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Veröffentlicht am 19.03.2018

nichts ist wie es scheint

Für immer ist die längste Zeit
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Abby Fabiaschi erzählt in ihrem Roman „Für immer ist die längste Zeit“ von Brady und seiner Tochter Eve, die nach dem Tod ihrer Mutter Madeline, genannt „Maddy“, voller Trauer, Hilflosigkeit und auch ...


Abby Fabiaschi erzählt in ihrem Roman „Für immer ist die längste Zeit“ von Brady und seiner Tochter Eve, die nach dem Tod ihrer Mutter Madeline, genannt „Maddy“, voller Trauer, Hilflosigkeit und auch Wut zurückbleiben. Sie wissen nur, dass Maddy vom Dach der Bibliothek gestürzt ist – nur warum?

Aus Sicht von Madeline (Mutter), Brady (Vater) und Eve geschrieben, müssen sich Brady und Eve nun in ihrem neuen Leben ohne Maddy zurechtfinden.
Bis zu ihrem Tod war sie diejenige, die die Familie zusammenhielt und sich um alles kümmerte. Brady und Eve müssen sich jetzt zum ersten Mal miteinander auseinandersetzen, sich kennenlernen und vor allem miteinander reden. Nur langsam findet eine Annäherung der beiden statt.

Die Perspektivwechsel machen diese emotionale Geschichte so besonders. Abwechselnd kommen Eve, Brady und auch Maddy aus einer Art „Zwischenreich“ zu Wort, deren Kraft und Einfluß jedoch im Laufe der Zeit schwindet, bevor sie ganz gehen muß.
Dadurch hat man die Chance, die unterschiedlichen Sichtweisen der einzelnen Protagonisten zu erfahren, kaum etwas ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.

Doch dieses Buch ist nicht ausschließlich traurig- ganz im Gegenteil. Vor allem Eve und Maddy bestechen durch ihren besonderen Humor, der häufig auch sehr ironisch ist und dadurch alles auflockert.
Daß Maddy absolut gern las und auch zu jeder Situation einen passenden Song intonierte, nahm mich völlig für sie ein. Auch ihre Art, mit der abstrusen Situation umzugehen verlangte mir Respekt ab.
Dennoch spielen auch die ernsthaften Aspekte eine wichtige Rolle- einfühlsam wird beschrieben, wie sich die Hinterbliebenen von Menschen, die einen angeblichen Suizid verübten, wiederholt Vorwürfe machen bzw. die Frage nach dem „WARUM“ stellen.

Das Buch ist voll zauberhafter Beobachtungen und kleinen Weisheiten, die mich noch lange nach dem Lesen beschäftigten, daher empfehle ich es uneingeschränkt.

Veröffentlicht am 17.01.2018

Können Worte töten?

Todschreiber
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Eine Reihe von Selbstmorden zwingen die junge Kieler Kriminalkommissarin Lena Baumann zum Grübeln. Mysteriöse Briefe ohne Absender, die bei den Toten gefunden wurden, und vertiefende Ermittlungen geben ...



Eine Reihe von Selbstmorden zwingen die junge Kieler Kriminalkommissarin Lena Baumann zum Grübeln. Mysteriöse Briefe ohne Absender, die bei den Toten gefunden wurden, und vertiefende Ermittlungen geben Lena das Gefühl, daß sich jemand in die Köpfe der Opfer eingeschlichen hat.
„Der Todschreiber“ ist das faszinierende Debüt der jungen deutschen Autorin Maren Graf.
Die Handlung wirkt sehr dicht und gut konstruiert. Der Schreibstil ist durchgängig als flüssig und fesselnd zu beschreiben. Auch der Spannungsaufbau ist gut gelungen, die Charaktere detailliert dargestellt- nicht nur sympathisch, sondern mit einigen Macken versehen wirken sie besonders authentisch. Mir gefallen hat besonders, daß auch der nordische Dialekt miteingebracht wurde (wir sprechen zwar anderes Platt), aber es war für alle verständlich gehalten.
Die innere Zerrissenheit Lenas, die einiges an persönlichen Ballast mit sich herumschleppen muß, dazu ihr untreuer Partner Mark und als Lichtblick dagegen Daniel, der Kriminaltechniker, wurden hier ausgezeichnet ausgeführt. Auch die medizinischen Details waren stimmig.
Grandiose Idee, jemanden auf diese Weise töten zu lassen und vor allem eine gelungene sprachliche Umsetzung! Ich halte es auch eher für einen Psychothriller denn einen Krimi- als spannende Lektüre unbedingt empfehlenswert!

Veröffentlicht am 18.12.2017

Wohlfühlbuch mit der Magie der "Goldenen Stadt"

Wintersterne
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Megan, Hope und Sophie reisen aus unterschiedlichen Gründen nach Prag und lernen sich dort an der Hotelbar kennen. Während Hope sich von ihrem Mann trennte und nun ihre 1. Reise mit ihren Freund Charlie ...

Megan, Hope und Sophie reisen aus unterschiedlichen Gründen nach Prag und lernen sich dort an der Hotelbar kennen. Während Hope sich von ihrem Mann trennte und nun ihre 1. Reise mit ihren Freund Charlie unternimmt, begleitet Megan ihren Kumpel Ollie nur, um ein paar Fotos zu machen, die sie für ihre 1.Ausstellung nutzen möchte. Sophie hingegen wartet auf ihren Verlobten Robin, der in ein paar Tagen nachkommen will.

