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Veröffentlicht am 24.03.2025

Was ihr mir nehmen könnt, ist sowieso nichts wert

Die Tribute von Panem L. Der Tag bricht an
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Die 50. Hungerspiele stehen bevor, zum Jubiläum sollen doppelt so viele Tribute antreten als sonst, aus jedem der zwölf Distrikte vier Stück. Durch unvorhergesehene Ereignisse bei der Ernte wird Haymitch ...

Die 50. Hungerspiele stehen bevor, zum Jubiläum sollen doppelt so viele Tribute antreten als sonst, aus jedem der zwölf Distrikte vier Stück. Durch unvorhergesehene Ereignisse bei der Ernte wird Haymitch Abernathy gezwungen, an den Hungerspielen teilzunehmen. Zusammen mit drei weiteren Tributen wird er ins Kapitol gebracht, wo sie gemeinsam mit den restlichen Teilnehmern auf die Kämpfe vorbereitet werden. Kurz bevor es losgeht, ergibt sich eine Möglichkeit, den Ausgang der Spiele zu beeinflussen. Aber wem kann man trauen, wer spielt ein falsches Spiel?

Seit ich vor über einem Jahrzehnt die ersten drei Bücher gelesen habe, die ich damals zufällig beim Stöbern fand, bin ich ein glühender Fan der Buchreihe. Groß war meine Freude, als im Jahr 2020 ein weiterer Band erschien, der sich mit dem grausamen Präsidenten Coriolanus Snow befasste und dessen Geschichte erzählte. Nun erscheint mit dem vorliegenden Buch die Geschichte von Haymitch Abernathy, der in der Panem-Trilogie zum Betreuungsteam der Tribute gehört und als Sponsorengewinner während der Spiele fungiert. Als Mentor von Katniss und Peeta sollte er jedem eingefleischten Fan der Buchreihe ein Begriff sein.

Ich gebe zu, dass ich ein bisschen skeptisch war, ob mich das Buch genauso begeistern würde, wie vor vielen Jahren die Trilogie. Meine anfängliche Skepsis wich jedoch bald einem regelrechten Zustand des Verzücktseins, fasziniert versank ich in der Erzählung, vergaß alles um mich herum und fieberte mit Haymitch und seinen Verbündeten mit. Die interessanten und vereinzelt skurrilen Charaktere entstanden genauso vor meinen Augen wie die Arena, in der die Hungerspiele ausgetragen wurden. Ich lernte liebenswerte Figuren kennen, verlor diese wieder und war am Boden zerstört. Ich litt und kämpfte, fühlte Trauer, Wut und Hass, hielt die Daumen und oft auch den Atem an, eilte durch die Seiten und versuchte, meine Emotionen im Zaun zu halten, kam gegen meine Gefühle aber irgendwann einfach nicht mehr an. Was für eine tolle Ergänzung zu den restlichen Bänden, ich bin immer noch total geflasht! Am liebsten würde ich direkt zurück nach Panem reisen und die ersten Teile erneut lesen, so großartig war das.

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Veröffentlicht am 21.03.2025

Faszinierend und berührend

Rosa
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Vigga ist eine Einzelgängerin, einzig ihre beste Freundin Maiken ist ihr ganzes Glück. Als Maiken schwanger wird, zieht sich Vigga zurück. Während eines Praktikums im Kopenhagener Aquarium begegnet sie ...

Vigga ist eine Einzelgängerin, einzig ihre beste Freundin Maiken ist ihr ganzes Glück. Als Maiken schwanger wird, zieht sich Vigga zurück. Während eines Praktikums im Kopenhagener Aquarium begegnet sie Rosa, einem Oktopus, und ist fortan in jeder möglichen Minute bei ihr, so begeistert ist sie von dem achtarmigen Tintenfisch. Bald muss sie aber erkennen, dass nichts von Dauer ist.

