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Veröffentlicht am 26.03.2025

Ein liebevoller Blick auf die bunte Welt der Körper – Vielfalt kindgerecht erzählt

So viele Körper
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„So viele Körper“ von Sophie Kennen und Airin O’Callaghan ist ein rundum gelungenes Bilderbuch, das Diversität sichtbar macht – mit Leichtigkeit, Humor und Herz. Schon beim ersten Durchblättern fällt auf, ...

„So viele Körper“ von Sophie Kennen und Airin O’Callaghan ist ein rundum gelungenes Bilderbuch, das Diversität sichtbar macht – mit Leichtigkeit, Humor und Herz. Schon beim ersten Durchblättern fällt auf, wie farbenfroh und detailreich die Illustrationen gestaltet sind. Jede Seite lädt zum Verweilen ein und gibt Kindern – und auch Erwachsenen – die Gelegenheit, genau hinzuschauen: Wer trägt ein Hörgerät? Wer hat ein Tattoo? Warum benutzt jemand einen Rollstuhl? Die Darstellung bleibt dabei ganz selbstverständlich, ohne aufgesetzte Erklärungen.

Die Reimtexte sind angenehm kurz, sprachlich zugänglich und bringen zentrale Aussagen auf den Punkt. Die Botschaft ist klar: Jeder Körper ist einzigartig und vollkommen okay, so wie er ist. Besonders gelungen finde ich, dass unterschiedliche Altersgruppen, Hauttöne, Haarstrukturen und Hilfsmittel wie Prothesen oder Brillen gezeigt werden. Auch kulturelle Vielfalt wird sensibel eingebunden, ohne überbetont zu wirken.

Ein großes Plus ist der Eltern-Input am Ende des Buches: kurze Fragen und Antworten zu möglichen Kinderkommentaren – praxisnah und hilfreich. So kann das Buch nicht nur zum Gesprächseinstieg dienen, sondern Eltern und Fachkräfte auch darin bestärken, offen und unvoreingenommen mit Kinderfragen umzugehen.

Für mich ist „So viele Körper“ ein wunderbares Beispiel dafür, wie Kinderbücher zur Selbstakzeptanz und zu einem respektvollen Miteinander beitragen können.

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Veröffentlicht am 17.03.2025

Heimat, Verlust und Liebe

Die Tage nach dem Pflaumenregen
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Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mich so tief berührt hat wie Die Tage nach dem Pflaumenregen. Die Geschichte von Suchi und Haiwen, die gemeinsam im Shanghai der 1930er-Jahre aufwachsen ...

Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mich so tief berührt hat wie Die Tage nach dem Pflaumenregen. Die Geschichte von Suchi und Haiwen, die gemeinsam im Shanghai der 1930er-Jahre aufwachsen und später durch Krieg, politische Umbrüche und Migration getrennt werden, ging mir sehr nahe. Es ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern ein Roman über Identität, Heimat, Verlust und das Überleben in einer sich ständig verändernden Welt.

Besonders beeindruckt hat mich der Aufbau des Romans: Während Suchis Lebensgeschichte chronologisch erzählt wird, bewegt sich Haiwens Perspektive rückwärts durch die Zeit – ein erzählerischer Kniff, der nicht nur funktioniert, sondern ihren Charakteren Tiefe verleiht. Suchi schaut nach vorn, Haiwen hängt an der Vergangenheit. Diese Gegenbewegungen spiegeln ihre inneren Entwicklungen auf eindrucksvolle Weise wider.

Die sprachlichen Bilder sind kraftvoll und feinfühlig. Die Beschreibungen des Lebens im Longtang, der Kleidung, der Speisen und der Atmosphäre in den verschiedenen Städten machen die Geschichte lebendig. Gleichzeitig zeigen sie, wie sehr ein einziger Entschluss ein ganzes Leben verändern kann.

Mich hat auch die Vielschichtigkeit der Figuren fasziniert – wie sie sich durch Sprache, neue Namen oder soziale Rollen verändern, ohne ihr innerstes Wesen zu verlieren. Besonders die Szenen über das Leben im Exil, die Anpassung in fremden Ländern und der stille Schmerz über eine verlorene Heimat waren für mich sehr bewegend.

Die Tage nach dem Pflaumenregen ist ein historischer Roman, der durch die persönlichen Geschichten seiner Protagonisten Geschichte erfahrbar macht. Ein zutiefst menschliches, facettenreiches Debüt, das mich auch lange nach der letzten Seite nicht losgelassen hat. Für alle, die bewegende, literarisch anspruchsvolle Geschichten mögen – eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 05.03.2025

Ein wundervolles Kinderbuch über den Umgang mit Wut

Tilly stinkt's!
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Tilly, das kleine Stinktier, hat ein großes Problem: Immer wenn sie sich ärgert, setzt sie wortwörtlich einen “Stinker” frei. Doch das kommt bei ihren Freunden gar nicht gut an, und schon bald steht sie ...

Tilly, das kleine Stinktier, hat ein großes Problem: Immer wenn sie sich ärgert, setzt sie wortwörtlich einen “Stinker” frei. Doch das kommt bei ihren Freunden gar nicht gut an, und schon bald steht sie ganz alleine da. Zum Glück hat ihre Mama eine großartige Idee, die Tilly hilft, ihre Wut anders zu bewältigen. Und siehe da – am nächsten Tag läuft alles viel besser!

