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Veröffentlicht am 22.12.2017

Düsteres Familiendrama mit einem echten Schocker am Ende, allerdings auch mit einem recht unglaubwürdigen Plot und sperrigen Akteuren

Dunkelschwester
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Die körperlich leicht gehandicapte Irini, wurde im Alter von drei Jahren von ihren reichen Eltern weggegeben und wuchs seitdem bei ihrer Tante und ihrem Onkel auf. Im Gegensatz zu Irini, behielten ihre ...

Die körperlich leicht gehandicapte Irini, wurde im Alter von drei Jahren von ihren reichen Eltern weggegeben und wuchs seitdem bei ihrer Tante und ihrem Onkel auf. Im Gegensatz zu Irini, behielten ihre Eltern die ältere Schwester Elle jedoch und brachen den Kontakt zu Irini vollständig ab, was Irini, die mittlerweile längst erwachsen und eine erfolgreiche Anästhesistin ist, immer noch schmerzt. Denn nach wie vor kennt Irini nicht den Grund für das scheinbar kaltherzige Verhalten ihrer Eltern.

Ganz im Gegensatz zu Elle, die immer wieder versucht, den Kontakt zu Irini zu halten. Doch obwohl Irini ihre Schwester liebt ist es eher eine Hassliebe da Elle, in mentaler Hinsicht, ein äußerst widersprüchliches und teilweise auch erschreckendes Bild bietet. Mal unterstützt sie Irini in jeglicher Hinsicht, ist zärtlich und liebevoll, dann wiederum zeigt sie eine ganz andere Seite an sich. Eine dunkle Seite, die Irini erschreckt. Diese Seite an Elle ist grausam und manipulativ und aus diesem Grunde versucht Irini sich ihrer Schwester zwischenzeitlich zu entziehen. Doch bislang hat Elle sie immer wieder aufgespürt. Seit ihrem letzten Beisammensein sind Jahre vergangen und Irini ist mittlerweile in einer schwierigen Beziehung mit dem Italiener Antonio. Sie fürchtet, dass Antonio mehr an ihrem Geld interessiert ist, als an ihr. Und eines Tages klingelt zu allem Überfluss noch das Telefon. Elle ist dran und teilt ihr mit, dass ihre gemeinsame Mutter verstorben ist. Obwohl Irini eigentlich nicht zur Beerdigung reisen möchte, lässt sie sich dann doch überreden. Denn so erhält sie vielleicht die Möglichkeit, ihren Vater zu fragen, wieso sie sie als Kind nur abgaben…

„Dunkelschwester“, von Michelle Adams, hat mich zunächst durch seine optischen Reize verlockt, denn das düstere Coverbild suggerierte mir ein, dass ich es hier womöglich mit einem spannenden Psychothriller zu tun bekommen würde. „Dunkelschwester“ , ist aber eher ein düsteres, geheimnisvolles Familiendrama, das mich vor allem in der ersten Hälfte sehr in seinen Bann ziehen konnte, als Elles Charakter noch etwas nebulöser gestrickt war. Ab dem Moment, als ich begriff, worauf die Geschichte hinauslaufen wird, nahm mein Leseinteresse allerdings spürbar ab, da Irini leider eine sehr passive Romanheldin ist. Gut, einerseits konnte ich verstehen, dass sie das einzige Mitglied ihrer Familie, dass sie nicht ablehnte, nicht auch noch ganz verlieren wollte, doch nach gravierenden Vorfällen die ihr jedoch ganz deutlich die andere Seite ihrer Schwester aufzeigten, wäre für mich die einzige logische Schlussfolgerung gewesen den Kontakt, nicht nur halbherzig und mit Gewissensbissen, abzubrechen, sondern es auch dabei zu belassen. Auch das Verhalten der Eltern fand ich ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Reiche Leute, denen praktisch alle möglichen Wege offen standen, entscheiden sich für einen solch seltsamen Weg? Nein, auch wenn die Story durchaus ihren eigenen subtilen Thrill verströmte, diesen Punkt konnte ich der Autorin nicht abnehmen.

