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Veröffentlicht am 20.12.2017

Aufeinander zugehen

Der Tanz unseres Lebens
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Das fällt manchen schwerer, anderen leichter. Der Tänzerin Florence
fällt es sehr, sehr schwer - meistens jedenfalls. Und das aus gutem
Grund.

Doch nachdem sie nach einer nächtlichen Tanzeinlage auf
dem ...

Das fällt manchen schwerer, anderen leichter. Der Tänzerin Florence
fällt es sehr, sehr schwer - meistens jedenfalls. Und das aus gutem
Grund.

Doch nachdem sie nach einer nächtlichen Tanzeinlage auf
dem Eis und dem darauf folgenden Einbruch vom Arzt Martin gerettet
wurde, landet sie bei Claire und ihrer Tochter Zoe - einem Kind mit
Down-Syndrom. Und dort kann sie sich öffnen und gar in die Familie
einfügen. Schnell wird sie zur Betreuerin Zoes und nicht nur das - sie
wird sozusagen zu ihrer und Claires Lebens-Gefährtin.

Durch
Zufall ist sie in dem kleinen Ort in der Romandie geblieben und bleibt
dort hängen, was vor allem mit Claire und Zoe und bald auch mit Lysann,
Zoes älterer Schwester, die schwer erkrankt aus ihrem Sportinternat nach
Hause zurückkehrt, zusammenhängt, aber längst nicht nur.

Denn
Florence hat selbst ihr Päckchen zu tragen und dieses wörtlich zu
nehmende Päckchen trägt sie am liebsten unter Freunden, zu denen sich
gern auch Martin zählen würde, doch so leicht macht es Florence ihm
nicht, kann sie es ihm nicht machen.

Wie sie dennoch das Dorf
erobert - umgekehrt ist dies längst geschehen - beschreibt Noa C. Walker
in einer eindringlichen Schilderung, die man aufgrund ihrer teils
wundersamen Fügungen stellenweise als märchenhaft bezeichnen könnte,
würde nicht so viel Pragmatisches und Handfestes drin vorkommen. Um sich
endgültig einleben zu können, muss Florence allerdings jemandem
verzeihen, jemandem, der weit weg ist...

Ein schönes und kluges
Buch, bei dem es wie immer bei Noa C. Walker um Menschlichkeit in ihren
unterschiedlichen Facetten geht, vor allem ums Verzeihen, aber auch um
das Wertschätzen dessen, was man hat. Ein warmherziges, stimmiges Buch
mit kraftvollen Elementen und wunderschönen Zitaten, die die Autorin dem
Mädchen Zoe in den Mund legt.

Wer eine stimmungsvolle Lektüre
für den Advent sucht, der hat sie hiermit gefunden. Ich jedenfalls
empfehle sie aus ganzem Herzen!

Veröffentlicht am 20.12.2017

Eine Seefahrt, die ist lustig?

Woman in Cabin 10
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Diese jedenfalls nicht, auch wenn man dabei definitiv viel erleben kann. Aber nicht unbedingt Lustiges, sondern Mondänes, Luxuriöses, aber auch Geheimnisvolles, ja gar Bedrohliches.

Journalistin ...

Diese jedenfalls nicht, auch wenn man dabei definitiv viel erleben kann. Aber nicht unbedingt Lustiges, sondern Mondänes, Luxuriöses, aber auch Geheimnisvolles, ja gar Bedrohliches.

Journalistin Lo hat das ganz große Los gezogen und darf ihre Chefin während der Elternzeit bei einer Tour auf einem Luxusschiff vertreten - sie arbeitet nämlich bei einem High-Class-Reisemagazin. Böse Zungen könnten sagen, sie bekommen kostenlose Reisen dafür, dass sie sie den Reichen schmackhaft machen, jedenfalls nicht zu knapp! Aber in den Genuss kommt eben immer nur Los Chefin - bis jetzt!

Diesmal ist das Ziel besonders verlockend: eine Kreuzfahrt entlang der norwegischen Küste. Aber Lo kann sie fast nicht antreten, weil bei ihr zu Hause eingebrochen wird. Und dann hört sie von der Kabine nebenan verdächtige Geräusche, von denen allerdings kein anderer etwas wissen will. Kommen sie etwa von der Frau, die ihr ihr Mascara geliehen hat? Keiner will diese gesehen haben!

Ich habe diesen Thriller, der über Strecken eine gewaltige Nähe zum klassischen Whodunnit aufweist, überaus gerne gelesen, kann Autorin Ruth Ware, deren zweites Werk dies nach dem Bestseller "Im dunklen, dunklen Wald" bereits ist, doch wunderbar packend und fesselnd erzählen, wobei sie stets eindringlich bleibt, Reißerisches eher vermeidet. Die Charaktere könnten - wären sie nicht ganz so modern gestaltet - auch bei Agatha Christie vorkommen, sie sind wunderbar plastisch gestaltet und schreien geradezu nach einer Verfilmung.

