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Veröffentlicht am 16.12.2017

Heile Welt

The Fourth Monkey - Geboren, um zu töten
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Detective Sam Porter will ihn fassen. Der Killer hat bereits mehrere Menschen verstümmelt und getötet. Die Polizei konnte nie viel über ihn herausfinden und in allen bisherigen Fällen wurden die Opfer ...

Detective Sam Porter will ihn fassen. Der Killer hat bereits mehrere Menschen verstümmelt und getötet. Die Polizei konnte nie viel über ihn herausfinden und in allen bisherigen Fällen wurden die Opfer zunächst entführt und konnten nur zu spät gefunden werden. Doch nun gibt es ein neues Opfer, Emory, die Tochter eines Immobilienmoguls, ist verschwunden. Ein Mann, der ein Päckchen aufgeben wollte, wird von einem Lkw erfasst und stirbt. Das Päckchen ist an Porter adressiert. War es etwa der gesuchte Serienmörder, der da umgekommen ist. Dann könnte es möglicherweise Hoffnung für Emory geben, wenn sie nur schnellstmöglich gefunden wird.

Der Killer, der seine Taten den bekannten drei Affen „Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“ und dem weniger bekannten vierten Affen nachempfindet und der deshalb Fourth Monkey Killer genannt wird. Welche Beweggründe kann ein so grausamer Killer haben? Wonach sucht er seine Opfer aus, die von außen völlig zufällig gewählt erscheinen. Will er Rache, will er jemanden bestrafen oder geht es um die reine Grausamkeit eines kranken Gehirns? Porter und seine Kollegen finden keinen rechten Ansatzpunkt und ihnen läuft die Zeit davon. Sie müssen Emory schnellstens finden und der Täter ist vermutlich tot und kann nicht mehr verraten, wo er das junge Mädchen versteckt hat.

Aus Sicht der verschiedenen Ermittler und aus dem Blickwinkel des Killers werden die verschiedenen Handlungsstränge erzählt. Kurze Kapitel mit schnellen Szenenwechseln machen die Lektüre zu einer Achterbahnfahrt. Geschickt wird die Anspannung immer weiter vergrößert bis man die Seiten kaum noch schnell genug umblättern kann, um herauszufinden, ob Emory noch eine Chance hat. Dabei schont der Autor weder die Ermittler, noch das Opfer und auch der Leser muss einiges aushalten können. Wie in der Beschreibung zum Buch erwähnt wird, hat der Autor bereits einen Horror-Roman geschrieben, was man auch seinem ersten Thriller anmerkt. Da werden einige Tötungen oder Misshandlungen sehr plakativ beschrieben, so dass man kaum umhin kommt, sich die Szenen vorzustellen. Das kann schon etwas belasten.

Ein packender Thriller mit gewissen Grausamkeitselementen, dessen Lektüre man sich zutrauen muss oder sollte.

Veröffentlicht am 14.12.2017

Wenn einer fällt

Dominotod (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 2)
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Kann es Zufall sein, wenn aus einer Klinik innerhalb kurzer Zeit zwei Ärzte verschwinden? Als einer von ihnen, Thomas Hoffman, tot aufgefunden wird, offensichtlich zuvor gefangen gehalten und gequält, ...

Kann es Zufall sein, wenn aus einer Klinik innerhalb kurzer Zeit zwei Ärzte verschwinden? Als einer von ihnen, Thomas Hoffman, tot aufgefunden wird, offensichtlich zuvor gefangen gehalten und gequält, laufen fieberhafte Ermittlungen an. Die Psychiaterin Nathalie Svensson und ihr Team werden in den Norden Schwedens gerufen. Nathalie kommt das nicht völlig ungelegen, denn in der Nähe wohnt auch ihre Schwester. Unangenehm empfindet sie allerdings, dass ausgerechnet ihre Schwester die Letzte gewesen zu sein scheint, die einen der Ärzte lebend gesehen hat. Doch der örtliche Leiter der Ermittlungen ist davon nicht beeindruckt, in dieser einsamen Gegend kennt jeder jeden. Auch er selbst ist mit einem der Ärzte befreundet.

Bei „Dominotod“ handelt es sich um den zweiten Krimi um Nathalie Svensson. Zwar gibt es Rückbezüge auf den ersten Band, die Lektüre ist aber für das Verständnis des vorliegendes Krimis nicht notwendig. Die sympathischen Ermittler machen sich mit viel Energie auf die Suche nach dem vermissten Eric, sie hoffen, dass er ebenso gefangen gehalten wird wie der Tote und es noch eine Chance gibt, ihn lebend zu finden. Es gibt keine offensichtlichen Verbindungen zwischen den Ärzten, keine Freundschaften oder Feindschaften, die sich sofort auftun. Die Kriminalisten tappen im Dunkeln. Erst als Nathalies Schwester ihre vorherige Aussage präzisiert, ergibt sich ein vage Spur.