»Kann sie sich an die wogenden Wellen erinnern, an wirbelnde Tänze über dem Meeresgrund? Weiß sie noch, wie es war, im nächtlichen Meer auf die Jagd zu gehen, kann sie etwas vermissen, was sie längst vergessen hat?« (Seite 92)

Ich bin von der ersten Seite an gebannt, werde angezogen von Victoria alias Vigga, aber auch oder in erster Linie von Rosa, diesem faszinierenden Geschöpf, über das ich fast gar nichts wusste, was sich nun geändert hat. Gemeinsam haben beide ihre Einsamkeit, ihr Bedürfnis nach Ruhe, ihre Suche nach einem Ort, an dem sie in Frieden gelassen werden. Und dennoch: Ohne Strömung und Bewegung, wie es bereits im Klappentext steht, funktioniert es nicht.

Es war spannend, dabei zuzusehen, welche Entwicklung Vigga durchgemacht hat. Ihre Gedanken, Gefühle und gewonnenen Einsichten berührten mich. Mir gefiel ihre Reflexion, und dass sie nicht im Stillstand verharrte. Die unfassbar interessanten Informationen über Oktopusse vervollständigten das Bild. Es gab viele schöne Momente, dramatische Szenen und auch traurige Episoden fehlten nicht. Ein wunderbares Buch, das ich gerne empfehle.

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Veröffentlicht am 12.03.2025

Phänomenaler Trilogie-Start

Der Polarkreis
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Kurz vor Weihnachten wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, deren Kopf fehlt, man vermutet, dass es sich um die vor vierzig Jahren verschwundene Sofia handelt, die seinerzeit von einem Tag auf den ...

Kurz vor Weihnachten wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, deren Kopf fehlt, man vermutet, dass es sich um die vor vierzig Jahren verschwundene Sofia handelt, die seinerzeit von einem Tag auf den anderen verschwand. Fünf Mädchen trafen sich damals in der Bibliothek, unter ihnen Sofia. Polarkreis nannte sich der Buchclub, der die jungen Frauen miteinander verband. Die verbliebenen Mädchen von damals treffen sich heute als Frauen wieder, um Antworten zu erhalten auf Fragen, die keine von ihnen stellen will.

»Die vier Frauen, die mit Sofia Hellsten früher einmal zum Buchclub Polarkreis gehört hatten, waren über den Fund im Brückenfundament zutiefst erschüttert. Er setzte jahrzehntelang sorgfältig verborgene Kräfte frei und riss Leben auseinander, die womöglich nie ganz gewesen waren.« (Seite 6)

Eine Stimme führte durch das Buch, dessen Aufbau großartig gewählt wurde. Jedem Kapitel vorangestellt wurde ein Monat von vor vierzig Jahren, dem die Gegenwart folgte, die meine Fragen dazu beantwortet und neue aufgeworfen hat. So näherte sich die Geschichte der Aufklärung, der ich entgegenfieberte, die ich aber trotzdem hinauszögern wollte, weil der Weg dahin so unglaublich spannend und unterhaltsam war. Die fünf Mädchen hätten nicht unterschiedlicher sein können, jede von ihnen ein faszinierender Charakter, der mir wirklich nicht sympathisch gewesen ist, was sich vier Jahrzehnte später nicht geändert hat; ich fand das wirklich wunderbar!

Kleine und große Geheimnisse, Liebe, Hass und Lügen sowie eine Kleinstadt, in der jeder jeden kennt, das ist eine unwiderstehliche Mischung für mich. Ich habe erst sehr spät einen Verdacht gehabt, der sich zwangsläufig ergab, war allerdings trotzdem überrascht, als ans Licht kam, was damals geschah. Das Gefühl am Ende war unbeschreiblich; einerseits war ich zufrieden, weil der Gerechtigkeit Genüge getan wurde, andererseits war ich traurig über die Tragik, die darin verborgen war. Der Fall wurde abgeschlossen, aber zusätzlich mysteriöse Andeutungen gemacht, was Sinn macht, da es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt. Die Fortsetzung mit dem Titel „Das kalte Moor“ erscheint im Frühjahr 2026 und ich kann es kaum erwarten. Für mich war der Kriminalroman ein Highlight im Genre und verdient die volle Punktzahl mit einem extra Sternchen dazu.