Dieses Buch behandelt auf einfühlsame und kindgerechte Weise ein wichtiges Thema: den Umgang mit Gefühlen, insbesondere mit Wut. Kleine Leser*innen können sich sehr gut mit Tilly identifizieren, denn wer kennt es nicht, wenn etwas nicht nach Plan läuft und man einfach nur wütend ist? Die Geschichte zeigt auf liebevolle Weise, dass es alternative Wege gibt, mit Frust umzugehen – und das mit viel Humor und Charme.

Besonders beeindruckend sind die Illustrationen: Farbenfroh, detailliert und voller kleiner Überraschungen, laden sie zum Entdecken ein. Kinder können nicht nur der Geschichte lauschen, sondern auch viel auf den Bildern erkunden, was das gemeinsame Vorlesen zu einem tollen Erlebnis macht. Die Mimik und Gestik von Tilly sind wunderbar dargestellt und tragen zur emotionalen Tiefe der Geschichte bei.

Ein weiteres Highlight ist die hochwertige Gestaltung des Buches. Die stabilen Seiten sind ideal für kleine Hände und fühlen sich angenehm fest an.

Unser Fazit: Ein wunderschönes Kinderbuch, das nicht nur unterhält, sondern auch wertvolle Impulse für den Alltag gibt.

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Veröffentlicht am 27.12.2024

Liebe in all ihren Facetten

Liebe
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Morrison erzählt in Liebe die Geschichte von Bill Cosey, einem charismatischen, aber längst verstorbenen Hotelbesitzer, und den Frauen, deren Leben durch seine Präsenz – oder Abwesenheit – geprägt wurden. ...

Morrison erzählt in Liebe die Geschichte von Bill Cosey, einem charismatischen, aber längst verstorbenen Hotelbesitzer, und den Frauen, deren Leben durch seine Präsenz – oder Abwesenheit – geprägt wurden. Im Zentrum stehen Christine, seine Enkelin, und Heed, seine Witwe, die trotz ihrer einstigen Freundschaft nun verfeindet sind und dennoch sein Haus teilen. Diese beiden Figuren verkörpern die Essenz des Buches: Liebe, Hass, Missverständnisse und den Schmerz, den Beziehungen mit sich bringen können.

Morrison entfaltet die Handlung in ihrem typischen Stil: nicht-linear, fragmentarisch und poetisch. Die Puzzleteile setzen sich erst allmählich zusammen, und am Ende ergibt sich ein kraftvolles, bittersüßes Bild von Liebe und Verlust. Besonders beeindruckend ist, wie Morrison die Stimmen der Frauen im Roman schärft – jede Figur wird so lebendig und komplex, dass moralische Grenzen verschwimmen und jede Perspektive nachvollziehbar wird.

Ein Highlight des Buches ist Morrisons unvergleichliche Sprache.

Liebe ist mehr als eine Geschichte über Bill Cosey und die Frauen, die um ihn kämpfen. Es ist ein Werk über Liebe in all ihren Facetten – die Selbstsucht, die Schönheit, die Zerstörung. Morrison zeigt, wie Familiengeheimnisse, Missverständnisse und verletzte Gefühle Menschen über Jahrzehnte prägen können. Sie nimmt den Leser mit auf eine Reise durch Verlust, Rivalität und die Suche nach Vergebung.

Liebe von Toni Morrison bietet eine faszinierende Mischung aus komplexen Themen, emotionaler Tiefe und literarischer Schönheit.

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Veröffentlicht am 21.07.2024

Starkes und bewegendes Werk

Nach uns der Sturm
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Vanessa Chans Debütroman „Nach uns der Sturm“ ist ein literarisches Meisterwerk, das die bewegende Geschichte der Familie Alcantara in Malaya (heute Malaysia) während der turbulenten Jahre von 1935 bis ...

Vanessa Chans Debütroman „Nach uns der Sturm“ ist ein literarisches Meisterwerk, das die bewegende Geschichte der Familie Alcantara in Malaya (heute Malaysia) während der turbulenten Jahre von 1935 bis 1945 erzählt. Das Buch fängt die komplexen historischen und emotionalen Landschaften dieser Zeit ein und vermittelt eindrucksvoll das Leid und die Hoffnung einer Familie unter britischer und japanischer Besatzung.

Die Erzählweise ist spannend und kurzweilig, was durch den häufigen Perspektivwechsel der Charaktere unterstützt wird. Dies ermöglicht es dem Leser, die brutalen Auswirkungen der Besatzung aus verschiedenen Blickwinkeln zu erleben. Besonders beeindruckend ist die Darstellung der Mutter Cecily, die im Glauben, das Richtige zu tun, Verrat begeht und damit das Schicksal ihrer Familie besiegelt. Ihre Tragödie und der innere Zerfall sind herzzerreißend und zeigen die tiefgreifenden menschlichen und moralischen Konflikte jener Zeit.

Chan gelingt es meisterhaft, die Atmosphäre des besetzten Malaya einzufangen. Die Beschreibung von Angst, Unterdrückung, Hunger und der ständigen Bedrohung durch Gewalt ist eindrucksvoll und einfühlsam. Die Charaktere sind vielschichtig und gut entwickelt, jeder mit eigenen Stärken und Schwächen, was ihre individuellen und kollektiven Entwicklungen authentisch und nachvollziehbar macht.

Insgesamt ist „Nach uns der Sturm“ ein starkes und bewegendes Werk, das die Schrecken der Besatzung und die Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben eindrucksvoll darstellt. Die flüssige und angenehme Schreibweise der Autorin macht es zu einem fesselnden Leseerlebnis.

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