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Veröffentlicht am 11.08.2018

Walli Winzer versucht sich als Ermittlerin

Waldviertelmorde
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Das Waldviertel befindet sich unweit meiner eigenen Heimat. Überquert man die Donau vom Süden aus kommend aus dem Mostviertel Richtung Norden, ist man auch schon im Waldviertel gelandet. Da ich nur wenige ...

Das Waldviertel befindet sich unweit meiner eigenen Heimat. Überquert man die Donau vom Süden aus kommend aus dem Mostviertel Richtung Norden, ist man auch schon im Waldviertel gelandet. Da ich nur wenige Kilometer von der Donau entfernt lebe, ist das ein Katzensprung. Aber das Waldviertel ist natürlich viel größer und erstreckt sich von der Donau aus bis hinauf zur tschechischen Grenze. Durch die Grenze des ehemaligen Ostblockes, war es jahrzehntelang eine eher "verschlafene" Region. Es ist nicht sehr dicht besiedelt und ist ein Naherholungsgebiet für viele Wiener. So auch für unsere Hauptprotagonistin Walli Winzer. Die erfolgreiche Inhaberin einer PR-Agentur nimmt sich ein Sabbatical-Jahr. In Großlichten im Waldviertel hat sie sich ein altes Haus gekauft, welches sie mit ihrem Kater Filou bewohnen wird. Ihre Freundin Lena lebt im selben Dorf mit ihrer Familie und führt einen Biobauernhof. Doch auch für Lena war es nicht so einfach Anschluss bei den Dörflern zu finden und Walli, die mit ihrem Audi-Cabriolet und ihrer Designerkleidung wie ein Pfau unter Singvögel auffällt, hat es noch weniger einfach. Einzig der Tierarzt im Dorf, der von den Frauen umschwärmt wird, stellt der neu Zugezogenen nach, was die Dörflerinnen noch mehr verärgert. Doch dann gibt es den ersten Toten und Walli kommt ins Visier des Dorfpolizisten...

Einen wichtige Location im Ort bildet der Reiterhof von Hubsi Steiniger. Dieser ist bei den Einheimischen, aber vorallem bei den Wienern, sehr beliebt. Die Reitställe sind stark frequentiert, sodass man an Ausbau denkt. Auch Lisa, die Tochter von Wallis Freundin Lena, und deren Freundin Sandra verbringen ihre gesamte Freizeit bei den Pferden. Mit der jungen Nina Egger, die als Springreiterin eine große Karriere vor sich hat, möchte Steiniger noch bekannter werden und investieren. Allerdings verspielt Steiniger viel zu oft sein Geld im Casino und hat immense Schulden angehäuft. Da erkranken immer öfter Pferde an einer Kolik...

Bis es den ersten Toten gibt, dauert es leider etwas mehr als die Hälfte des Krimis (mit Ausnahme des Mordes im Prolog, der wirklich spannend geschrieben wurde). Es gibt bereits einige locker-leichte Krimis, bei denen die Morde eher im Hintergrund stehen und der Humor punktet. Einige davon sind Bestseller, andere sind nur Abklatsch oder einfach zu wenig mitreißend. Leider betrifft das auch "Waldviertelmorde". Die Handlung ist oftmals zäh und es fehlt großteils an Spannung. Die Autorin wiederholt sich mehrmals mit ihren Beschreibungen der Kleidung und Accessoires von Walli oder anderen modebewussten Damen, dem genussvollen Spezialitäten der Region und dem angesagtesten Dorftratsch. Was anfangs noch unterhält, ist nach der x-ten Wiederholung nur mehr nervig!

Der Regionalkrimi punktet zwar mit Lokalkolorit durch die oftmalige Anpreisung von regionalen Speisen und Spezialitäen, die dem Leser das Wasser im Mund zusammen laufen lässt, aber sonst passiert nicht wirklich viel. Walli verzettelt sich immer wieder durch dieselben Gedankengänge oder agiert völlig unberechenbar, ohne nachzudenken.
Auch die Rolle von Kater Filou ist leider am Ende sehr unglaubwürdig dargestellt. Als Katzenmutter von fünf Fellnasen kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Szene so ablaufen könnte.

Schreibstil:
Maria Publig kann schreiben, auch wenn ich hier leider keine sehr gute Bewertung für den Regionalkrimi abgebe. Das liegt aber an der Story selbst. Die Autorin schreibt flüssig und leicht mit einer Prise Humor und viel Lokalkolorit. Leider verstand sie es nicht mich an die Geschichte zu fesseln, obwohl ich sogar einige Orte und Lokalitäten kannte. Der Humor kam ebenfalls nicht immer bei mir an.
Am Cover sieht man einen der Wackelsteine, ein Wahrzeichen der Region.

