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Veröffentlicht am 26.12.2017

Eine unterhaltsame Familiensaga mit einigen Schwächen

Das Gutshaus - Glanzvolle Zeiten
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Im Jahr 1990 kehrt die inzwischen 70-jährige Franziska Kettler in den kleinen Ort Dranitz zurück, wo sie einst im Gutshaus aufgewachsen ist. Doch die Wirren des Krieges führten dazu, dass ihre Familie ...

Im Jahr 1990 kehrt die inzwischen 70-jährige Franziska Kettler in den kleinen Ort Dranitz zurück, wo sie einst im Gutshaus aufgewachsen ist. Doch die Wirren des Krieges führten dazu, dass ihre Familie die Heimat verlassen musste und das herrschaftliche Anwesen in fremde Hände fiel. Nun, fünfzig Jahre danach, beschließt Franziska das Haus ihrer Kindheit wieder zu dem zu machen, was es einst einmal war. Sie kauft das verfallene Gutshaus und beginnt mit der Renovierung. Allerdings ist es nicht jedem Bewohner in Dranitz recht, dass die Baronin wieder in ihrer Nähe wohnt. So muss sie einige Anfeindungen überstehen, bis sie neben dem Haus ihrer Familie auch ihren einstigen Geliebten wieder für sich gewinnen kann.

"Das Gutshaus - Glanzvolle Zeiten" ist ein ruhiger und von schicksalhaften Ereignissen geprägter Roman, der in verschiedenen Zeitebenen erzählt, kurzweilig unterhält. Beginnend mit der Kindheit der Baroness, über die Flucht der einstigen Gutsherrenfamilie bis hin zu Franziskas Rückkehr in der Wendezeit, wird ihr Leben mit allen seinen Höhen und Tiefen erzählt, wobei der Gegenwart den größten Teil der Handlung einnimmt. Hier wird Franziska, die mit allen Mitteln um ihr Erbe kämpft von ihrer Enkelin Jenny unterstützt, die genau wie sie, keiner Schwierigkeit aus dem Wege geht. Zwei Frauen, die erfrischend bodenständig sind und sich zu keiner Zeit einschüchtern lassen.

Neben dem Lebensweg der inzwischen hochbetagten Baronin werden verschiedene geschichtliche Ereignisse thematisiert, wie die lebensbedrohlichen Ereignisse während des Krieges, die entschädigungslosen Enteignungen von der russischen Besetzungsmacht und das Zusammentreffen von Ost- und Westdeutschen nach der Wende. Dabei werden die Ausführungen vor allem zu den neuzeitlichen Ereignissen in Dranitz stark von der persönlichen Meinung der Autorin geprägt und überspitzt dargestellt. Ein Umstand, der nicht jedem Leser gefallen wird, wie auch die Tatsache, dass es der Handlung an Dramatik und Spannung fehlt.

Fazit:
"Das Gutshaus - Glanzvolle Zeiten" ist der erste Band der Gutshaus-Saga, der sich unterhaltsam liest und der seinen Lesern neben den Einblicken in ein bewegtes Leben auch ein dunkles Geheimnis und ein Stück deutsche Geschichte offenbart.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Ein Mut machendes Statement

Ich bin mal eben wieder tot
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Angststörungen, Panikattacken und Depressionen sind psychische Störungen unter denen viele Menschen leiden und die verantwortlich dafür sind, dass ihr Leben voller unkontrollierbarer Qualen ist. Dabei ...

Angststörungen, Panikattacken und Depressionen sind psychische Störungen unter denen viele Menschen leiden und die verantwortlich dafür sind, dass ihr Leben voller unkontrollierbarer Qualen ist. Dabei ergreifen nicht zu beherrschende Störungen von ihrem Körper Besitz und lassen sie neben Atembeschwerden, Schmerzattacken und Schweißausbrüchen auch enorme Unruhe oder sogar Todesangst erleben. Ein Zustand, den Nicholas Müller zur Genüge kennt. Einst als Sänger der Band Jupiter auf dem Höhepunkt des Ruhms musste er im Jahr 2014 die Reißleine ziehen, als während eines Konzerts plötzlich nichts mehr ging. Auf der Bühne von Angststörungen heimgesucht, wurde dem Frontmann endgültig klar, dass es so nicht mehr weitergeht.

