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Veröffentlicht am 11.04.2025

Eine skurrile, aber herrlich unterhaltsame, bildgewaltige, einfallsreiche und charmante Geschichte

Yumi and the Nightmare Painter
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"Yumi and the Nightmare Painter" ist das vierte und letzte von Brandon Sandersons Geheimprojekten, die ich bisher bis auf "Das Herz der Sonne" alle sehr gerne gelesen habe. Besonders "Weit über der smaragdgrünen ...

"Yumi and the Nightmare Painter" ist das vierte und letzte von Brandon Sandersons Geheimprojekten, die ich bisher bis auf "Das Herz der Sonne" alle sehr gerne gelesen habe. Besonders "Weit über der smaragdgrünen See" hat mir sehr gut gefallen und mir verdeutlicht, weshalb Brandon Sanderson als Science-Fiction und Fantasy-Phänomen gefeiert wird. Auch für seinen neusten Roman hat sich der Autor wieder eine skurrile, aber herrlich unterhaltsame, bildgewaltige, einfallsreiche und charmante Geschichte ausgedacht.

"Humans are incredibly malleable. Despite my breadth of experience, I've never stopped being surprised at how durable human beings can be. They can survive in almost any environment. They can recover from debilitating loss. They can be crushed physically, mentally, emotionally- and still ask you how your day is going."

Bevor ich mich ganz dem Inhalt widme ein paar Worte zur Gestaltung des Buches: Ich bin ein großer Fan!!! Der Knaur Verlag hat sich hier sowohl an die Gestaltung des Originalcovers gehalten als auch an den Details und dem Format der anderen beiden Kickstarter-Romane orientiert, die im Piper Verlag erschienen sind. Das Resultat ist ein detailreiches, filigran gestaltetes Cover, das auf einem dunkelblauen Hintergrund zwei Gestalten in Magenta und Blaugrün zeigt, die vor einer golden angedeuteten Sonne nacheinander greifen. Damit beginnt die tolle Gestaltung allerdings erst und ich könnte vermutlich meine gesamte Rezension nur damit zubringen, über die Details zwischen den beiden Buchdeckeln zu schwärmen. Die Innenseiten der Buchdeckel sind vorne mit Nikaros typischen Bambusmotiv in Schwarz-Weiß und hinten mit Nikaros Gemälde von Yumi in dem fliegenden Baum verziert. Im Buch selbst wird es dann aber überraschend farbig, denn die magenta-blaue Farbgebung mit den Zwillingslinien der Hion-Leitungen, ziehen sich sowohl durch das Inhaltsverzeichnis, über die schön gestalteten Trennblätter, die die Handlung in 4 große Abschnitte teilen als auch durch die 41 Kapitel, die je nach Erzählperspektive mit einem passenden Symbol beginnen. Und dann sind da natürlich noch die Illustrationen von Aliya Chen, die mal halb- mal ganzseitig im farbenfrohen Manga-Stil die Handlung zum Leben erwecken. Hier ist also jeder Euro der gebundenen Ausgabe gut investiert.

Erster Satz: "The star was particularly bright when the nightmare painter started his rounds."

Mit diesen Worten beginnt diese einzigartige Mischung aus Science-Fiction-Epos, Fantasy-Abenteuer und moderner Liebesgeschichte. Auf knapp 500 Seiten verfolgt Brandon Sanderson hier die Idee zweier vollkommen unterschiedlicher Welten, die zwei ganz spezielle Jobs hervorgebracht haben: den einer Yoki-Hijo, die mithilfe von kunstvollen Steinstapeln Geister beschwört, um ihr Volk zu ernähren und den von Albtraummalern, die umherstreunende Albträume mithilfe von Gemälden bannen. Beide Berufe könnten genau wie die vorgestellten Welten dabei nicht unterschiedlicher sein: Eine sonnige, lichtdurchflutete Welt, mit schwebenden Pflanzen und traditioneller Lebensweise angelehnt an das historische Korea und eine in vollkommener Dunkelheit von zweifarbigen Hion-Leitungen beleuchtete urbane Zivilisation, die an die moderne japanische Kultur erinnert. Auch wenn der Einstieg in die ungewöhnlichen und originellen Kulissen zunächst nicht leicht fällt, profitiert die Handlung stark von den beiden Welten und all ihren Fragen und Rätseln, die man beim Lesen nur zu gerne erkundet.