Fazit:
Ein leichter Krimi, dem es an Spannung fehlt. Obwohl ich selbst unweit des Waldviertels lebe, war mir dieser Krimi eindeutig zu langatmig und zäh. Allein das Lokalkolorit stimmt und vermittelt ein authentisches Bild der Region. Das genügt mir leider nicht! Deshalb gibt es von mir nur eine bedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 17.05.2018

Der Funke sprang nicht über

Die Lichter von Paris
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Wer meinen Blog folgt weiß, dass ich Romane auf zwei Zeitebenen und Familiengeschichten sehr gerne lese. Deswegen habe ich mir von diesem Roman von Eleanor Brown auch viel versprochen. Leider haben sich ...

Wer meinen Blog folgt weiß, dass ich Romane auf zwei Zeitebenen und Familiengeschichten sehr gerne lese. Deswegen habe ich mir von diesem Roman von Eleanor Brown auch viel versprochen. Leider haben sich meine Erwartungen nicht wirklich erfüllt. Das liegt jedoch weniger an der Geschichte aus den schillernden Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, die mich großteils überzeugte, sondern am Gegenwartsstrang, durch den ich mich zeitweise wirklich quälen musste. Warum das so war wollt wir wissen?
Das beginnt mit Madeleine, der Hauptprotagonistin aus der Gegenwart. Wir schreiben das Jahr 1999. Madeleine ist Mitte 30 und mit dem reichen Geschäftsmann Philipp in Chicago verheiratet. Sie ist jedoch mit dem Leben an der Seite ihres Ehemannes nicht wirklich glücklich, denn dieser verbietet ihr zu arbeiten und sie soll für ihn höchstens repräsentieren. Madeleine, die sich Zeit ihres Lebens immer nur anderen Menschen angepasst hat, fühlt sich mit der Zeit eingeschränkt, kann aber nicht aus ihrer Haut. Zuerst lässt sie sich von ihrer Mutter und dann von ihrem Ehemann unterdrücken. Als ihre Mutter das Elternhaus verkauft und in eine noble Seniorenresidenz ziehen will, ergreift Madeleine die Initiative um über ihr Leben mit Philipp nachzudenken. Während sie ihrer Mutter beim Umzug hilft, findet sie die Tagebücher ihrer Großmutter Margaret. Schon bald erkennt sie, dass sich auch ihre Großmutter mit Zwängen und Verpflichtungen herumschlug......

Hier muss ich nun meine Meinung zum Roman teilen. Denn während ich den Gegenwartsstrang nicht mochte, war der in der Vergangenheit der damaligen Zeit angemessen und interessant zu lesen.
Margaret ist eine schüchterne junge Frau, die Bücher liebt und gerne Schriftstellerin werden möchte. Sie wird jedoch, wie zu dieser Zeit üblich, von ihren Eltern in die Ehe mit einem doppelt so alten Mann gedrängt. Mit ihren 24 Jahren ist sie 1924 bereits eine alte Jungfer. Als sie sich weigert, soll sie ihre lebenshungrige Kusine als Anstandsdame nach Paris begleiten. Doch die Schiffsreise gestaltet sich ganz anders, als sich Margie das vorgestellt hat und als die beiden Frauen in Paris ankommen, nimmt ihre Kusine das restliche Geld und verschwindet. Nun muss Margie die Initiative ergreifen, denn sie hat sich bereits am ersten Abend in die Stadt der Liebe verliebt und möchte bleiben.
Die Rückblenden zu Margaret, die eine schüchterne junge Frau ist und sich nicht aus ihrem Korsett befreien kann, waren interessant zu lesen. Man erhält Einblicke in die "Goldenen 20iger" und spürt die Lebenslust der Menschen nach dem großen Krieg. Die Jungen wollen lieben und sich den schönen Dingen des Lebens widmen. Große Künstler und Dichter kommen aus dieser Epoche und auch Margie lässt sich nach einiger Zeit gerne mitreißen....

