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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.12.2017

Untypisch zeittypisch

Der grüne Palast
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Eine Geschichte, die Anfang des 19. Jahrhunderts spielt und zudem als Briefroman konzipiert ist. Ein interessanter und spannender Ansatz, Zeittypisches und (fiktive) Geschichte miteinander zu verknüpfen.
Die ...

Eine Geschichte, die Anfang des 19. Jahrhunderts spielt und zudem als Briefroman konzipiert ist. Ein interessanter und spannender Ansatz, Zeittypisches und (fiktive) Geschichte miteinander zu verknüpfen.
Die Sprache ist der Zeit entsprechend angepasst, jedoch nicht so antiquiert, dass man als Leser mit Verständnisproblemen konfrontiert wird. Aus heutiger Sicht lesen sich manche der Formulierungen sogar recht amüsant, etwa wenn eine negative Eigenschaft einer Person so verklausuliert wird, dass sie beinahe schon wieder positiv klingt.
Jede Person hat in den Briefen eine eigene Stimmen bekommen, sowohl was den Stil anbelangt, als auch in der Ausdrucksweise und Wortwahl. Und auch, wenn explizit betont wird und man sich als Leser bewusst ist, dass es sich um fiktive Ereignisse handelt, stellt sich das Gefühl ein, dass es sich so ereignen hätte können.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Baumeister von 1001 Nacht

Der Architekt des Sultans
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Der junge Jahan kommt Mitte des 16. Jahrhunderts aus Indien an den Sultanspalast in Istanbul. Dort wird er Schüler des Hofarchitekten Sinan. Zunächst unter dessen Anleitung und später selbst als Architekt, ...

Der junge Jahan kommt Mitte des 16. Jahrhunderts aus Indien an den Sultanspalast in Istanbul. Dort wird er Schüler des Hofarchitekten Sinan. Zunächst unter dessen Anleitung und später selbst als Architekt, ist er für den Bau zahlreicher Gebäude verantwortlich. Während die Sultane wechseln, bleibt Jahans Anstellung als Hofarchitekt bestehen und der Leser folgt seinem Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Die Erzählung nimmt sich dabei Zeit einzelne Episoden näher und genauer zu beleuchten, was an (Autbiographien erinnert. An anderen Stellen wiederum fühlt man sich in die Märchen aus 1001 Nacht hineinversetzt. Wenn Jahan seine Umgebung oder die Architektur beschreibt, könnte im nächsten Moment genauso gut Scheherazade vortreten und mit ihren Erzählungen beginnen.
Elif Shafak vermischt historische und fiktive Ereignisse gekonnt miteinander. Die Kombination aus realer Geschichte und Fiktion allein ist nichts Besonderes, aber die Lebendigkeit mit der sie Jahans Welt auferstehen lässt, sowie der Detailreichtum der in die Beschreibungen miteinfließt, machen die Anziehungskraft von "Der Architekt des Sultans" aus.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Achtung freilaufende Götter!

Die Chaos-Götter 1: Die Götter sind los
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Auf 336 Seiten kann eine ganze Menge passieren, wie Maz Evans mit "Die Götter sind los" beweist. Ihr temporeicher Erzählstil wirkt dabei an keiner Stelle hektisch oder übereilt (wobei hier natürlich nur ...

Auf 336 Seiten kann eine ganze Menge passieren, wie Maz Evans mit "Die Götter sind los" beweist. Ihr temporeicher Erzählstil wirkt dabei an keiner Stelle hektisch oder übereilt (wobei hier natürlich nur die Übersetzung bewertet werden kann). Hinzu kommt, dass bereits zu Beginn des Buches eine zeitliche Einordnung vorgenommen wird, die es Leser ermöglicht, sofort in die Geschichte einzusteigen und sich zurechtzufinden.
Die Kapitel sind von kurzer bis moderater Länge, was vor allem auf junge Leser einladend wirkt. Auch die unterschiedlichen Personen, die zu Beginn der Kapitel in einer Illustration abgebildet sind, machen die Strukturierung für junge Leser attraktiv. Die Idee des Verlages eine Empfehlung für ein kurzes Reinlesen zu geben, ist gelungen und die Stelle treffend gewählt: Auf Seite 40 fängt die Geschichte nämlich erst richtig an. Der eigentlichen Handlung 40 Seiten Vorlauf zu geben, mag vielleicht etwas lang erscheinen, Maz Evans nutzt diesen Vorlauf aber geschickt, um Hintergrundinformationen zu platzieren und Andeutungen auf die kommende Handlung zu machen. In Anbetracht der Tatsache, dass "Die Götter sind los" der Auftakt zu einer Buchreihe ist, sind 40 Seiten Einführung allerdings wiederum nicht viel.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Ein Mädchen als Percy Jackson?

