Das Buch „Falkenherz – Bewährung der Schildmaid“ von Katharina Münz ist der dritte Teil der Schildmaid-Saga, einer historischen Saga, die im Jahr 882/883 in Dänemark und Britannien angesiedelt ist. Das eBook ist im Oktober 2016, das Taschenbuch im November 2016 erschienen.
Nachdem Melwyn ihren geliebten Ifill geheiratet hat, könnten die beiden auf dem schwiegerväterlichen Hof ein „ruhiges, friedliches“ Leben führen. Doch Melwyn treibt die Sorge um ihre noch in Cornwall versklavte Mutter um, so dass es sie drängt, mit Ifill dorthin zu reisen und sie zu retten.
Aber bis Cornwall ist es ein weiter Weg mit vielen teils schönen, teils widrigen Hindernissen, die sich Melwyn in den Weg stellen. Sowohl ihre Kampfkünste als Schildmaid als auch ihre Liebe zu Ifill werden mehrfach auf die Probe gestellt.
Kann sie diese bestehen und schafft sie es, ihre Mutter zu retten?
Die Hauptcharaktere in dem Buch sind:
- Melwyn: Melwyn ist die 19jährige Bastard-Tochter des Burgherrn von Luxulyan und einer dänischen Sklavin. Nachdem sie von Cornwall nach Köln gereist war, wo sie von Dänen versklavt wurde, hatte sie ihren Ifill kennengelernt, der sie als Schildmaid ausgebildet hat, sie freigelassen hat und die beiden verliebten sich ineinander (Teil 2 der Schildmaid-Saga). Melwyn ist in einem christlichen Haushalt aufgewachsen, hat aber durch ihre heidnische Mutter auch Kontakt zu der dänischen Religion gehabt – allerdings nur geringfügig, da Strafen darauf standen, dänisch zu sprechen oder heidnische Rituale auszuführen. Dadurch dass ihre Mutter eine Sklavin ist, fehlt Melwyn in vielen Dingen das Wissen um die heidnischen Bräuche, aber auch um die zwischenmenschlichen Beziehungen. In ihrer Heimat galt sie immer als zu groß und plump, wohingegen sie unter den Dänen vergleichsweise klein und zierlich wirkt. Trotzdem sitzt das Gefühl der Hässlichkeit bei ihr sehr tief, ebenso das Gefühl wertlos zu sein.
- Ifill: Ifill ist ein junger, hühnenhafter Däne, der bei dem Überfall in Köln dreimal verhindert, dass Melwyn sich tötet, er bildet Melwyn als Schildmaid aus und verliebt sich in sie (Teil 2 der Schildmaid-Saga). Er bringt Melwyn zu seinem elterlichen Hof und heiratet sie. Ifill trägt Melwyn auf Händen und würde alles für sie tun, allerdings ist er ebenfalls in mancher Hinsicht etwas unbeholfen/befangen, so dass es zwischen den beiden zu Missverständnissen aufgrund mangelnder Kommunikation kommt.
Falkenherz beinhaltet viele Rückblenden auf Melwyns Vergangenheit, die es auch Lesern ohne Vorkenntnisse der ersten beiden Bände möglich machen müssten, dem Erzählstrang zu folgen. Durch die recht kurzgehaltenen Rückblenden in Form von Erinnerungen oder Dialogen wirkten sie aber auch auf mich, die ich die beiden vorherigen Teile gelesen habe, nicht als störend oder unnötige Wiederholung, sondern sie fügten sich gut in die Geschichte ein.
Die Geschichte ist in sich stimmig, der Schreibstil sehr angenehm und flüssig. Im Laufe der drei Bände habe ich Melwyn gut kennengelernt und ihre Gedankengänge nachvollziehen können, sodass einige Ereignisse bzw. Reaktionen Melwyns für mich vorhersehbar waren, wobei es auch durchaus einige für mich unerwartete Wendungen insbesondere in Melwyns Umkreis gab. Der Verlauf der Geschichte hat mir gefallen, ebenso die Entwicklung der Ereignisse und wie sich am Ende alles zusammenfügt und sich der Kreis schließt.
Die Ich-Erzählperspektive vermittelt dem Leser deutlich Melwyns Gefühlswelt. Ich konnte ihre Liebe, Unsicherheit, Unruhe, Angst, Enttäuschung, Wut gut nachempfinden. Und ihre Unwissenheit in manchen Bereichen des zwischenmenschlichen Lebens ließen mich so des Öfteren schmunzeln.
Da sie ihre Unbedarftheit bereits im zweiten Teil zu einem Großteil verloren hat, empfand ich ihren Reifeprozess im Verlauf dieses Buches nicht so stark wie im zweiten Teil, aber durch ihre neue Verantwortung und ihr Bestreben (Runen) lesen und schreiben zu lernen, wächst ihr Charakter durchaus auch in diesem Buch.
Ifills und Myghals Charakter werden trotz der Ich-Erzählperspektive gut herausgearbeitet. Auch die anderen Charaktere erscheinen mir in diesem Buch plastischer rüberzukommen, als noch im vorherigen.
Die damaligen christlichen und heidnischen Bräuche werden meiner Meinung nach interessant und sehr detailliert geschildert, ebenso die Kleidung und Lebensweise. Man kann sich gut in diese Zeit hineinversetzen.
Das Cover gefällt mir sehr gut, die Kombination der Farbe, der Zeichnung und der Tribals finde ich sehr ansprechend.
Die im Buch enthaltenen Personenverzeichnisse und Stammbäume können dem Leser das Verstehen der diversen Beziehungen der Personen untereinander erleichtern, allerdings sollte man sie überblättern, falls man nicht im Voraus Hinweise zu Ereignissen erhalten möchte.
Fazit:
Obwohl der zweite Teil bereits ein Ende hatte, mit dem man gut hätte leben können, ist Falkenherz eine gelungene Fortsetzung der Schildmaid-Saga und auf jeden Fall lesenswert. Mir hat die komplette Saga sehr gut gefallen, und ich werde Melwyns herrlich erfrischende, manchmal naive Art vermissen. Sie hat sich in mein Herz gekämpft, und ich freue mich auf weitere Bücher dieser Art.
Auch wenn man Falkenherz sehr wahrscheinlich gut ohne Vorkenntnisse der beiden vorherigen Teile lesen kann, würde ich doch ein chronologisches Lesen empfehlen, einfach weil die Geschichte um Melwyn sehr schön ist und einem doch viele Details verloren gingen.