Cover-Bild Duplik Jonas 7
5,49
inkl. MwSt
  • Verlag: Verlag duotincta GbR
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Fantasy & Science Fiction / Science Fiction
  • Ersterscheinung: 04.09.2017
  • ISBN: 9783946086253
Birgit Rabisch

Duplik Jonas 7

Jonas Helcken droht nach einem schweren Unfall zu erblinden, doch ihm werden die Augen seines Dupliks Jonas 7 eingepflanzt.
Als künstlich erzeugte Zwillinge dienen die Dupliks "ihren" Menschen als lebende Ersatzteillager. Sie werden isoliert in Horten gehalten und ahnen nichts von ihrer Bestimmung.
Angestachelt von seiner Schwester kommen Jonas Helcken allerdings Zweifel an der Rechtfertigung der Duplikhaltung und die beiden schmieden einen verwegenen Plan ...

Wie sieht eine Gesellschaft aus, in der alles erlaubt ist, wenn es nur der Gesundheit des Menschen dient?
Mit knapp 200000 verkauften Exemplaren präsentiert Birgit Rabisch einen Roman zum Thema Gentechnologie, der in einer Zukunft spielt, die sich bereits in unsere Gegenwart neigt:

In „Duplik Jonas 7“ bringt das ein Kinderreim auf den Punkt: „Eins, zwei, drei, du bist frei / bist du arm, stirbst am kranken Darm, / bist du reich, heilt dich Dupliks Leich'.“ Reich sind natürlich nicht die Kinder, sondern deren Eltern … [Es] kommen hier nur Menschen als Empfänger von Organen in Frage, deren Eltern vor der Geburt dafür gesorgt haben, dass es Klone ihrer Kinder gibt. Diese Entscheidung der Autorin ist ebenso wichtig wie auf den ersten Blick überraschend.
(Frankfurter Allgemeine Zeitung)

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Veröffentlicht am 18.12.2017

Ethische Fragen, verpackt in eine spannende Handlung

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„...Aber wie kann eine Frau es heute noch verantworten, ein möglicherweise behindertes Kind in die Welt zu setzen?...“

Wir befinden uns in der Welt der Zukunft. Eine Liga von Staaten kontrolliert die ...

„...Aber wie kann eine Frau es heute noch verantworten, ein möglicherweise behindertes Kind in die Welt zu setzen?...“

Wir befinden uns in der Welt der Zukunft. Eine Liga von Staaten kontrolliert die Welt. Die eigene Bevölkerung wird in Kategorien geteilt. Wer es sich leisten kann, hält sich einen Duplik. Er sorgt dafür, dass bei Erkrankung die entsprechenden Organe und Körperteile zur Verfügung stehen.
Jonas, dessen Vater zur Oberschicht gehört, hat sich darüber nie Gedanken gemacht. Doch nach einem Autounfall verliert er das Augenlicht. Ihm werden die Augen seines Dupliks implantiert.
Die Autorin hat eine ergreifende Erzählung geschrieben. Letztendlich geht es dabei um die Frage, wann ein Mensch ein Mensch ist und welche ethischen Regeln wir uns in der Zukunft geben wollen.
Die dargestellte Gesellschaft ist stolz darauf, dass eine Ethikkommission über wichtige Fragen entscheidet. Doch mit der Genehmigung von Dupliks wird diese Kommission zur Farce, denn diese sind eigentlich Zwillinge ihres Gegenüber.
Der Schriftstil ist dem Inhalt angemessen. Anfangs schwingt bei Jonas noch eine Spur Humor mit, aber die vergeht ihm bald. Sehr detailgenau wird dargestellt, wie die Dupliks in sogenannten Horten aufwachsen. Ihre Bildung wird auf ein Minimum reduziert. Gesundbleiben ist alles. Immer vier Personen bilden ein Kleeblatt. Zwischen ihnen entstehen tiefgreifende Beziehungen. Mitgefühl und Hilfsbereitschaft sind an der Tagesordnung. Ihren eigentlichen Zweck kennen sie genau so wenig, wie das Leben außerhalb des Hortes. Mögliche Organentnahmen werden mit eigener Krankheit begründet. Außerdem gilt auch hier, dass das Zusammenleben wirtschaftlich optimiert werden soll.
Zu den sprachlichen und inhaltlichen Höhepunkten gehören die fein ausgearbeiteten Dialoge. Jonas` Freund Mehmet ist selbst behindert. Er leidet an einer genetisch bedingten Erkrankung, weil sich seine Mutter einem Gentest verweigert hat. Damals war das noch möglich, mittlerweile nicht mehr. Mehmet sucht nach Möglichkeiten, durch Eingriffe in die Keimbahn solche Krankheiten zu vermeiden. Er macht Jonas, klar dass die Duplikathaltung ein Verbrechen ist.
Das Eingangszitat stammt von Jonas. Es fällt im Gespräch mit seiner Schwester Ilka. Ilka lehnt sich nicht nur gegen ihren Vater, sondern auch gegen die vorherrschende Meinung auf. Leider vertritt sie dabei aber selbst einen radikalen Standpunkt. So äußert sie gegenüber Jonas 7, Jonas` Duplikat, den folgenden Satz.
„...Alleinsein ist die Grundbedingung der Freiheit...“
Jonas 7 aber ist bisher in Gemeinschaft aufgewachsen und hat das als wohltuend empfunden. Er sehnt sich nach seinen Freunden. Außerdem kennt Ilka bei der Durchsetzung ihrer Ziele keine Skrupel.
In einem Brief wird deutlich, welch psychische Anspannung es für die Frauen bedeutet, die mit den Duplikats zu tun haben. Sie sehen sie aufwachsen. Für sie sind sie Menschen, keine Dinge.
Die ganze Brisanz des Geschehens wird in dem Satz von Jonas 7 deutlich, den er in einer Videobotschaft übermittelt:
„...Ich bin stolz, kein Mensch zu sein...“
Das Ende der Geschichte ist offen. Das ist gut so, denn alles andere wäre unglaubwürdig.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es legt dar, dass nicht alles, was möglich ist, auch ethisch vertretbar ist. Dabei werden Probleme angesprochen, die heute schon auf der Tagesordnung stehen. Die Geschichte mahnt zur Wachsamkeit und ist nicht zuletzt den jugendlichen Lesern zu empfehlen.