Mit Madeleine konnte ich mich allerdings nicht identifizieren und auch nicht anfreunden. Immer wieder musste ich mir vor Augen führen, dass der Roman 1999 spielt und nicht 50-60 Jahre früher. Ich komme nicht aus der oberen Gesellschaftsschicht, aber kann mir trotzden nicht vorstellen, dass sich eine Frau Mitte 30 ihr ganzes Leben vorschreiben lässt und alle ihre Wünsche aufgibt. Ihr Mann bestimmt, was sie essen und anziehen darf. Sie ist unzufrieden, versinkt jedoch eher in Selbstmitleid, als sich zu ändern. Auch ihre Mutter schreibt ihr schon seit ihrer Kindheit vor, wie man sich in ihren Augen zu verhalten hat. Wichtig sind vorallem Anstand und Etikette. Eine Scheidung ist verpönt. Nicht einmal das englische Königshaus war zu dieser Zeit so borniert wie Madeleines Mutter. Die Scheidungen von Charles und Diana, sowie Andrew und Sarah fanden 1996 statt. Das ließ mich wirklich nur den Kopf schütteln...
Außerdem ist Madeleine nicht im Stande sich selbst etwas zu Essen zu kaufen oder zu kochen. Immer wieder wird der leere Kühlschrank im Haus ihrer Mutter erwähnt und wie hungrig Madeleine sei.... Ich erspare mir hier dazu einen Kommentar...! Dieses Frauenbild zur Zeit der Jahrtausendwende ist eine Farce!
Die Parallelen zwischen Großmutter und Enkelin sind offensichtlich, obwohl eine 1924 und eine 1999 lebt. Während jedoch Margaret in Paris endlich zu sich selbst findet und in die Künstlerszene eintaucht, bleibt Madeleine lange Zeit einfach nur passiv und suhlt sich in ihrem Selbstmitleid.

Mir fehlte in diesem Roman die Spannung und ich hatte des öfteren das Bedürfnis das Buch einfach zuzuklappen oder in die Ecke zu pefffern. Was mich aber am meisten gestört hat war, dass die Autorin beide Zeitepochen identisch beschrieben hat. Man hatte permanent das Gefühl beide Frauen würden Anfang der Zwanziger Jahre leben und nicht eine zur Jahrtausendwende!

Schreibstil:
Obwohl ich mit der Erzählweise der Autorin haderte, was den Unterschied des Frauenbildes zwischen 1924 und 1999 betrifft, war der Schreibstil eingängig und gut zu lesen. Trotzdem fehlte es mir an Tiefe.
Die Kapitel sind nummeriert und mit dem jeweiligen Namen der erzählenden Person beschrieben


Fazit:
Leider konnte mich dieser Roman weder fesseln noch überzeugen. Während der Strang aus der Vergangenheit gut zu lesen war, konnte mich der aus der Gegenwart nicht erreichen. Die Frauenbilder von Großmutter und Enkelin wurden im selben Stil geschrieben und man hatte nicht wirklich das Gefühl, dass eine der beiden Frauen 1999 lebt. Leider sprang der Funke nicht auf mich über und ich kann den Roman nur eingeschränkt empfehlen!

Veröffentlicht am 09.04.2018

Der Tod ist ein Wiener

Der Tod ist ein Wiener
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Mein erster Krimi der österreichischen Autorin Edith Kneifl, der mit dem wunderschönen Cover gleich richtiges Wiener Flair vermittelt: ein Fiaker, der durch einen Torbogen fährt. Gefällt mir sehr!
Der ...

Mein erster Krimi der österreichischen Autorin Edith Kneifl, der mit dem wunderschönen Cover gleich richtiges Wiener Flair vermittelt: ein Fiaker, der durch einen Torbogen fährt. Gefällt mir sehr!
Der dritte Fall rund um die "Drei vom Naschmarkt" beginnt mit einem spannenden Prolog im Jahre 1943. Ein Desserteur, der sich in einer Hütte am Rande des Wienerwaldes versteckt hält, wird ermordet. Danach sind wir in der Gegenwart in einer Jugendstil-Villa unweit des damaligen Tatortes am Wilheminenberg. Dort wohnt die betagte Kunsthändlerin Adele, die die Privatdetektivin Magdalena beauftragt die Tochter ihrer verstorbenen Freundin Larissa zu finden. Diese war Künstlerin und wurde in den 1970iger in die Psychatrie am Steinhof eingeliefert. Dort hat sie durch eine Vergewaltigung eine Tochter geboren, die sofort zur Adoption freigegeben wurde. Adele möchte nun die Bilder von Larissa ihrer Tochter vererben bzw. sie als Alleinerbin einsetzen. Die Verwandtschaft ist darüber alles andere als begeistert....