"Why do we tell stories? They are a universal human experience. Every culture I’ve ever visited, every people I’ve met, every human on every planet in every situation I’ve seen…they all tell stories. Men trapped alone for years tell them to themselves. Ancients leave them painted on the walls. Women whisper them to their babies. Stories explain us. You want to define what makes a human different from an animal? I can do it in one word or a hundred thousand. Sad stories. Exultant stories. Didactic morality tales. Frivolous yarns that, paradoxically, carry too much meaning. We need stories."


Näher gebracht werden uns die beiden Welten und die beiden Aufgaben durch zwei junge Menschen, die sich beide mehr wünschen, als ihre jeweilige Rolle zu bieten hat. Während Yumi sich verzweifelt nach einem Ausbruch aus ihrem eng getakteten, von immer gleichen Ritualen bestimmten und einsamen Leben wünscht, möchte Nikaro, der sich selbst nach seinem Beruf "Maler" nennt, nichts lieber als ein Held zu sein. Ihre beiden Wünsche scheinen in Erfüllung zu gehen, als sie durch einen scheinbaren Zufall aneinandergebunden werden und gegenseitig den jeweils anderen Beruf erlernen müssen, um ihre Welten zu retten. Diese zugegebenermaßen etwas eigenwillige Idee - typisch Brandon Sanderson eben - bietet somit die perfekte Ausgangslage für sowohl eine Romanze zwischen den beiden, als auch die Erkundung beider Welten und der Essenz dessen, was ihre jeweilige Aufgabe zu Kunst macht.

"I only stare," he said. "when I see something too beautiful for my eyes to take in at once."


Auch wenn ich den starken Figurenbezug der Geschichte sowie die zarte Romanze, die sich zwischen Yumi und Maler entwickelt, hier nicht unbedingt erwartet hatte, da seine anderen Bücher doch etwas "handfester" und weniger emotional waren, zeigt sich hierin doch die Vielseitigkeit des Autors. Im Nachwort schreibt er, dass er seiner Frau versprochen hat, mehr Romantik in seine Geschichten einzubauen und dies konnte er hier wunderbar umsetzen. Die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Yumi und Maler ist sehr gut im Rest der Geschichte eingebettet und fügt ihr eine zusätzliche Ebene hinzu. Auch die generelle Entwicklung der beiden Hauptfiguren bekommt hier sehr viel Raum zugeschrieben. Sowohl Yumi als auch Maler sind keine klassischen Heldenfiguren und müssen erst ihre eigenen Ängste überwinden, unterdrückte Wünsche erkennen, sich von Begrenzungen ihrer jeweiligen Gesellschaft befreien und - vor allem - voneinander lernen, bevor sie ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Die beiden genau wie die einfallsreichen Nebenfiguren sind mir dabei sehr ans Herz gewachsen, sodass es mich sehr gefreut hat, dass die Geschichte nach 477 ereignisreichen Seiten für alle ein gelungenes Ende bereithält!

"It’s a common mistake to assume that someone is weak because they are accommodating. If you think this, you might be the type who has no idea how much effort— how much strength— it takes to put up with your nonsense. Yumi wasn’t weak. She wasn’t a pushover. Don’t assume fragility where you should see patience."

Apropos Ende: Besonders gut gefallen hat mir an "Yumi and the Nightmare Painter", dass die Geschichte nicht nur herrlich originell ist, sondern bis zum Ende durch etliche Wendungen und neue Erkenntnisse, die alles auf den Kopf stellen, unvorhersehbar bleibt. Auch wer noch so gut aufgepasst hat: Hier ist nichts so, wie es scheint und passend dazu wird der spezielle Leseeindruck aus spannender Handlung und originellem Worldbuilding durch die besondere Erzählperspektive des Romans komplettiert. Statt alleinig abwechselnd aus der Perspektive von Yumi und Maler zu erzählen, hat der Autor hier abermals eine auktoriale Erzählperspektive des Weltenwanderers Hoid gewählt, der bereits als Schiffsjunge ohne Erinnerung durch "Weit über der smaragdgrünen See" geführt hat. Auch wenn er nach dem Zusammentreffen mit der Zauberin seinen Verstand und seine Erinnerungen zurück hat, hat er ein neues Handicap gewonnen und fristet für die Zeitspanne dieser Geschichte ein Dasein als Statue in einem Nudelrestaurant in Nikaros Welt. Zwar beteuert er immer wieder großspurig, Miteigentümer des Restaurants zu sein, mit den an ihm befestigten Kleiderhaken für Mäntel und Taschen hat er aber eine tragende, wenn auch statische Rolle, die über die des Geschichtenerzählers nicht hinausgeht. Dennoch macht er seine Aufgabe als Erzähler wieder großartig. In gewohnt heiterem, humorvollen Ton leitet er durch die Geschichte, erklärt uns die wichtigsten Details des Worldbuildings, gibt uns spannende Extra-Informationen und kleine Andeutungen auf andere Kosmeer-Romane. Dabei spricht er uns LeserInnen immer wieder direkt an, macht unpassende Witze, holt zu aberwitzigen Anekdoten aus und bringt auch gerne mal in der Erzählreihenfolge etwas durcheinander. Kurz gesagt: er ist genau die Erzählstimme, die diese feinfühlige, aber dennoch aberwitzig komische und hochspannende Geschichte gebraucht hat.

