Von Anfang an
OlgaAls der Leser Olga kennenlernt, ist sie ein Jahr alt und liebt es einfach nur zu schauen. Auch als Olga älter wird, treibt ihre Neugier sie dazu alles genau zu beobachten.
Herbert ist genau anders. Er ...
Als der Leser Olga kennenlernt, ist sie ein Jahr alt und liebt es einfach nur zu schauen. Auch als Olga älter wird, treibt ihre Neugier sie dazu alles genau zu beobachten.
Herbert ist genau anders. Er will am liebsten laufen. Ganz egal wohin oder wie schnell. Aber auch sonst stehen Olga und Herbert an unterschiedlichen Enden der Gesellschaft. Olga ist arm, während Herberts Vater Gutsbesitzer und seine Familie die Vermögendste seines Dorfes ist. Anfang des 20. Jahrhunderts trennen die beiden folglich Welten. So unterschiedlich die beiden aber auch sein mögen, werden sie dennoch Freunde.
"Olga" wirkt zu Beginn wie eine Biografie, entwickelt sich im Laufe der Handlung aber zu deutlich mehr. Bernhard Schlink erzählt Olgas Geschichte dabei von Anfang an, sodass Geschichte und Hintergrundinformation gemeinsam wachsen. Dabei nimmt der Erzählstil den Leser mit und bringt einem die Charaktere nahe. Die Thematik eines möglichen Scheiterns dieser ist allerdings von Anfang an im Subtext enthalten, was zum Weiterlesen animiert. Der Leser begleitet so die Lebenswege der beiden Charaktere. Dabei wird die Geschichte zunächst von einer Erzählerstimme, dann von Ferdinand, für den Olga wie eine Großmutter ist, und schließlich in Briefen erzählt.
Bernhard Schlink versteht es den Leser zu fesseln, indem er ihn als Beobachter bzw. als Ansprechpartner der Handlung mit in die Geschichte einbezieht. Die Dreiteilung ermöglicht es bedeutende Ereignisse hervorzuheben und durch einen Sprecherwechsel, diese nicht nur zu betonen, sondern auch die Konsequenzen daraus deutlich zu machen. Durch die Nähe zu den Charakteren wird das Leseerlebnis intensiviert, sodass man das Buch nur schwer beiseitelegen kann.