Leider bin ich sehr schwer in die Geschichte hineingekommen. Es mag sein, dass es daran liegt, dass ich die beiden Vorgängerbände nicht gelesen habe, aber mir fehlte es generell an Spannung. Im Klappentext liest man auch von drei Ermittlerinnen, doch in "Der Tod ist ein Wiener" stellt einzig Magdalena Nachforschungen an. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass Sofia und Elvira dicke Freundinnen sind. Die beiden Frauen sind Magdalena weder eine Hilfe, noch fand ich ihr Benehmen generell als freundschaftlich zueinander.
Die Ermittlungen von Magdalena hielten sich meiner Meinung nach in Grenzen. Viel mehr stolperte sie über einige Hinweise und übersah dafür andere. Der im Klappentext beschriebene Mord passierte erst im letzten Drittel des Krimis und war außerdem vorhersehbar.
Einzig der Einblick in die Psychatrie zu dieser Zeit fand ich wirklich interessant. Wie man leider heute weiß, war die Euthanasie zur Zeit des zweiten Weltkrieges allgegenwärtig. Die schlimmen Behandlungsmethoden an behinderten Kindern im Kinderheim Wilhelminenberg wurde bis in die 1980iger Jahre fortgesetzt. Unglaublich!

Aber zurück zum eigentlich Krimi. Mit der Sprache hatte ich als Österreichein natürlich kein Problem und der Wiener Charme kommt immer wieder zwischen den Zeilen durch. Die Gegend rund um Wien und auch in der Stadt selbst, wird sehr bildhaft beschrieben und natürlich kenne auch ich einige Plätze, die die Autorin hier beschreibt.

Die Charaktere blieben mir bis auf Adele leider größtenteils fremd. Anfangs konnte ich die drei Freundinnen kaum auseinanderhalten, was aber auch daran liegen wird, dass ich eben bei Teil 3 eingestiegen bin. Viele Figuren waren äußerst unsymapthisch oder blieben nebulös bzw. wurden auf eine Charaktereigenschaft reduziert. Nur von Adele konnte ich mir ein wunderbares Bild machen, ihre Ängste und Sorgen nachvollziehen. Die Hoffnung, die sie sich durch das Auffinden von Larissa's Tochter machte und der Wunsch an ihr etwas gutzumachen, war verständlich.

Schreibstil:
Edith Kneifl schreibt angenehm flüssig und dialoglastig, der Roman besitzt viel Lokalkolorit.
Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Magdalena geschrieben. Zwischen den Kapiteln gibt es Rückblenden. Manche sind aus der Sicht von Larissa und erzählen von der Zeit am Steinhof, andere Rückblicke gibt es von Adele, die von ihrer Beziehung zu Larissa erzählt.

Fazit:
Mich konnte der Krimi leider weder überzeugen, noch fesseln. Einzig die Rückblenden in die Vergangenheit sind interessant und dem Wiener Flair kann man sich kaum entziehen. Vielleicht war es ein Fehler beim dritten Band einzusteigen, denn mit den drei Freundinnen wurde ich ebenfalls nicht wirklich warm und ermittelt hat einzig und allein Magdalena. Ob ich noch einen weiteren Krimi der Autorin lesen werde, weiß ich noch nicht....
Schade, vorallem, da es eine österreichische Autorin ist und ich diese gerne unterstütze!

Veröffentlicht am 22.03.2018

Weder Fisch noch Fleisch

Idaho
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Der Debütroman von Emily Ruskovich ist mir bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen. Auch die Leseprobe, in die ich hineinlesen durfte, überzeugte mich "Idaho" auf meine Wunschliste zu setzen. Deswegen ...

Der Debütroman von Emily Ruskovich ist mir bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen. Auch die Leseprobe, in die ich hineinlesen durfte, überzeugte mich "Idaho" auf meine Wunschliste zu setzen. Deswegen habe ich mich sehr gefreut, dass ich im Rahmen des Literatursalons bei Lovelybooks in der Leserunde mitlesen durfte.

Der Klappentext erzählt bereits den Teil, den ich in der Leseprobe gelesen habe. Vater, Mutter und zwei Töchter sind im Wald und sammeln Brennholz für den Winter. Die beiden Mädchen spielen und die Atmosphäre ist ruhig und gelassen. Doch dann ist die kleine May tot - mit dem Beil erschlagen. Die Mutter wird angeklagt und lebenslang eingesperrt. Der Vater, Wade, leidet an Demenz. Das ist kein Spoiler, denn diese Fakten werden bereits auf den ersten Seiten erzählt. Nur wie es eigentlich dazu gekommen ist, bleibt offen...