In seinem Buch "Ich bin mal wieder tot - Wie ich lernte, mit Angst zu leben" schildert Nicholas Müller schonungslos die schwere Zeit, die er bereits vor seinem Zusammenbruch durchlebte und die durch immer öfter auftretenden Panikattacken nicht mehr zu ertragen war. Beginnend mit dem Tod nahestehender Familienangehöriger, über die Vernachlässigung eigener Bedürfnisse, bis hin zu dem kräftezehrenden Ruhm, wurden bei ihm alle Weichen gestellt, die letztendlich zu seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit führten. Heute, zehn Jahre danach, hat er gelernt, mit seinen Ängsten und Panikattacken umzugehen und nach unzähligen Notarzteinsätzen, der Selbsteinweisung in eine Tagesklinik und den längst fälligen Therapien neues Vertrauen in seine Stärken gefasst.

Ohne Tabus und ohne Rücksicht auf die Meinung anderer zu nehmen, berichtet Nicholas Müller in seinem Buch, wie es ist, mit einer psychischen Krankheit zu leben und wie sehr diese den Alltag bestimmt. Dabei nimmt er sich gerne einmal selbst auf die Schippe, lässt keine peinlichen oder zutiefst deprimierenden Erlebnisse aus und spart es sich, anderen kluge Ratschläge zu erteilen. Denn das, was er mit seinem Buch bezweckt, ist wohl eher ein wenig Verständnis zu erlangen für die Menschen, die mit einer psychischen Krankheit leben müssen und ihnen Mut zu machen, sich ihrem Schicksal zu stellen. Deshalb stört es auch nicht, dass seine Erzählungen ab und an ein wenig konfus erscheinen oder sich Gedankenfetzen scheinbar planlos aneinanderreihen.

Fazit:
Ein Mut machendes Statement von Nicholas Müller, das enorm ehrlich verfasst worden ist und das anderen Betroffenen den so dringend notwendigen Zuspruch gibt, ihren Kampf gegen die inneren Dämonen aufzunehmen.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Ein abwechslungsreicher, sehr komplexer und mit vielen Details angereicherter Lincoln-Rhyme-Thriller

Der talentierte Mörder
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Als Amelia Sachs in einem New Yorker Einkaufszentrum einen Mörder verfolgt, ist sie sich sicher, dass er schon bald hinter Schloss und Riegel sitzt. Doch anstatt ihn in der Starbucks-Filiale zu stellen, ...

Als Amelia Sachs in einem New Yorker Einkaufszentrum einen Mörder verfolgt, ist sie sich sicher, dass er schon bald hinter Schloss und Riegel sitzt. Doch anstatt ihn in der Starbucks-Filiale zu stellen, wird sie durch die gellenden Schreie eines Mannes abgelenkt, der in den Antriebsschacht einer Rolltreppe gefallen ist. Ohne zu zögern, hilft sie ihm, während der flüchtende Mörder entkommen kann. Lange dauert es nicht, bis Amelia Sachs gemeinsam mit ihrem Partner Lincoln Rhyme erkennt, dass der vermeintliche Unfall ein Mordanschlag war und dessen Verursacher sich mit todbringender Sicherheit in die Steuerungssysteme von Anlagen und Maschinen hackt.

"Der talentierte Mörder" ist ein spannender und sehr komplexer Thriller, der nicht nur die Ermittler mit ungeahnten Wendungen in Atem hält, sondern auch seine Leser. Denn während Amelia Sachs gemeinsam mit Lincoln Rhyme und seiner neuen Praktikantin den Spuren eines intelligenten Mörders folgt, hat er ebenfalls ordentlich zu tun, um dessen Rachepläne zu durchschauen. Dabei wird er regelmäßig mit neuen Informationen gefüttert, ist dabei, wenn Tatorte besichtigt werden oder es während der zwangsläufig entstehenden Verfolgungsjagden ordentlich zur Sache geht. Doch nicht nur das. Seine Aufmerksamkeit ist genauso gefragt, wenn Sachverhalte bis ins kleinste Detail erörtert werden oder Diskussionen einfach kein Ende nehmen. Hier hätte Jeffery Deaver besser daran getan, einige Dinge abzukürzen, um die Geduld aller Beteiligter nicht so arg zu strapazieren.

