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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.04.2018

Sehr emotional

Bis wir uns wieder begegnen
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Texas 1959: Der Junge Pete findet einen verletzten Wolfshund und bringt ihn zu Dr. Lucy. Die ist zwar eigentlich keine Tierärztin aber von den Menschen enttäuscht und sie kümmert sich seit längerem vor ...

Texas 1959: Der Junge Pete findet einen verletzten Wolfshund und bringt ihn zu Dr. Lucy. Die ist zwar eigentlich keine Tierärztin aber von den Menschen enttäuscht und sie kümmert sich seit längerem vor allem um tierische Patienten in Not. Als die Ärztin merkt, dass Pete von seinem Vater geschlagen wird, gibt sie ihm für ein paar Tage bei sich Asyl. Aber schon am ersten Tag findet Pete erneut einen Verletzten. Diesmal ist es der dunkelhäutige Junge Simon, der von Unbekannten zusammengeschlagen wurde. So übernachtet alsbald nicht nur der verletzte Simon bei ihr sondern auch dessen Vater Calvin, der seinem Sohn beistehen möchte.





Lucy und Calvin spüren sofort eine intensive Nähe zum anderen. Über Hautfarben und Konventionen hinweg zieht sie ein starkes Gefühl zueinander. Aber im Texas der damaligen Zeit schlagen ihnen schnell Hass und Ablehnung entgegen und die zornige Volksseele kocht hoch.





Was mir besonders gefallen hat war der ruhige Erzählstil. Die Autorin beschreibt mit aufmerksamen Blick aber in sparsamen klaren Worten, die Gefühle und Gedanken rüberbringen und dennoch dem Leser Raum für eigene Eindrücke lassen. Sehr intensiv sind auch die Dialoge, in denen viele Dinge ganz leicht und glaubwürdig transportiert werden. Dass z.B. Lucy und Calvin so schnell so tief empfinden, versuchen beide zu erklären und sich gegenseitig zu beschreiben. Dadurch wirkt es nicht aufgesetzt und übertrieben, nicht kitschig, sondern zu Herzen gehend. Auch die Jungen sprechen über ihr Leben und ihre Gefühle in einer kindlichen Wahrhaftigkeit.
Das ungewöhnliche Quartett ist mir schnell ans Herz gewachsen und ich habe mich davor gefürchtet, dass die rassistische Gesellschaft diese Liebe und Freundschaft zerstören könnte. Ich will nicht verraten, wie es ausgeht. Aber mich hat die Geschichte gefesselt und ich habe für mich eine neue Autorin entdeckt mit einer ganz eigenen

Veröffentlicht am 10.04.2018

Lesegenuß

Die letzte Reise der Meerjungfrau
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Imogen Hermes Gowars Debüt „Die letzte Reise der Meerjungfrau“ spielt gekonnt mit den Erwartungen der Leser. Gibt es Meerjungfrauen wirklich? Wo reist dieses mystische Wesen hin? Und wie reagieren die ...

Imogen Hermes Gowars Debüt „Die letzte Reise der Meerjungfrau“ spielt gekonnt mit den Erwartungen der Leser. Gibt es Meerjungfrauen wirklich? Wo reist dieses mystische Wesen hin? Und wie reagieren die Menschen auf sie?

Zumindest den letzten Punkt kann man schnell abhaken, denn als ein schlauer Händler eine tote Meerjungfrau erhält, stellt er sie für gutes Geld aus und die Menschen strömen von überall herbei und sind überrascht oder sogar abgestoßen aber höchst zufrieden vom Nervenkitzel, den dieses Wesen, welches hier als Meerjungfrau angepriesen wird, dem Betrachter gewährt. Ob sie echt oder doch nur eine gute Fälschung ist, bleibt lange ungewiss.

Erwartungen sind es, die man als Leser und als Protagonist wie in einem Spiegel vorgehalten bekommt, denn ein ums andere Mal wird man von den Wendungen der Handlung überascht. Hat nicht eine Meerjungfrau hüpsch zu sein? Hat nicht ein Händler skrupellos und abgebrüht zu sein? Hat nicht eine Kurtisane egoistisch und gleichzeitigwillig zu sein?
Das Buch braucht seine Zeit um zu erzählen, zu beleuchten, zu überraschen. Die damalige Zeit ist eine, geprägt von großen Vorurteilen und tiefen Abgründen zwischen den Gesellschaftsschichten. Der Schmutz, die Armut, die Nöte der Huren und die Sorgen eines Händlers, werden auf eine intensive und magische Art und Weise beschrieben. Obwohl die Autorin kein Blatt vor den Mund nimmt, spürt man immer, dass sie liebevoll und vorsichtig mit ihren Protagonisten umgeht und ihre Schwächen mit einem milden Augenzwinkern den Stärken gegenüberstellt.

Ein leises, ruhiges Buch mit einem realistischen Gerüst und einer phantastischen Würzmischung. Ein Buch für Genießer, für Geduldige und Aufmerksame, für Leser, die in Wortbildern schwelgen und Sprache genießen wollen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.03.2025

unterhaltsam

Das Leben fing im Sommer an
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Der Autor Christoph Kramer ist mir als Moderator der letzten Fußball-EM ein Begriff gewesen. Da ich aber kein richtiger Fußball-Fan bin, hat mich das nicht beeinflusst, sein erstes Buch lesen zu wollen. ...