Ich bin sehr gut in die Geschichte gestartet, allerdings begannen ungefähr ab der Mitte die Schwierigkeiten. Die Autorin benutzte sehr viele Zeitsprünge. Normaler Weise habe ich damit keine Probleme, da ich sehr oft Romane auf zwei oder mehreren Zeitebenen lese. Ebenso blieb die Handlung übere weitere Abschnitte ohne Höhen und Tiefen.Außerdem hatte ich immer mehr das Gefühl, dass Geschichten und Personen eingeflochten wurden, die überhaupt nichts mit dem weiteren Verlauf der Handlung zu tun haben. Einige Handlungsstränge verliefen komplett ins Leere. Dies erleichtere das Lesen nicht unbedingt. Dabei begann der Roman wirklich sehr spannend und voller Emotionen.

Die Tragödie rund um den Tod der kleinen May war mysteriös und man rätselte bis zum Ende, ob Jenny wirklich ihre kleine Tochter getötet hat. Doch mit dem Voranschreiten des Romans wurde die Handlung immer diffuser. Die Figuren waren großteils unsymapthisch und ich empfand keinerlei Empathie für sie. Einzig Jenny, die sich für schuldig bekannt hatte, empfand ich als gefühlvoll. Ich traute ihr diese schlimme Tat eigentlich nicht zu. Vorallem Ann, Wades zweite Ehefrau und eigentlich Hauptprotaginistin des Romans, blieb mir bis zum Ende einfach nur fremd und rätselhaft. Sie ist Musiklehrerin und heiratet Wade nach nur neun Monaten nach der Tragödie. Ihre Ambitionen für diese Heirat erschlossen sich mir nicht, denn es war weder von einer großen Liebe die Rede, noch lief Ann unwissend "ins Unglück", denn sie wusste von Wades Demenz. Ann begibt sich auf die Spurensuche in die Vergangenheit. Sie versucht sich statt Wade an die Zeit damals zu erinnern. Ihre wirren Gedanken, an denen uns die Autorin teilhaben lässt, sind eine Mischung aus Wahrheit und Fantastereien, die sich Ann selbst zusammenspinnt. Als Leser weiß man bis zum Ende nicht, was Wahrheit ist und welche Rückschlüsse ihrer Fantasie entspringen.
Die planlosen Zeitsprünge zwischen 1970 und 2025 verunsicherten mich sehr und erschienen nicht wirklich logisch.

Im Rahmen der Leserunde haben wir viel diskutiert und die Meinungen waren sehr gespalten. Die zentrale Frage, die die Autorin mit diesem Roman stellen wollte scheint folgende zu sein: "Können wir unserem Gedächtnis jederzeit vertrauen? Sind unsere Erinnerungen Wahrheit oder nur Täuschung?"
Dies versucht sie dem Leser in diesem Roman zu vermitteln. Das ist ihr nur teilweise gelungen, denn sie lässt mich nach dem Beenden des Romans wirklich ratlos zurück. Meine Fragen wurden nicht beantwortet, das Ende bleibt offen. Die Geschichte dreht sich im Kreis und ich blieb ziemlich gefrustet zurück. Ich kann diesen Roman leider nicht wirklich weiterempfehlen.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist sehr detailreich und ausschweifend. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Sprache ist poetisch und die Stimmung wird sehr authentisch eingefangen. Die flirrende Hitze im Sommer, sowie das Haus auf dem Berg, das im Winter durch den vielen Schnee unpassierbar wird, wird von der Autorin sehr lebendig beschrieben. Ich hatte diese Situationen direkt vor meinen Augen. Die Atmosphäre ist teilweise beklemmend und intensiv. Jedoch hatte ich das Gefühl, als hätte die Autorin ab der Mitte den Faden verloren.


Fazit :
Ein interessanter Start, doch im Laufe der Geschichte wird dieser Roman immer verwirrender. Man fühlt sich, als ob man am Ende des Buches wieder am Anfang angelangt wäre und eigentlich keine der Fragen beantwortet wurde, die man sich beim Lesen gestellt hat. Wer gerne über die Aussage der Autorin rätseln möchte, ist hier richtig. Wer offene Ende genauso wenig mag wie ich, sollte die Finger von IDAHO lassen.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Wo bleibt der Weihnachtsgedanke?

Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg
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Im dritten Band der Reihe rund um Polly, Huckle und dem Papageientaucher Neil freuen sich die Drei auf ein ruhiges Weihnachtsfest. Doch mit der gewünschten stillen Vorweihnachtszeit ist es bald vorbei, ...

