Diversität wird großgeschrieben
Sich zu entschuldigen fällt nicht nur Kindern schwer, sondern auch dem einen oder anderen Erwachsenen. Wobei man das eigentlich anders formulieren müsste, denn entschuldigen, sich von Schuld freisprechen, ...
Sich zu entschuldigen fällt nicht nur Kindern schwer, sondern auch dem einen oder anderen Erwachsenen. Wobei man das eigentlich anders formulieren müsste, denn entschuldigen, sich von Schuld freisprechen, kann man sich ja selbst nicht. Eigentlich müsste es um Verzeigung bitten heißen. Nun gut, das ist jetzt vielleicht ein wenig Wortklauberei. Egal wie man es formulieren möchte, es ist und bleibt ein schwieriges Thema. Daher habe ich mich sehr gefreut, dass sich Autorin Madlen Ottenschläger und Illustratorin Mareike Ammersken diese Aufgabe übernommen haben und ein Kinderbuch zu dieser Thematik erstellt haben.
Bereits das Cover versprüht einen wundervollen Retro-Charme und gibt einen Vorgeschmack in welchem Stil die Zeichnungen des Buches gehalten sind. Mich hat das ganze ein wenig an meine eigenen Kinderbücher erinnert und so wurde ich beim Anschauen fast ein wenig nostalgisch. Im Vergleich zu den Büchern der 80iger Jahre wurde in diesem Buch aber viel mehr auf Diversität geachtet und dass das Buch politisch korrekt ist. An manchen Stellen hatte ich allerdings das Gefühl, dass die Diversität wichtiger war als das eigentliche Thema.
Der Text war mir persönlich an manchen Stellen zu sprunghaft. Ich konnte zwar nachvollziehen warum gerade etwas passiert, aber im Text wurden manche Dinge nicht kommuniziert. Daher bin ich mir unsicher, ob mein Kind den Übergang genauso gut versteht. Hinzu kommt, dass es dann auch noch Seiten ohne Text gibt. Natürlich kann man sich die Bilder anschauen und beschreiben, aber während dem Vorlesen sehe ich das als Bruch an. Meine eigenen Worte und die der Autorin passen dann halt überhaupt nicht mehr zusammen.
Sibil und Theo, die beiden Hauptpersonen der Geschichte, entschuldigen sich in dem Buch zwar relativ häufig und es wird auch erwähnt, dass dies nicht immer einfach ist. Angekündigt wurde das Buch u.a. mit „nimmt Kinder ernst und spiegelt ihre Komplexen Gefühle“. Dieser Punkt wird für meinen Geschmack leider nur unzureichend erfüllt. Hier hätte ich mir persönlich ein wenig mehr erwartet. Eventuell auch als kleines Nachwort für die Erwachsenen, wenn man es in der Geschichte so nicht unterbringt.
Mir ist bewusst, dass ich relativ viel Kritik an dem Buch übe und trotzdem eine relativ gute Sternebewertung abgebe. Dies liegt daran, dass ich die Illustrationen wunderbar finde, das Thema wichtig ist und vor allem, mein Kind das Buch gerne vorgelesen bekommt. Möglicherweise ist es ja auch nur die Erwachsenensicht, die die Geschichte zu chaotisch findet und sich mehr Erklärungspotential wünscht. Die kindliche Sicht des knapp zweijährigen scheint diese Probleme nicht zu sehen und genießt lieber die Geschichte und die wundervoll farbenfrohen Bilder.