Leider erstreckt sich Irinis Passivität auch auf ihr übriges Leben. Ich hätte ihr hier wirklich mehr Rückgrat gewünscht. Erschwerend kam dazu, dass der Roman aus Sicht von Irini, also in Ich-Form geschrieben wurde. Und da mich die Heldin mit ihrer Passivität so genervt hat, fiel es mir dann auch sehr schwer noch Geduld für ihre Gedankengänge aufzubringen. Selbst wenn man sie dadurch besser kennenlernte.

Die übrigen Akteure des Romans, blieben, bis auf Matt, recht blass beschrieben was ich sehr schade fand, so dass man nicht wirklich ein gesteigertes Interesse für eine der Akteure aufbringen konnte. Immerhin hat mich dann das dunkle Familiengeheimnis weiterhin bei der Stange halten können. Und die Auflösung des Ganzen ist dann auch ein ziemlicher Schocker. Aber, auch wenn ich mich nun wiederhole, es macht gewisse Entscheidungen von Irinis und Elles Eltern noch viel unglaubwürdiger. Ich liege bei meiner Bewertung zwischen 3.5 und 4 von 5 Punkten, habe mich dann aber doch für eine 4 entschieden, weil ich die ersten 200 Seiten recht spannend geschrieben fand und die Autorin mich, trotz diverser Kritikpunkte, mit ihrer Story in den Bann ziehen konnte.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Unterhaltsamer Psychothriller, der mit einem außerordentlich ausgeklügelten Plot und unvorsehbaren Wendungen aufwartet und der auch nach dem Lesen noch eine Weile in einem nachhallt

Manchmal lüge ich
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Amber ist verheiratet mit Paul, einem Schriftsteller und ihre Ehe hat bereits einige Höhen aber auch viele Tiefen überstanden. Der Kinderwunsch zum Beispiel, blieb lange Zeit unerfüllt. Und als Amber nun ...

Amber ist verheiratet mit Paul, einem Schriftsteller und ihre Ehe hat bereits einige Höhen aber auch viele Tiefen überstanden. Der Kinderwunsch zum Beispiel, blieb lange Zeit unerfüllt. Und als Amber nun endlich schwanger wurde, hatte sie einen Unfall und liegt seitdem im Koma. Doch während Ambers Körper völlig regungslos ist, kreisen ihre Gedanken ruhelos und sie bemüht sich, Stück für Stück, ihrem Gedächtnis wieder auf die Sprünge zu helfen. Sie bekommt Besuch, von Paul ihrem Mann, der an ihrem Bett sitzt, von ihrer Schwester Claire und von einem ihr unbekannten Mann. Und weiß die Wortfetzen nicht so wirklich zu deuten, denn zwischenzeitlich driftet sie immer mal wieder ab in die Bewusstlosigkeit oder verliert sich in beängstigenden Visionen, die ihr Gehirn ihr vorgaukelt, bis sie Freund und Feind nicht mehr voneinander unterscheiden kann.

Sie versucht sich dennoch zurückzuversetzen, zu den Tagen vor Weihnachten, als alles begann, als sie plötzlich Claire in Verdacht hatte, mit Paul eine Affäre zu haben. Claire, die ebenfalls verheiratet ist und Mutter zweier Kinder, Zwillinge ist. Claire, die vorgezogene Tochter ihrer Eltern, die es stets verstanden hatte, sich in den Fokus zu drängen, während Amber sich immer abstrampeln musste im Leben. Genau wie im Job, denn Madeline, eine gefragte Radiomoderatorin, für die sie als Assistentin arbeitete, wollte sie loswerden, nach nur einem halben Jahr im Job. Da beschloss sich Amber zu wehren. Kann etwa eine rachsüchtige Chefin, die ihr womöglich doch noch auf die Schliche gekommen ist, an ihrem Unfall beteiligt gewesen sein oder bildet Amber sich gar alles ein? Schließlich gibt sie selbst zu, oft zu lügen…

Clever durchdachte Plots, gerade in Psychothrillern, sind in der Tat äußerst selten. Entweder entwickelt sich ein deklarierter Psychothriller, lediglich zu einem spannenden, aber vorhersehbaren Krimi oder aber es sind absolut keine psychologischen Aspekte darin vorhanden. „Manchmal lüge ich“, von Alice Feeney hingegen, wartet mit einer außerordentlich ausgeklügelten Story und mit vielen unerwarteten Wendungen auf, die sogar mich, obwohl ich schon als Vielleser bezeichnet werden kann, völlig überrascht und verblüfft haben. Der Autorin ist es gelungen, Ambers beängstigende Wahrnehmungen während ihres Komas, sehr glaubwürdig zu beschreiben, so dass man sich beim Lesen gut in Amber hineindenken kann, was einem reichlich Thrill beschert.