Auch wenn die Handlung keineswegs leise und umständlich daherkommt - nein, Ruth Ware leistet sich durchaus ein paar verwegene, ja abwegige Loups, um am Schluss dann doch alles wieder zusammenzubringen. Nun ja, fast alles. Über ein paar Kleinigkeiten sehe ich, die ich Lektüre sehr genossen habe, gnädig hinweg und empfehle dieses Buch allen Krimiliebhabern, bei denen es auch mal etwas atemberaubender zugehen darf und die das Überschreiten der Grenze zum Thriller nicht scheuen!

Veröffentlicht am 20.12.2017

Nach langen Jahren

Karolinas Töchter
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nämlich über 70 - sucht Lena, selbst in gesegnetem Alter, in Chicago die Töchter ihrer Freundin, die sie im zweiten Weltkrieg aus den Augen verloren hat und zwar in Ostpolen, dem Land ihrer Herkunft. ...

nämlich über 70 - sucht Lena, selbst in gesegnetem Alter, in Chicago die Töchter ihrer Freundin, die sie im zweiten Weltkrieg aus den Augen verloren hat und zwar in Ostpolen, dem Land ihrer Herkunft. Ihre amerikanische Anwältin und deren Mann, ein erfolgreicher Detektiv, der die Suche aufnehmen soll, haben so ihre Zweifel, aber Lena lässt nicht locker, obwohl sich ihr eigener Sohn gegen sie stellt.

Diese Geschichte ging mir durch bis ins Mark und hat mich an für mich maßgebliche, die Augen öffnende und damit bahnbrechende mediale Konfrontationen mit der Verfolgung der Juden wie den Vierteiler "Holocaust", der Ende der 1970er Jahre im deutschen Fernsehen lief oder Spielbergs großartigen Film "Schindlers Liste" aus den 1990ern erinnert - eine ähnlich epochale Wirkung hat diesen eindringliche, dabei trotz aller Emotionalität immer auch pragmatisch bleibende Buch auf mich. Ich möchte es allen jungen Leuten (das sind für mich alle unter 40) zeigen, sie mit der Nase drauf stoßen und sagen: "lest"! Und dann überlegt Euch, ob Ihr zusehen wollt, wie in Europa friedlichen, hilfesuchenden Menschen die Tür vor der Nase zugeknallt wird. So wie in Ostpolen der 1930er und 40er Jahre ist es noch nicht, aber es bewegt sich in die Richtung und das gilt es zu vermeiden. Dieses Buch vermittelt so viel mehr als historische Wahrheiten, es zeigt Menschlichkeit, Mitgefühl, aber auch Mut und Stärke, die aus der Verzweiflung geboren wurde.

Ein Buch über die Kraft der Frauen - eines, das ich sowohl schockierend als auch ermutigend fand. Geschockt haben mich - obwohl mir als Historikerin hinlänglich bekannt - die individuellen Erlebnisse, die Dramen, die sich unter dem nationalsozialistischen Regime, aber auch in dessen Nachfolge ereigneten. Mut machten mir die Frauen, die trotz Schwäche und Verzweiflung nie aufgaben, auch wenn die Lage noch so hoffnungslos schien.

Ein Buch, das sich schnell wegliest, das man aber dennoch nicht vergisst. Ich jedenfalls werde die Geschichte für immer in meiner Erinnerung und in meinem Herzen behalten!

Veröffentlicht am 20.12.2017

Mord im Hamburger Hafen

Stille Wasser
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Im stillen Wasser spielt sich die Handlung des vorliegend Krimis ab, nämlich im Hamburger Elbhafen.

Dort muss ein Schiff wegen einer Bombendrohung evakuiert werden, doch als die zahlreichen Besucher das ...

Im stillen Wasser spielt sich die Handlung des vorliegend Krimis ab, nämlich im Hamburger Elbhafen.

Dort muss ein Schiff wegen einer Bombendrohung evakuiert werden, doch als die zahlreichen Besucher das Schiff verlassen haben, findet die sowieso bereits eingetroffene Polizei eine Leiche: eine schöne Frau, die, wie bald festzustellen ist, zur Besatzung des Schiffes gehört. Doch ihre Herkunft wie auch verschiedene Gegebenheiten rund um den Tatort werfen Fragen auf - kann das Rätsel um die Ermordung - denn nichts anderes ist es - der Frau gelöst werden?

