Manolis Lefteris ist „Problemlöser“ des Anwalts Bernd Köster. Sein neuester Auftrag, er soll bestimmte Dokumente beschaffen, erweist sich als schwieriger als gedacht.
Vera Mändler ist als Journalistin bei einem Frauenmagazin nicht sehr glücklich, sie möchte Gehaltvolleres schreiben. Als ihre Tante Kathrin einen Schlaganfall erleidet, und sich jemand an deren Unterlagen zu schaffen macht, führt das Vera in die Vergangenheit Kathrins, die als Krankenschwester im 2. Weltkrieg in einer Heil- und Pflegeanstalt arbeitete, und dabei erschütternden Ereignissen auf die Spur kam – für Vera vielleicht die Chance, ihre Zukunft neu zu gestalten.
Eine bekannte deutsche Kriminalautorin hat unter Pseudonym einmal einen anderen Roman geschrieben (spätestens wenn Kommissar Dühnfort auftaucht, werden viele wissen, wer dahintersteckt). Sie nimmt sich dabei eines Themas an, das die deutsche Vergangenheit betrifft, und zwar jene schlimmen Jahre unter der Herrschaft der Nationalsozialisten, ein Thema, das, wie der Titel schon sagt, weniger oft erwähnt wird, aber dennoch erinnert werden sollte.
Ellen Sandberg erzählt auf zwei Zeitebenen, in der Jetztzeit aus den Perspektiven Manolis' und Veras, in der Vergangenheit erfahren wir, was Kathrin erlebt hat – beide Ebenen unterscheiden sich durch die Schriftart, sind aber auch sonst gut auseinander zu halten.
Ich finde, dass der Autorin vor allem ihre Charaktere gut gelungen sind, insbesondere die Protagonisten, die recht ambivalent gestaltet sind. Vor allem Manolis, dessen „Problemlöser“-Tätigkeit weit außerhalb der Legalität stattfindet, aber trotzdem dem Leser nicht unsympathisch ist. Man lernt ihn gut kennen, seine Vorgeschichte erschüttert (auch seine Familiengeschichte ist von der Zeit des Nationalsozialismus geprägt), und als er am Ende die Gelegenheit bekommt das Richtige zu tun, hofft man als Leser sehr, dass er diese nutzt. Vera ist eine starke Frau, doch das muss sie erst einmal erkennen. Und Kathrin, die in der Jetztzeit als fast 90jährige im Koma liegt, gibt dem Leser Rätsel auf, die sich erst nach und nach auflösen.
Die Autorin erzählt, wie von ihr bereits gewohnt, packend und spannend; die Ereignisse, die im Mittelpunkt des Romans stehen, sind erschütternd (besonders schlimm die Rechtfertigungsversuche der damaligen Täter sowie die Rolle der Gerichte), und sollten uns auch heute noch zu denken geben, so ganz sind diese speziellen Gedanken meiner Meinung nach leider noch nicht aus vielen Köpfen verschwunden, ich hoffe daher, dass sich manch einer nach der Lektüre weitergehend mit dieser Thematik beschäftigen wird.
Das Ende enthält meiner Meinung nach die Möglichkeit zu einer Reihe – ich würde mich freuen!
Der Roman ist nicht nur spannend geschrieben, sondern greift auch ein wichtiges Thema auf, und verdient daher viele Leser. Von mir gibt es nicht nur volle Punktzahl, sondern auch eine uneingeschränkte Leseempfehlung!