"Never let something trivial, like a sense of humor, get in the way of a good joke."



Fazit


"Yumi and the Nightmare Painter" besticht durch seine außergewöhnliche Idee zweier kontrastierender Welten und Berufe, die kunstvoll miteinander verwoben werden. Brandon Sanderson vereint hier fantasievolles Worldbuilding, eine zarte, aber tiefgründige Romanze und eine humorvoll-auktoriale Erzählerstimme zu einer einzigartigen Geschichte, die sich sowohl erzählerisch als auch gestalterisch deutlich von klassischer Fantasy abhebt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2025

Eine skurrile, aber herrlich unterhaltsame, bildgewaltige, einfallsreiche und charmante Geschichte

Yumi and the Nightmare Painter
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"Yumi and the Nightmare Painter" ist das vierte und letzte von Brandon Sandersons Geheimprojekten, die ich bisher bis auf "Das Herz der Sonne" alle sehr gerne gelesen habe. Besonders "Weit über der smaragdgrünen ...

"Yumi and the Nightmare Painter" ist das vierte und letzte von Brandon Sandersons Geheimprojekten, die ich bisher bis auf "Das Herz der Sonne" alle sehr gerne gelesen habe. Besonders "Weit über der smaragdgrünen See" hat mir sehr gut gefallen und mir verdeutlicht, weshalb Brandon Sanderson als Science-Fiction und Fantasy-Phänomen gefeiert wird. Auch für seinen neusten Roman hat sich der Autor wieder eine skurrile, aber herrlich unterhaltsame, bildgewaltige, einfallsreiche und charmante Geschichte ausgedacht.

"Humans are incredibly malleable. Despite my breadth of experience, I've never stopped being surprised at how durable human beings can be. They can survive in almost any environment. They can recover from debilitating loss. They can be crushed physically, mentally, emotionally- and still ask you how your day is going."

Bevor ich mich ganz dem Inhalt widme ein paar Worte zur Gestaltung des Buches: Ich bin ein großer Fan!!! Der Knaur Verlag hat sich hier sowohl an die Gestaltung des Originalcovers gehalten als auch an den Details und dem Format der anderen beiden Kickstarter-Romane orientiert, die im Piper Verlag erschienen sind. Das Resultat ist ein detailreiches, filigran gestaltetes Cover, das auf einem dunkelblauen Hintergrund zwei Gestalten in Magenta und Blaugrün zeigt, die vor einer golden angedeuteten Sonne nacheinander greifen. Damit beginnt die tolle Gestaltung allerdings erst und ich könnte vermutlich meine gesamte Rezension nur damit zubringen, über die Details zwischen den beiden Buchdeckeln zu schwärmen. Die Innenseiten der Buchdeckel sind vorne mit Nikaros typischen Bambusmotiv in Schwarz-Weiß und hinten mit Nikaros Gemälde von Yumi in dem fliegenden Baum verziert. Im Buch selbst wird es dann aber überraschend farbig, denn die magenta-blaue Farbgebung mit den Zwillingslinien der Hion-Leitungen, ziehen sich sowohl durch das Inhaltsverzeichnis, über die schön gestalteten Trennblätter, die die Handlung in 4 große Abschnitte teilen als auch durch die 41 Kapitel, die je nach Erzählperspektive mit einem passenden Symbol beginnen. Und dann sind da natürlich noch die Illustrationen von Aliya Chen, die mal halb- mal ganzseitig im farbenfrohen Manga-Stil die Handlung zum Leben erwecken. Hier ist also jeder Euro der gebundenen Ausgabe gut investiert.