Die Geschichte wird zum einen durch Ambers Erinnerungen und Erlebnisse getragen (in Ich Form geschrieben) und zum anderen durch Rückblenden und ca. fünfundzwanzig Jahre alte Tagebucheinträge. Zwar ist Alice Feeneys Schreibstil eingängig, so dass man schnell dem Irrglauben verfallen könnte, man hätte es hier mit überaus leichter Kost zu tun und manche Passagen lieber überfliegen möchte, doch sollte man das lieber nicht machen. Man könnte nämlich in diesem Fall so einiges Wichtiges verpassen. Dies nur eine kleine Anmerkung/Warnung von mir. Denn besonders die durch kindliches Gedankengut gefärbten Tagebucheinträge, könnten dem Leser vorab einiges offenbaren, wenn er diese denn nur aufmerksam lesen würde. Ich würde gerne deutlicher werden, müsste dann aber spoilern, was ich auf jeden Fall unterlassen möchte, da ich vorab keinen um sein Lesevergnügen bringen möchte.

Man merkt meinen Zeilen sicherlich an, dass ich vom Plot sehr beeindruckt war, warum also nur vier von fünf Punkten bei meiner Bewertung?

Nun, ich fand einfach, dass die Autorin all ihre Mühen auf den Plot und die psychologischen Aspekte verwandt hat, ihre Figuren dagegen recht blass gezeichnet und unsympathisch blieben, so dass man nicht in dem Maße Anteil an ihrem Schicksal nehmen konnte, wie ich es mir gewünscht hätte. Zudem hätte ich mir mehr echte Spannungsmomente gewünscht und hätte dagegen auf die, wie ich fand, reißerische und überflüssige Vergewaltigungsszene im Buch gut verzichten können. Im Klappentext stand übrigens, dass sich jemand die Filmrechte an „Manchmal lüge ich“ gesichert hat. Ich könnte mir diesen Stoff einerseits gut verfilmt vorstellen. Andererseits gehört zu den Stärken des Romans, dass Alice Feeney die Gedankenwelt ihrer Protagonistin, während des Komas, so unheimlich bildhaft und facettenreich darstellt. Etwas dass in diesem Umfang wahrscheinlich kaum so umgesetzt werden kann in einem Film. Aber lassen wir uns überraschen!

Veröffentlicht am 17.12.2017

Kurzweiliger, spannender Mystery-Schmöker, der gleich auf zwei Zeitebenen spielt. Für Fans von Barbara Erskine, Susanna Kearsley oder Katherine Webb.

Die Schatten von Ashdown House
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London 1662:

Elizabeth Stuart, die mit dem bereits vor vielen Jahren verstorbenen Friedrich V. von der Pfalz, dem sogenannten Winterkönig verheiratet war und lange Jahre im Exil ausharren musste, liegt ...

London 1662:

Elizabeth Stuart, die mit dem bereits vor vielen Jahren verstorbenen Friedrich V. von der Pfalz, dem sogenannten Winterkönig verheiratet war und lange Jahre im Exil ausharren musste, liegt nun, in London, im Sterben. An ihr Totenbett ruft sie ihre einzige, wahre große Liebe, William, den Earl of Craven und vergibt ihm seine einzige große Verfehlung.

Elizabeth war einst im Besitz zweier Gegenstände, denen magische Kräfte nachgesagt wurden. So genügte ein Blick in den antiken, kostbaren Handspiegel, um in die Zukunft sehen zu können. Doch der Preis dafür war hoch. Zu hoch!

