, das ich eigentlich nicht zu meinen Lieblingen zähle!

Ebenso fand ich cool, dass die beiden sich nicht mit viel hin und her beschäftigen. Es ist eine langsame Annäherung, aber sobald die Gefühle klar auf dem Tisch liegen, wird nicht mehr herumgedruckst. Die offene Kommunikation ist hier das Stichwort und hat mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. So, ohne künstliches Drama und mit vielen offengelegten Gefühlen und einer dadurch einhergehenden Verletzlichkeit, lese ich Romance-Bücher am liebsten!

Wer sich außerdem in Lexie in Band 1 verknallt hat, ebenso wie ich, der/die wird hier auch nochmal mit einigen neuen Entwicklungen gefüttert. Denn Taylor und Lexie sind als Geschwister miteinander verbunden und teilen alles in ihrem Leben. Auch ihre Probleme und diese werden in diesem Buch nochmal in Gänze ans Licht geholt und bearbeitet. Schön gemacht und so kam noch etwas andere Spannung als nur die Funken zwischen dem Main Charakter Pärchen hinzu.

Fazit:
Für mich eine rundum gelungene Geschichte, die ich Romance-Leser:innen, die nicht allzu viel Spice und viel Leichtigkeit haben wollen, unbedingt ans Herz lege! Mit Taylor und Carly könnt ihr lachen und bekommt trotzdem die Komplexität und Tiefe, die es braucht, um eine Geschichte irgendwo vollständig zu machen. Oh, und allein die Dialoge sind es eigentlich unbedingt wert! Ich sage nur: Ahoi Piraten und viel Spaß beim Lesen!

5 von 5 Sterne gibt es von mir.

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