Erster Satz: "The star was particularly bright when the nightmare painter started his rounds."

Mit diesen Worten beginnt diese einzigartige Mischung aus Science-Fiction-Epos, Fantasy-Abenteuer und moderner Liebesgeschichte. Auf knapp 500 Seiten verfolgt Brandon Sanderson hier die Idee zweier vollkommen unterschiedlicher Welten, die zwei ganz spezielle Jobs hervorgebracht haben: den einer Yoki-Hijo, die mithilfe von kunstvollen Steinstapeln Geister beschwört, um ihr Volk zu ernähren und den von Albtraummalern, die umherstreunende Albträume mithilfe von Gemälden bannen. Beide Berufe könnten genau wie die vorgestellten Welten dabei nicht unterschiedlicher sein: Eine sonnige, lichtdurchflutete Welt, mit schwebenden Pflanzen und traditioneller Lebensweise angelehnt an das historische Korea und eine in vollkommener Dunkelheit von zweifarbigen Hion-Leitungen beleuchtete urbane Zivilisation, die an die moderne japanische Kultur erinnert. Auch wenn der Einstieg in die ungewöhnlichen und originellen Kulissen zunächst nicht leicht fällt, profitiert die Handlung stark von den beiden Welten und all ihren Fragen und Rätseln, die man beim Lesen nur zu gerne erkundet.

"Why do we tell stories? They are a universal human experience. Every culture I’ve ever visited, every people I’ve met, every human on every planet in every situation I’ve seen…they all tell stories. Men trapped alone for years tell them to themselves. Ancients leave them painted on the walls. Women whisper them to their babies. Stories explain us. You want to define what makes a human different from an animal? I can do it in one word or a hundred thousand. Sad stories. Exultant stories. Didactic morality tales. Frivolous yarns that, paradoxically, carry too much meaning. We need stories."


Näher gebracht werden uns die beiden Welten und die beiden Aufgaben durch zwei junge Menschen, die sich beide mehr wünschen, als ihre jeweilige Rolle zu bieten hat. Während Yumi sich verzweifelt nach einem Ausbruch aus ihrem eng getakteten, von immer gleichen Ritualen bestimmten und einsamen Leben wünscht, möchte Nikaro, der sich selbst nach seinem Beruf "Maler" nennt, nichts lieber als ein Held zu sein. Ihre beiden Wünsche scheinen in Erfüllung zu gehen, als sie durch einen scheinbaren Zufall aneinandergebunden werden und gegenseitig den jeweils anderen Beruf erlernen müssen, um ihre Welten zu retten. Diese zugegebenermaßen etwas eigenwillige Idee - typisch Brandon Sanderson eben - bietet somit die perfekte Ausgangslage für sowohl eine Romanze zwischen den beiden, als auch die Erkundung beider Welten und der Essenz dessen, was ihre jeweilige Aufgabe zu Kunst macht.

"I only stare," he said. "when I see something too beautiful for my eyes to take in at once."


Auch wenn ich den starken Figurenbezug der Geschichte sowie die zarte Romanze, die sich zwischen Yumi und Maler entwickelt, hier nicht unbedingt erwartet hatte, da seine anderen Bücher doch etwas "handfester" und weniger emotional waren, zeigt sich hierin doch die Vielseitigkeit des Autors. Im Nachwort schreibt er, dass er seiner Frau versprochen hat, mehr Romantik in seine Geschichten einzubauen und dies konnte er hier wunderbar umsetzen. Die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Yumi und Maler ist sehr gut im Rest der Geschichte eingebettet und fügt ihr eine zusätzliche Ebene hinzu. Auch die generelle Entwicklung der beiden Hauptfiguren bekommt hier sehr viel Raum zugeschrieben. Sowohl Yumi als auch Maler sind keine klassischen Heldenfiguren und müssen erst ihre eigenen Ängste überwinden, unterdrückte Wünsche erkennen, sich von Begrenzungen ihrer jeweiligen Gesellschaft befreien und - vor allem - voneinander lernen, bevor sie ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Die beiden genau wie die einfallsreichen Nebenfiguren sind mir dabei sehr ans Herz gewachsen, sodass es mich sehr gefreut hat, dass die Geschichte nach 477 ereignisreichen Seiten für alle ein gelungenes Ende bereithält!