Autorin Angelique Mundt lässt neben dem Hamburger Kommissarengespann Torben Koster und Michael Liebetraut auch Psychotherapeutin Tessa Ravens ermitteln - eine bewährte Kombination - dies ist bereits der dritte Fall für die drei Charaktere: eine ungewöhnliche, dabei fesselnde Zusammenstellung. Tessa Ravens, die eigentlich wegen der mit der Bombendrohung zusammenhängenden Räumung des Schiffes zur Beruhigung der Passagiere herbeigerufen wird, gerät in den Fall hinein, zumal sich einer ihrer Patienten - ein besonders schwerer Fall sogar - auf dem Schiff befindet.

Angelique Mundt ist es wieder einmal gelungen, ein spannendes, facettenreiches Setting zu kreieren, in dem sich die Ereignisse und Zusammenhänge - wenn auch auf eine eher ruhige Art - überschlagen: und zwar in dem Sinne, dass immer wieder neue Baustellen, neue Erkenntnisse vorgelegt werden, die es dem Leser schwer machen, das Buch aus der Hand zu legen. Zudem gibt es immer wieder Einschübe aus dem Bereich der Psychotherapie, was die Handlung für mich besonders reizvoll gestaltet.

Dennoch verläuft der in oder andere Hinweis im Sande, auch wird die ein oder andere Entwicklung ein wenig lang. Doch ist der gesamte Rahmen so atmosphärisch, die Figuren so charismatisch, dass mich das nicht im Geringsten stört. Im Gegenteil, ich kann den nächsten Band kaum erwarten!

Veröffentlicht am 20.12.2017

Aller Anfang ist Köln

Max
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Naja, fast, denn Max Ernst, der große Künstler des 20. Jahrhunderts, kommt eigentlich aus Brühl, das aber nur einen Katzensprung von der Domstadt entfernt ist. Und dorthin zieht es ihn auch mit seiner ...

Naja, fast, denn Max Ernst, der große Künstler des 20. Jahrhunderts, kommt eigentlich aus Brühl, das aber nur einen Katzensprung von der Domstadt entfernt ist. Und dorthin zieht es ihn auch mit seiner ersten Frau, Mit seiner ersten Ehefrau (von insgesamt vier!) der Kunsthistorikerin Louise Straus-Ernst, lebt er dort und wird zu einer der Gallionsfiguren der Kölner Dadaismus-Bewegung, bis es ihn fortzieht - fort von der Familie, hin zur nächsten Frau.

Markus Orths kleidet das Leben des Künstlers in einen Roman und hangelt sich dabei an den Frauen im Leben Max Ernsts entlang - an sechs ausgewählten, denn es waren einige mehr, die sich für eine Zeit zu Max gesellten. Auf diese oder jene Art und Weise.

Die dichterische Freiheit gepaart mit historischen Fakten zu präsentieren ist nicht leicht - Markus Orths meistert diese Herausforderung mit Bravour, spannend schreibt er und mitreißend, vermag die Charaktere, die ja "in Echt" existiert haben, in wenigen Sätzen darzustellen. Und neben den sechs Frauen Lou, Gala, Marie-Berthe, Leonora, Peggy und Dorothea sind dies noch eine Menge anderer Gestalten, Weggefährten Ernsts in der ein oder anderen Phase seines Lebens oder auch - wie Paul Elouard, Hans Arp oder Marcel Duchamp - mehr oder weniger lebenslang.

Der Roman liest sich fast wie ein Umschlag der Geschehnisse in Westeuropa in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhundert - danach wird es um Max Ernst merklich stiller - es ist tollkühn, was Markus Orths hier wagt. Und mit Bravour meistert.

Ein Meisterwerk also, eines, das ich in vollen Zügen genossen habe, nicht nur, weil ich Max Ernst als Sohn (naja, fast - siehe oben) meiner Heimatstadt Köln schon lange kenne und schätze, das Max-Ernst-Museum in Brühl oft besucht, seine Bilder im Kölner Museum Ludwig oft gesehen habe, teilweise von Kindesbeinen an.

Ein Meisterwerk also, das einem (Maler-)Meister gewidmet ist und dem ich viele, viele Leser gönne! So sollte eine literarische Biographie geschrieben sein, aber ich kann mir vorstellen, dass das nur die Wenigsten schaffen. Das ist auch gut so - wenn es zu viele Meisterwerke auf der Welt gibt, relativieren sie sich!

Aber so: Ein Hoch auf den großartigen Maler Max Ernst und ein weiteres auf den Autor Markus Orths, der ihm mit diesem Roman ein einzigartiges Denkmal geschaffen hat!