Gewohnt flüssig geschrieben und gut recherchiert weiß auch dieser Fall mit einem gut durchdachten Plot und interessanten Einblicken in das Privatleben seiner Figuren zu überzeugen. Da ist zum einem Detective Amelia Sachs, die sich diesmal den Avancen ihres Exfreundes Nick stellen muss, der aus dem Gefängnis entlassen wurde. Zum anderen lernt der Leser mit Juliette Archer eine hochintelligente junge Frau kennen, die ebenfalls im Rollstuhl sitzt und Licolm mit ihren Schlussfolgerungen zu überraschen versteht. Und dann sind da noch Ron Pularski als Partner von Amelia Sachs, der im Alleingang Ermittlungen in der Drogenszene anstellt, der Mörder selbst, dessen Gedanken und Handlungsansätze verfolgt werden können und nicht zu vergessen Lincoln Rhyme, welcher plötzlich nicht mehr beim NYPD tätig ist, sondern freiberuflich als Dozent sein Dasein fristet. Allerdings hindert ihn seine neue Tätigkeit nicht daran, bei Amelias Ermittlungen ordentlich mitzumischen.

Fazit:
"Der talentierte Mörder" ist ein Thriller, der erst in Fahrt kommen muss, dann aber mit einem rasanten und abwechslungsreichen Fall zu fesseln versteht. Allerdings sollte sich der Leser im Klaren darüber sein, dass sich die Detailverliebtheit von Jeffery Deaver in seinen Büchern niederschlägt.

Veröffentlicht am 01.12.2017

Ein dramatisches Hörbuch mit einem spannenden Verlauf und einem überraschenden Ende

Die Schwester
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Die 2 Jahre alte Samantha Shipley wird in einem mexikanischen Luxusresort aus ihrem Bettchen entführt, als ihre Eltern nur wenige Meter entfernt in einem Restaurant essen sind. Eine Tragödie, die ihre ...

Die 2 Jahre alte Samantha Shipley wird in einem mexikanischen Luxusresort aus ihrem Bettchen entführt, als ihre Eltern nur wenige Meter entfernt in einem Restaurant essen sind. Eine Tragödie, die ihre Ehe zerbrechen lässt und ihnen enorme Schuldgefühle beschert. 15 Jahre danach erhält Samanthas Mutter einen Anruf von einer jungen Frau, die behauptet, ihre verschwundene Tochter zu sein. Mit gemischten Gefühlen lässt sie sich auf einen Gentest ein und muss erfahren, dass die Wahrheit genauso traumatisch ist, wie der erlittene Verlust.

"Die Schwester" ist ein spannendes Höbuch, das eindeutige Parallelen zu dem Fall der kleinen Maddie aufweist, die im Mai 2007 aus einer Ferienwohnung in Portugal verschwunden ist. Vor allem die Anschuldigungen und jahrelangen Hetzkampanien gegen ihre Eltern, werden auch in Joy Fieldings Roman zu einem zentralen Thema gemacht und zeigen auf, wie traumatisch ebensolche Erlebnisse für die Eltern und die Geschwister der verschwundenen Kinder sind. So gelingt es Joy Fielding wunderbar die zweifelnden Gefühle und gegenseitigen Vorwürfe der Angehörigen darzustellen, die sich an dem ihnen angetanen Verbrechen schuldig fühlen.