"It’s a common mistake to assume that someone is weak because they are accommodating. If you think this, you might be the type who has no idea how much effort— how much strength— it takes to put up with your nonsense. Yumi wasn’t weak. She wasn’t a pushover. Don’t assume fragility where you should see patience."

Apropos Ende: Besonders gut gefallen hat mir an "Yumi and the Nightmare Painter", dass die Geschichte nicht nur herrlich originell ist, sondern bis zum Ende durch etliche Wendungen und neue Erkenntnisse, die alles auf den Kopf stellen, unvorhersehbar bleibt. Auch wer noch so gut aufgepasst hat: Hier ist nichts so, wie es scheint und passend dazu wird der spezielle Leseeindruck aus spannender Handlung und originellem Worldbuilding durch die besondere Erzählperspektive des Romans komplettiert. Statt alleinig abwechselnd aus der Perspektive von Yumi und Maler zu erzählen, hat der Autor hier abermals eine auktoriale Erzählperspektive des Weltenwanderers Hoid gewählt, der bereits als Schiffsjunge ohne Erinnerung durch "Weit über der smaragdgrünen See" geführt hat. Auch wenn er nach dem Zusammentreffen mit der Zauberin seinen Verstand und seine Erinnerungen zurück hat, hat er ein neues Handicap gewonnen und fristet für die Zeitspanne dieser Geschichte ein Dasein als Statue in einem Nudelrestaurant in Nikaros Welt. Zwar beteuert er immer wieder großspurig, Miteigentümer des Restaurants zu sein, mit den an ihm befestigten Kleiderhaken für Mäntel und Taschen hat er aber eine tragende, wenn auch statische Rolle, die über die des Geschichtenerzählers nicht hinausgeht. Dennoch macht er seine Aufgabe als Erzähler wieder großartig. In gewohnt heiterem, humorvollen Ton leitet er durch die Geschichte, erklärt uns die wichtigsten Details des Worldbuildings, gibt uns spannende Extra-Informationen und kleine Andeutungen auf andere Kosmeer-Romane. Dabei spricht er uns LeserInnen immer wieder direkt an, macht unpassende Witze, holt zu aberwitzigen Anekdoten aus und bringt auch gerne mal in der Erzählreihenfolge etwas durcheinander. Kurz gesagt: er ist genau die Erzählstimme, die diese feinfühlige, aber dennoch aberwitzig komische und hochspannende Geschichte gebraucht hat.

"Never let something trivial, like a sense of humor, get in the way of a good joke."



Fazit


"Yumi and the Nightmare Painter" besticht durch seine außergewöhnliche Idee zweier kontrastierender Welten und Berufe, die kunstvoll miteinander verwoben werden. Brandon Sanderson vereint hier fantasievolles Worldbuilding, eine zarte, aber tiefgründige Romanze und eine humorvoll-auktoriale Erzählerstimme zu einer einzigartigen Geschichte, die sich sowohl erzählerisch als auch gestalterisch deutlich von klassischer Fantasy abhebt.

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Veröffentlicht am 30.03.2025

Ein ebenso kluges wie leidenschaftliches Buch!

Was wäre, wenn wir mutig sind?
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Ausgehend von dem Bücherregal ihrer Oma, in dem sich Literatur zur Klimakrise aus den vergangenen Jahrzehnten sammeln, geht Luisa Neubauer in ihrem neusten Buch "Was wäre, wenn wir mutig sind?" der Frage ...

Ausgehend von dem Bücherregal ihrer Oma, in dem sich Literatur zur Klimakrise aus den vergangenen Jahrzehnten sammeln, geht Luisa Neubauer in ihrem neusten Buch "Was wäre, wenn wir mutig sind?" der Frage nach, warum trotz jahrzehntelanger Diskussionen und umfangreicher wissenschaftlicher Beweislage immer noch viel zu wenig an der Klimafront passiert. Dazu zieht sie vor allem die gesellschaftlich und ökonomische Übermacht fossiler Energieträger - von ihr Fossilität genannt - heran und leitet nicht nur her, wie diese historisch entstanden ist und über die Zeit unser Leben verändert hat, sondern erklärt auch, wie sie unsere Gesellschaft noch bis heute prägt und Einfluss auf unsere Demokratie nimmt...