Die Zusammenarbeit von Nathalie, ihren Leuten und der örtlichen Polizei wird gut und authentisch dargestellt. Die Ermittler haben ein echtes Leben, schöne Momente und Sorgen. Nathalies Beziehung zu ihrer Schwester, wird im Laufe der Nachforschungen enger. Johan kümmert sich liebevoll um seine kleine Familie. Es entwickelt sich ein verzwickter Fall, in dem Zusammenhänge langsam zutage treten, die allerdings zunächst ein schlüssiges Bild ergeben wollen. Leise, aber stetig graben die Ermittler jede noch so kleine Spur hervor und versuchen die Einzelteile zusammenzusetzen. Je enger sich die Schlinge um den Täter zusammenzieht, desto spannender wird es, den Fall zu verfolgen. Zwar wirkt der Handlungsstrang um den Täter fast wie nachträglich eingefügt, jedoch wirkt dieses kleine Manko bei dem packenden Finale eher nebensächlich.

Veröffentlicht am 19.11.2017

Kleine Schwester

Die Moortochter
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Kleiner Schatten so nannte sie ihr Vater. Helena glaubt, aus dem großen Schatten ihres Vaters heraus getreten zu sein. Ein Irrtum wie sie feststellen muss. Jahrelang lebte sie relativ glücklich und zufrieden ...

Kleiner Schatten so nannte sie ihr Vater. Helena glaubt, aus dem großen Schatten ihres Vaters heraus getreten zu sein. Ein Irrtum wie sie feststellen muss. Jahrelang lebte sie relativ glücklich und zufrieden mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern. Verschwiegen hat sie allerdings, dass der Vater ihre Mutter entführte als sie kaum ein Teenager war und dass Helena in einer Hütte im Wald geboren wurde. Als Kind hat Helena zu ihrem Vater aufgeschaut. Wenn er sie maßregelte, gab sie sich selbst die Schuld. Doch je älter sie wurde, desto mehr fing sie an zu hinterfragen, ob das teilweise grausame Verhalten wirklich gerechtfertigt ist.

Der Vater ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und Helena ist die Einzige, die sich in ihn hinein denken kann, die ihn finden kann. Helena versucht, ihre Familie zu schützen. Alleine macht sie sich auf den Weg. Jeder Schritt wirkt wie ein Schritt in die Vergangenheit. Kann sie den Vater jagen, der einmal ihr Idol, ihr großes Vorbild war? Erinnerungen an ihre Kindheit, an ihre Jugend steigen auf. Eine Zeit, die sie nicht mit liebevollen Eltern erleben durfte, sondern mit einem übergriffigen Vater, der die Mutter klein hält und der eine Tochter nach seinem Frauenbild formen will.

Wenn man von diesem Vater liest, möchte man mit den Zähnen knirschen. Gleichzeitig denkt man an die kleinen Problemchen, die man mit den eigenen Eltern hatte und ist dankbar, dass man doch größtenteils in behaglicher Geborgenheit aufwachsen durfte. Hoffentlich ist es nur ein perfides Gedankenspiel, das die Autorin darbietet. Hoffentlich gibt es solche Widerlinge nicht. Doch wie schwierig ist es für eine Tochter, die unter einem solchen Einfluss aufgewachsen ist, sich endgültig zu lösen. Schwer verständlich sind manche Gedanken Helenas, gut nachvollziehbar andere. Doch hin und wieder hat man das Gefühl, die Erinnerungen machen einen zu großen Teil der Handlung aus. Der Showdown zwischen Vater und Tochter lässt ein Element einer spannenden Suche vermissen, an der Polizei und Ehemann beteiligt sein sollten. Ein Stück für zwei Personen, eigentlich nur eine Person, da meist darauf verzichtet wird, Reflexionen anderer bekannt zu geben.

Ein spannender Psychothriller, der zwar einige Wünsche nicht erfüllt, der aber dennoch mitreißt. Gelesen von Julia Nachtmann, die es versteht, den Vater richtig schön unsympathisch wirken zu lassen und die Helenas vielschichtigem Charakter gekonnt Ausdruck verleiht.

Veröffentlicht am 16.11.2017

Die Nanny

Dunkel Land
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In Verenas Leben hat sich alles verändert nachdem ihre kleine Nichte Amelie ihre Familie verloren hat. Zwar hat Verena Hofer dadurch ihre Sicherheit eingebüßt, aber nicht kann das Miteinander mit dem kleinen ...

In Verenas Leben hat sich alles verändert nachdem ihre kleine Nichte Amelie ihre Familie verloren hat. Zwar hat Verena Hofer dadurch ihre Sicherheit eingebüßt, aber nicht kann das Miteinander mit dem kleinen Mädchen aufwiegen. Aus dieser Lage heraus nimmt Verena die Stelle als Nanny des Neffen einer reichen Frau aus Wuthenow in der Nähe von Berlin an. Jedenfalls meint Verena, dass sie als Nanny tätig sein wird. Ihr Erstaunen ist dann nicht ganz gering, als sie bemerkt, dass es sich bei dem zu Betreuenden um einen erwachsenen Mann handelt, der wegen seiner gesundheitlichen Probleme ihre Hilfe braucht. Eigentlich will Verena auf dem Absatz kehrt machen, schließlich aber bleibt sie doch erstmal auf dem Gut.

