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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.12.2017

Fesselnder Thriller mit gut ausgearbeitetem psychologischem Hintergrund

SOG
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Kommissar Huldar, kürzlich von seinen Leitungsaufgaben entbunden, ermittelt in einem Team, das sich mit mehreren Vorfällen gleichzeitig beschäftigen muss: Da sind zum einen ein Paar abgetrennte Hände, ...

Kommissar Huldar, kürzlich von seinen Leitungsaufgaben entbunden, ermittelt in einem Team, das sich mit mehreren Vorfällen gleichzeitig beschäftigen muss: Da sind zum einen ein Paar abgetrennte Hände, aber auch der zehn Jahre alte Brief eines Jugendlichen aus einer Zeitkapsel, in der dieser den Tod mehrerer Menschen voraussagt. Und bald gibt es noch mehr Leichen… Sie scheinen mit der Freilassung eines Kinderschänders zusammenzuhängen, doch dieser ist spurlos verschwunden. Huldar möchte gerne die Psychologin Freyja hinzuziehen, doch dank ihrer bisherigen gemeinsamen Geschichte ist das nicht ganz einfach.

Es sind viele verschiedene Handlungsstränge, die Yrsa Sigurdardóttir zu einem spannenden Kriminalfall zusammen verarbeitet. Anfangs erscheint die Fülle an Personen etwas unübersichtlich, hier wäre es hilfreich, den ersten Band der Reihe zu kennen. Doch wirklich unverzichtbar ist dieser nicht, schnell findet sich der Leser in den aktuellen Band ein und wird mitgezogen von der Geschichte, die sich in rasantem Tempo weiter entwickelt. Der fesselnde Schreibstil lässt den dick geratenen Schmöker schnell dahinschmelzen, ich wollte das Buch kaum aus der Hand legen. Der Kriminalfall ist wieder einmal sehr spannend geraten und die Auflösung verblüfft letztendlich, auch wenn sie ihm Nachhinein gut nachvollziehbar ist. Die verschiedenen privaten Verwicklungen Haldurs allerdings sind mir einen Tick zu sehr aufgetragen, beim nächsten Mal hätte ich bitte etwas weniger Techtelmechtel.

Wie schon im ersten Band dieser Reihe hat die Autorin es geschafft, mich von der ersten Seite an zu fesseln. Ereignisse aus der Vergangenheit ragen so geschickt in die Gegenwart hinein, dass die psychologischen Erklärungen dazu einen passenden Rahmen dazu bieten. Das finde ich sehr gut gelungen. Von mir gibt es eine absolute Empfehlung für alle Thrillerfans und alle fünf erreichbaren Sterne.

Veröffentlicht am 15.12.2017

Mit äußerst spitzer Feder und einem Feuerwerk an Ideen

QualityLand
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In QualityLand ist alles von positiven Superlativen gekennzeichnet. QualityPartner und TheShop wissen, wen und was du brauchst. Kein Bewohner dieses Landes muss sich noch Gedanken machen, seine Wünsche ...

In QualityLand ist alles von positiven Superlativen gekennzeichnet. QualityPartner und TheShop wissen, wen und was du brauchst. Kein Bewohner dieses Landes muss sich noch Gedanken machen, seine Wünsche werden befriedigt, bevor er sie noch hat. Klingt alles super? Und warum gibt es dann Drohnen, die an Flugangst leiden, Kampfroboter, die an Posttraumatischen Störungen leiden, und Warenlieferungen, die man nicht haben wollte? Das Leben von Maschinenverschrotter Peter wird plötzlich völlig auf den Kopf gestellt, als er unfreiwillig nachzufragen beginnt.

Marc-Uwe Kling hat eine gepfefferte Zukunftssatire geschrieben, die den Leser in eine ach vielleicht doch nicht so schöne neue Welt entführt. Beim Lesen musste ich immer wieder darüber grinsen oder gar laut loslachen, der Autor schreibt mit äußerst spitzer Feder und lässt seiner Fantasie freien Lauf. Die handelnden Personen sind gut getroffen, die Handlung selbst so überspitzt, dass es nur dieses eine Ende geben kann. Gesellschaftskritik vom Feinsten, gespickt mit einem Feuerwerk an Ideen, und eine Geschichte, die so abgefahren ist, dass sie einfach nur Spaß macht beim Lesen. Und andererseits bleibt ein Stachel haften, der Gedanke, wie viel gibt jeder von uns bereits heute von sich preis, von dem wir bisher gar nichts wissen wollten…

Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und mich dabei köstlich amüsiert. Klar, dass ich deshalb eine unbedingte Leseempfehlung gebe und alle fünf möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 05.12.2017

Magische Lesestunden mit viel hintergründigem Humor

Lennart Malmkvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen
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Lennart Malmkvist will sich tiefer in die Mysterien der Magie einarbeiten, mit tatkräftiger Hilfe von Mops Bölthorn. Auf der Suche nach Antworten geraten die beiden an Professor Hellström, dessen Frau ...