Ihre Analyse ist dabei nicht nur wissenschaftlich fundiert, sondern auch erzählerisch geschickt aufgebaut. Die Mischung aus persönlichen Anekdoten, geologischen und historischen Erklärungen, klimapolitischer Analyse und philosophischen Gedanken macht das Buch zu einer fesselnden Lektüre, die sowohl informiert als auch inspiriert. Ich bin schon länger ein Fan von Luisa Neubauer als Aktivistin und Sprecherin, aber nun muss ich wohl auch Autorin auf die Liste setzen. Denn ihr Schreibstil ist persönlich, eloquent, zugänglich und vor allem leidenschaftlich-eindringlich, ohne in einen katastrophisierenden Ton oder resignative Schwarzmalerei zu verfallen.

"Für ein längeres Leben geben die Menschen alles, nicht aber für ein längeres Leben auf dem Planeten.”


Stattdessen schafft sie es, Hoffnung zu vermitteln – nicht als naive Vertröstung, sondern als ernst gemeinte Handlungsaufforderung. Besonders gelungen finde ich, dass sie nicht ausschließlich den Einzelnen, den Verbraucher, zur Verantwortung zieht, sondern eine Politik fordert, der es gelingen muss, aus der Fossilität hinaus zu führen und den Menschen eine alternative Lebensweise schmackhaft zu machen, in der nicht Statussymbole wie Haus, Boot, Auto und die letzte große Flugreise als Maße für ein erfülltes Leben gelten. Ihre Forderungen schließen neben der Abkehr von der fossilen Abhängigkeit, das konsequente Einhalten von Klimazielen, eine tiefgreifende Transformation der Wirtschaft hin zu nachhaltigen Strukturen sowie eine faire und finanzielle Unterstützung für jene Länder, die besonders unter den Folgen der fossilen Vergangenheit leiden, ein. So steht für sie im Vordergrund, die ökologischen Grundlagen unserer Demokratie zu bewahren und ein neues Verständnis unserer Beziehung zur Welt zu fördern – eines, das von Mitgefühl, Verantwortung und Rücksicht geprägt ist, anstatt von Zerstörung und Ausbeutung. Statements, denen ich mich nur anschließen kann!

"Es gibt kaum eine Menschengruppe, die so viel Einfluss auf die Weltgeschichte hat wie die Gleichgültigen”


Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Mit 128 Seiten fällt das Buch recht kurz aus. Wer sich intensiver mit den angesprochenen Themen auseinandersetzen möchte, wird wohl auf weiterführende Lektüre zurückgreifen müssen – sei es von Neubauer selbst oder anderen Autor:innen der Klimabewegung. Doch gerade diese Knappheit sorgt auch dafür, dass der Text konzentriert, prägnant und ohne unnötige Ausschweifungen bleibt.

"Wenn ihr nicht wisst, wie man die Welt repariert, dann hört auf, sie zu zerstören."



Fazit


Luisa Neubauer gelingt mit "Was wäre, wenn wir mutig sind?" ein ebenso kluges wie leidenschaftliches Buch, das die tief verwurzelten Strukturen der fossilen Abhängigkeit offenlegt und gleichzeitig ermutigt, sich für eine lebenswerte Zukunft einzusetzen.

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Veröffentlicht am 15.03.2025

Eine tiefgründige, kluge und facettenreiche Gedichtsammlung

Innigst / Dearly
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Margaret Atwood fasziniert mich nicht nur als Romanautorin, sondern auch als Lyrikerin, auch wenn sie als solche deutlich weniger bekannt ist. Mit "Dearly", ihrer ersten Gedichtsammlung seit über einem ...

Margaret Atwood fasziniert mich nicht nur als Romanautorin, sondern auch als Lyrikerin, auch wenn sie als solche deutlich weniger bekannt ist. Mit "Dearly", ihrer ersten Gedichtsammlung seit über einem Jahrzehnt, beweist sie einmal mehr, warum sie zu den bedeutendsten Stimmen der Gegenwartsliteratur zählt. In ihren "späten Gedichten" verwebt sie passend zu ihrem 81. Geburtstag Themen wie Liebe, Verlust, Vergänglichkeit, Natur – und weil es eben Atwood ist – Aliens und Zombies.