Der Autor Christoph Kramer ist mir als Moderator der letzten Fußball-EM ein Begriff gewesen. Da ich aber kein richtiger Fußball-Fan bin, hat mich das nicht beeinflusst, sein erstes Buch lesen zu wollen. Die Geschichte klang einfach nach einer Coming-of-Age-Story und sowas mag ich einfach.

Das Cover ist schön und passt zur Story. Ich verbinde die Jugend durchaus auch mit Freibadbesuchen und der Bewunderung für diejenigen, die sich mit einer Wasserbombe in die Tiefe des Sprungbrettes gestürzt haben.

Der Sprachstil des Buches passt sich dem jugendlichen Alter des Helden Chris an. Man fragt sich ständig, wie viel dieser Chris mit dem Autor zu tun hat. Ob es nicht fast eine Autobiographie ist, die hier erzählt wird. Es geht in der Hauptsache um die Themen die ein Teenager und junger Mann so für wichtig empfinden. Dazu gehört natürlich vor allem die erste große Liebe aber auch durchaus der Wunsch, sich im Erwachsenenleben zurecht finden zu wollen. Die Fragen der Berufswahl und nach der eigenen Identität werden auf nette und harmlose Weise erzählt.

Ich fand das Buch gut zu lesen und unterhaltsam.

Veröffentlicht am 09.03.2025

da bleibe ich dran

Echokammer
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Ich mag es ja, wenn ich mein reales Leben immer mit dazu passenden Romanen würzen kann. Also z.B. lese ich gerne Romane, die an meinen jeweiligen Urlaubsorten spielen. Oder im Winter gerne Bücher, in denen ...

Ich mag es ja, wenn ich mein reales Leben immer mit dazu passenden Romanen würzen kann. Also z.B. lese ich gerne Romane, die an meinen jeweiligen Urlaubsorten spielen. Oder im Winter gerne Bücher, in denen es auch kalt und winterlich zugeht. Diesmal habe ich zu einem Politthriller gegriffen um mich so richtig in die realen Bundestagswahlen einzustimmen.

Es scheint, als würde vor oder bei den Wahlen zum norwegischen Parlament, ein Attentat geplant werden. Die Ermittler versuchen mit allen ihren Kräften, die Attentäter zu ermitteln und den Anschlag zu verhindern.

Der Autor bedient sich der altbewährten HIlfsmittel, um Lesesog und Spannung aufzubauen. Die Kapitel sind kurz und enden oft an einem besonders spannenden Moment. Durch das herunterzählen der Tage bis zur Wahl wird dem Leser eine immer größer werdende Dringlichkeit suggeriert. Das zustande Kommen kleinerer Ermittlungserfolge aber auch das aufdecken falscher Fährten machen Spaß zu lesen.

Die Charaktere sind gut in Szene gesetzt, das Privatleben der Ermittler steht nicht im Vodergrund, schimmert aber immer wieder durch. Man möchte mehr erfahren und freut sich dadurch auch schon auf Teil 2.

Solider erster Band einer Reihe. Da bleibe ich dran.

Veröffentlicht am 09.03.2025

kniffeliger Thriller

Ein ungezähmtes Tier
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Als eingeschworener Dicker-Fan musste ich natürlich auch bei "Ein ungezähmtes Tier" zugreifen. Der Titel gab mir sehr lange Rätsel auf während das schöne Cover von Anfang an gut zur Geschichte passte.

Erzählt ...

Als eingeschworener Dicker-Fan musste ich natürlich auch bei "Ein ungezähmtes Tier" zugreifen. Der Titel gab mir sehr lange Rätsel auf während das schöne Cover von Anfang an gut zur Geschichte passte.

Erzählt wird von einer glücklichen gutsituierten Familie, die wortwörtlich in einem noblen Glashaus wohnt. Ihnen gegenüber lernen wir einen Polizisten und seine Frau kennen. Obwohl die junge Frau neidisch auf das reiche Paar ist entspinnt sich eine Art Freundschaft zwischen den vier. Spätestens wenn klar wird, dass der Polizist die Frau aus dem Glashaus beobachtet - wie auf dem Cover zu sehen - spürt man, dass hier etwas in Schieflage ist.

Der Thriller-Charakter entsteht vor allem dadurch, dass in Rückblicken von einem geplanten Raub erzählt wird und man nicht einschätzen kann, wer hier mit wem und was stehlen will.

Der Autor spielt damit, den Leser auf falsche Fährten zu locken und den Charakteren so viele doppelte Böden und so viele Seiten zu geben, dass man schon sehr aufmerksam lesen muss, damit man merkt, wie das Puzzle sich langsam zusammensetzt.

Der Erzählstil ist der eines Beobachters. Mir gefallen die Bücher von Dicker, in denen er einem einzigen "Helden" folgt, ein wenig besser aber dennoch habe ich das Buch sehr gerne gelesen.