Lennart Malmkvist will sich tiefer in die Mysterien der Magie einarbeiten, mit tatkräftiger Hilfe von Mops Bölthorn. Auf der Suche nach Antworten geraten die beiden an Professor Hellström, dessen Frau vermisst wird, während seine Küche Nacht für Nacht verwüstet wird. Nun soll einerseits das Geheimnis dieser Verwüstung gelöst werden, Lennart darf aber auch nicht vergessen, dass er doch einer der Wächter der vier Pergamente ist…

Bereits der erste Band um Lennart Malmkvist und seinen magischen Mops hat mich in seinen Bann gezogen mit dem hintergründigen Humor und dem Sprachwitz des Autors Lars Simon wie auch den wunderbar angelegten Figuren der Geschichte. Alte Bekannte und neue Gesichter treten hier auf, Geheimnisse werden ergründet, Fabelwesen müssen beruhigt werden - Lennart und sein Mops haben alle Hände (ähm und Pfoten) voll zu tun in diesem Buch. Probleme werden auf mehr oder weniger elegante Art und Weise gelöst, bis es zum Schluss zum großen Showdown kommt. Wie das erreicht wird, das macht einen großen Teil der Magie dieses Buches aus. Mancher Brüller kommt dabei so aus dem Hinterhalt, dass man lacht, noch bevor man den Satz zu Ende gelesen hat.

Anzukreiden ist dem Autor der Cliffhanger, mit dem er sich aus diesem Band verabschiedet und den Leser auf eine unglaubliche Weise bis zum Erscheinen der Fortsetzung hängen lässt. Nur das Versprechen auf eine äußerst kreative Auflösung kann in diesem Moment den größten Schreck lindern und schürt gleichzeitig die schier unerträgliche Spannung darauf, wann es denn nun endlich weitergeht… Denn ganz klar, diese Reihe ist unbedingt empfehlenswert, und der dritte Band wird bereits jetzt allseitig heiß erwartet.

Veröffentlicht am 22.11.2017

Eine zauberhafte Reise

Der lange Weg nach Orbadoc
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Der junge Geronimo ist der Sohn des Anführers der Fliegenden Schweine, und nach dem Tod seiner Mutter hat er es nicht leicht in der Gruppe. Zu allem Unheil verliert er bei einem Unwetter den Anschluss ...

Der junge Geronimo ist der Sohn des Anführers der Fliegenden Schweine, und nach dem Tod seiner Mutter hat er es nicht leicht in der Gruppe. Zu allem Unheil verliert er bei einem Unwetter den Anschluss an die restlichen fliegenden Schweine und muss sich ohne die Herde nach Orbadoc durchschlagen, sogar ohne wirklich den Weg zu wissen. Schnell findet er eine Freundin, die Kräbe Deborah, die sich mit ihm auf die Reise macht. Sie müssen sich durch einige schöne wie auch gefährliche Gegenden schlagen. Werden sie es schaffen, rechtzeitig in Orbadoc anzukommen?

Der Autorin Benita Batliner ist ein wunderschönes Buch über die Reise des fliegenden Schweinchens Geronimo und seiner Freundin Deborah gelungen. Sie entführt den Leser in eine komplexe Welt mit vielen weiteren sagenhaften Figuren und idyllischen wie auch gefährlichen Orten. Für Geronimos Lebenswelt gibt es eine Karte, auf der man die einzelnen Stationen der Reise erkennen kann. Sehr schön fand ich diesen Satz:

„Die Inspirationen flattern durch die Lüfte wie Schmetterlinge. Man muss nur seinen Geist öffnen wie eine Blüte und schon lassen sie sich darauf nieder.“ (S. 96)

In diesem Buch haben sich so viele Inspirationen niedergelassen, dass es eine Freude und ein riesiges Vergnügen ist, mit den beiden ungleichen Freunden diese Welt zu erkunden, mit ihnen jede Gefahr zu bestehen und jede Schönheit zu entdecken. Das reinste Kopfkino darf sich beim Lesen entfalten. Gespannt warte ich nun auf die Fortsetzung von Geronimos Abenteuern. Sehr gerne empfehle ich dieses Buch weiter und vergebe alle nur möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 20.11.2017

Unaufhaltsam hin zur Katastrophe

Dann schlaf auch du
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Myriam und Paul waren froh, als sie Louise als Nanny für ihre beiden Kinder fanden. Sie schien perfekt zu sein, die Kinder liebten sie, besser hätte es nicht kommen können, und Myriam konnte wieder berufstätig ...

Myriam und Paul waren froh, als sie Louise als Nanny für ihre beiden Kinder fanden. Sie schien perfekt zu sein, die Kinder liebten sie, besser hätte es nicht kommen können, und Myriam konnte wieder berufstätig sein. Was aber ist passiert, dass sie zur Mörderin der beiden Kinder geworden ist?

Das Buch steigt mit einer dramatischen Szene ein, mit dem Tod der beiden Kinder. Die Autorin Leïla Slimani lässt in Rückblicken die Geschichte wieder aufleben, vom ersten Einsatz Louises in der Familie bis hin zum Tod der beiden Kinder. Sie greift die Ängste jedes Elternteils auf, der sein Kind in fremde Hände übergibt. Die Erzählung berücksichtigt sowohl die Sichtweise der Eltern wie auch die der Kinderbetreuerin, so dass sich der Leser in beide Seiten gut hineinversetzen kann. Louises Motive sind gut nachvollziehen, das Entsetzen über die unaufhaltsame Tragödie dafür umso größer.

Psychologisch ausgefeilt geschrieben, wird das Buch von der ersten Seite zum Pageturner. Die eher kurzen Kapitel, die große Schrift und der flüssige Schreibstil erleichtern das Lesen. Herausgekommen ist ein Buch, das von der ersten bis zur letzten Seite spannend ist und erschreckend realistisch daherkommt. Unaufhaltsam kommt die Katastrophe auf alle zu, es gibt in diesem Setting nur diese mögliche Geschichte. Von mir eine unbedingte Leseempfehlung und alle fünf möglichen Sterne.