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Veröffentlicht am 10.03.2025

Keine Gnade

Skin City
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Eine Einbruchsserie hält die Polizei auf Trab, die unbekannten Täter schlagen regelmäßig und unerkannt zu. Kriminalpolizistin Romina Winter wird auf den Fall angesetzt, dabei hat sie genug andere Probleme, ...

Eine Einbruchsserie hält die Polizei auf Trab, die unbekannten Täter schlagen regelmäßig und unerkannt zu. Kriminalpolizistin Romina Winter wird auf den Fall angesetzt, dabei hat sie genug andere Probleme, weil ihre Schwester verschwunden ist. Derweil wird Jacques Lippold nach über zwei Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Er fühlt sich ungerecht behandelt und hat noch eine Rechnung zu begleichen, bevor es mit dem Geld verdienen endlich weitergeht. Es ist Sommer in Berlin.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den vierten Teil der Berlin Noir-Reihe, was ich nicht wusste, als ich mich dazu entschied, es zu lesen, weil das Cover großartig und der Klappentext so verführerisch war. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir bestimmtes Vorwissen fehlt, der wichtigste Teil der Geschichte wurde abgeschlossen und lediglich einige Fragen blieben für mich offen, die allerdings im privaten Bereich liegen und keinen Einfluss auf das Gesamtbild haben. Ich möchte für mich einfach wissen, ob und wenn ja was genau davor war. Aber eigentlich möchte ich einfach mehr darüber lesen, wie der Autor die Stadt sieht. Dieses Buch war eine Wucht; laut, dreckig, kriminell und auch ein bisschen zärtlich; jeder Satz mitten in die F r e s s e rein. Ich liebe es!

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Veröffentlicht am 04.03.2025

Dystopisches Meisterwerk

Der letzte Mord am Ende der Welt
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Eine mit den letzten Menschen bewohnte Insel, unter den 122 Überlebenden befindet sich ein Mörder. Den Dorfbewohnern und den verbliebenen Wissenschaftlern bleiben nur wenige Stunden, um den Mörder zu finden, ...

Eine mit den letzten Menschen bewohnte Insel, unter den 122 Überlebenden befindet sich ein Mörder. Den Dorfbewohnern und den verbliebenen Wissenschaftlern bleiben nur wenige Stunden, um den Mörder zu finden, damit die Menschheit überlebt. 107 Stunden bis zum Ende der Welt.

»Überleben war schwer und Sterben war leicht, und viele gaben den Kampf von ganz allein auf. Doch zum Glück für den Fortbestand der Menschheit hinterließen sie Kinder, und diesem Genpool entstammen die heutigen Dorfbewohner.« (Seite 38)

Nach einem - hier zitiere ich den Autor - Und-täglich-grüßt-das-Murmeltier-Krimi sowie einer historischen Gespensterschiff-Geschichte legt Stuart Turton nun einen Sciencefiction-Apokalypse-Roman vor; kann das funktionieren? Es kann und nicht nur das: dieses Buch ist in diesem Genre eines der besten Bücher, die ich in den letzten Jahren, um nicht zu sagen Jahrzehnten, gelesen habe! Der Autor hat hier eine Welt weit in der Zukunft erschaffen, die so phantasievoll und vielfältig gestaltet ist, dass ich immer nur staunen konnte, über wieviel Einfallsreichtum er verfügt. Mein Erstaunen und mein Entzücken möchte ich euch nicht nehmen, deswegen gehe ich nicht näher auf die Einzelheiten dieser Welt ein. Diese zu entdecken, war ein so großartiges und unvergessliches Erlebnis, dass es fast schon ein Frevel wäre, es zukünftigen Leserinnen und Lesern vorzuenthalten.

Insgesamt besticht die Geschichte durch eine ungewöhnliche Erzählweise, großartige Charaktere, viele unerwartete Wendungen sowie einen Kriminalfall, der neben der dystopischen Atmosphäre dazu beigetragen hat, eine hohe Spannungskurve aufzubauen und zum Mitraten zu animieren. Für mich ein Meisterwerk, das förmlich nach einer Verfilmung schreit. Phänomenal!

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