GötterFunke 1. Liebe mich nicht
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Zugegeben, der Klappentext erinnert ein bisschen an Percy Jackson. Jugendliche in einem Camp, in dem man sich auch noch mit griechischer Mythologie beschäftigt. Aber da hören die Gemeinsamkeiten auch schon ...

Zugegeben, der Klappentext erinnert ein bisschen an Percy Jackson. Jugendliche in einem Camp, in dem man sich auch noch mit griechischer Mythologie beschäftigt. Aber da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Im Gegensatz zu Percy hat Jess nämlich nicht unbedingt den Wunsch die Götter näher kennen zu lernen. Dieser Plan wird allerdings von Cayden ein wenig durchkreuzt. Dabei wollte Jess eigentlich nur den Sommer vor ihrem letzten Schuljahr gemeinsam mit ihren Freundinnen verbringen.

"GötterFunke. Liebe mich nicht" beginnt dabei direkt im Sommercamp und hält sich nicht mit einer Vorgeschichte auf. Das muss sie aber auch gar nicht, da der Leser die für die Handlung relevanten Hintergrundinformationen nach und nach im Laufe der Geschichte erfährt. Der direkte und unvermittelte Einstieg lenkt somit den Fokus direkt auf die Protagonistin aus deren Sicht erzählt wird. Durch die Ich-Perspektive wird Nähe und Identifikationspotential geschaffen.
Auch wenn einige Elemente der Geschichte keineswegs neu und aus anderen Büchern der Gattung Romantasy bereits bekannt sind, sorgen die Mischung dieser Elemente und der Erzählstil Marah Woolfs dafür, dass keine Langeweile aufkommt.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Das große Ungewisse

Sieh mich an
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„Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“, schreibt Tolstoi am Anfang von„Anna Karenina“. Und irgendwie lässt sich dieser Satz auch ...

„Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“, schreibt Tolstoi am Anfang von„Anna Karenina“. Und irgendwie lässt sich dieser Satz auch problemlos auf „Sie mich an“ von Mareike Krügel übertragen. Katharina managt Kinder, Haushalt, Beruf, Nachbarn und ihren durch Abwesenheit glänzenden Mann. Ihre eigenen Sorgen und Probleme aber schiebt sie gerne auf. Namentlich den Arztbesuch, der ihr wegen eines Knotens in der Brust noch aussteht. Bei all dem Chaos, bei dem Katharina beinahe zur diplomierten Krisenmanagerin wird, ist es aber eigentlich eher eine Frage, ob sie sich überhaupt die Zeit nehmen kann, um über eigene Probleme nachzudenken.

Mareike Krügel erzählt ihre Geschichte mit viel Einfühlungsvermögen und doch relativ sachlich. Da der Leser die Ereignisse aus Katharinas Sicht wahrnimmt, schleicht sich aber hin und wieder doch eine gewisse wertende Haltung ein. Etwa, wenn Katharinas Nachbar Heinz seine Homöopathieexpertise zum Besten gibt.
Allerdings erfährt man nicht nur etwas über Katharinas Umfeld. Rückblenden, die durch Katharinas Sicht wie Erinnerungen wirken, fügen sich nahtlos in das Geschehen ein. Nach und nach setzt sich so für den Leser ein Bild zusammen, das es ermöglicht bestimmte Reaktionen und Verhaltensweisen der Protagonistin nachvollziehen zu können.

Am Ende steht deshalb nicht mehr die Frage, warum Katharina bestimmte Dinge nicht tut, die auf Anhieb logisch erscheinen, sondern die Erkenntnis, dass Krisenbewältigung von außen deutlich einfacher zu beurteilen ist.