Im dritten Band der Reihe rund um Polly, Huckle und dem Papageientaucher Neil freuen sich die Drei auf ein ruhiges Weihnachtsfest. Doch mit der gewünschten stillen Vorweihnachtszeit ist es bald vorbei, denn in Mount Polbearne wird ein Weihnachtsbazar veranstaltet, bei dem alle Betreiber unentgeltlich ihre Ware verkaufen sollen. Für Polly und Huckle nicht sehr einfach, da sowohl die Bäckerei, als auch das Honiggeschäft viel zu wenig abwirft. Außerdem benötigen die Beiden jeden Cent für die Restaurierung des Leuchtturms. So sagt Polly zögerlich zu, als sie Reuben zu den Weihnachtsfeiertagen für ein Catering benötigt. Außerdem bringt ein folgenschweres Geheimnis rund um Kerensa Polly viel zu viel zum Grübeln. Vorbei ist es mit der erhofften Ruhe....

Die ersten Kapitel der Story konnten mich diesmal nicht sofort fesseln und ich benötigte einige Zeit um mich wieder in Mount Polbearne wohlzufühlen. Die positive Ausstrahlung und der Charme des ersten Bandes fehlte auch diesmal wieder, auch wenn die allgemeine Stimmung nicht ganz so negativ war, wie in Band 2.

Gleich zu Beginn gibt es sehr viele Rückblicke und Wiederholungen, die mir zu viel Raum einnahmen. Auch für alle Erstleser der Reihe erübrigt sich nach dem Lesen von Band 3 ein Kauf der beiden ersten Bücher der Reihe, da viel zu viel verraten wird.
Jenny Colgan's Schreibstil lässt sich wieder schnell und flüssig lesen. Der Fokus dieses dritten Teils liegt eindeutig beim Thema Familie und Pollys nicht intakte Beziehung zu ihrer Mutter.
Als größten Schnitzer sehe ich allerdings, dass sich die Autorin die Freiheit genommen hat Pollys Lebenslauf umzuschreiben! Verliert Polly im ersten Band ihren Vater mit 20 Jahren an einem Herzinfarkt, ist sie diesmal seit ihrer Geburt "vaterlos". Ihre Mutter Doreen hingegen ist eine verbitterte sitzengelassene Frau, die Polly alleine aufgezogen hat und durch die Schande eines unehelichen Kindes vollkommen isoliert lebt. Diese Story benötigte Jenny Colgan anscheindend, um ihre Geschichte rund um Pollys Zweifel gegenüber einer Ehe und Kinder mit Huckle besser darstellen zu können. Dieser Schuss geht hier aber gehörig nach hinten los!

Auch in allen anderen Bereichen kann der 3. Band, wie schon Band 2, nicht mit dem ersten Teil der Reihe mithalten. Nicht nur der fehlende Charme des ersten Buches, als auch der seiner Protagonisten, lassen mich enttäuscht zurück. Polly ist wieder etwas weinerlich gestimmt und Reuben benimmt sich diesmal wie ein echter Kotzbrocken. Sein Verhalten gegenüber der schwangeren Kerensa und seine Aussagen über sie, sind allesamt unter der Gürtellinie. Neil, der Papageientaucher und unser aller Liebling, kommt diesmal leider viel zu wenig vor, genauso wie die titelgebende kleine Bäckerei am Strandweg. Ebenso fehlt es an besinnlichen Momenten, die den Leser in vorweihnachtliche Stimmung versetzen sollte. Die ganze Story erscheint mir viel zu konstruiert und kratzt nur an der Oberfläche.
Einzig das Wiedersehen mit den altbekannten Charakteren und der bezaubernden Gezeiteninsel machen diesen dritten Roman noch lesenswert. Der Rest ist leider eine große Enttäuschung!

Fazit:
Leider kann auch der dritte Band nicht mit dem ersten Buch mithalten. Die weihnachtliche Stimmung fehlt, das Ganze kratzt viel zu sehr an der Oberfläche und auch die meisten Charaktere verlieren zunehmend ihren Charme.
Was jedoch gar nicht geht ist, dass die Autorin anscheinend nicht mehr den Lebenslauf ihrer Protagonistin kennt. Ein absolutes NO-GO! Meine 2 1/2 Sterne gebe ich für das Wiedersehen mit altbekannten Charakteren und dem einmaligen Setting. Leseempfehlung kann ich leider keine abgeben. Schade!