Gegenwart:

Seit dem frühen Tod ihrer Eltern sind sich die Geschwister Holly und Benn stets sehr verbunden. Zumindest glaubt das Holly. Als sie, mitten in der Nacht, einen Telefonanruf von ihrer kleinen Nichte, Bens Tochter erhält, die sich allein in der geerbten Mühle auf dem Lande aufhält und große Angst hat, da Ben spurlos verschwunden ist, will Holly daher nicht daran glauben, dass ihr Bruder so rücksichtslos ist. Sie fährt umgehend los zur Mühle, um ihrer Nichte beizustehen und sie zu beruhigen. Hollys Verlobter ist keinesfalls angetan davon und einmal mehr spürt Holly, dass ihre gespannte Beziehung wohl nicht mehr zu kitten ist.

In der Mühle angekommen, fehlt von Ben immer noch jede Spur. Auch die herbeigerufene Polizei ist ratlos, vermutet aber spätestens einige Tage später, dass sich Ben aus dem Staub gemacht hat, da dessen Ehefrau fest an eine heimliche Affäre glaubt. Holly ist verzweifelt. Sie spürt instinktiv, dass Ben nicht fortgegangen ist, doch die Suche nach ihm verläuft auch in den nächsten Tagen im Sande. So beschließt die Glasgraveurin, so lange in die Mühle zu ziehen, bis Ben zurückgekehrt ist und lernt im Ort, den charismatischen Mark kennen, mit dem sie einen One Night Stand hat.

Überrascht erfährt sie wenig später, dass sich Ben bis zu seinem Verschwinden mit Ahnenforschung beschäftigt hat. Der Historiker, mit dem Holly Kontakt aufnimmt, vermutet, dass Bens Verschwinden mit einem antiken Spiegel und einer Perlenkette zu tun haben könnte, auf denen angeblich ein gefährlicher Fluch liegt. Holly wird neugierig und beginnt damit, Nachforschungen anzustellen….

Ich kannte von Nicola Cornick bislang nur ihre romantischen Historicals, die im CORA Verlag erschienen sind, als ich zu „Die Schatten von Ashdown House“ griff. Da ich aber mysteriöse Romane, in denen düstere Familiengeheimnisse aufgedeckt werden müssen, von jeher sehr mag, wollte ich Nicola Cornicks Ausflug, in ein anderes Genre, nicht verpassen. Ein Rezensent verglich den Roman der Autorin mit den Büchern von Kate Morton. Und zugegeben, wer ähnlich gestrickte Geschichten mag, wird sicherlich auch hier auf seine Kosten kommen.

Der Roman entfaltet sich auf zwei Zeitebenen; eigentlich auf dreien, wenn man die Tagebucheinträge einer weiteren Protagonistin einbezieht. Und ich verrate an dieser Stelle auch nicht zuviel, wenn ich von einer geheimnisvollen Verbindung zwischen den Protagonisten der Vergangenheit und Gegenwart spreche. Ich mochte beide Handlungsstränge sehr, allerdings mit einer Einschränkung. Ich fand es ehrlich gesagt verblüffend, dass eine Autorin, die für ihre recht prickelnden und romantischen Historical Romances bekannt ist, hier ausgerechnet ihre Liebesgeschichten so unausgegoren und leidenschaftslos konstruiert hat. Und hier beziehe ich mich nicht auf die Liebesszenen an sich, sondern vielmehr auf das fehlende Knistern zwischen den Heldenpaaren. Nicola Cornick hat ihre Frauenfiguren leider dermaßen nüchtern geschaffen, dass ich große Probleme damit hatte, sie zu mögen. Es fehlten dazu tiefschürfende Dialoge, die für mehr Nähe zwischen den Protagonisten gesorgt hätten.

Abgesehen von diesem, sieht man einmal das üppige Gesamtwerk, eher kleinen Kritikpunkt, ist „Die Schatten von Ashdown House“, jedoch ein sehr unterhaltsames Buch, das Mysteryelemente (Fluch, Visionen, Gegenstände die magische Fähigkeiten besitzen) mit spannenden Momenten verbindet und eine gelungene, ausgewogene Mischung aus Historischem und Gegenwartsroman bietet. Dazu hat Nicola Cornick zwei sehr interessante, historisch verbriefte Persönlichkeiten ausgewählt, die eine spannende Hintergrundgeschichte zu bieten haben. An Nicola Cornicks Schreibstil gibt es ansonsten nichts zu kritisieren und es ist ihr zudem gelungen, beide Handlungsstränge, sowohl den in der Gegenwart angesiedelten, als auch den der Vergangenheit, gleichsam spannungsvoll zu gestalten. Wer geheimnisvolle Romane im Stile einer Barbara Erskine, Barbara Wood, Susanna Kearsley oder Katherine Webb mag, (ich finde Vergleiche mit genannten Autoren noch treffender) sollte den Schatten von Ashdown House unbedingt eine Chance geben. Reine Liebesromanfans könnten jedoch enttäuscht sein.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Blitzkur bei schlechter Laune