"Don't look behind, they say: You'll turn to salt.
Why not, though? Why not look? Isn't it glittery? Isn't it pretty, back there?"


Besonders bewegt haben mich ihre Texte über Sterblichkeit, das Altern, vergangene Erinnerungen und den Verlust ihres Lebenspartners, den sie in den Gedichten im letzten Drittel der Anthologie verarbeitet. Doch auch wenn der Tod ein durchgängiges Motiv der Anthologie ist - sie kommt von sterbenden Worte (wie das titelgebende Dearly), über sterbende Geliebte auf eine aussterbende Welt - sind ihre Gedichte nicht verzweifelt, sondern von einer außergewöhnlichen Ruhe geprägt. Auch wenn ihre Gedichte introspektiv und emotional sind, lässt sich Atwood nicht auf sentimentale Nostalgie ein, sondern betrachtet das Ende mit klarem, manchmal spielerischem Blick. Sie lädt den Tod an den Tisch, spricht mit ihm, macht ihm keinen Vorwurf – denn ohne ihn gäbe es auch das Leben nicht:

"If there were no emptiness, there would be no life.“


So hat mich am meisten berührt, wie Atwood die Vergänglichkeit des Lebens betrachtet – mit Wehmut, aber auch mit einer gewissen Gelassenheit. Ihre Gedichte fühlen sich an wie Momentaufnahmen eines Lebens, das mit klarem Blick, aber auch mit viel Herz gelebt wurde. Dies steht in einem auffallenden Kontrast zu den Gedichten, die ich in den letzten Jahren gelesen habe und die zumeist von sehr jungen Menschen geschrieben wurden. Atwoods Lyrik ist reifer, weiser, durchzogen von einem tiefen Verständnis für die Zerbrechlichkeit, aber auch die unermessliche Schönheit des Lebens.

"If you were a song
What song would you be?
Would you be the voice that sings,
Would you be the music?
When i am singing this song for you
You are not empty air
You are here,
One breath and then another:
You are here with me...“


Neben sehr persönlichen Themen widmet sich die Autorin in ihrer Anthologie auch großen gesellschaftlichen Fragen: Sie schreibt über das Klima, das fragile Gleichgewicht der Erde, das Frausein in einer komplexen Welt, Artensterben, Verantwortung und Selbstbestimmung. Wer Atwoods Romane liebt, wird viele ihrer dystopischen Themen hier in lyrischer Form wiederfinden. Sie warnt uns vor der Dunkelheit, die in uns schlummert, erinnert uns an gesellschaftliche Ungerechtigkeiten – vor allem an die Gewalt gegen Frauen, die sich durch die Jahrhunderte zieht:

"So many sisters killed
over the years, thousands of years,
Killed by fearful men
Who wanted to be taller."


Gleichzeitig sind einige ihrer Gedichte aber auch unerwartet albern und seltsam – Stichwort "Double-Entry Slug Sex", in der sie das Fortpflanzungsverhalten von Schnecken beschreibt. Auch andere Naturmotive wie Vögel, die Arktis oder Blumen tauchen sehr häufig auf - manchmal auch in einem humorvollen Kontext. So ergibt sich eine Mischung aus Ernst und Humor, die man selbst gelesen haben muss, um sie zu verstehen! Denn "Dearly" ist mehr als ein düsteres Buch über das Sterben. Es ist auch eine Aufforderung, das Leben zu genießen, solange wir es haben – Kürbisse zu schnitzen, Sex zu haben, die Pilze im September zu bewundern. Es ist ein Buch über das Hier und Jetzt, über das, was uns bleibt, bevor wir nur noch eine gepunktete Kontur in der Erinnerung anderer sind.

"Dearly beloved, gathered here together in this closed drawer, fading now, I miss you. I miss the missing, those who left earlier. I miss even those who are still here. I miss you all dearly. Dearly do I sorrow for you."


Fazit


"Dearly" ist eine tiefgründige, kluge und facettenreiche Gedichtsammlung, die sich mit den großen Fragen des Lebens auseinandersetzt – manchmal sanft, manchmal unnachgiebig, mal humorvoll-schräg, aber immer mit Margaret Atwoods unverwechselbarer Stimme.