Gewohnt flüssig, mit lebendigen Dialogen und interessanten Figurenkonstellationen geht Joy Fielding dazu vor und versteht es mit immer wieder neuen Aspekten und unerwarteten Vorkommnissen Spannung in die Handlung zu bringen. Dabei wechseln sich gegenwärtige und vergangene Ereignisse miteinander ab und lassen den Hörer die Zeit vor und nach der Entführung erleben. Dass es hierbei nicht immer nervenaufreibend zugeht, ist wohl klar. Und doch versteht es das Hörbuch, vor allem auf emotionaler Ebene zu fesseln. Auch erlangt die in der 3. Person erzählenden Mutter Carolin nicht unbedingt die Sympathie des Hörers, viel zu zwiegespalten und naiv wird sie hier dargestellt. Doch die Aufarbeitung ihres erlebten Traumas ist auf jeden Fall hörenswert.

Fazit:
Ein dramatisches Hörbuch mit einem spannenden Verlauf und einem überraschenden Ende, das unterhaltsame und bewegende Momente beschert und von Petra Schmidt-Schaller mit einem untrüglichen Gespür für die Gefühlswelt der Figuren gelesen worden ist

Veröffentlicht am 19.11.2017

Surreal und spannend

The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum
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Im schneebedeckten Kanada ist eine namenlose Frau mit ihrem Freund Jack im Auto unterwegs, um dessen Eltern kennenzulernen. Schnell entwickelt sich ein Gespräch, das sich um ganz alltägliche Dinge und ...

Im schneebedeckten Kanada ist eine namenlose Frau mit ihrem Freund Jack im Auto unterwegs, um dessen Eltern kennenzulernen. Schnell entwickelt sich ein Gespräch, das sich um ganz alltägliche Dinge und ihre junge Beziehung dreht. Und während am Anfang zwischen ihnen noch alles in Ordnung ist, schleicht sich ganz allmählich eine nicht zu erklärende Beklemmung ein, die die anheimelnde Atmosphäre kippen lässt. Denn nicht nur Jack weicht persönlichen Fragen seiner Freundin immer wieder aus. Auch die Frau nennt keinen Grund, warum sie ihrem Freund nichts von den eingehenden Handyanrufen eines unbekannten Stalker erzählt. Eine merkwürdige Situation, die immer seltsamer wird. Und schon bald erhärtet sich der Verdacht, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt.

Aufgebaut wie ein Selbstgespräch, mit undurchsichtigen Andeutungen und Nachrichten von einem fremden Anrufer versehen, versteht es der Thriller auf surrealer Ebene gut zu unterhalten. Zwar passiert am Anfang nicht viel, da der Leser während der Fahrt in eine abgelegene Gegend erst einmal allerhand über die beiden Hauptfiguren, ihren Charakter und das Ziel ihrer Fahrt erfährt. Doch plötzlich unterbricht ein kurzes Kapitel das bis dahin ruhige Geschehen und es wird aus dritter Hand berichtet, dass etwas Schreckliches vorgefallen ist. Von nun an erscheinen die im Auto geführten Gespräche in einem völlig neuen Licht und das was, zunächst wie ein belangloses Geplänkel zwischen einem sich nicht besonders gut kennenden Pärchen anmutet, entpuppt sich als Vorbote einer grausamen Tat.

Iain Reid versteht es mit beiläufigen Bemerkungen, abgebrochenen Sätzen und bruchstückhaften Tatsachen eine Geschichte zu erzählen, die den Leser lange Zeit in die Irre führt. Dabei spielt er gekonnt mit dessen Neugier, lässt ihn wie ein Voyeur in fremde Leben schauen und sorgt dafür, dass er eigene Vermutungen anstellt. Und das alles, ohne zu merken, dass einem Trugbild erlegen ist. Denn erst ganz zum Schluss wird ihm klar, wie die undurchsichtigen Ereignisse zusammenhängen und warum sich das Pärchen im Auto so seltsam verhalten hat. Ein geschickt inszeniertes Psychospiel, das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die Vorliebe aller Leser trifft, aber die, die den mit Horrorelementen gemischten Nervenkitzel mögen, werden mit diesem Buch spannende Lesestunden haben.

Fazit:
Eine Empfehlung für Horror- und Thrillerfans, die surreale Geschichten mögen.