Verträge sollte man doch genau durchlesen bevor man unterschreibt. Hört man diese Warnung nicht immer wieder? Nun Verena wird nicht die Einzige sein, die jemals auf ihre eigene vorgefassten Eindrücke hereingefallen ist. Ihr Schäfchen Carl von Wuthenow st ein studierter Berater der Polizei, der durch einen Dienstunfall, bei dem er eine Kopfverletzung erlitten hat, Schwierigkeiten mit seinem Kurzzeitgedächtnis hat. Das hält ihn aber nicht davon ab sich mit großer Disziplin den Folgeschäden seiner Verletzung entgegen zu stemmen. Endlich will Carl seine Arbeit wieder aufnehmen und es gibt bereits einen Fall, bei dem die Polizei seine Hilfe in Anspruch nehmen möchte.

Witzig und auch spannend beginnt dieser Roman. Verena ist auch in ihrer finanziellen Notlage nicht auf den Mund gefallen, wenn sie auf sich mit ihrem neuen Schützling auseinandersetzen muss. Und so ergeben pointierte Wortgefechte, die die Lesefreude steigern. Gleichzeitig fesseln die Ermittlungen, die Verena und Carl nach Berlin führen. Über den Tag ist Carls Handicap kaum zu spüren, nur in vereinzelten Situationen ist ihm anzumerken, dass die Verletzung ihn verändert hat. Sein aufrechter Kampf um mehr Gesundheit und gleichzeitig sein Wille, bei der Arbeit wieder voll da zu sein, lassen ihn ebenso sympathisch wirken wie Verena, die sich ohne zu zögern ihrer kleinen Nichte annimmt. Was allerdings angesichts der kurzen Zeit, die in dem größten Teil der Handlung vergeht, und angesichts Carls Krankheit etwas schwer nachempfindbar wirkt, sind die Gefühle von Carl und Verena. Unter diesen besonderen Umständen würde es sicher länger dauern, bis sich etwas entwickelt. Außerdem erscheint Carls Gedächtnisstörung so ungewöhnlich, dass man sich fragt, ob es sich hier um einen dramaturgischen Kniff handelt. Seine Reaktion darauf ist zwar angemessen und logisch, doch irgendwie fühlt man sich an 50 erste Dates erinnert.

Dennoch löst ein gutes und liebenswertes Team einen Fall, der den Leser in die Abgründe einer menschlichen Seele schauen lässt.

Veröffentlicht am 10.11.2017

Heimatluft

Faule Marillen
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Nach überstandener Krankheit will es Major Paul Eigner etwas ruhiger angehen lassen. Er lässt sich an seinen Heimatort versetzen, um dort die Leitung der kleinen Polizeidienststelle zu übernehmen. Auch ...

Nach überstandener Krankheit will es Major Paul Eigner etwas ruhiger angehen lassen. Er lässt sich an seinen Heimatort versetzen, um dort die Leitung der kleinen Polizeidienststelle zu übernehmen. Auch will er seine Schwester unterstützen, die sich um den gebrechlichen Vater kümmert. Doch ganz so geruhsam wie erhofft gestaltet sich der neue Lebensabschnitt nicht. Auf einer Wiese werden die Überreste eines längst Verstorbenen gefunden. Für eine archäologischen Fund ist die Leiche allerdings zu jung. Nich lange dauert es und es verdichten sich die Hinweise, dass es sich bei dem Toten um den seit Jahren verschwundenen Dorfpfarrer handeln könnte.

Die Hoffnung, dass Eigner in seinen heimatlichen Gefilden einen Vertrauensvorschuss genießen könnte, zerbirst schnell. Bei seinen Nachforschungen begegnet ihm eine Mauer des Schweigens. Die Dorfbewohner geben vor, nichts weiter über den Pfarrer zu wissen, außer dass er allseits beliebt und umgänglich war. Wer also sollte einen Grund gehabt haben, ihn zu töten? Major Eigner gibt nicht auf, hartnäckig verfolgt er jeden Hinweis. Gleichzeitig will er sich aber auch um seinen alten Vater kümmern. Nach seiner Zeit in Wien fällt es ihn nicht ganz leicht, sich wieder in das Landleben einzufügen.

Erst nach und nach gelingt es, sich in die Handlung hineinzufühlen. Man muss ihn kennenlernen diesen Major Eigner. Ein Weilchen dauert es bis auch dem Major Eigner der Pauli wird. Doch gelingt einem das, hat man einen spannenden und ausgeklügelten Kriminalroman, der einen in eine dörfliche kleine Welt entführt, in der nicht alles so friedlich ist wie es zunächst erscheint. Verschiedenste Spuren gilt es zu verfolgen, die sich häufig als falsche Fährten erweisen, bis schließlich die eine Unerwartete auftaucht, mit der eine sehr überraschende Lösung präsentiert wird.

Zwar wird nicht ganz klar, ob es sich bei diesem Roman um einen Reihenstart oder um einen Einzelband handelt. Für die gute Unterhaltung, die er bietet, ist das auch nicht ganz so wichtig.