Veröffentlicht am 10.03.2025

Ein Muss für Fans von humorvoller Fantasy mit historischem Touch!

My Lady Jane
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Seitdem ich mit der Prime-Serie "My Lady Jane" so viel Spaß hatte und nach dem Absetzen nach nur einer Staffel so enttäuscht war, war mir klar, dass ich die dazugehörigen Bücher - die sechsteilige Romanreihe ...

Seitdem ich mit der Prime-Serie "My Lady Jane" so viel Spaß hatte und nach dem Absetzen nach nur einer Staffel so enttäuscht war, war mir klar, dass ich die dazugehörigen Bücher - die sechsteilige Romanreihe "The Lady Janies" von Cynthia Hand, Brodi Ashton und Jodi Meadows - unbedingt lesen muss. Allein schon, um die Geschichte von Jane und Guildford zu Ende zu verfolgen, die in der Serie ja leider offen blieb. Die Handlung ist leicht anders als in der Serie umgesetzt und als ganzes leider deutlich weniger straff und pointiert, ergibt im Buchformat aber ebenfalls eine runde und unterhaltsame Geschichte. Auch das Buch fußt dabei locker auf tatsächlichen historischen Begebenheiten. Im Zentrum steht die Geschichte von Lady Jane Grey, die als junge Adelige im 16. Jahrhundert lebte und als Neuntagekönigin in die Geschichte einging. Denn so überraschend wie ihre Krönung kam, so schnell war ihre kurze Herrschaft auch wieder vorbei - nach neun Tagen wurde sie enthauptet. Die Geschichte nimmt sich diese historischen Fakten und das spätmittelalterliche Setting spinnt daraus eine fantasievolle und unterhaltsame Alternativerzählung, gewürzt mit einer ordentlichen Prise Magie und Humor.

"Armies aren't very good about carrying libraries with them. I can't imagine why. We'd fight so much less if everyone would juste sit down and read.”

Auch der Erzählstil ist leicht anders als in der Serie. Zwar ist die Geschichte von Cynthia Hand, Brodi Ashton und Jodi Meadows mindestens genauso lustig und hat mir beim Lesen häufig ein Kichern entlockt, sie ist aber deutlich weniger erwachsen und richtet sich an ein jüngeres Publikum. Wo die Serie auf trockene, derbe Witze, Erotikszenen und schrille Kostüme gesetzt hat, ist das Buch eher gemütlich, romantisch und herzerwärmend erzählt. Positiv hervorheben möchte ich auch, dass sich die Geschichte sehr flüssig liest und die einzelnen Kapitel perfekt ineinander greifen, obwohl es sich um ein Gemeinschaftsprojekt von drei Autorinnen handelt.

"“No horse jokes," he said. "My lord, I apologize for the horse joke. If you put down the book...unharmed!...I will give you a carrot." He brandished the book at her. "Was that a horse joke?" "Neigh." "Was that a horse joke?”."

Die drei Autorinnen erzählen hier abwechselnd aus den Perspektiven von Jane, Guildford und Edward. So bekommen wir auch einen besseren Einblick in das Gefühlsleben von Guilford und Edward, welche in der Serie etwas blass blieben, können dafür aber leider Nebenfiguren wie Mary oder Stan Dudley nur am Rande beobachten. Dafür gibt es hier aber eine ganze Palette an neuen tollen Nebenfiguren, die in der Serie nicht vorkamen - Gracy oder Janes Großmutter zum Beispiel. Einen 1:1 Vergleich mit der Serie kann man hier also nicht herstellen und die Geschichte auch nicht für eine direkte Weitererzählung der fehlenden Staffel 2 heranziehen. Dennoch lohnt es sich definitiv die Buchreihe zu starten, da sie ihren ganz eigenen Charme hat. Ich werde auf jeden Fall auch die anderen Bände lesen!

"You nearly died, and then who would I have argued with?" "You'd have found someone." "No." He stepped toward her. "I only want to argue with you."


Fazit


"My Lady Jane" erzählt Lady Jane Greys Geschichte humorvoll, magisch und charmant neu. Zwar unterscheidet sich das Buch in Ton und Stil von der Serie und richtet sich an ein jüngeres Publikum, überzeugt aber durch eine unterhaltsame Handlung, einen flüssigen Schreibstil und liebenswerte Charaktere – ein Muss für Fans von humorvoller Fantasy mit historischem Touch!

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