Der König der Tiere
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Ich liebe humorige Anthologien und mag meinen Humor auch nicht in eine Schublade pressen. Ob feinsinnig, hintersinnig oder auch mal zotig, anzüglich. Hauptsache für mich ist, ich fühle mich von einer humorigen ...

Ich liebe humorige Anthologien und mag meinen Humor auch nicht in eine Schublade pressen. Ob feinsinnig, hintersinnig oder auch mal zotig, anzüglich. Hauptsache für mich ist, ich fühle mich von einer humorigen Geschichte in irgendeiner Form angesprochen, die mir im Glücksfalle zumindest ein Schmunzeln, ein Kichern entlocken oder aber sogar einen Lachanfall auszulösen vermag. Jürgen von der Lippe ist einer der vielseitigsten Humoristen, die ich schon von Kindesbeinen an (etwa als knorriger Hausmeister im WWF Club) klasse finde, also war ich nun sehr gespannt darauf, wie mir seine aktuelle Anthologie gefallen würde, denn bis dato kannte ich lediglich TV und Bühnenauftritte von ihm.

In „Der König der Tiere“, präsentiert Jürgen von der Lippe, seinen Lesern, eine breite Palette humoristischer Geschichten, die rein von ihrem Humor her, vielfältiger nicht sein könnten. 67, bzw. 66 Storys und Anekdoten, denn es soll sich eine Geschichte von Torsten Sträter darunter eingeschmuggelt haben (ich rätsele immer noch ob es sich dabei etwa um „Mein Psychotherapeut“ oder „Ödipus“ handeln könnte ) bekommt man hier geboten und natürlich ist es bei dem Umfang und der Unterschiedlichkeit des Aufbaus mancher Geschichten so, dass nicht jede von ihnen den Humor des Lesers gleichermaßen zu treffen vermag. Ich muss leider zugeben, dass ich ebenfalls nicht über alles schmunzeln oder lachen konnte, was Herr von der Lippe da aus seinem Ärmel, bzw. aus seiner Feder gezaubert hat; manche Zoten waren mir dann doch etwas zu zotig geraten und ich hätte mir vielleicht noch ein paar hintersinnigere Geschichten gewünscht, denn hintersinnig, kann Herr von der Lippe ja bekanntlicherweise ebenfalls sehr gut, doch im Schnitt habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Und das war für mich die Hauptsache!

Die Geschichten sind in der Regel alle so um die 1-3 Seiten lang und somit ist diese Anthologie bestens geeignet, wenn man schlechte Laune und nur wenig Zeit zum Lesen hat; sozusagen eine Blitzkur. Besonders hervorzuheben sind übrigens die eingestreuten Witze des Humoristen. Einfach klasse! Und die Dialoge zwischen Mann und Frau sind ebenfalls köstlich. Meine Favoriten dieser Anthologie:

Heute schon prokrastiniert?

Der Probelieger

Aberglaub und Bankenraub

Alliteration

Alter Witz in neuem Glanz

Carpe Diem

Comedy und Politik

Der Arztbesuch

Die Bahnsteigmasche

Experten

Frühstück im Bett: Kenia

Mein Psychotherapeut

Ödipus

Religion

Sex und Humor

Erhöhter Gesprächsbedarf

Vorsicht vor Frauen

Veröffentlicht am 04.12.2017

Solider Roman der Reihe

Geliebter Lord
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Hamish MacRae hat als Gefangener in Indien Höllenqualen durchstehen müssen. Zwar hat er die fürchterliche Folter überstanden, doch er kehrt als gebrochener Mann zurück.
Hamish Bruder Brendan ist sehr in ...