Das Cover fiel mir gleich auf, passt es doch prima in die winterliche Zeit und verströmt den Zauber der Gemütlichkeit.

Einfühlsam und doch spannend beschreibt Isabelle Broom wie sich die Protagonisten nicht nur besser kennenlernen, sondern auch die Stadt erkunden. Oftmals hatte ich das Gefühl, ebenfalls im winterlichen Prag zu sein und selbst erneut die Sehenswürdigkeiten und speziellen Leckerbissen zu genießen.

Der besondere, locker-leichte Schreibstil der Autorin sorgt für ein excellentes Gleichgewicht zwischen Emotionalität, Humor, Spannung und (nie kitschigen!) Romantik. Wie berührend einige Schicksale waren bemerkt man vor allem zum Ende der Geschichte, man hat die Figuren so ins Herz geschlossen, daß man sich fühlt, als müsse man von guten Freunden Abschied nehmen.

Ein absolutes Wohlfühlbuch- zu dieser Jahreszeit passend und mit der einen oder anderen Tasse Tee verspricht es einige zauberhafte und behagliche Lesestunden.

Veröffentlicht am 20.11.2017

Für´s Personal von Samtpfoten

Wie wir Katzen die Welt sehen
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Dieses zauberhafte kleine Buch, das endlich mit den ganzen Lügen der Märchenbüchern aufräumen soll, die sich Katzenratgeber nennen, wurde geschaffen vom Paar Hermien Stellmacher und Joachim Schultz. Ein ...

Dieses zauberhafte kleine Buch, das endlich mit den ganzen Lügen der Märchenbüchern aufräumen soll, die sich Katzenratgeber nennen, wurde geschaffen vom Paar Hermien Stellmacher und Joachim Schultz. Ein Buch, das ich lange ersehnt hatte und das mich nicht enttäuschte.

Liebevoll gestaltet findet sich in dem Hardcover auf (leider nur) 125 Seiten alphabetisch geordnet eine Übersicht zu den wichtigesten Themen, die Katzen beschäftigen, die mit uns Menschen zusammenleben (müssen).

Sehr humorvoll und erfrischend anders geschrieben würde es sich auch sehr gut zum Vorlesen eignen. Doch bleibt die Sicht nicht ausschließlich humoristisch, auch Fakten werden dem Leser charmant näher gebracht.

Durch die traumhaften Illustrationen wird das Ganze nochmal aufgelockert- allein dafür lohnt sich die Anschaffung schon, denn oftmals erkennt man sich selbst bzw. seine Fellnasen hier wieder.

Ein ideales Geschenk für alle, die Samtpfoten lieben oder es vorhaben und deshalb uneingeschränkt empfehlenswert.

Veröffentlicht am 28.09.2017

toller, da ganz ungewöhnlicher Krimi

Fiona
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Laut dem Autoren Harry Bingham beruht „Fiona- Als ich tot war“ auf einer wahren Begebenheit.

Erschreckend detailliert und überaus spannend erzählt der Autor die Geschichte der jungen Polizistin Fiona ...

Laut dem Autoren Harry Bingham beruht „Fiona- Als ich tot war“ auf einer wahren Begebenheit.

Erschreckend detailliert und überaus spannend erzählt der Autor die Geschichte der jungen Polizistin Fiona Griffith, die als verdeckte Ermittlerin versucht, einen großen Versicherungsbetrug aufzudecken. Das wäre vielleicht nicht ganz so dramatisch, doch Fiona leidet unter dem Cotard-Syndrom: es beinhaltet eine Selbstwahrnehmungsstörung- die Betroffenen empfinden sich als tot.
Durch ihren Undercoverjob, durch den sie bis zu 3 verschiedene Personen sein muß, kommt es zur emotionalen Verwirrung und Störung ihrer Gefühlswelt.
Ähnlich schwer fällt es ihr, ihre Emotionen zu benennen oder zu erkennen, sowie darauf angemessen zu reagieren. Ein wenig komisch, daß ihr Verlobter (ebenfalls Polizist) das gar nicht zu bemerken scheint bzw. scheint es ihn nicht zu stören.

Als Fiona Grey wird sie in die Betrügergruppe eingeschleust. Aus der ehrgeizigen und toughen Polizistin wird eine zurückhaltende, devote Büroangestellte.
Doch sie spielt ihre Rolle so gut, daß sie das Vertrauen aller gewinnt- und sich selbst in ihren Rollen verliert.

Dabei bleibt die Handlung über die Gesamtheit des Buches hochspannend. Die Hauptakteurin Fiona ist trotz all ihrer Probleme sympathisch und detailliert gezeichnet, daß sie sehr offen, direkt und sarkastisch ist macht sie mir noch sympathischer.

Man fiebert die gesamte Lesezeit mit, ob Fiona ihr Ziel erreicht und die Täter dingfest machen kann- gleichzeitig schwebt auch immer die Angst mit, daß sie total ausflippt, eben weil sie das Cotard-Syndrom hat.

Ich bin jedenfalls noch ganz gefesselt von dieser Geschichte und weiß schon, daß dies nicht mein letztes Buch von Harry Bingham war!