Highlight: Gesunde Beziehung
Von Mounia Jayawanth habe ich bislang alle Bücher gelesen und auch wenn ich keine Sekunde davon bereue, so gab es immer so einzelne Elemente, mit denen ich mich etwas an ihr gestoßen habe. Aber dieses ...
Von Mounia Jayawanth habe ich bislang alle Bücher gelesen und auch wenn ich keine Sekunde davon bereue, so gab es immer so einzelne Elemente, mit denen ich mich etwas an ihr gestoßen habe. Aber dieses Gefühl bedeutet umgekehrt auch immer, dass ich das Potenzial in ihrer Art zu schreiben sehe und ihr das Optimum wünsche. Perfekte Geschichten für jeden einzelnen gibt es ohnehin nicht, aber es gibt immer einen Punkt, an dem man sagen kann, yes!
Da ich die Buchpräsentation zu „Honeymoon“ aus der Purple Clouds-Reihe gesehen habe, war ich tatsächlich auch sehr angefixt, denn Fake Dating, klar, aber Fake Honeymooner? Mal was Neues. Jayawanth hat auch ein Faible dafür, ihr Figurenrepertoire immer wieder auftauchen zu lassen, sodass es trotz neuer Reihe mit Emory und Deb zwei Figuren sind, die wir schon bestens aus der Van Day-Reihe kennen. Ich war erst etwas skeptisch, denn eine ganz neue Reihe und dann sollte man aber eine andere dafür kennen, um das beste Leseerlebnis zu haben? Durchaus gewagt. Rein menschlich war es aber kein Problem, weil ich schon gemerkt habe, dass Deb und Emory schnell einen Zauber entwickelt haben. Das liegt auch an den Rückblenden zur besagten Nacht, in der sie die Entscheidung der Heirat getroffen haben, aber auch im Hier und Jetzt merkt man wirklich deutlich, wie viel zwischen ihnen ist, sodass man tatsächlich von etwas Magischem sprechen kann. Da hat es Jayawanth für mich echt toll geschafft, ohne viel Tamtam etwas zu kreieren, was nachwirkt. Gleichzeitig habe ich aber auch gemerkt, dass das Hotel und damit Emorys Berufsfeld ein kleines Tabu war. Wir erleben ihn wirklich extrem wenig in diesem Kontext, weswegen ich zwischendurch auch den Gedanken hatte, ob er sich wohl noch anders orientiert. Das bedeutet keinesfalls, dass der Job nicht zu Emory passen würde, aber ich hatte bei ihm – gerade im Vergleich zu Deb – nicht den erfüllenden Charakter wahrgenommen. Es sollte eine neue Geschichte sein, auf jeden Fall, weswegen auch Ellis‘ und Ryans Auftritte sehr runtergefahren sind, aber ich hatte etwas den Eindruck, dass damit quasi ein Teil amputiert wurde, der aber dazu gehört hätte.
Umgekehrt muss ich aber auch sagen, dass mich auch Debs Berufsalltag nicht restlos überzeugt hat. Wir haben hier deutlich mehr bekommen, wäre angesichts des Reihentitels auch sehr seltsam gewesen, wenn es nicht so gewesen wäre. Aber es hat mich doch etwas geärgert, wie es gestaltet wurde, weil es so an exakt einem Punkt etwas Lächerliches bekommen hat. Bleibe ich aber zunächst bei dem Positiven, denn die Diskussionen über gesellschaftlich relevante Themen haben mir extrem gut gefallen. Das war immer schon Jayawanths große Stärke. Sie erinnert mich da sehr an Anabelle Stehl, weil beide einfach etwas zu sagen haben und vor allem nicht einseitig, sondern es immer zur Diskussion stehen. Ihre eigenen Positionen mögen dann klar sein, aber die anderen sind dennoch drin. Generell hat mich das ganze Setting mit der Redaktion auch sehr an „The Bold Type“ erinnert, was, wenn ich mich recht erinnere, auch eine Inspirationsquelle war. Das wurde also toll und überzeugend erfüllt. Wie sich letztlich alles mit Debs Artikel entwickelt hat, das war zwar rund, aber ich musste doch mehrfach denken, dass doch inzwischen so viel Zeit vergangen ist, dass es so unlogisch erscheint, dass Jamie Deb das Trödeln beim Artikel durchgehen lässt. Es gibt immer die großen Coverstories, die mehr Zeit und Recherche verlangen, aber im Grunde schreibt und produziert man doch ständig und das hat mir bei Deb total gefehlt. Was hat sie sonst so gemacht, außer andere zu unterstützen? Das war eine riesige Lücke. Und wenn man sagt, der Artikel ist fast fertig, und dann wird akzeptiert, dass weitere Wochen (!!!) vergehen, häh?
Jetzt können wir nach diesem Abschnitt die Kritikpunkte aber links liegen lassen, weil mir die Geschichte deutlich mehr gefallen hat, als dass mich etwas gestört hat. Die Idee der WG, super! Ich fand die gemeinsamen Momente sehr wohlfühlend. Auch wenn es speziell zu Rileys Entwicklung einige Diskussionen untereinander gab, aber auch das fand ich realistisch. Xander macht schnell Lust auf mehr. Dann haben wir diese ganzen Insider, die sich entwickeln, es war echt schnell eine eingespielte Truppe. Dazu haben wir eben nochmal Deb und Emory für sich. Auch wenn beruflich für mich die Kritikpunkte sind, aber in der Persönlichkeit waren sie offene Bücher für mich. Debs ADHS war toll dargestellt. Es war auch gut erklärt und man hat es in ihrer Figurengestaltung auch gemerkt, ohne dass es übertrieben war. Umgekehrt haben wir Emorys Trauma, das zwar nicht extrem spezifiziert wird, aber das musste es auch gar nicht, weil man die Vergangenheit und was dann aus ihm geworden ist, in einem guten Kontext hat. Dass es noch nicht harmonisiert ist, war dann genau der Punkt, mit dem sich seine Geschichte überzeugend erzählen ließ. Mir gefiel tatsächlich auch die Rolle von Kayla, selbst wenn ich das zwischendurch nicht gedacht hätte. Abschließend kommen wir nochmal auf Deb und Emory als Paar, denn ich mochte auch ihre Konfliktaustragung. Da war immer sehr viel Verständnis, selbst wenn es mal nicht ideal lief. Es war eine gesunde Beziehung, die uns präsentiert wurde und die für mich am meisten heraussticht.
Fazit: Auch wenn „Honeymoon“ aus der Purple Clouds-Reihe auch wieder nicht das Buch von Mounia Jayawanth ist, bei dem ich restlos Yes! schreien kann, so stechen für mich abseits des Berufsalltags von beiden Figuren sehr viele Highlights heraus. Die Autorin hat etwas zu sagen und das hallt immer nach und das ist das Wichtigste.