Hamish MacRae hat als Gefangener in Indien Höllenqualen durchstehen müssen. Zwar hat er die fürchterliche Folter überstanden, doch er kehrt als gebrochener Mann zurück.
Hamish Bruder Brendan ist sehr in Sorge, fürchtet er doch zunächst, Hamish könnte auf die Idee kommen, Selbstmord zu begehen, als er von ihm gebeten wird, ihn auf eher abgelegenem schottischen Boden abzusetzen.
So bittet er die Witwe Mary Gilly inständig, sich um seinen Bruder zu kümmern, denn ihre Heilkünste werden nicht nur in ihrem Dorf sehr gelobt.
Mary, froh für eine Weile ihrem Alltagstrott entfliehen zu dürfen, begleitet Brendan und beschließt spontan seinem Bruder zu helfen als sie ihm das erste Mal begegnet, auch wenn Hamish sich zunächst eher abweisend benimmt und sie und Brendan am liebsten so schnell wie möglich wieder los sein will.
Marys Hartnäckigkeit und ihre immer gleichbleibende verständnisvolle und freundliche Art irritieren Hamish- zudem ist er fasziniert von Marys Intelligenz und ihren Heilungsmethoden.
Er lässt sich schließlich überzeugen und bittet Mary noch etwas länger bei ihm zu bleiben, auch wenn er seinen Bruder dagegen wieder seines Weges ziehen lässt.

Mary befindet sich in einer Zwickmühle- sie weiß genau, dass ihre Entscheidung nicht folgenlos für ihren Ruf bleiben wird, zwar ist sie eine Witwe, doch gilt es nicht wirklich ehrbar in der Gesellschaft, allein mit einem Mann, auch wenn er ein Patient ist, auf einer Burg zu leben. Auch fühlt sie sich sexuell über alle Maßen von Hamish angezogen. Immer wieder führt er sie in Versuchung. Soll sie ihren Bedürfnissen nachgeben?
Währendessen braut sich, entstanden aus einer kleinen Intrige in ihrem Heimatdorf eine lebensgefährliche Situation für Mary zusammen...

Im Gegensatz zu den Vorgängerbänden der MacRae Reihe wird dieser Teil von einer sehr erotischen Grundstimmung beherrscht, in dem wie ich fand, die Handlung eher eine untergeordnete Rolle spielte.
Mary und Hamish sind zwei sehr reif und nüchtern wirkende Akteure, die man aber trotzdem schnell in sein Leserherz schließt.
Während Hamish große Probleme damit hat, seinen Schuldgefühlen Herr zu werden, da er als einziger seiner Mannschaft die Folterungen, die indische Eingeborene ihm zugefügt haben überlebt hat und zurückkehren konnte, betrübt es Mary, dass sie ihren um einige Jahre älteren Ehemann selbst mir ihren Heilkünsten nicht vor Krankheit und Tod bewahren konnte.

Während Mary Hamishs gelähmten Arm behandelt, nähern sich die beiden in gemeinsamen intensiven Gesprächen langsam an und diese Gespräche helfen Mary und Hamish auch sich besser verstehen und ihre Ängste überwinden zu können.
Besonders schön und einfühlsam beschrieben fand ich hier die Romanstelle, bei der Hamish sich endlich traut, Mary seinen entblößten, tätowierten Oberkörper zu zeigen, auch wenn er sich selbst damit hässlich und entstellt vorkommt.
Über die Hälfte des Romans besteht aus Gesprächen und sehr erotischen Liebeszenen, dann wird es gegen Ende des Buches noch einmal sehr spannend, als die Heldin des Buches des Mordes bezichtigt wird. Auch alle Familienmitglieder des MacRae-Clans kommen in diesem Teil der Serie zusammen und so gibt es auch mit schon bekannten Hauptakteuren aus den vorangegangenen Teilen ein Wiedersehen.
Obwohl ich fand, dass Karen Ranney wieder einmal einen soliden und romantischen Liebesroman geschaffen hat, fand ich ihren Schreibstil diesmal weniger geschliffen als sonst. Ob das an der Übersetzung liegt, oder an der Autorin kann ich als „Nicht-Originalleserin“ hier leider nicht sagen.
Trotz meiner kleinen Kritik bietet dieser Roman jedoch selbst für Geschichtsmuffel gute historische Liebesromanunterhaltung und ist zudem sehr prickelnd geraten.